DBdD-Kapitel 8

Yelir streckte sich erschöpft.
Das Training mit den Soldaten war in letzter Zeit sehr intensiv. Vor allem für ihn und Degoni. Die Männer lernten das Kämpfen gegen Artefakte in einem viel engeren Rahmen als zuvor. Dir Banditen waren immerhin damit ausgestattet und es galt herauszufinden, wie sie am effektivsten dagegen vorgehen konnten. Zudem versuchte Yelir ein paar weitere Artefakte zu verteilen, doch es war nicht seine Entscheidung, ob ein Artefakt jemanden erwählte. Daher ging dieser Punkt eher schleppend voran.
Mit seiner Hand fuhr er sich durch das nasse Hasr und schüttelte sich dann etwas. Es war noch nicht dunkel draußen, als er die Gemeinschaftsbäder der Soldaten verließ. Das Abendessen würde noch etwas brauchen und er wollte Zunae nicht stören. Er wusste, dass sie heute Asron zu Besuch hatte und über das Thema der Abgaben sprechen wollte.
Ihre Idee hatte ihn überrascht, war sie dich sehr pragmatisch. Sie nutzte, was sie hatte in vollen Zügen. Das faszinierte ihn und gleichzeitig fühlte er sich schlecht, weil er ihr diese Bürde überließ.
Ein frustriertes Seufzen verließ seine Kehle und er machte sich auf den Weg in sein Büro.
Dort fand er Belle vor, die eine Kleinigkeit zu Essen und einen Tee auf seinen Tisch stellte.
Seitdem sie mit Zunae gekommen war, hatte sie sich gut eingelebt. So gut, dass sie zumindest vor ihm keine Angst mehr hatte. Sie hatte sogar entschieden, dass sie sich auch um ihn kümmern wollte.
Yelir hatte es zugelassen, nachdem sie ihm erklärt hatte, dass sie damit Zunae beruhigen wollte. Er hatte nie daran gedacht, dass diese sich Sorgen darüber machen könnte, dass er sich überarbeitete oder genug aß.
»Danke«, murmelte Yelir, der sich nicht mehr ganz so unwohl damit fühlte, dass eine junge Frau in seiner Burg arbeitete. Belle machte ihre Aufgabe besser als so manch anderer Kammerdiener, den er gehabt hatte. »Könntest du Dame Ariel bitten, vorbeizukommen? Ich habe ein paar Fragen an sie«, erklärte er, wusste aber auch, dass diese Sache an Zunaes Ohren gelangen würde. Er musste sich also überlegen, wie er sie erklären konnte.
Er wollte nicht, dass sie dem falschen Eindruck bekam, aber ihr zu verraten, dass der plante sich in Wirtschaft weiter zu bilden, wollte er such nicht. Sie sollte nicht glauben, dass sie nicht genug war oder ihre Sache schlecht machte.
Belle knickste leicht. »Sehr wohl, Mylord«, erwiderte sie höflich.
Yelir rieb sich unruhig das Genick. Er sprach nur selten mit ihr, weshalb er fast damit gerechnet hatte, dass sie zuckte oder unruhig wurde. Stattdessen reagierte sie überaus professionell.
Als Belle ging, ließ er sich in seinen Stuhl fallen, nahm einen Schluck warmen Tee und widmete sich dann wieder den Dokumenten, die sich sammelten. Jeden Tag wurden es mehr und er kam gar nicht dazu, sie als durchzugehen. Einige waren sogar an Zunae gerichtet, da sich herumgesprochen hatte, dass sie ek Darlehen gewährt hatte und nun fragten andere wie sie an dieses Geld gelangen konnten. Viele glaubten allerdings, dass es über Yelir lief oder waren zu ängstlich Zunae direkt anzuschreiben.
Das zeigte Yelir aber, wie groß die Baustellen waren und er fragte sich, wie Hamish bisher damit zurechtgekommen war. Vielleicht wurde es Zeit, ihm etwas ausführlicher als sonst zu schreiben.
Yelir hatte sich gerade ein Papier genommen, da klopfte es an der Tür.
»Herein«, rief er, da er davon ausging, dass es sich um Ariel handelte.
