Kapitel 5
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Wie vor den Kopf geschlagen starrte Annika das alte Foto an. Sie musste sich täuschen. Ihre Mutter und Iris hassten sich. Und sie waren sich nie begegnet, bevor Iris sich ihren Vater geangelt hatte, wie ihre Mutter es so gerne voller Verachtung ausdrückte. Aber Kerstin war unverkennbar, obwohl sie so anders aussah. Annika konnte sich nicht erinnern, sie einmal so fröhlich gesehen zu haben. So jung und unbeschwert. Fasziniert studierte sie das attraktive Gesicht mit den langen dunklen Haaren. Sie wünschte sich, sie hätte ihre Mutter damals gekannt. Dieses junge Mädchen war ihr sehr sympathisch. Ebenso wie ihre Freundin daneben. War es wirklich Iris? Vielleicht handelte es sich doch nur um eine zufällige Ähnlichkeit, immerhin war das Foto über dreißig Jahre alt und schon ziemlich gelbstichig. Lange schwarze Haare rahmten das schmale Gesicht des Mädchens ein. Iris trug ihre Haare kurz, was eine Identifizierung erschwerte. Annikas Blick fiel auf das Schlüsselbein der jungen Frau. Von dem roten T-Shirt fast verdeckt, war ein dunkler Punkt zu erkennen. Iris hatte genau an dieser Stelle ein kleines Muttermal.
Annika lehnte sich zurück. Sie war noch immer fassungslos. Ihre Mutter und Iris waren befreundet gewesen. So gut sogar, dass sie gemeinsam in Urlaub nach Norwegen gefahren waren. Sie versuchte, sich an ihre Kindheit zu erinnern und wann sie Iris zum ersten Mal getroffen hatte. Sie war sich sehr sicher, dass es damals war, als ihr Vater sie vorgestellt hatte. Keiner der Erwachsenen hatte je ein Wort darüber verloren, dass sie eine längere gemeinsame Geschichte hatten.
Das alte Foto entfachte eine brennende Neugier in Annika. Ihr fiel auf, dass sie herzlich wenig über die frühen Jahre ihrer Eltern wusste. Sie hatten sich bei einem gemeinsamen Freund kennengelernt, sich verliebt, geheiratet und nach ein paar Jahren ein Kind bekommen. Das war ihr Wissensstand, doch schon der enthielt eine Lüge. Ihre Eltern hatten Zwillinge bekommen. Versonnen sah sie auf das Bild vor sich und ahnte, dass das Leben ihrer Eltern nicht so einfach und linear verlaufen war, wie sie es sich bisher vorgestellt hatte.
Am liebsten hätte sie sofort ihre Mutter angerufen, doch dafür war es zu spät. Obwohl es hier gerade erst dämmerte, war es bereits nach dreiundzwanzig Uhr. Selbst, wenn ihre Mutter noch wach sein sollte, würde sie zu keinem vernünftigen Gespräch in der Lage sein. Vor allem nicht über dieses Thema. Annika musste behutsam vorgehen, um Kerstin ihre Geschichte zu entlocken. Vor allem musste sie dafür den richtigen Zeitpunkt finden.
Seufzend ging sie zu Bett. Sie hoffte, schlafen zu können, befürchtete jedoch, dass ihr zu viel im Kopf herumging. Angefangen bei den vielen neuen Eindrücken, die sie verarbeiten musste, bis zu ihrer Entdeckung über Kerstin und Iris. Und nicht zuletzt drängte sich immer wieder Jans freundliches Gesicht in ihre Gedanken.
Sie hatte tatsächlich nur wenig Schlaf gefunden und saß dementsprechend müde am Frühstückstisch. Zuvor hatte sie bereits das Geschirr in die neuen Schränke geräumt, um Platz am Tisch zu bekommen. Sie wusste nicht, ob Jan mit der Verteilung einverstanden war, doch ihr erschien es praktikabel. Nun sah es gleich ein wenig aufgeräumter in ihrem Domizil aus. Sie wusste, dass sie sich hier sehr wohlfühlen würde. Was konnte sie heute tun? Vielleicht den Ort erkunden, obwohl sie damit vermutlich schnell fertig war. Sie konnte den Weg zum Hovatn suchen und sich dort umsehen. Sie wollte den See sehen, in dem ihr Zwillingsbruder ertrunken war, und hatte dennoch Angst davor. Genauso wie vor dem Gang zum Friedhof. Sie schreckte davor zurück, sein Grab zu suchen, obwohl das einer der Hauptgründe war, wieso sie überhaupt hierhergekommen war. Vielleicht in ein paar Tagen, wenn sie sich etwas eingewöhnt hatte.
