Kapitel 47

Angestrengt verspannte sich der Highlord noch ein bisschen, um Lilitha möglichst wenig Spielraum für ihre Attacken zu geben. Schließlich gab er auf und stürmte mit einem lauten Knurren auf die Wand zu, um sie dagegen zu drücken. Das Resultat war ein spitzer, panischer Schrei, den die Rothaarige von sich gab, ehe sie sich hin und her wand. Noch immer Tränen in den Augen und zitternd schien sie zu versuchen sich wieder zu orientieren.
»Du bist sowas von anstrengend!«, zischte Kaden knurrend und pinnte ihre Handgelenke an die Wand, um sein Knie zwischen ihren Beinen zu platzieren. Somit konnte sie sich hoffentlich nicht mehr allzu sehr wehren und sich winden.
»Dann lasst mich doch gehen«, jammerte sie, auch wenn ihre Stimme sehr schwach war. Im Moment wollte sie einfach nur weg und ihre Wunden lecken. Wunden, die so wehtaten, dass sie es selbst kaum glauben konnte. Sie schnürten ihr förmlich die Luft ab und sie wusste nicht, wieso. Wann war es dazu gekommen? Wann war sie so emotional geworden, wenn es um Kaden ging?
Sein Körper drückte sich an ihren und gab ihr somit noch weniger Spielraum. Ihr Körper wollte ihn spüren und seine Nähe genießen, doch ihr Herz schmerzte so sehr, dass sie ihm am liebsten das Gesicht zerkratzen würde.
»Eifersüchtig?«, fragte er in einem gepressten Ton, obwohl er die Antwort wohl zu kennen schien. War es Eifersucht? Konnte diese Emotion wirklich so hässlich werden? Kein Wunder, dass Chiana so reagiert hatte, als Kaden Interesse an Lilitha gezeigt hatte. Es tat so unglaublich weh.
Sie hätte wirklich verschwinden sollen, als sie die Gelegenheit dazu noch gehabt hatte. Jetzt war es zu spät. Irgendwie hatte sie sich schon an ihn gebunden, obwohl sie versucht hatte es zu verhindern.
Resigniert über diese Erkenntnis schien es, als würde ihr Körper einfach aufgeben und ihre Gegenwehr erstarb vollständig. Sein Griff wurde augenblicklich lockerer, während seine Gesichtszüge weicher wurden.
Nun hielt er sie weniger fest, als das er sie einfach nur stützte. Als wäre er das Letzte, was sie davor bewahrte, in ein tiefes, dunkles Loch zu fallen.
Mit einer Zärtlichkeit, die überhaupt nicht mit seinem vorherigen Auftreten zusammenpasste, nahm er ihr Gesicht in seine Hände und strich mit den Daumen über ihre Wangen, um die Tränen fortzuwischen. »Wieso hast du dieses Mittel für mich und Chiana gebraut, wenn du es gar nicht wolltest?«, fragte er leise, mit sanfter Stimme und legte vorsichtig seine Stirn an ihre.
»Woher wisst Ihr das?«, brachte sie mühsam und mit tränennasser Stimme leise hervor. Niemand konnte es ihm gesagt haben. Niemand wusste etwas von diesem Mittel und niemand wusste, dass sie es gar nicht wollte. Es war Chianas Eifersucht und Hoffnung, die Lilitha nutzen wollte, um einen erneuten Fluchtversuch zu starten, doch niemals hätte sie damit gerechnet, dass sie dabei sein würde, wenn Kaden sie berührte. Sie hatte geglaubt, es wäre ihr egal, solange sie es nicht sehen musste. Doch auch das stimmte nicht. Es hätte ihr Kopfzerbrechen bereitet. Aber es zu sehen war so viel schlimmer, als sie erwartet hatte.
»Ich kenne dich besser, als du glaubst, Lilitha«, flüsterte er leise und legte seine Stirn an die Wand neben ihrem Kopf, um ihr ins Ohr zu hauchen. »Ich habe gehofft, dass du es endlich einsehen würdest, wenn du es erlebst«, fügte er leise hinzu und ließ seine Hände zu ihrer Taille gleiten, um sie dicht an sich zu ziehen und festzuhalten.
»Ich wusste schon immer, dass Eifersucht weh tut«, flüsterte sie, weil sie immer noch nicht wusste, was er mit dieser Sache eigentlich bezwecken wollte. Er hatte ihr unglaublich wehgetan und dennoch hatte sie das Bedürfnis, sich an ihn zu schmiegen, als wäre er ihrrettender Anker.
