AdD2-Prolog

Die Aufregung, die in Lewin tobte, war wie ein lebendiges Tier.
Immer wieder roch er an dem köstlichen Blut, das er Rhana hatte streitig machen können.
Es war blöd, wie es gelaufen war, den als Marionette hätte sie ihm bessere Dienste geleistet, doch hätte er eher gehandelt, wäre er nie an die Informationen gelangt, die sie auf der Schule aufbewahrten.
Es war lächerlich einfach gewesen, angenommen zu werden. Ganz genau so, wie seinm Gott ihm zugeflüstert hatte.
Lewin hoffte, dass er nicht ganz so enttäuscht war, dass er die Handelsgesellschaft nicht unter seine Kontrolle gebracht hatte, doch die Auferstehung war jetzt gerade wichtiger. Daran hatte er keinen Zweifel gelassen.
Lewin hörte das leise, erwartungsvolle Flüstern, dem er schon die ganze Zeit folgte.
Skargo glitt durch die Wolken über Savrana und hörte auf seine Richtungsanweisungen.
Das Tier war überraschend ruhig, dabei näherten sie sich immer weiter dem Zentrum der Macht, die Lewin schon als Kind gespürt hatte. Bald. Bald schon würde sie ihm gehören und dann konnte er sich endlich an all den Leiten rächen, die ihn verleumded und ausgegrenzt hatte. Vor allem an seinen Vater, der bis heute bestritt, dass er ihn gezeugt hatte, nur weil er keine Verantwortung übernehmen wollte.
Bei den Erinnerungen an seine Kindheit krallte er die Finger in das weiche Leder des Sattels. Nur, weil sein Vater nichts von seinem horrenden Reichtum hatte teilen wollen, war seine Mutter gestorben. Dabei hätte er ohne Probleme ihren Arzt oder die Medikamente bezahlen können. Nur hatte er es nicht gewollt. Als Rache, dass sie ihm fremd gegangen war. Nur war sie das nie.
In der Nacht ihre Todes hatte er die Stimme das erste Mal gehört.
In seiner kindlichen Naivität hatte er genau das getan, was sie ihm gesagt hatte. Es hatte dazu geführt, dass er nur wenig später als der längst verloren gegangen geglaubte Sohn eines Mannes aufgenommen wurde, der sogar noch mehr Macht besaß, als sein Vater.
Seitdem hatte niemand ihn auf seinen Weg zu Macht aufhalten können.
Und jetzt war er dabei, den letzten Schritt zu gehen.
Unter ihm, durch die Wolken hindurch, erkannte er einen Fels in der Form eines riesigen Drachenkopfes.
Dieser Ort schrie förmlich danach, nicht natürlich zu sein. Ein lächerlich auffälliger Ort für eine Versiegelung. Aber dadurch hatte Lewin ihn schnell finden können.




Mit einer einfachen Geste, deutete er Skargo, zu landen.
Gleich. Gleich würde sein Gott ihn die Macht verleihen, die ihm Zustand. Dann wäre er nicht mehr auf Artefakte oder Drachen angewiesen und müsste vor allem keine Politik mehr machen.
Skargo ging ein Stück in den Sinkflug, doch dann bockte er plötzlich und versuchte abzudrehen.
Lewin spürte den Widerwillen. Der Drache wollte auf keinem Fall in der Nähe dieses Gebildes landen.
Lewins Luppen umzuckten ein Lächeln. »Du glaubst doch nicht, dass du dich meinen Befehlen widersetzen kannst«, summte er, denn andere zu Unterwerfen bereitete ihm besonders viel Freude. Darum war er such gar nicht böse darüber, dass Skargo noch gar nicht ganz unter seiner Kontrolle war. Das wäre langweilig.
Mit einer Bewegung streckte er die Hand und ließ die Seile seines Artefakres um Skaego wandern.
Sie umschlangen seinen Hals, legten sich um seine Flügel und um seine Schnauze.
Mit einem leichten Ziehen, gelang es, Lewin den Drachen wieder in die richtige Eichrung zu bringen.
Dessen Wimmern ignorierte er. Skargo wusste, dass es nichts bringen würde. Lewin war stärker.
Obwohl er immer noch kämpfte, sank er immer tiefer und tiefer.
Lewin zog an seinem Artefakt und nutzte dessen Kraft, um seinem Willen mehr Ausdruck zu verleihen.
Skargo würde nur dort landen, wo er es wollte. Dass er zu weit entfernt, irgendwo in der Wüste niederging, würde er nicht zulassen.
Skargo streifte mit seinem Flügel einen der Steine in der Nähe, als er am Boden aufsetzte.
Lewin schnaubte. »Selbst Schuld«, zischte er und ließ sich dann von Skargos Rücken gleiten.
Die bekannte und verhasste Hitze war hier unten kaum auszuhalten.
Er zog seinen Mantel über und bedeckte sein Gesicht mit einem Tuch, um zumindest etwas leichter atmen zu können. Dieser Sand war wirklich ätzend. Wäre das hier nicht der beste Ort gewesen, um an Rhana zu gelangen, hätte er Savrana nie so oft aufgesucht.
Aber heute nahm er diese Hitze gern in Kauf. Bald hätte er sein Ziel erreicht.
Seine Finger kribbelten vor Aufregung, als er sich dem riesigen Felsgebilde näherte.
Er spürte das vertraute Summen der Macht, das schon immer in dieser Stimme mitgeschwungen hatte und ihn so faszinierte. Bald schon würde die Macht ohm gehören!