Sie nahm ihre Kaffeetasse und trat auf die Veranda hinaus. Die Luft war noch etwas frisch, aber es versprach, ein herrlicher Tag zu werden. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel und ließ den Fjord funkeln. Ob er sehr kalt war? Sie betrachtete die Berge am anderen Ende. Als sie die Augen verengte, sah sie einen Wasserfall, der sich von ganz oben in die Tiefe stürzte. Dort wollte sie ebenfalls unbedingt hin.
Als sie ein Geräusch hörte, drehte sie sich um. Jan kam um die Ecke. Er trug Shorts, ein T-Shirt und Birkenstock-Schlappen und sah ungemein attraktiv aus. Annika lächelte unwillkürlich. »Guten Morgen«, begrüßte sie ihn.
»Guten Morgen.« Er strahlte sie an. »Wie hast du geschlafen?«
»Ging so. Ich hatte ziemlich viel im Kopf, das mich wachgehalten hat.«
Er musterte sie neugierig, drang aber nicht weiter in sie.
Verlegen sah Annika auf den See hinaus. »Schön ist es hier.«
»Ja, das ist es.« Er stellte sich neben sie und folgte ihrem Blick. »Ich bin gern hier. Ich bin kein Stadtmensch. So oft es geht, entfliehe ich dem Treiben in Kristiansand und gehe in eine unserer Hütten.«
»Ihr habt noch mehr?«
»Keine Ferienhäuser wie das hier. Nur einfache Hütten an einem See oder im Gebirge. Du wirst sehen, dass das Land davon wimmelt. Jeder Norweger hat mindestens eine.« Er lachte. »Viele davon werden nur zweimal im Jahr besucht. Zu Weihnachten und dann zu Ostern für Renovierungsarbeiten. Aber ich mag es dort. Ich liebe die Einsamkeit.«
Annika musterte ihn verstohlen. Sie glaubte ihm sofort. Er gefiel ihr. Groß und sehnig, mit einem Wust von blonden Haaren über dunkelblauen Augen, war er genau ihr Typ. Sie versuchte, das leichte Nervenflattern zu ignorieren, das sie befiel, als sie ihn ansah. Sie wollte hier Urlaub machen, sonst nichts. Nach dem Bruch mit Sven hatte sie erst einmal die Nase voll von Beziehungen. Zudem war ihre rastlose Art, die sie irgendwann weiterziehen ließ, keinem Mann zuzumuten.
Als sie nicht antwortete, wandte sich Jan dem Eingang zu. »Ich räume noch meine letzten Sachen zusammen und dann lasse ich dich in Ruhe.«
Schade eigentlich, dachte Annika. Dass sie sich nicht verlieben wollte, verbot ihr ja nicht, ihn sympathisch zu finden. Sie hätte nichts dagegen gehabt, etwas mehr Zeit in seiner Gegenwart zu verbringen.
Als sie ihm folgte, bemerkte sie eine Narbe, die unter seinem rechten Hosenbein hervorsah. Es schien eine alte Brandnarbe zu sein und Annika fragte sich neugierig, wie der Rest davon aussah und was Jan passiert war.
»Du redest wohl nicht viel, was?« Er warf ihr über die Schulter einen fragenden Blick zu.
»Doch, eigentlich schon«, murmelte sie verlegen. Gut, dass er keine Gedanken lesen konnte. »Ich bin wohl einfach noch müde.«
»Kein Problem.« Er ging ins Wohnzimmer. »Hey, du hast das Geschirr ja schon verstaut.«
»Ja, gleich heute Morgen. Ich hoffe, es ist dir recht.«
Er öffnete kurz die Wandschränke und zog die Schubladen auf. »Perfekt«, lobte er sie. »Obwohl ich mich darauf gefreut habe, das mit dir zusammen zu tun.«
»Wirklich?«
Er grinste sie schelmisch an. »Was hast du für heute geplant?«
»Keine Ahnung. Åraksbø erkunden.«
»Das dauert zehn Minuten. Und dann?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Magst du dir den Hovatn ansehen?«
»Ja, irgendwann natürlich. Deshalb bin ich unter anderem hier.«
»Soll ich dich hinbringen?« Er sah sie unsicher an.
»Musst du nicht zurück?«
»Es ist Sonntag. Außerdem habe ich in den letzten Wochen nur wenige Aufträge angenommen, um hier mit der Renovierung vorwärts zu kommen. Für eine knappe Woche bin ich noch ein völlig freier Mann.«
Anscheinend war er auch nicht gebunden, nachdem er ihre Frage nur auf seine Arbeit bezogen hatte. Annika spürte schon wieder diese völlig grundlose Aufregung. Am besten schickte sie ihn weg. Andererseits mochte sie ihn wirklich sehr und etwas Gesellschaft war verlockend, zumal er sich hier auskannte.