Kaden seufzte mit einem leichten Kopfschütteln und hob den Blick wieder vor ihr Gesicht, um sie zu mustern. »Wieso kannst du nicht einfach zugeben, dass du dich in mich verliebt hast? Es gibt immerhin einen Grund, wieso du eifersüchtig bist«, erklärte er schon fast frustriert und versuchte eine Antwort in den klaren goldenen Augen von Lilitha zu finden, die von den Tränen, die sie vergossen hatte, noch immer glasig glitzerten.
»Ich kenne Liebe nicht«, sagte sie und senkte die Lider. »Es ist Verlangen, das ich für Euch empfinde, aber welche Frau empfindet das nicht?«, fragte sie. Was sollte es auch anderes sein? Immerhin kannte sie diesen Mann nicht. Der Abend heute hatte es ihr deutlich vor Augen geführt. Eigentlich kannte sie ihn überhaupt nicht. Wie sollte sie sich also in ihn verliebt haben?
»Das stimmt nicht und das weißt du auch«, murmelte er und blickte sie eindringlich an, auf der Suche nach ihrem Blick. Doch Lilitha konnte deutlich das Entsetzen aus seiner Stimme hören. Als wäre er sich selbst nicht sicher, ob sie ihn wirklich liebte. Und auch entsetzt darüber, dass sie so etwas überhaupt sagen würde. »Du hast mich geküsst … du küsst niemanden, den du nicht liebst«, erklärte er mit heiserer Stimme und abwesendem Blick. Als würde er sich diese Momente gerade selbst in Erinnerung rufen und nach Sachen suchen, die auf Lust schließen ließen und nicht, wie er glaubte, auf Liebe.
Aber wenn sie nicht wusste, was Liebe war, erkannte sie es vielleicht nicht. Vielleicht reichte ihr diese kleine Demonstration nicht aus, um es selbst einzusehen. Vielleicht glaubte sie wirklich, dass sie einfach nur diesem körperlichen Verlangen nachgegeben hatte und sich nicht für ihn interessierte.
»Wieso sagst du nichts?«, murmelte er fast lautlos und strich Lilitha sanft mit dem Handrücken über die Wange. Dabei versuchte er den Kopf so weit zu neigen, um die Möglichkeit zu bekommen, Lilithas Blick einzufangen. Dabei stupste er mit seiner Nasenspitze gegen ihre und hoffte auf irgendeine Reaktion.
Aber sie wirkte noch immer planlos, verstört und auch irgendwie abwesend. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, erklärte sie, weil sie mit der Situation vollkommen überfordert war. War sie eifersüchtig auf Chiana gewesen, weil sie sich in Kaden verliebt hatte? Aber wann war das geschehen?
Mit einem leisen, frustrierten Seufzen schloss Kaden kurz die Augen und legte wieder eine Hand an ihre Wange, während die andere noch immer um ihre Taille geschlungen war.
»Ich weiß, ich habe eine merkwürdige Art das zu zeigen, aber … ich wollte dich wirklich nicht verletzen«, flüsterte er hoffnungsvoll und öffnete die Augen wieder, um abermals Lilithas Blick zu suchen. Erfolglos.
»W… Warum habt Ihr das dann getan?«, fragte sie schwach. Wollte sie die Antwort wirklich wissen? Wollte sie, dass er ihr noch mehr weh tat? Konnte sie sich überhaupt sicher sein, dass er die Wahrheit sprach?
»Aus mehreren Gründen«, murmelte er ein wenig unsicher und war nun an der Reihe, den Blick zu senken.
Lilitha konnte nicht sagen, ob er sich wirklich schämte, für das, was er gerade getan hatte, oder ob er einfach nur nicht darüber reden wollte. Doch lief es nicht beides auf dasselbe hinaus? »W… Was wolltet Ihr beweisen?«, fragte sie erneut leise und versuchte ihren Körper wieder unter Kontrolle zu bringen. Sein Arm, der sie noch immer an der Taille hielt, trug nicht gerade dazu bei. Sie hatte das Bedürfnis sich an ihn zu schmiegen, doch das war sicherlich nicht das Schlauste, was sie in dieser Situation tun konnte. Doch vermutlich gab es auch gar keine schlaue Herangehensweise. Es wäre schlau gewesen, von Beginn an die Finger von ihm zu lassen. Aber nein … sie musste sich ja von ihm einwickeln lassen.
»Na … zuallererst wolltet ihr mich unter Drogen setzen«, verteidigte sich Kaden und runzelte verständnislos die Stirn.
