Naggad aaf nach Kanada – fränkische Mundart
Liebe/r LeserIn,
ich wünsche Dir viel Freude beim Lesen meiner, in fränkischer Mundart geschriebenen Texte!
Lese Dir den Text gerne laut vor, dann fällt es oft leichter die Wörter zu lesen und zu verstehen.
Nach dem fränkischen Text findest Du auch die hochdeutsche Übersetzung.
Aktuell arbeite ich hier an einem ganz besonderen Stadtführer mit Text, Hörspielen und auch Ausflugszielen.
Schreibe mir gerne!
Ich freue mich über jede Anregung! …. und einen passenden Verlag suche ich auch noch 🙂
Herzlichst
Katja Thienel
Naggad aaf nach Kanada
„Werni, des bassd, waggeld unn hadd Lufd!
Zwölf Mann bassn nei, berfeggd!
Ihr schdeicht scho in Schwazzabrugg ei unn mir dann in Wendelschdaa!“,
des worn dei Wodde fo meim Fadda alsa mid seim Schbezi Werni des XR-Dregging-Gummibood kaffd hadd.
Damals kurz nachm Unglügg fo Dschernobil.
Da wor dei halbe Weld, so wie etzadla a, in dodaaler Baanig unn kanna hod gwussd was bassierd unn was nu kummd odda ob ieberhabds nu amol was kummd.
Deswegn ham sich der Werni unn mei Fadda an guudn Blan überleechd.
Der sichersde Ord aff derra Weld währ laud denna Zwaa Kanada gwehn.
Unn deswegn hamms a Schlauchbood kaffd!
Naaaaaa!!!!
….. ka nomahls Gummibood, sondern des XR-Dregging!
Subba schdabiel, für zwölf Mann baud unn dodaal sicher!
Der Blan währ dann gwehn, dass der Werni, sei Fraa, seine Kinner, sei Schwesda mid ihrm Moo unn mir, also mei Fadda, mei Mudda, mei glanna Bruda unn iech in dem Schauchbood über dei Schwarzach affn aldn Kanal irngdwie zum Meer unn dann nach Kanada baddeld währn unn dann in Sicherheid gwehn währn.
In unserm Keller hamms dann zerschd alles aufbumbd, dei Baddel ausbrobierd, dei Kanisder midm Dringwassa gfülld unn für alle rohde gschdriggde Soggn bsorchd.
Rohde gschdriggde Soggn wärma nämlich mehr wei alle andern Soggn unn affn Meer kanns ja ewenduell aa amol rechd kald währn.
Unn danoch simma alle midanand nach Jugoslawien zum Bohemisee gfohrn!
Mir hamm doch des Bood aa amol in Echd ausbrobiern mäin, befor werglie a Kadasdrofe bassierd unn mir ned schnell gnuch wechkumma!
Naja , woas soll ie sohng, iech wor ja damals grod amol knabb zehn Joar ald!
Aff alle Fälle hamm mir uns alle,
bis affm Werni sei Schwesda unn derra ihrn Moo,
scho am Schdrand fomm See for unserm Bood fersammeld,
dei Sidzordnung übabrüfd unn dei rohdn Soggn kondrollierd.
Männla wie Weibla simma langsam eigschdieng,
hamm uns hieghoggd unn ham gwadd ….
gwadd affn Werni sei Schwesda unn ihrn Moo!
Aff amol brülld der Werni:
„Etz kemma glei los! Dahindn kummas!“
Iech hab mich dann aa amol umdrehd unn da hobb ies gsehng!
….. zwaa Naggade sin diregd aff unsa Bood zu gwaggeld ….
….. unn dei Naggade woarn werglie im Werni sei Schwesda unn ihr Moo!
Naggad unn a nu ohne rohde Soggn sins dann eigschdieng ins XR-Dregging unn mir sann losbaddeld ……
zehn Mann in rohde Soggn unn zwaa Naggade!
Der ganze Schrand hodd große Augn gmachd unn wascheinlie a rechd glachd,
abba dei hamm ja aa ned gwussd aff welcha wichdign Mission mir sinn!
Zum Glügg hadd bei uns abba alles glabbd unn mir sann nach a baar Schdund widda gud am Ufer ohkumma ….
zehn Mann in rohde Soggn un zwaa Naggade!
Abba deff iech dier im Ferdraun wos ferradn?
Iech glaub der liebe Godd hodd uns baddeln gsehng,
dei Händ ieberm Kubf zamgschlohng
unn dann Himml unn Hölle in Bewechung gsedzd
unn in ledzder Minudn zwaa Kadasdrofn ferhinderd!
….. zerschd nadürlie in Weldundergang unn dannooch nu unser Mission „Naggad aaf nach Kanada!“
Unn deff iech dier nuu amol was ferradn?
Iech hab mer fei groo widda a XR-Dregging-Bood kaffd!
A Blädzla hädd ie nuu frei!
