Mirani-Kapitel 61

~Mirani~
Meine Äxte blockten die Krallen des Monsters, die ein metallenes Klirren hinterließen und mittlerweile in meinen Ohren klingelten.
Schweiß stand auf meiner Stirn, während ich all meine Konzentration aufbringen musste, um keinen Angriff zu übersehen.
Er war schnell und stark. Ich hatte nicht einmal die Zeit, mich umzusehen.
Hoffentlich ging es Asher gut. Ob er die beiden Frauen hatte retten können?
Ich wollte nach ihm sehen, doch ich wusste, dass ein Moment der Unachtsamkeit mein Leben kosten würde. Außerdem spürte ich die Versuche, nah genug an mich heranzukommen, um erneut an meiner Kraft zu zehren.
Ich wusste bis jetzt noch immer nicht, wie dieses Wesen mich das letzte Mal so geschwächt hatte, doch mittlerweile verstand ich zumindest, dass es nah genug an mich heran musste. Solange ich also Abstand hielt, konnte es zumindest diesen Angriff nicht nutzen.
Allerdings sorgte das auch dafür, dass ich selbst nicht wirklich angreifen konnte. Ich war eine Nahkämpferin und musste mit meinen Äxten so nah heran, dass ich ihm damit eine Gelegenheit gab.
Immer wieder gab mir der Nebel einige kurze Informationen über den restlichen Zustand meiner Umgebung.
Kaelen war mit seiner Truppe bis zur Stadt vorgedrungen, doch ich konnte mich nicht lange genug konzentrieren, um genau herauszufinden, wo sie sich befanden.
Einen Moment der Unachtsamkeit büßte ich mit einem langen Schnitt, den seine Klauen über meinen Arm hinterließen.
Es brannte und das warme Blut tropfte hinab, doch ich konnte mich nicht lange damit befassen.
Stattdessen machte ich einen Ausfallschritt und blockte einen weiteren Angriff, der ein Vibrieren durch meine Axt schickte und meinen ganzen Körper zittern ließ.
Meine Arme schmerzten und mein Kopf dröhnte, doch ich gab nicht nach. Irgendwas musste mir einfallen, um ihn zu besiegen. Solange ich überhaupt noch die Kraft dazu hatte.
Warum konnte mein Nebel nicht auch zum aktiven Angriff nutzbar sein wie Ashers Alphagabe?
In dem Moment, in dem ich darüber nachdachte, vibrierte der Boden unter meinen Füßen und begann sich zu wellen wie Wasser.
Ich strauchelte, doch genauso strauchelte auch der Jiangshi.
Bevor ich meine Chance jedoch nutzen konnte, hatte er sich gefangen und so gelang es mir, nur seinen Angriff zu blocken, wobei ich unweigerlich über den Sand geschoben wurde.
Dieser erhob sich plötzlich und statt uns beide zu Fall zu bringen, riss er nur den Jiangshi von den Füßen.
Dieses Mal war ich nicht bereit, diese Chance sausen zu lassen. Ich hob meine Axt und stürzte mich auf den am Boden liegenden Jiangshi zu.
Das scharfe Metall schnitt durch Haut und ich spürte den Knochen, den ich zerschmetterte. Nur leider war er ausgewichen und ich erwischte lediglich einen Finger.
Ein schriller Schrei ließ meine empfindlichen Ohren erneut dröhnen und dann spürte ich den Schmerz in meiner Seite.
Tränen traten mir in die Augen, als die Wucht des Angriffs mich von den Beinen schleuderte und ich erneut in die Trümmer der Häuser krachte.
Nach Atem ringend, versuchte ich, die Schmerzen zu unterdrücken und mich wieder aufzurappeln, doch es war schwerer als gedacht.
Der Jiangshi kam auf mich zu. Seine Augen funkelten verheißungsvoll und für einen Moment sah ich mein Leben an mir vorbeiziehen.
War es das jetzt gewesen? Jetzt, wo ich den Mann gefunden hatte, den ich liebte?
Mein Körper reagierte nicht und ich schloss meine Augen.
Ein Kribbeln glitt über meinen Körper. Feine Steine, die mich dazu brachten, meine Augen wieder zu öffnen.
Vor mir hatte sich eine Wand aus Sand aufgebaut, die mich schützte, während ich hörte, dass der Jiangshi knurrte und fauchte.
Es krachte laut und eine Erschütterung rüttelte mich wieder wach.
Asher.
Das musste Asher sein!
Mein Herz begann, heftiger zu schlagen.
Asher war stark, keine Frage, doch war er in der Lage, gegen dieses Wesen zu bestehen? Er war erst zum Alpha aufgestiegen und seine Alphagabe hatte er auch noch nicht unter Kontrolle.
Es krachte weiter und der Boden erzitterte, weshalb ich mich schließlich aufrappelte.
Meine Beine zitterten zwar vor Erschöpfung, doch ich wollte Asher nicht allein kämpfen lassen.
Nach Luft ringend, versuchte ich, etwas zu erkennen. Wie konnte ich ihm helfen?
Überall lag Staub und Sand in der Luft, weshalb ich mich nur auf meinen Nebel konzentrieren konnte, um überhaupt herauszufinden, wo sich die beiden befanden.
Die Silhouetten, die mir mein Nebel zeigte, waren ein Stück entfernt. Als würde Asher versuchen, ihn wegzulocken. Was ihm überraschenderweise gelang. Dabei hatte ich geglaubt, der Jiangshi hatte es auf mich abgesehen.
Oder hatte er mittlerweile verstanden, dass auch Asher ein geborener Alpha war?
Mein Herz setzte einen Moment aus, als mir klar wurde, dass er nun genauso in Gefahr sein könnte, wie ich.
Mit letzter Kraft stürzte ich mich in die Richtung der beiden, nur um zu sehen, wie Asher mit seinem Bein den Magen des Wesens traf und ihn von den Füßen riss.
Die Druckwelle, die selbst mich erwischte, war so heftig, dass ich meinen Moment brauchte, um Ashers volle Kraft zu verstehen.
Er war überall verletzt, doch nichts Ernstes. Damit musste er seine eigene Kraft so gestärkt haben, dass er jetzt die Oberhand hatte. Nur atmete er bereits schwer und ich sah, dass er angespannt aussah.
War er überhaupt in der Lage, so viel Kraft zu nutzen, ohne sich dabei zu verletzen?
Gerade, als ich diese Gedanken beendet hatte, ging er plötzlich auf die Knie und griff sich an die Brust.
Verflucht.
Ich rannte schneller, streckte meine Hand nach ihm aus und hoffte, dass mein Nebel ihn ein wenig schützen würde. Doch es war zu spät.
Der Jiangshi war schneller. Er hob seine Krallen mit einem diabolischen Lächeln auf den Lippen, bevor er sie auf Asher niedersausen ließ.
Blut spritzte mir entgegen und zwang mich, meine Augen zu schließen, während ein Schrei an meine Ohren drang.




























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