DBdD-Kapitel 7

Als Zunae am nächsten Morgen erwachte, stürzte sie sich in Arbeit. Sie wollte einfach nicht mehr an die Vision denken und befasste sich darum lieber mit anderen Dingen.
Die Angelegenheiten des Harems waren zwar nicht unbedingt etwas, das sie mochte, doch durch Arcas Tod war eine Lücke entstanden. Diese musste sie stopfen. Eine Sache, über die sie sich schon die letzten Tage viele Gedanken gemacht hatte.
Die Hochzeit hatte ihr die Möglichkeit gegeben, die Menschen ihres Reiches besser kennenzulernen, doch am Ende war es Astaron und Aarons Empfehlung gewesen, der sie nachging.
Darum verfasste sie einen Brief an Evareth. Den Freund von Aaron und Lehrling von Astaroth. Er war in einer glücklichen Beziehung und hatte viel von seiner Frau Liselle geschwärmt. Daher hoffte Zunae, dass er die richtige Wahl war.
Yelir hatte ihre Entscheidung abgesegnet, bevor er selbst zu den Soldaten aufgebrochen war, um ihr Training zu überwachen.
Dieses war mittlerweile vollständig an Degoni übertragen worden, weshalb dieser kaum noch in der Burg war.
Zunae hatte sich anfangs kaum Gedanken darüber gemacht, doch je mehr sie hier lebte, desto klarer wurde ihr, dass die Männer einen abgespeckten Bereich bedienten. Und scheinbar war Misha mit der wirtschaftlichen Lage betraut gewesen. Dadurch, das dieser nun fehlte, musste jemand anderes diese Aufgabe übernehmen. Sie.
So ähnlich verhielt es sich auch mit dem Harem nach Arcas Tod. Hoffentlich traf sie nicht die falsche Entscheidung.
Sie hatte bereits eigenmächtig Belle zur Oberhofmeisterin gemacht und sie damit mit den privaten Bediensteten der Königsfamilie betraut. Sie hatte sogar die Erlaubnis, einzustellen, wenn sie eine passende Partie fand. Natürlich mit Absprache. Bisher kümmerte sie sich jedoch fast allein um alles. Ein Zustand, der nicht auf ewig so bleiben konnte.
Jane hingegen war Hofmeisterin und sorgte sich um das Innere der Burg und den Ablauf der restlichen Bereiche. Dabei waren ihr Dinge aufgefallen, die auf Dauer problematisch werden könnten. Darunter Bereiche der Burg, die renoviert werden mussten.
Über diese Details hatte sich Zunae heute hergemacht. Es musste schnellstmöglich eine Lösung her, doch die Kosten waren immens. Während sie sich die Materialien locker leisten konnte, wäre es sehr schwierig genug Handwerker zu finden, die sich um alles kümmerten.




Die Strecken zwischen den einzelnen Gebieten war eines der Probleme. Sie würde für Kost und Logi aufkommen müssen, wenn sie diese in die Burg einlud. Dazu hatten sie jedoch nicht genug Personal.
Also würde sie sich zuerst damit befassen müssen. Nur gab es in diesem Bereich kaum Bewerbungen, die Zunae zusagten.
Zunae hatte darüber nachgedacht, speziell im Harem nach jemanden zu suchen, der in der Küche helfen konnte oder sich mit Landschaftspflege auskannte. Sie wusste, dass diese Dinge unter dem Frauen in kleinem Maß durchaus beliebt waren. Nur mied sie den Harem, weil sie sich Sorgen machte, den Frauen dort nicht vertrauen zu können.
Die andere Variante war es, zu schauen, ob es vielleicht Waisenkinder gab, die ein neues Zuhause brauchten. Diese anzustellen, sofern sie denn alt genug waren, würde leichter gehen. Diese konnten noch nicht so eingefahren in ihren Ansichten sein, wie die älteren.
Aber je mehr Zunae darüber nachdachte, desto weniger wusste sie, wie sie die Dinge angehen sollte.
Die Sache mit dem Koch und Arcas hatte ihr gezeigt, dass sie nicht vollständig willkommen war. Das hieß potentiell könnte sie Gefahren für sich oder Yelir einstellen. Das wollte sie auf keinen Fall. Gerade in der Küche konnte ein Feind schnell großen Schaden anrichten.
Ob sie Ehana beschwören und in der Küche stationieren konnte? Diese war gut darin potentielle Gefahren und vor allem Gifte zu erkennen.
Gerade, als Zunae das Für und Wider abwägte, klopfte es und sie zuckte heftig zusammen. Ihr Blick huschte sofort zur Tür, die sich öffnete.
Es war Belle, die eintrat und leicht knickste. Sie war in den letzten Wochen gewachsen und war nicht mehr so kindlich, wie zu dem Zeitpunkt, als sie hier angekommen waren. Trotzdem war sie noch immer sehr jung und Zunae machte sich zunehmend Sorgen darum, ob ihr die Arbeit nicht zu viel wurde. Doch das Lächeln auf ihren Gesicht drückte ehrliche Freude aus. »Fürst Aaron ist hier, um mit Euch zu sprechen«, sagte sie. Ihre Stimme war noch immer genau so fröhlich, wie zuvor. Das beruhigte Zunae sehr, denn sie sah Belle an, dass in ihrer Aufgabe völlig aufging.
»Er kann eintreten«, erwiderte Zunae, die wusste, dass Aaron mit ihnen zur Burg gekommen war. Statt direkt weiter nach Kavalare zu reisen, wollte er sich hier etwas ausruhen, auch wenn Yelir ihn gleich zum Training der Soldaten geschickt hatte.