»Dann gern«, lächelte sie. »Ich bin froh, wenn ich einen Fremdenführer kriege.«
»Du kennst meine Preise noch nicht«, spottete er.
»Nachdem ich sogar auf das Haus einen Rabatt bekommen habe, weil nicht alle Zimmer benutzbar sind, habe ich da vermutlich nicht allzu viel zu befürchten.«
»Uh, jetzt wird meine Fairness also auch noch bestraft.« Jan lachte. »Okay, also, was willst du? Wir können ein Stück mit dem Auto fahren oder alles laufen.«
»Wie weit ist es?«
»Etwa sieben Kilometer.«
»Laufen«, entschied Annika.
»Sicher? Es geht teilweise ziemlich steil hoch. Sogar gleich hinter dem Dorf.«
»Macht nichts. Dann habe ich das Dorf-Sightseeing auch gleich mit dabei.«
»Stimmt.« Jan lächelte. »Hast du einen Rucksack?«
»Ja.«
»Nimm viel zu Trinken mit. Und vielleicht einen kleinen Imbiss. Dann läufst du einfach durchs Dorf. In etwa zweihundert Metern steht auf der linken Seite ein weißes Haus, gleich gegenüber der Wiese mit den Schafen. Dort treffe ich dich.«
»Okay.« Annika freute sich auf die Wanderung. Es war schön, sie nicht allein unternehmen zu müssen. Sie machte sich zwei Wurstbrote und verstaute sie in einer Brotbox in den Tiefen ihres Wanderrucksacks. Hoffentlich nahm der Schinken das warme Wetter nicht allzu übel. Drei Flaschen Wasser wanderten zu den Broten, dann noch eine vierte, weil die Flaschen in ihren Augen plötzlich so mickrig aussahen. Sie cremte Arme, Beine und Gesicht mit Sonnenmilch ein, zog ihre Trekking-Schuhe an und war gerüstet. Sorgfältig versperrte sie die Tür und verstaute den Schlüssel in dem kleinen Kästchen mit dem Zahlencode, das zwischen den Dachsparren befestigt war.
Mit forschem Schritt lief sie zur Straße und von dort durch das Dorf. Kleine Häuschen säumten den Weg auf beiden Seiten. Ab und zu zweigte eine schmale Seitenstraße ab, aber im Großen und Ganzen war der Ort sehr überschaubar. Die Wiese mit den Schafen sah sie schon von Weitem. Vor allem waren sie zu hören. Ein vielstimmiges »Mähhh« schallte ihr entgegen und Annika dachte, dass es die Bewohner auf Dauer wahnsinnig machen müsste. Doch vermutlich hörten sie es schon nicht mehr. Ein Lamm kam vorwitzig bis zum Zaun und steckte die Nase hindurch. Annika kraulte es hinter den Ohren.
»Magst du eins haben?«
Sie drehte sich um, als sie die bekannte Stimme hörte. »Ich glaube, das kriege ich nicht ins Auto«, lachte sie. »Außerdem gibt es bei uns auch Schafe.«
»Okay, dann lass uns aufbrechen. Wie viel Wasser hast du dabei?«
»Zwei Liter.«
»Sollte reichen. Also los.«
Jan hatte ebenfalls einen Rucksack auf dem Rücken und trug jetzt Wanderschuhe. Gemeinsam gingen sie die Straße entlang, die schon vor dem Ortsausgang steil anstieg und sich in Serpentinen den bewaldeten Berg hinaufzog. Vereinzelte Gehöfte standen in den Kurven, doch es waren kaum Menschen zu sehen.
Annika blieb stehen, um zu verschnaufen. Beeindruckt sah sie zu dem See hinunter, der sich in seiner ganzen Pracht vor ihr ausbreitete. »Wie groß ist der See?«
»Der Åraksfjord? Ich glaube knappe zwölf Quadratkilometer.«
»Du glaubst?«
»Na ja, ich kann auch nicht alles wissen. Aber er ist über dreißig Kilometer lang und über dreißig Meter tief.« Er grinste. »Habe ich mir gemerkt, weil es zweimal die gleiche Zahl ist. Und er fließt in den Byglandsfjord ab. Bygland ist die nächste Gemeinde.«
Annika nickte. Sie erinnerte sich, auf ihrer Reise durch den Ort gefahren zu sein. Der See sah ungemein malerisch aus, wie er in der Sonne blitzte und sie nahm ihr Handy heraus, um einige Fotos zu schießen. Sie stellte Jan als Bezugspunkt in die Ecke, weil pure Landschaftsfotos schließlich langweilig wirkten. Oder etwa nicht? Weil es so viel Spaß machte, knipste sie ihn gleich noch einmal und zoomte ihn unbemerkt rahmenfüllend ein. Sie musste Rieke ja etwas vorzeigen.