Diese war es auch, welche die Tür öffnete. Allerdings musste Yelir zweimal hinsehen. Sie trug ein Kleid in der Farbe Orange, was in den Nordlanden eher selten zu sehen war. Außerdem ließ es auf eine Weise die Schultern frei ohne zu viel zu zeigen, wie er es sonst nur von zunae kannte.
Hatte sie sich etwas dazu entschieden, sich der Mode der Südlande anzunähern?
Yelir ließ seinen Blick kurz über sie wandern. Das Kleid selbst betonte die Figur nicht ganz so sehr, wie es die Kleider von Zunae taten und doch sah sie darin weiblicher aus.
Normalerweise fühlte er sich in der Gegenwart von Frauen nicht sonderlich wohl, doch das Kleid und der Gedanke an Zunae gab ihm eine gewisse Ruhe. Auch die Selbstsicherheit, mit der sie eintrat, sorgte dafür, dass er sich etwas entspannte. »Ihr habt nach mir gerufen?«, fragte sie und knickste tief, aber elegant.
Yelir räusperte sich leise, da er seiner Stimme nicht traute. »Setz dich«, forderte er, wobei er versuchte nicht ganz so kalt zu klingen. Warum war das nur so schwer? Weil er wusste, dass die nordländischen Frauen ein Bild von ihm im Kopf hatten und er ständig glaubte, sie zu enttäuschen?
Ariel blickte auf die kleine, gemütliche Sitzecke, auf sie er deutete. Sie hatte erwartet, dass es sich um etwas Geschäftliches handelte, doch warum dann die Sitzecke? Dort standen sogar Tee und Kekse.
Als sie darauf zulief, bemerkte sie, wie sich Yelir erhob. Er folgte ihr und ließ sich dort schließlich mit einem Seufzen nieder. Es frustrierte ihn, dass er nicht wusste, wie er anfangen sollte. Seine Frage zu formulieren sollte eigentlich nicht zu schwer sein, doch er wollte auch nicht zu viel verraten. »Wie läuft der Unterricht mit meiner Frau?«, fragte er, um erst einmal ins Gespräch zu kommen.
Ariel blickte ihn überrascht an. »Sie ist eine gute Zuhörerin und sehr wissbegierig«, erwiderte Ariel, die nicht damit gerechnet hatte, dass Yelir danach fragte. Ein bisschen Enttäuschung machte sich in ihr breit. Sie wollte nur über Zunae sprechen.
»Was bringst du ihr so bei?«, fragte Yelir weiter und hoffte so, ins Detail gehen zu können, ohne direkt zu fragen.
Ihm kam die Idee, dass er Ariel glauben lassen könnte, er fragte sie aus, um herauszufinden, was sie Zunae beibrachte. Nur würde das auch heißen, dass er hoffen musste, dass es bei ihren Stunden um Politik ging.
»Die letzten Stunden haben wir damit zugebracht, uns über die Traditionen der Hochzeit zu unterhalten«, sagte sie und lächelte vorsichtig. »Ich habe ihr die Traditionen der Noedländer erklärt, hätte aber nie erwartet, dass sie diese so perfekt einbaut.« Es konnte nicht schaden Zunae zu loben, wenn sich Yelir schon für sie interessierte. Ariel gab sich auch als Zweitfrau zufrieden, doch dazu dürfte sie kein böses Blut mit seiner Hauptfrau haben.
Yelir rieb sich die Stirn. Die Hochzeit war nicht gerade ein Thema, über das er sprechen wollte. Allein der Gedanke daran ließ ihn an die Nächte danach denken. Sein Blut geriet in Wallung und feine Härchen schoben sich unter seiner Haut hervor, die ein sanftes Fell bildeten.
Ariel schluckte und zwang sich dazu, nicht zueückzuweichen. Wie hatte sie ihn derart verärgert, dass er seine tierische Form annahm.
»Bringst du ihr auch etwas über Politik bei?«, fragte er, wobei ein Knurren in seiner Stimme mitschwang. Es richtete sich nicht gehen Ariel, sondern war seinen Emotionen geschuldet. Er wollte Zunae bei sich, weshalb es ihr schwerfiel, Ariel zu dulden.