Als Aaron nun eintrat, war ihm nicht anzusehen, dass er vor kurzem noch gekämpft hatte. Das schwarze Haar war gewaschen und er trug frische Kleidung.
»Lady«, grüßte er und verneigte sich höflich.
Zunae lächelte. »Du kommst gerade wie gerufen«, sagte sie und deutete dann auf den Stuhl vor sich.
Aaron, der eigentlich mit Zunae noch einmal über die Sache mit den Handel sprechen wollte, war überrascht, dass auch sie mit ihm sprechen wollte.
Als er sich niederließ, fragte er sich, was sie wohl auf dem Herzen hatte.
»Ich habe mich die letzte Zeit viel mit den Finanzen von Kavalare und auch der Burg befasst«, erklärte Zunae, die in ihrem Tee rührte. Sie mochte nicht ganz, wohin das Gespräch gehen musste, doch es war unausweichlich. »Die Lage in Kavalare hat sich beruhigt und ihr baut langsam ein recht gutes, finanzielles Polster auf«, sagte sie weiter, wobei sie sich nicht traute, Aaron anzusehen. »Das gilt jedoch nicht für die Burg. Nachdem Fürst Dravar von den Banditen umgebracht wurde … gibt es keine einzige Einnahmequelle mehr.«
Aaron straffte die Schultern, denn er verstand, worauf dieses Gespräch hinauslief und er verstand auch Zunaes Situation, wusste aber auch, dass man mit ihr reden konnte. »Noch ist Kavalare nicht stabil genug, für eine große Abgabe. Es gibt viele Baustellen«, bemerkte er, auch wenn sie das selbst wissen sollte.
»Das ist mir bewusst. Ich habe auch nicht vor, im ersten Jahr Steuern zu erheben«, beruhigte ihn Zunae sofort.
Aaron, der damit gar nicht gerechnet hatte, blickte sie überrascht an. Ein ganzes Jahr ohne Steuern? Das würde locker reichen, um Kavalare auszubauen. Aber warum dann dieses Gespräch?
»Das wäre Euch gegenüber aber recht unfair«, bemerkte Aaron, denn such darüber hatte er mit seinen Leuten gesprochen. Sie waren vielleicht arm und nicht mehr viele, doch sie hatten einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.
Zunae lächelte leicht. »Ich habe überlegt, ob man einen Teil der Steuern als Abgabe der produzierten Ware deklarieren kann. Aber was ich eigentlich vor habe, ist die Arbeitskraft der Bewohner nutzen.«
Verwirrt wie sie das meinte, runzelte er die Stirn und blickte sie fragend an.
»Mein Plan ist es im ersten Jahr ein paar Tage einzuführen, in denen ihr hier an der Burg arbeitet. Natürlich so, dass andere Dinge in Kavalare nicht zu kurz kommen. Aber ich brauche Hilfe bei der Renovierung. Mein Gedanke war es, Spezialisten aus allen Teilen der Nordlande herausholen, die ihr Wissen dann auch teilen. Also wäre der Arbeitsplatz auch so etwas wie eine Lehrstelle«, erklärte sie uns hoffte, dass Aaron verstehen würde.




Dieser hatte noch nie von einem solchen Konzept gehört. Es klang jedoch profitabel für alle Seiten. Zunse bekäme unbezahlte, wenn auch ungelernte, Arbeitskraft und die Leute mussten nicht so viele Steuern zahlen. Außerdem konnten sie lernen.
»An welche Spezialisten habt Ihr gedacht?«, fragte Aaron neugierig.
Ein schiefes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. »Dabei bräuchte ich dann wohl als erstes deine Hilfe«, gab sie zu, denn niemand kannte die Nordlande so gut wie ihre Bewohner. Uns Yelir hatte bereits genug andere Dinge zu erledigen, da wollte sie ihn nicht auch noch damit belästigen.

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