Die Straße schlängelte sich immer weiter nach oben. Obwohl es im Wald schattig war, kamen sie ordentlich ins Schwitzen, und sie hielten öfter an, um einen Schluck zu trinken. Nach einer knappen Stunde blieb Jan stehen und wies auf einen abzweigenden Weg, der mit einer Kette abgesperrt war. »Hier geht’s weiter«, verkündete er.
»Aber die Straße ist gesperrt«, wandte Annika ein.
»Nein, ist sie nicht. Aber Autofahrer müssen für die Benutzung bezahlen.« Jan zeigte auf ein kleines, unbemanntes Kassenhäuschen. »Du füllst zwei Zettel aus mit deinem Namen, dem Autokennzeichen und deiner Nationalität. Ein Zettel bleibt hier im Kasten, der andere kommt ins Auto und selbstverständlich wirfst du das Geld ein. Dann kannst du die Kette öffnen, durchfahren, und natürlich hinter dir wieder schließen.«
»Und das macht jeder?« Annika staunte. »Ich hätte eher gedacht, dass der Geldkasten öfter geplündert wird.«
»Norweger sind ehrliche Leute. Und wir unterstellen unseren Touristen das auch.« Jan stieg über die Kette. »Das System ist hier weit verbreitet. Es sind meistens Privatwege. Und die müssen ja auch instand gehalten werden. Also kann man für die Benutzung auch ein paar Kronen zahlen.«
Annika folgte ihm. Es ging jetzt nicht mehr ganz so steil bergauf, aber der Weg führte trotzdem stetig nach oben. Neben ihnen plätscherte ein kleines Bächlein und bei der nächsten Trinkpause legte sie ihre Arme hinein, um sie zu kühlen. Jan zog seine Schuhe und Socken aus und lief ein Stück im Bach. »Erzähl mir von dir«, forderte er sie auf.
»Was willst du denn wissen?«
»Alles.«
»Ach, da gibt es nicht viel. Nur, dass ich bis vor ein paar Wochen glaubte, ein Einzelkind zu sein. Aber an der Beerdigung meines Vaters fand ich heraus, dass ich ein Zwilling war.«
»Woran ist dein Vater gestorben?«
»Krebs.«
»Scheiße.«
»Das kannst du laut sagen.«
»Und dein Bruder ist im Hovatn ertrunken?«
»Ja, als wir etwa zwei Jahre alt waren. Ich habe noch keine Ahnung, wie es passiert ist, aber ich gedenke, es herauszufinden.«
Jan stapfte aus dem Bach heraus und setzte sich auf einen Stein, um seine Füße trocknen zu lassen. »Wie kannst du nicht gewusst haben, dass du einen Zwillingsbruder hattest?«
»Meine Mutter wollte nicht, dass ich es erfahre. Anscheinend hat sie allen Verwandten, Freunden und Bekannten das Versprechen abgenommen, mir nie etwas davon zu erzählen.«
»Vielleicht lastet ein dunkles Geheimnis auf dir.«
»Nein. Meine Mutter ist einfach komisch.«
Jan streifte seine Socken über. »Am Ende stellt sich noch heraus, dass du ein Trollkind bist, das deine Eltern von hier mitgenommen haben.«
»Bestimmt.« Annika grinste.
Jan wies auf einen Haufen aufeinandergestapelter Steine in einigen Metern Entfernung. »In Skandinavien glaubt man, dass Steinmännchen Wanderer vor bösartigen Trollen schützen. Wir werden also gleich sehen, ob du ein Trollkind bist. Dann kannst du nämlich da nicht vorbeigehen.«
»Das denkst du dir doch gerade aus, oder?«
Jan schnürte seinen zweiten Schuh zu und kam zu ihr. »Finden wir es heraus.« Seine Augen funkelten übermütig, als er Annika an der Hand nahm und sie übertrieben vorsichtig an dem Steinmännchen vorbeiführte. »Wohl doch nicht«, meinte er dann bedauernd.
»Was hast du erwartet? Dass ich mich mit einem Puff in Rauch auflöse?«
»So etwas in der Art, ja.« Er grinste breit. »Aber das wäre irgendwie schade gewesen.«
Annika schmunzelte. Jan hatte einen umwerfenden Charme. Sie musste höllisch aufpassen, um ihm nicht zu erliegen.
»Hast du einen Freund?«, fragte er.