Moggsd midd baddeln?
Unn wenn uns der liebe Godd dann hoffendlich widda sichd,
unn mir deswegn unser scheene Weld unn unser aller Lehm reddn könna,
dann baddel iech a naggad unn in rohde Soggn mid dier quer durch dei Bengadz,
durchn neia Kanal unn sugaar no um an Brombachschbeicher!
Und hier die hochdeutsche Übersetzung
Nackt auf nach Kanada
„Werner, das passt, wackelt und hat Luft!
Zwölf Mann haben Platz, perfekt!
Ihr steigt schon in Schwarzenbruck ein und wir dann in Wendelstein!“,
das waren die Worte meines Vaters, als er mit seinem Freund Werner das XR-Trecking Schlauchboot gekauft hatte.
Damals, kurz nach dem Unglück von Tschernobyl.
Da war die halbe Welt, so wie jetzt gerade auch, in großer Panik und keiner hat gewußt was passiert und was noch kommt oder ob überhaupt noch einmal etwas kommen wird.
Deshalb haben sich der Werner und mein Vater einen guten Plan überlegt.
Der sicherste Ort auf dieser Welt wäre laut den Beiden Kanada gewesen.
Und deshalb haben sie ein Schlauchboot gekauft!
Nein!
… kein gewöhnliches Gummiboot, sondern das XR-Trecking!
Super stabil, für 12 Mann erbaut und mehr als sicher!
Der Plan wäre nun gewesen, dass der Werner, seine Frau, seine Kinder, seine Schwester mit ihre Mann und wir, also mein Vater, meine Mutter, mein kleiner Bruder und ich in dem Schlauchboot über die Schwarzach, dann auf dem Ludwig-Donau-Kanal und irgendwie bis zum Meer und dann nach Kanada gepaddelt und somit in Sicherheit gewesen wären.
In unserem Keller haben sie dann alles zunächst aufgepumpt, die Paddel ausprobiert, die Kanister mit Trinkwasser gefüllt und für alle rote gestrickte Socken besorgt.
Rote gestrickte Socken wärmen nämlich deutlich besser als anders farbige Socken und auf dem Meer könnte es ja eventuell auch einmal recht kalt werden.
Und dann sind wir gemeinsam nach Jugoslawien an den Bohinj See gefahren!
Wir mussten doch das Boot auch einmal unter realen Bedingungen testen, bevor wirklich eine Katastrophe geschieht und wir nicht schnell genug ausreisen können!
Nun ja, weißt du, ich war ja damals gerade so 10 Jahre alt!
Voller Eifer haben wir uns dann alle,
bis auf Werners Schwester und ihren Mann,
schon am Strand des Sees vor unserem Boot versammelt,
die Sitzordnung überprüft und auch die roten Socken kontrolliert.
Männer wie Frauen sind wir dann langsam eingestiegen,
haben unsere Plätze eingenommen und warteten …
wir warteten auf Werners Schwester und ihren Mann!
Als plötzlich Werner laut ruft:
„Gleich können wir los! Dort hinten kommen sie!“
Darauf habe ich mich auch einmal umgedreht und habe die Beiden dann auch gesehen!
… zwei Nackte sind auf direktem Weg zu unserem Boot spaziert …
… und die Nackten waren tatsächlich Werners Schwester und ihr Mann!
Nackt und auch noch ohne rote Socken sind die Beiden dann in das XR-Trecking-Boot eingestiegen und wir sind los gepaddelt …
zehn Mann mit roten Socken und zwei Nackte!
Der ganze Strand hat große Augen gemacht und sich wahrscheinlich auch köstlich über uns amüsiert,
allerdings wussten die ja nicht auf welch´ wichtigen Mission wir uns befanden!
Zum Glück funktionierte jedoch bei uns alles problemlos und wir kamen nach einigen Stunden wieder gut am Seeufer an …
zehn Mann mit roten Socken und zwei Nackte!
Aber darf ich dir was anvertrauen?
Ich glaube der liebe Gott hat uns paddeln gesehen,
hat seine Hände über seinem Kopf zusammengeklatscht
und dann Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt und
in letzter Minute gleich zwei Katastrophen verhindert!
… zuerst natürlich den Untergang der Welt und dann noch unsere Mission „Nackt nach Kanada!“
Und darf ich dir noch was anvertrauen?
Ich habe mir gerade erneut ein XR-Trecking-Boot gekauft!
Ein Plätzchen wäre hier noch frei!
Hast du Lust mit zu paddeln?
Und wenn uns der liebe Gott dann hoffentlich wieder sieht,
und wir dadurch unsere schöne Welt und alles Leben retten können,
dann paddle ich auch nackt und mit roten Socken mit dir quer durch die Pegnitz, durch den Main-Donau-Kanal und sogar noch um den Brombachsee herum!
































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