»Bisher nicht, doch sie hat mich über die Lage in Dravarn ausgefragt, weshalb ich für die nächsten Stunden etwas in diese Richtung plane.«
»Ich möchte, dass du vorher die Themen und was du ihr erzählen willst, mit mir absprichst«, erklärte Yelir, der sich langsam wieder fing.
So konnte er dafür sorgen, dass er auf einem Stand mit Zunae war und vielleicht sogar einige der Punkte mit ihr diskutieren.
Ariel blickte in verwirrt an. »Möchtet Ihr, dass ich bestimmte Themen nicht ansprechen?«, fragte sie vorsichtig.
»Nein. Mich interessiert, wie tiefgehend du ihr Informstionen geben kannst und auf welche Art«, erwiderte Yelir. »Gegebenenfalls möchte ich, dass du Dinge vertiefst oder eben nicht. Sie es als … kleine Prüfung.«
Ariel blinzelte überrascht. »Wenn es Euch so wichtig ist, könntet Ihr doch selbst Unterricht geben, statt Eure Zeit mit mir zu verschwenden«, merkte sie zögerlich an.
»Das ist … keine gute Idee«, erwiderte Yelir, der hoffte, sie würde nicht nachfragen. Er konnte Zunae nichts beibringen, weil er es selbst nicht wusste.
Ariel musterte ihn eingängig und fragte sich, warum er sich die Mühe machte über sie den Unterricht seiner Frau zu planen. Wollte er keine Zeit mit dieser verbringen?
»In Ordnung. Gibt es schon jetzt etwas, auf das ich achten sollte?«, fragte sie und würde sich Notizen machen. So würde sie wissen, was sie wie zu sagen hatte.
An sich würde ihr die Rolle als Mittelsmann gar nicht zusagen, doch die Aussicht darauf, mehr Zeit mit Yelir zu verbringen, erfüllte sie mit Vorfreude.
Yelir überlegte einen Moment. Aktuell war die Sache mit Fürst Dravar jnd dem Vorkaufsrecht ganz gut. Das würde Zunse für den Handel in kavalare brauchen. »Dravarn, das Vorverkaufsrecht von Fürst Drawar und vielleicht dir Entwicklung der Wirtschaft in den letzten Jahren«, erklärte er, auch wenn er wusste, dass es viel war.
Ariel nickte und entschied sich dazu, das Maximun aus der Situation zu machen. »Das sind viele Themen, die sicherlich einige Stunden in Anspruch nehmen werden«, sagte sie vorsichtig.
»Wie lange gehen eure Stunden in der Regel?«, fragte er, obwohl Zunae ihm gesagt hatte, dass es keine festgelegte Zeiten gab. Immer dann, wen sie Zeit hatte.
»Manchmal nur eine Stunde, manchmal sich vier«, erwiderte Ariel zögernd.
Es war schwer, einzuschätzen, was genau Yelir von ihr wollte.
Er hatte es eine Prüfung genannt. Aber war diese für sie oder seine Frau?
Yelir blickte zum Fenster. Es war bereits dabei, dunkel zu werden. Sehr viel Zeit hatten sie also nicht mehr. »Morgen Abend«, sagte er und blickte zu Ariel zurück. »Bereite vor, was du kannst, ohne dich zu überarbeiten und morgen Abend treffen wir uns vor dem Abendessen wieder hier«, schlug er vor. Am liebsten hätte er direkt gefragt und sie ausgehorcht, doch das erschien ihm nicht passend.
»Soll ich dann die Stunde, die ich morgen früh mit ihr hätte, verschieben?«, fragte Ariel und versuchte bewusst nicht den Namen seiner Frau zu erwähnen.
Yelir rieb sich das Kinn. »Nein. Erzähl mir jetzt, was du planst, ihr beizubringen«, entschied er, auch wenn er sie so vielleicht überforderte. Er wollte jedoch jetzt mehr erfahren und diese Gelegenheit würde er sich nicht entgehen lassen. Allerdings würde er neben Ariel noch andere Quellen nutzen müssen. Aaron und Evareth waren vielleicht eine gute Wahl. Beide hatten Kontakte, über die sie erzählen konnten. Nur würde sich Yelir überlegen, wie er ihnen gegenüber das Thema anschnitt, ohne seine eigenen Mängel einzugestehen.


































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