»Momentan nicht. Ist immer ein bisschen schwierig.«
»Kenne ich.«
Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er zuckte auf die unausgesprochene Aufforderung mit den Schultern. »Ich habe auch meine Probleme, die Richtige zu finden. Die Mädchen suchen was Besseres.«
»Ach komm«, rief Annika unwillkürlich aus. Wenn sie auf der Suche wäre, wäre Jan einfach perfekt. »Wieso das denn?«
»Zum einen habe ich nicht studiert. Mein Vater war stinksauer, aber ich wollte mich nicht jahrelang in einer Stadt einsperren lassen, um etwas zu studieren, das mir keinen Spaß macht. Ich will mit meinen Händen arbeiten. Ich bin ein ziemlich guter Schreiner und darauf bin ich stolz.«
»Aber das ist doch kein Grund, keine Freundin zu finden.«
»Ich kenne durchaus Mädchen, die sich enttäuscht abgewendet haben, als sie erfahren haben, dass ich nur ein kleiner Handwerker bin. Außerdem bin ich ein ziemlicher Einzelgänger. Ich sitze lieber vor einer unserer Hütten und sehe den Fischen im See zu, anstatt mich in die Gesellschaft zu stürzen.«
»Du siehst den Fischen zu? Du fängst sie nicht mal?«
»Ich bin kein guter Angler. Noch ein Manko für einen Norweger. Mir tun die Fische einfach leid.«
Annika mochte diesen jungen Mann immer mehr. »Was sagte denn deine Mutter zu deinen Berufswünschen?«
Für einen Moment starrte Jan auf den Weg, als müsse er sich konzentrieren, einigen Steinen auszuweichen. »Meine Mutter ist tot«, murmelte er dann leise.
»Das tut mir leid.« In einer spontanen Geste fasste Annika tröstend nach seinem Arm.
»Danke. Ist aber schon lange her.«
»Was ist passiert?«
Jan sah in die Ferne. »Noch ein paar Kurven, dann sind wir am See. Lass uns dort einen schönen Platz für ein Picknick suchen, da erzähle ich es dir.«
Annika nickte. Der fröhliche Ausdruck war aus Jans Gesicht gewichen. Der Tod seiner Mutter mochte schon lange her sein, doch er machte ihm immer noch zu schaffen. Sie bedauerte, das Thema aufs Tablett gebracht zu haben, andererseits hatte sie das nicht wissen können. »Du musst nicht, wenn du nicht willst«, bot sie ihm an.
»Ich habe kein Problem damit. Aber lass uns erst ankommen.« Er lächelte ihr zu und Annika war erleichtert, dass er ihr nicht böse war.
Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Vielleicht einen aufgewühlten See, der alles mit sich riss, das sich ihm näherte. Doch der Hovatn war eher beschaulich. Sonnenstrahlen tanzten auf dem Wasser und das Ufer war von Felsen und Bäumen umsäumt. In der Ferne sah Annika einige Hütten stehen. Zum Teil schienen sie völlig unzugänglich zu sein und sie fragte sich, wie man dort hin kommen konnte.
Jan deutete auf einen großen flachen Stein direkt am Wasser. »Dort können wir essen.«
Sie nickte und folgte ihm. Mit einem Seufzer der Erleichterung stellte sie ihren Rucksack ab. Er war mit der Zeit doch ziemlich schwer geworden. Doch sie setzte sich noch nicht, sondern starrte auf den See. Sie versuchte, sich vorzustellen, dass ihr Bruder hier irgendwo ertrunken war. Es war merkwürdig, sich eine derartige Tragödie an einem so idyllischen Ort auszumalen. Ihr Herz zog sich zusammen, als sie an den Todeskampf des kleinen Kindes dachte, das unter Wasser gespült worden war, und eine Gänsehaut lief über ihren Rücken.
»Denkst du an deinen Bruder?«, fragte Jan.
»Ja. Es ist furchtbar, dass er hier ertrunken ist. Es sieht gar nicht so tief aus.«
»Das täuscht. Der See wird zur Stromgewinnung herangezogen. Ich habe mal gelesen, dass man ihn siebzehn Meter tief ablassen kann. Vielleicht war er damals voller. Außerdem kann ein Kind in Wasser ertrinken, das keinen Meter tief ist.«
»Schon, aber er war ja nicht allein. Meine Tante erzählte von einem Bootsausflug.«
»Ein kenterndes Boot kann überall gefährlich sein.«
»Da hast du natürlich recht, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es den Erwachsenen nicht gelungen sein soll, ihn zu retten.«
»Hast du denn niemanden, der dir erzählen kann, was damals passiert ist?«
»Nicht wirklich. Ich hoffe, dass ich meine Mutter dazu bringen kann, aber das wird bestimmt kein leichtes Unterfangen.« Annika stockte kurz und überlegte, ob Jan wohl ein Wort wie Unterfangen kannte. Zumindest schien er sich zusammenreimen zu können, was sie meinte, denn er nickte.