Ja …, wenn er das so sagte, klang die Idee erst recht nicht mehr sonderlich toll. »Vielleicht wäre es auch nie so weit gekommen«, verteidigte sich Lilitha leise. Aber wenn sie ehrlich mit sich war, hatte sie die Strafe verdient. Es war wirklich eine dumme Idee gewesen und die Folgen wären ähnliche gewesen. Trotzdem änderte das nichts daran, dass sie sich schrecklich fühlte.
»Sieh es als eine Art Strafe an. Chiana muss mit den Auswirkungen allein klarkommen, dafür konnte ich wenigstens sehen, dass du scheinbar doch etwas für mich empfindest«, fügte er nun hinzu und schob vorsichtig Lilithas Kinn hoch, damit sie ihn ansah. So wie er es schon so viele Male zuvor getan hatte … Es war eine vertraute Geste, die sie inzwischen kannte … an die sie sich gewöhnt hatte. »Lilitha«, sagte er sanft und seine Stimme ließ ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken rieseln. Ein Daumen strich die letzten Reste ihrer Tränen von ihren Wangen. »Das, was du mit Chiana zusammen versucht hast, hätte dich deinen Kopf kosten können, wenn das jemand erfahren hätte«, sagte er leise und in seinen Augen war Angst zu sehen. Wenn jemand außer ihm davon mitbekommen hätte, hätte man sie wegen Hochverrats hinrichten können. So konnte er, falls diese Sache jemals ans Licht kommen würde, immer noch sagen, er hätte den Trank in Auftrag gegeben.
Lilithas Augen weiteten sich, als sie ein ängstliches, leises Keuchen von sich gab und damit begann sich die schlimmsten Szenarien auszumalen. »Versprich mir bitte, dass du sowas nie wieder machst«, beharrte er unnachgiebig und Lilitha konnte deutlich die Sorge in seinen Augen erkennen.
Aber er war doch der Highlord … sein Wort war Gesetz. Oder etwa nicht? »Ihr … Ihr hättet mich …?«, fragte sie ängstlich und ihr Herz rutschte ihr in die Hose. Hätte er das wirklich getan?
Kurz legte er die Stirn in Falten, doch klärte sich gleich wieder auf. »Nein … ich würde dir nie wehtun, erst recht nicht so. Erzähl einfach niemandem etwas davon. In Ordnung?«, fragte er erneut mit Nachdruck und wartete auf ein Versprechen. Scheinbar schien er nicht weiter darauf eingehen zu wollen.
Lilitha nickte schweigend. Sie würde es sowieso niemandem erzählen. Schon allein, weil der Ausgang so unglaublich katastrophal gewesen war. »Aber Chiana …«, murmelte sie und wusste nicht so recht, ob auch sie den Mund halten würde.
»Sie sollte eigentlich auch ganz genau wissen, was bei so einem Versuch schiefgehen kann. Sie ist schließlich länger hier als du und hat schon so einiges miterlebt. Ich werde trotzdem nochmal mit ihr sprechen«, versicherte Kaden und strich ihr beruhigend durch das rote Haar, während er Lilitha an seine Brust zog. Sie zitterte noch immer und schien sich kaum zu beruhigen. Das machte ihm Sorgen. Hatte er sie wirklich so sehr verschreckt, oder hatte das Mittel, das sie gestern Abend genommen hatte, noch andere Auswirkungen, die sie nicht bedacht hatte? Er hoffte es nicht.
»Du wirst dich jetzt erst einmal hinlegen und ausruhen«, erklärte er und führte Lilitha zu seinem Bett.
Diese ließ sich einfach mitführen, ohne ein einziges Anzeichen von Widerstand. Vorsichtig lotste er sie zu dem Bett, wo sie sich wie eine Puppe und ohne ihn anzusehen hinsetzen ließ. »Wann hast du das letzte Mal Blut bekommen?«, fragte er nun besorgt und stellte fest, wie blass sie doch geworden war.
War das wirklich nur der Schock über die mögliche Todesstrafe? Hätte er ihr vielleicht doch nichts sagen sollen? Doch das wäre viel zu riskant.
Wahrscheinlich hatte er sie nun vollends verschreckt, nur weil er ein wenig mit Chiana gespielt hatte. Wieso hatte er das überhaupt getan? Nur, weil sie nicht zu ihren Gefühlen stand? Wieso konnte er nicht ein einziges Mal über seinem Ego stehen? So vergraulte er sich vielleicht noch das Einzige, was er wirklich wollte.