Als er durch den Sand stapfte, wuchs die Vorfreude in ihm.
Die Phiole mit Rhanas Blut hielt er vorsichtig in der Hand, damit die auch nicht kaputt ging.
Nur noch wenige Schritte.
Lewin blieb vor dem Felsgestein stehen und blickte daran hinauf, bevor er eine Hand dagegen legte.
Selbst jetzt sah es noch aus wie Drachenknochen, die im Sand vergraben waren. Majestätisch und verheißungsvoll zugleich.
Lewig grinste, als er vorsichtig die Phiole entkorkte.
Hoffentlich war das Blut ausreichend.
Vorsichtig setzte er die Glasflasche an den Felsen an, bevor er sie ein Stück kippte, bis der rote Lebenssaft die Felswand berührte.
Unter seiner Hand pulsierte es und der Boden begann, wie bei einem Erdbeben, zu Zittern.
Risse bildeten sich in der Steinwand und das Blut wurde förmlich hineingesaugt.
Lewin hielt die Phiole abwartend, während er das Schauspiel bestaunte.
Obwohl das Blut nur wenige Tropfen gewesen waren, füllten sich die entstehenden Ritzen mit diesem und wurden immer mehr.
Als die Phiole schließlich geleert war, trat Lewin zu.
Das Klireen, als das Glas am Boden zerbrach, war kaum zu hören. Stattdessen knackte und krachte es immer mehr, während sich die Risse wie rote Flüsse über den Felsen zogen.
Hitze stieg Lewin entgehen, die nichts mit der Wüsgenluft zu tun hatte. Sie fühlte sich an wie pure Macht, die sich auf ihn legte.
Sie zog an ihn, lockte ihn und so machte er doch wieder einen Schritt nach vorn. Hinein in die Risse am Boden.
Als sein Fuß das Blut berührte, schoss Hitze in seinen Körper.
Lewin hatte einen Moment das Gefühl, seine Adern bestünden aus Lava, doch im nächsten füllte Macht ihm. Sie drang in ihn ein und drückte ihm die Luft ab.
Immer mehr Macht strömte in ihn und ließ ihn glauben, er müsste gleich platzen.
Seine Arme und Beine schmerzten, während seine Knochen knackten und seine Haut spannte.
Das Atmen viel ihm schwer, und sein Blick verschwamm.
War das normal? Sollte das so sein?
Er verlor das Zeitgefühl und den Sinn für seine Umgebung.
Er sag nicht, wie der Drachenkopf langsam zerfiel. Dass sich ein Loch bildete, aus dem etwas geschleudert wurde, das in der Tiefe der Wüste verschwand.
Er hörte nicht einmal Skargos Brüllen, während die Macht versuchte, in ihn einzudringen.




Ihm war alles egal. Nur die Macht, von der er so viel wie möglich aufnehmen wollte, war wichtig.

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