»Sicher kein einfaches Gespräch. Schon blöd, nach so langer Zeit zu hören, dass man Geschwister hatte.« Er lächelte. »Hey, wie alt bist du eigentlich?«
»Fünfundzwanzig.«
»Ich auch.«
»Wirklich?«
»Ja, ich werde im Oktober sechsundzwanzig.«
»Dann bist du ein halbes Jahr älter. Mein Geburtstag ist im März.«
»Werde ich mir merken.« Jan packte seinen Rucksack aus und holte Wasser und eine Brotdose hervor. »Magst du Kuchen? Hat die Frau meines Freundes gebacken. Sehr zu empfehlen.«
»Ja, gerne.« Annika nahm ein Stück Zitronenkuchen entgegen und biss herzhaft ab. »Schmeckt gut.«
»Sage ich ja.«
»Erzählst du mir von deiner Mutter?«
»Ich kann mich überhaupt nicht an sie erinnern«, meinte er leise. »Ich war noch nicht mal drei Jahre alt, als sie gestorben ist.«
»Das ist schlimm.« Spontan legte Annika ihm die Hand auf den Arm. »Wie ist es passiert?«
»Bei einem Brand.«
»Ein Brand?« Unwillkürlich ging ihr Blick zu seinem rechten Schenkel.
Er sah es und lächelte. »Ja, du vermutest richtig. Es war gegen Mitternacht, als in unserem Haus ein Feuer ausgebrochen ist. Mein Vater war nicht zu Hause. Mein Bruder hat es bemerkt und meine Mutter geweckt. Er war damals fünf. Sie hat ihn hinausgebracht und kam dann, um mich zu holen. Mein Zimmer war im ersten Stock. Sie hat mich gerettet, aber sie selbst ist einen Tag später gestorben.«
»Wie furchtbar.« Annika fröstelte, als sie sich Jans Mutter vorstellte, die sich durch eine brennende Wohnung kämpfte, um ihr Kind zu retten. »Und du kannst dich überhaupt nicht daran erinnern?«
»Nein, ich war wohl zu klein, obwohl es ein einschneidendes Erlebnis war. Es hat mir auch ein Souvenir hinterlassen.« Er zog das rechte Hosenbein seiner Shorts nach oben und entblößte eine etwa handtellergroße Brandnarbe. Sie hatte die Form eines Ahornblattes mit vier Spitzen, die nach unten zeigten. »Mein Bett hatte bereits angefangen zu brennen, als meine Mutter ins Zimmer kam. Die Hose meines Pyjamas hatte Feuer gefangen und sie hat die Flammen anscheinend mit den Händen ausgeklopft. Das Treppenhaus war voller Rauch. Sie hat es fast bis nach unten geschafft, als sie zusammengebrochen ist. Sie hatte mich mit einer Decke geschützt und deshalb habe ich nicht so viel Rauch eingeatmet, aber sie hat es nicht überlebt. Wir kamen beide ins Krankenhaus. Sie ist noch zu sich gekommen und konnte meinem Vater erzählen, was passiert ist. Er hatte so sehr gehofft, dass sie überleben würde.« Jan kickte einen Kieselstein ins Wasser. »Ich bin einige Wochen im Krankenhaus behandelt worden. Zum Glück habe ich bis auf diese Narbe nichts zurückbehalten.«
»Das tut mir so leid«, murmelte Annika. »Was hat den Brand ausgelöst?«
»Vermutlich ein Kurzschluss. Es war ein altes Holzhaus. Es ist komplett niedergebrannt.«
Sie sah in sein gequältes Gesicht. »Fühlst du dich schuldig, weil sie gestorben ist?«, fragte sie und hielt den Atem an. Sie kannten sich erst seit einem Tag und es stand ihr nicht zu, ihm solche Seelenfragen zu stellen. Doch er schien sich nicht daran zu stören.
»Manchmal«, gab er zu. »Wenn es mich nicht gegeben hätte, würde sie noch leben. Dann wäre sie nicht durch ein brennendes Haus gelaufen.«
»Das stimmt«, gab Annika zu. »Trotzdem ist es nicht deine Schuld. Sie war einfach eine Mutter, die ihr Kind beschützen wollte. Und welch schöneren Liebesbeweis gibt es, als das eigene Leben zu geben für jemanden, den man von Herzen liebt.«
Jan sah sie an und seine Augen schimmerten feucht. »Das klingt schön. Mein Vater sagt auch, ich soll es mir nicht so sehr zu Herzen nehmen, aber das Gefühl ist unterschwellig immer da.«
»Mir würde es vermutlich genauso gehen. Aber deine Mutter war bestimmt froh, zu wissen, dass sie dich retten konnte. Sie würde nicht wollen, dass du Schuldgefühle hast.«
Jan atmete tief durch. »Können wir nicht von etwas Anderem sprechen? Es ist so ein schöner Tag.«
Annika nickte. »Und worüber?«
»Erzähl mir von dir.«
»Immer noch? Das ist langweilig.«
»Finde ich nicht.« Jan grinste sie an und seine Mundwinkel zuckten. »Ich frage mich gerade, wie du reagieren würdest, wenn ich dich jetzt küsse.«
Sie biss sich auf die Lippe. Ihn zu küssen war ein verlockender Gedanke. Sie mochte ihn wirklich. Aber gerade deshalb sollte sie es zu keinen Intimitäten kommen lassen. »Bitte nicht«, murmelte sie.
