AdD2-Kapitel 5

Yuvan fluchte uns schob Rhana mit seinen Händen hoch, bevor er irritiert blinzelte.
Rhana sah ihn genauso verwirrt an. »Entschuldige …«, setzte sie an, wurde aber von Yuvan unterbrochen.
»Bei allen Göttern. Wo kommst du denn her?«, fragte er, als hätte er sie gar nicht gesehen.
Rhanas Flügel zitterten vor Aufregung, als sie sich langsam wieder erhob. Nicht ohne Yuvans Hilfe, der sie eingängig musterte. Sein Blick wurde nur noch ungläubiger. »Rhana?«, fragte er, als würde er seinen Augen nicht trauen.
Eine leichte Röte schoss Rhana in die Wangen, während sie mit den Fingern spielte und den Blick abwandte.
Warum war sie ausgerechnet in Yuvan hineingerannt? Wie sollte sie ihm nur erklären, was passier war?
Sie öffnete den Mund, um sich zu erklären, da fiel ihr Yuvan erneut ins Wort. »Hast du dich verändert? Du siehst so … atemberaubend aus.«
Rhana glaubte, sich verhört zu haben.
Hatte er gesagt, dass sie schön war oder bildete sie sich das ein?
»Deine Haare glänzen richtig und deine Haut …«, setzte Yuvan an, dessen Blick weiter über sie wanderte.
Rhana spürte die Verlegenheit wachsen und in ihr keimt dräer Wunsch, sich zu verstecken. Doch gleichzeitig fühlte sie sich von seiner offensichtlichen Bewunderung auch geschmeichelt.
»Bist du kleiner geworden?«, fragte er stirnrunzelnd und erst da schien ihm ihre Flügel aufzufallen.
Er schnappte nach Luft. »Eine Fee? Du bist eine Fee geworden?«, fragte er mit offenem Mund und deutlichen Unglauben.
Rhana nickte vorsichtig, während sie den Mut sammelte, etwas zu sagen, doch die Worte wollten ihren Mund nicht verlassen. Auch, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
Yuvan strahlte noch mehr. »Feen sind wunderbar«, sagte er und begann Rhana zu umkreisen wie ein Raubtier. »Und wunderschön. Diese Flügel stehen dir total«, lobte er mit so viel Begeisterung, dass sich Rhana fragte, wieso. Sie hatte Yuvan noch nie so begeistert gesehen.
»Ich … weiß nicht«, murmelte sie.
Feen galten zwar in ihrer Kultur als heilig, doch sie hatte noch nie eine Fee gesehen und wirkliche Legenden über sie gab es auch nicht. Nur das Wissen, dass sie die Gesandten des Drachengottes sind, war geblieben.
»Unser Land wurde vor vielen Jahren von ihnen gerettet«, erklärte Yuvan stolz. Seine Augen funkelten auf eine Art, die Rhana zwar überraschte, die ihr aber auch wieder ins Gedächtnis rief, dass er von der Blutlinie der Götter abstammte.
»Wirklich?«, fragte sie, denn sie wollte, dass Yuvan weitersprach, damit sie nicht musste.
Schnell nickte dieser. »Damals heiratete eine eurer Königinnen in die Nordlande ein, um den Krieg zu stoppen«, erklärte er, als wüsste das Rhana nicht. Es war Allgemeinwissen, dass sie damals einen Austausch verhandelt hatten. Die Nordlande hatten keine Prinzessin bekommen und die Südlande einen Prinzen. Was an der eher ungleichen Verteilung von Mann und Frau in den Blutlinien lag. Die Blutgeborenen aus den Drachenclans waren oft Frauen, während die Seelenlatzennachkömmlinge oft männlich waren. Nicht nur, aber in einer deutlichen Häufigkeit.
»Alle dachten, damit wäre es beendet, doch der eigentliche Kampf stand noch bevor.«
Rhana konnte Yuvan ansehen, wie spannend er diesen Teil seiner Geschichte fand und wie stolz er war, es zu wissen und mit anderen teilen zu können.
Rhana ging davon aus, dass er dachte, sie würde die Geschichte nicht kennen, dabei wurde sie auch in ihrer Gegegend gelehrt. Aber vermutlich nicht so tiefgründig.
