AdD2-Kapitel 17
Obwohl Idris flog, bis die Nacht hereinbrach und der Tag schließlich graute, spürte er doch nicht, wie seine innere Unruhe nachließ. Stattdessen wallte die Wut immer wieder in ihm auf und ließ kleine Blitze aus blauer Magie über seinen Körper zucken.
Unter seinen Schuppen kribbelte es bereits, doch er wurde einfach nicht müde. Seine Ausdauer war einfach zu groß, als dass er sich nur mit Fliegen erschöpfen könnte.
Sollte er vielleicht mit Lir sprechen und ihn zu einem Kampf auffordern? Dann würde er sicherlich seine Kraft loswerden und weinen Körper erschöpfen, doch seiner Wut würde das nicht helfen.
Am liebsten würde er Lewin hier und jetzt auf die langsamste Weise, die ihm einfiel, töten. Für das, was er Rhana angetan hatte, verdiente er keine Gnade.
Aber dazu müsste er ihn erst einmal finden.
Idris machte sich nichts vor. Er hielt schon die ganze Zeit Ausschau nach diesem Verräter, doch er hatte kein Glück.
Natürlich nicht. Er hasste Lewin, glaubte aber nicht, dass er dumm genug war, sich so leicht zu zeigen.
Lewin war schlau genug gewesen, alles, was er auf der Schule benutzt hatte, zu vernichten. Sein Zimmer war ebenfalls abgebrannt, weshalb auch jeder von einem Unfall ausgegangen war.
Jetzt aber wurde Idris klar, wie berechnend er gewesen war. Wäre auch nur ein Stück unversehrt geblieben, hätte Idris seinen Geruch aufnehmen können.
So blieb jedoch von Lewin nichts zurück. Lediglich Idris Dolch, mit dem er Lewin bei einem Übungskampf verletzt hatte.
Dieser roch jedoch mach ihm selbst. Lewins Geruch daran war viel zu schwach.
Wenn es nur eine Möglichkeit geben würde, ihn anders zu finden.
Idris hatte das Gefühl, dass es eine Lösung gab, doch er wollte einfach nicht darauf kommen. Dabei glaubte er, einer Antwort ganz nah zu sein.
Frustriert stieß er ein Knurren aus, bevor er wieder umdrehte. Wenn er noch weiter flog, würde er in Savrana landen und das wollte er nicht. Immerhin lebte dort Rhanas Bruder. Er machte sich schon genug Sorgen um sie. Idris musste ihn auch nicht noch mit der Nase darauf stoßen, dass vielleicht etwas nicht stimmte. Es war sowieso schon ein Wunder, dass Ruonir noch nicht nach Rhana gesucht hatte. Immerhin hatte diese ihm extra eine Strähne hinterlassen …
Sofort drehte Idris wieder um und steuerte direkt auf Savrana zu.
Das war es. Ruonier und sein Kompass! Damit würde er Lewin mit Hilfe des Dolches sicherlich finden. Warum war er nicht früher darauf gekommen?
Idris hielt direkt auf Savrana zu.
Seine Gefühle waren nich immer voller Hass auf Lewin, doch sein Kopf arbeitete genug, dass ihm bewusst wurde, dass er so nicht über die Stadt fliegen konnte. Das würde für zu viel Aufsehen sorgen.
Das blaue Zittern seiner Magie legte sich über seine Schuppen und richtete sie in einer Form auf, die dafür sorgte, dass er das Licht reflektierte. Die Kristalle sorgte so dafür, dass von unten nur eine Art Funkeln oder ein Lichtblitz zu erkennen sein würde.
So konnte er tief genug fliehen, um Ruonir zu finden.
Leider musste er diesen sehen, um eine Verbindung zu ihm herzustellen. Er hatte Glück, dass Ruonir zum Clan der Drachen gehörte. Damit würde Idris keine Probleme haben, mit ihm zu kommunizieren. Er musste nur gut durchdenken, wie er die Sache anging.
Wollte er, dass Ruonir von Rhanas aktuellem Zustand erfuhr? Sollte er die Sache mit Lewin erwähnen?
Es gab so viele Dinge zu beachten, dass Idris nicht genau sicher war, ob die Idee gut war. Gleichzeitig war da seine Wut, die ihn weiter nach vorn drängte. Lewin war eine Gefahr für Rhana und diese musste er aus dem Weg räumen.
Idris brauchte mehrere Flügel über ganz Savrana, bevor er Ruonir endlich entdeckte.
Er war nicht dort, wo Idris erwartet hatte und gleichzeitig hätte er sich das auch denken können.
Es war Markttag und er belieferte einige der Stände, weshalb er ständig unterwegs war.
Idris fixierte ihn mit seinen Sinnen, bevor er seine Worte direkt an ihn richtete und hoffte, dabei alles richtig zu machen. //Sterblicher aus dem Clan der Drachen//, sprach er mit bewusst tiefer Stimme. Ruonir sollte ihn nicht erkennen. Das würde nur zu viele Fragen aufwerfen.
Ruonir, der gerade eine Kiste vom Karren lud, blieb abrupt stehen und blickte sich um.
»Was ist?«, fragte Unori, der ebenfalls beim Abladen half.
Ruonir runzelte die Stirn. »Hast du das auch gehört?«, fragte er, doch Unori schüttelte lediglich den Kopf.
//Nur du kannst mich hören, Blut meines Blutes//, versuchte Idris es erneut.
Es war sein Vater, der ihm beigebracht hatte, wie er sich als göttliches Wesen zu geben hatte. Er hasste es. Es fühlte sich nicht richtig an, weshalb er es mied. Jetzt aber war es sehr hilfreich.
»Meinst du mich?«, murmelte Ruonir völlig verwirrt.
»Ich hab nichts gesagt«, erwiderte Unori skeptisch.
Idris verdrehte die Augen. //Ja, ich meine dich. Es gibt keinen Grund zu sprechen. Du musst mir nur deine Gedanken schicken//, wies Idris an.
Er hatte wirklich nicht erwartet, dass es so schwer sein würde, mit Ruonir zu sprechen.
//Wer seid Ihr?//, fragte Ruonir, der das Sprechen in Gedanken überraschend schnell beherrschte.
Idris musste schmunzeln. Rhanas Bruder war gar nicht so dumm.
//Triff mich bei Einbruch der Dämmerung am Wegstein vor Savrana//, wies Idris ihn an. Wohlwissend, dass es um diese Uhrzeit gefährlich sein konnte, zurückzufinden. Aber Idris war bei ihm und würde ihn leiten. Es gab also keinen Grund zur Sorge. Solange sie nicht gesehen wurden.
Trotzdem fühlte sich Idris nicht gut, als er abdrehte und Ruonir zurückließ. Hoffentlich kam er auch. Sollte er ihn vielleicht noch eine Weile beobachten?
Nein. Es reichte, wenn er wartete. Das kurze Gespräch mit Ruonir hatte Idris geholfen sich etwas abzukühlen, doch als er auf dem Wegstein landete, spürte er recht schnell die Gefühle wieder in sich aufsteigen.
Durch seine Kristalle war er getarnt und rollte sich zusammen, sodass er die Spitze des Berges bildete. Dann schloss er seine Augen und wartete, während er sich ausmalte, was er Lewin alles antun wollte. Der Tod war zu gnädig für ihn.

































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