Er zog die Augenbrauen hoch und rückte unmerklich ein Stück ab.
Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Sei nicht böse. Ich mag dich, aber das wäre nicht gut.«
Abwartend sah Jan sie an.
»Ich habe gerade erst vor ein paar Wochen eine Beziehung beendet. Ich bin noch nicht so weit. Außerdem bin ich ziemlich merkwürdig gestrickt. Ich halte es nicht mal bei dem besten Mann der Welt aus. Nach einer Weile fehlt mir etwas und ich merke, dass meine Liebe nicht tief genug ist, um dauerhaft zu sein. Das will ich dir nicht antun. Außerdem wohnen wir über sechshundert Kilometer voneinander entfernt. Und ich habe meiner Mutter versprechen müssen, mich nicht in einen Norweger zu verlieben.«
Jan musterte sie nachdenklich, aber nicht unfreundlich, und Annika fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatte schon befürchtet, ihn mit ihrer Zurückweisung ernsthaft verletzt zu haben. »Den letzten Grund finde ich den besten.«
»Wirklich?«
»Entfernungen kann man überbrücken. Und ich glaube nicht, dass du komisch bist. Du hast einfach den Richtigen noch nicht gefunden. Ich würde das Risiko gerne eingehen. Aber ein Versprechen deiner Mutter gegenüber ist ein großer Hinderungsgrund.«
Annika war sich nicht sicher, ob er sie auf den Arm nahm. Das Thema Mutter brachte bei Jan definitiv eine sensible Saite zum Klingen, vielleicht war es ihm wirklich ernst damit.
Er zog sie an sich und sie ließ es geschehen. »Wir kennen uns ja erst seit gestern. Du warst mir nur vom ersten Augenblick an sympathisch. So etwas erlebe ich selten. Ich bin nämlich auch merkwürdig, was Beziehungen angeht.«
»Echt?« Annika drehte sich, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. »Ein Mann wie du müsste von Frauen doch geradezu belagert werden.«
Er lachte. »Danke für das Kompliment. Aber ich habe das, was ich suche, auch noch nicht gefunden. Dabei bin ich mir gar nicht sicher, was ich suche.«
»Das Gefühl kenne ich.«
»Na also, schon wieder eine Gemeinsamkeit. Vielleicht kommen wir doch noch zusammen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.« Er küsste sie auf die Wange. »Das darf ich doch, oder? Rein freundschaftlich. Und dann sehen wir weiter.«
Annika nickte. Sie war erleichtert, dass er ihr nicht böse war. Allerdings war sie sich ziemlich sicher, dass sie von ihm nicht mehr wollte als Freundschaft. Die nahm sie gern an, aber obwohl sie ihn ausgesprochen attraktiv fand und ihn sehr mochte, stellten sich keine tieferen Gefühle ein. Sie musste nur aufpassen, dass sie ihm keine falschen Signale schickte und ihm Hoffnungen machte.
Sie war verlegen, weil sie ihn abgewiesen hatte, und suchte Zuflucht in ihrem Rucksack. Obwohl sie keinen Hunger hatte, aß sie die zwei Brote, die sie mitgenommen hatte. Jan erzählte ihr ein wenig über den See und die Umgebung.
»Habt ihr hier auch eine Hütte?«, fragte sie.
»Ja.« Jan wies hinter sich. »Dort, wo die Straße eine Biegung macht, führt ein kleiner Trampelpfad hin. Aber ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr hier. Ich gehe lieber zum Reiårsvatn.«
»Wo ist das?«
»Ein See auf der anderen Seite des Åraksfjords. Du kannst den Reiårsfossen, also den Wasserfall, von deinem Haus aus sehen.«
»Du meinst, dein Haus.«
»Richtig. Der Reiårsvatn ist ein herrlicher See, mitten in einem ausgedehnten Waldgebiet. Ich bin sehr gern dort.«
Annika warf ihm einen fragenden Blick zu. »Weißt du, worüber ich mich wundere? Dass du sogar Wörter wie Trampelpfad kennst. Die gehören doch nicht ins normale Deutschvokabular, oder?«
»Vermutlich nicht. Aber ich lese sehr gerne deutsche Bücher. Besonders Thriller, da kommen solche Wörter schon mal vor. Und alle, die ich nicht kenne, schaue ich nach und schreibe mir die Bedeutung auf.«
»Hört sich effektiv an.«
»Das ist es auch.« Jan stand auf und streckte sich. »Was meinst du, sollen wir zurückgehen?«
»Ja.« Auch Annika erhob sich. Sie sah noch einmal über den See. Wenn sie gedacht hatte, hier die Anwesenheit ihres Bruders spüren zu können, wurde sie enttäuscht. Nichts deutete darauf hin, dass hier vor so vielen Jahren eine Tragödie passiert war. Der Hovatn war einfach nur ein See. Trotzdem war sie froh, hier gewesen zu sein.