»Ich weiß nicht so genau«, murmelte sie nachdenklich. Sie hatte nicht darauf geachtet, wann sie Blut getrunken hatte. Doch sie hatte nicht das Gefühl, dass ihr Blut fehlte. Eher hatte sie das Gefühl, dass ihre Gefühle sie völlig überrollten.
Als wäre es selbstverständlich, dass der Highlord sich vor Lilitha auf den Boden hockte, um zu ihr rauf zu blicken, tat er genau das und musterte sie besorgt. »Soll ich dir etwas holen? Essen, Trinken … Vitamine?«, fragte er unsicher und wusste nicht so recht, was er tun sollte.
Lilitha schüttelte immer noch benommen den Kopf. »Nein, ich glaube nicht«, murmelte sie und fuhr sich durch die Haare.
Wie aus einem unergründlichen Reflex griff er nach der Hand in ihrem Haar, um diese zu sich runterzuziehen und zu küssen. »Leg dich ein wenig hin und schlaf am besten«, bat er sie und streichelte mit den Fingern über ihre offene Handfläche.
»Hm«, murmelte sie und rutschte ein Stück zur Seite. Dabei hielt sie Kadens Hand fest und schlug die Bettdecke, die er über sie ausgebreitet hatte, einladend zurück. Schmunzelnd blickte er Lilitha mit gehobenen Augenbrauen an. Diese wurde ein wenig rot um die Nase, hielt dem Blick jedoch stand.
Mit einer fließenden Bewegung schlüpfte Kaden in das Bett, unter die Bettdecke und zog Lilithas zierlichen Körper an seine Brust.
»Ich werde aus dir nicht schlau«, murmelte er und schloss die Augen, um Lilithas Geruch zu genießen.
Diese schmiegte sich an ihn und drückte ihren Kopf an seine Brust. »Ich möchte etwas, was Chiana nie haben wird«, erklärte sie und drückte Kaden noch fester, während sie sich zum ersten Mal bewusst ihren Gefühlen hingab.
Verwirrt legte Kaden die Stirn in Falten, jedoch ohne die Augen zu öffnen. Was sollte das denn heißen? Für seine Unschuld war es doch ein wenig zu spät … und nein, Chiana besaß diese wirklich nicht. »Wovon sprichst du?«, fragte er leise und begann automatisch Lilithas Rücken zu streicheln.
»Chiana hat noch nie bei dir im Bett geschlafen und mit dir gekuschelt, oder?«, fragte sie murmelnd und hoffte auf eine Zusage. Sie wollte Dinge, die Chiana nicht bekam.
Er lachte leise, als würde er noch nicht ganz verstehen, was genau Lilitha damit meinte. »Nein, hat sie nicht«, stimmte er ihr leise zu und vergrub seine Nase in ihrem Haar.
»Hat das jemals eine Frau aus deinem Harem?«, wollte sie leise wissen und er spürte, wie angespannt sie war, während sie auf eine Antwort wartete.
Kurz zuckte seine Schläfe, als er nachdachte, bis er schließlich den Kopf neigte. »Früher mal. Aber auch nur solange ich noch wach gewesen war«, erzählte er wahrheitsgemäß und hatte schon Angst, Lilitha damit zu verschrecken. Sie war wirklich sonderbar. Um ehrlich zu sein, hatte er weder den Wutausbruch, noch das hier als Reaktion von ihr erwartet. Und dennoch schaffte sie es, ihn zu überraschen.
»Hm. Dann beanspruche ich dein Bett jetzt als meinen Schlafplatz, wenn ich hier bin«, verkündete sie und gähnte leise.
»Du beanspruchst es also, ja?«, fragte er mit einem leisen Lachen und grinste breit, ohne dass er sie sehen konnte. Zu weit war ihr Gesicht in seiner Brust vergraben. Ein Gefühl, das so vertraut wirkte, wie es eigentlich fremd sein sollte. Und dennoch gab sie ihm somit zu verstehen, dass sie sich bei ihm sicher fühlte.
Sie hatte ihn leicht umarmt, sodass sie ihn halten konnte. Eine Geste, die ihm zeigte, dass sie darauf vorbereitet war, wenn er sich erhob. Sie würde sich festkrallen, da war er sich relativ sicher.