»Einer der alten Götter erhob sich und so waren unsere Königin und unser König gezwungen sich an die Götter zu wenden, um sich zu verteidigen. Sie erhöhten ihre Rufe und schenkten ihnen Kraft.«
»Die Götter erhöhten sie?«, fragte Rhana mit klopfendem Herzen.
War es das, was Idris vielleicht gemeint hatte? Dass er bei den Göttern um ihr Leben gebeten hatte? Aber wieso waren sie dann verbunden und was hatte Ideis damit gemeint, dass er Macht über sie hatte?
»In diesem Krieg schufen die Götter auch zwei Feen. Übrigens gehörten sie zu den ersten Drachenreitern«, plauderte Yuvan weiter.
Mittlerweile hatten sie sich in einen nahen Klassenraum zurückgezogen und sich auf den Stühlen niedergelassen.
Rhana hatte den Stuhl gedreht und lehnte ihre Arme auf die Lehne, damit ihre Flügel Freiraum hatten. Trotzdem hielt sie diese eng an ihren Rücken.
»Weißt du wie das geht? Also das Schaffen von Feen?«, fragte Rhana atemlos. Sie wusste, dass sie Idris fragen könnte, weil er es mit Sicherheit wusste, doch aus Gründen, die sie nicht verstand, hielt er sich bedeckt. Als würde er ihr bewusst etwas verheimlichen wollen.
Yuvan rieb sich das Kinn. Er zeigte nicht, ob er verärgert darüber war, dass Rhana ihn aus seiner Geschichte gerissen hatte. Stattdessen blickte er eher nachdenklich auf den Tisch. »Nein. Aber soweit ich mich erinnere hängt es mit einem Opfer an die Götter zusammen«, erklärte er mit einem breiten Grinsen.
»Einem Opfer?«, fragte Rhana entsetzt. War jemand gestorben, damit sie leben konnte?
»Das hab ich gehört«, bestätigte Yuvan, was bei Rhana nur noch mehr Panik auslöste. Allerdings schwieg sie.
»Jedenfalls«, setzte Yuvan wieder an, als wäre das Gespräch davor nie passiert. »Die beiden Feen sind Helden. Nur dank ihnen gelang es unserer Armee, die Bedrohung zu bezwingen. Und sie haben in diesem Kampf ihr Leben gelassen. Aber ihre Magie muss atemberaubend gewesen sein.«
»Magie? Feen besitzen Magie?«, fragte Rhana, die sich an diesen kleinen, positiven Aspekt krallte. Sie wollte nicht mehr an das Opfer denken, das vielleicht für sie erbracht worden war.
»Ja natürlich«, erwiderte Yuvan aufgeregt. »Oder denkst du fliegen ist alles, was eine Fee kann?«
Rhana blickte nach hinten auf ihre Flügel und stieß die Luft aus, bevor sie erneut zu Yuvan sah. »Ich kann ja nicht einmal das«, gab sie brummend von sich. Immer, wenn sie den Wind in den Flügel spürte, wollte sie sich in die Lüfte schwingen, doch die Angst, wie ein Stein vom Himmel zu fallen, war allgegenwärtig.
Yuvan winkte ab. »Das wirst du schon hinbekommen. Es liegt jetzt quasi in deiner Natur.«
Rhana war sich nicht so sicher. »Ich glaube nicht, dass irgendwas davon in meiner Natur liegt«, sagte Rhana und deutete auf sich. Noch immer fühlte sie sich nicht ganz wohl in ihrer Haut.
Yuvan musterte sie erneut. »Also, wenn es jemand verdient hat, dann du. Du bist perfekt als Fee geeignet«, behauptete er, was Rhana erneut die Röte ins Gesicht zauberte.
Plötzlich packte Yuvan sie an der Hand. »Komm. Ich helf dir, herauszufinden, was du alles kannst«, sagte er und zog sie mit sich in Richtung eines Außenbereiches.
Rhana ließ es zu, sah aber kurz zurück, weil sie das Gefühl hatte, beobachtet zu werden.
Sie sah noch, wie ein Stück Kleidung hinter einer Ecke verschwand, doch bevor sie sich damit befassen konnte, wer es war, hatte Yuvan sie auch schon nach draußen gezogen.






























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