»Hmh«, murmelte sie nickend. »Solltest du dich jemals in der Nacht einsam fühlen, dann komm zu mir. Aber komm nicht auf die Idee, eine andere Frau in dein Bett zu holen«, sagte sie murmelnd. Sie wusste, dass sie damit hohe Ansprüche stellte, doch sie wollte es so. Wenn er darauf einging, würde sie zumindest wissen, dass er sie nicht nur wollte, weil ihm gerade der Sinn danach war. Falls er sie überhaupt noch wollte.
Unweigerlich schmunzelte Kaden und drehte sich auf den Rücken, wobei er Lilitha mit sich zog und sie auf ihm zum Liegen kam. Schützend zog er die Decke über sie beide bis über Lilithas Hals, damit sie auch nicht fror. Zärtlich gab er ihr einen Kuss auf das rote Haar und streichelte weiterhin über ihren Rücken. »Versprochen«, versicherte er ihr überraschend bereitwillig und ohne Widerrede.
»Wirklich?«, fragte sie, weil sie damit nicht gerechnet hatte. Sie hob sogar leicht den Kopf, um ihn anzusehen. Als würde sie in seinem Blick die eventuelle Lüge erkennen, doch da war nichts.
Kaden musste bei dieser müden und leisen Frage lächeln. Ob sie sich morgen überhaupt noch daran erinnern konnte? »Ja, wirklich«, versicherte er und strich ihr das Haar zurück, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken.
Es war gerade einmal Vormittag und er war nicht wirklich müde, doch Lilitha musste der Ausbruch mehr Kraft gekostet haben, als man es ihr ansehen konnte. Aber das war bei Vampiren nicht sonderlich unnormal. Vielleicht war sie, ohne es zu wissen, in den Blutrausch geraten und war daher so erschöpft. Oder es war wirklich noch die Nachwirkung des Mittels von gestern.
Abwesend fuhr er mit den Fingern ihr rotes Halsband entlang und spielte mit einem Gedanken, den er bereits länger hatte. Doch vermutlich würde das so einige Fragen aufwerfen. Aber andererseits war es nicht zwangsläufig seine Aufgabe jedem alles zu erklären, insofern es sie nichts anging.
Mit einem leisen Klicken löste er das rote Halsband von Lilithas Hals und warf es irgendwo zu einer beliebigen Seite.
Es war vermutlich besser so und dann würde man Lilitha auch nicht mehr so bedrängen.
Kadens Finger fuhren sanft über ihren Hals. Die Rothaarige schlief bereits tief und fest, was ihm nur noch deutlicher machte, wie erschöpft sie eigentlich war. Und das wegen ihm … nun gut, er hatte gehofft, dass sie fertig sein würde, wenn sie in seinen Armen einschlief, jedoch eher körperlich und nicht emotional. Dennoch genoss er diese Vertrautheit, die sie ihm schenkte und die ihn ebenfalls zum Schlaf verführte.
Vorsichtig streckte er sich ein wenig, um an eine Schublade zu gelangen, möglichst ohne Lilitha zu wecken und zog diese auf.
Nach einigen geschickten Handgriffen, in denen er alles fand, außer dem, was er suchte, hielt er das gewünschte Objekt in der Hand. Unsicher blickte er nochmal kurz zu der schlafenden Lilitha, ehe er einfach das Halsband mit einem Klick an ihrem Hals befestigte. Nun konnte sie so viele Ansprüche stellen, wie sie wollte. Die Frage war nur, wie sie darauf reagieren würde.
Womöglich würde sie es gar nicht bemerken. Erst, wenn sie in den Spiegel blickte, oder wenn eine der anderen Frauen sie darauf ansprachen.
Kadens Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Wahrscheinlich würde sie wieder denken, dass er sie ärgern wollte. Doch er würde ihr nichts sagen, weil er gern ihre Reaktion miterleben würde. Sie brachte ihn immer wieder aufs Neue dazu, sich über sie zu wundern. Sie war nun einmal einfach einzigartig. Anders, als die anderen und somit schwer zu durchschauen.
Zu gern würde er ihre Reaktion miterleben, wenn sie es bemerkte. Das könnte durchaus unterhaltsam werden, auch wenn sie es als etwas Schlechtes sah.
Wahrscheinlich würde sie wieder denken, es hatte etwas Furchtbares zu bedeuten. Dabei wusste er ja nicht einmal selbst so genau, was es zu bedeuten hatte.
Das würde er erst mit der Zeit abklären können. Denn im Grunde war es ein Versuch der Umstrukturierung. Wie gut oder schlecht dieser gelingen würde, stand in den Sternen. Es kam wohl auch ein wenig auf Lilitha an.

































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