Der Rückweg war kurzweilig. Jan fand immer neue Themen, um sich zu unterhalten, und Annika freute sich an seiner Gesellschaft. Als sie das Dorf erreicht hatten, sah er sie fragend an. »Soll ich morgen wiederkommen?«, wollte er wissen. »Wir könnten den Reiårsfossen anschauen und dann zusammen zum See wandern.«
Annika antwortete nicht sofort. Der Tag war sehr schön gewesen und sie hatte Jans Gesellschaft genossen. Aber würde er sich nicht Hoffnungen machen, wenn sie jetzt zustimmte? Andererseits fand sie es sehr beruhigend, jemanden mit Ortskenntnis bei sich zu haben. »Ich würde mich freuen«, stimmte sie zu. »Fährst du jetzt heim?«
»Sollte ich. Mein Vater hat schon gefragt, wann ich komme. Aber ich habe es nicht so eilig. Ich kann bestimmt noch eine Nacht bei meinem Freund schlafen. Soll ich wieder gegen zehn Uhr zu dir kommen?«
»Ja, mach das.« Annika verabschiedete sich von Jan und musste zugeben, dass sie sich auf den nächsten Tag freute.
»Hallo Mama, störe ich dich?«
»Überhaupt nicht. Ich habe schon auf deinen Anruf gewartet. Wie geht es dir?«
»Prima.« Annika kippte den Monitor ihres Laptops, damit sie ihre Mutter besser sehen konnte. Sie schien einen guten Tag zu haben. Vielleicht war sie bereit, ein paar Antworten zu geben. »Ich habe einen netten Mann kennengelernt. Er heißt Jan.«
»Was?« Alarmiert setzte sich Kerstin auf. »Du hast mir doch versprochen …«
»Ja, ich weiß. Ich sagte ja auch nur, dass ich einen netten Mann kennengelernt habe. Das heißt ja nicht, dass ich mich gleich verliebe.«
»Das darfst du auch nicht, Annika. Tu mir das nicht an.«
»Dann musst du mir aber auch erzählen, warum. Was ist so schlimm an einem Norweger?«
»Nichts. Es ist nur …«
»Hast du schlechte Erfahrungen gemacht?«
»Kann man so sagen.«
»Ich habe ein Foto von dir und Iris gefunden.«
Kerstin zuckte heftig zusammen. »Das kann nicht sein.«
»Doch. In einem alten Tagebuch. Davon stehen etliche hier im Regal.«
»Du bist in unserem Haus?«
»Anscheinend, obwohl es anders aussieht als auf dem Foto, das ich habe. Oder wart ihr mit uns später in einem anderen Ferienhaus?«
»Nein.« Ein leichtes Lächeln umspielte Kerstins Lippen. »Was für ein Zufall.«
»Nicht wirklich. So viele Ferienhäuser gibt es in diesem Nest nicht.«
»Das stimmt allerdings.«
»Hast du mir nicht etwas zu erzählen, Mama? Ich dachte, du hast Iris erst kennengelernt, als sie Papa geheiratet hat.«
»Wir waren Jugendfreundinnen.«
»Und warum mögt ihr euch jetzt nicht mehr?«
»Ach Annika …«
Annika wusste, dass sie behutsam vorgehen musste, sonst würde ihre Mutter komplett dichtmachen. »Dann war die Reise mit Papa also nicht dein erster Besuch hier?«
»Nein, das war mein zweiter. Papa hatte dort einen norwegischen Freund, der uns eingeladen hatte.«
»Von einem Freund hat mir auch Tante Andrea erzählt. Papa hatte also einen Freund in genau der Gegend, wo du mit Iris zuvor Urlaub gemacht hast? Das ist wirklich Zufall.«
»Nicht unbedingt.« Kerstin wand sich unbehaglich.
Annika seufzte. »Magst du mir nicht einfach alles erzählen, Mama? Du wirfst mir immer nur Brotkrumen hin, dabei weiß ich so wenig von euch.«
»Lieber nicht.« Kerstins Blick flackerte zur Seite.
»Komm schon, Mama. Wenn ich dir schon verspreche, mich in keinen Norweger zu verlieben, will ich auch was dafür haben. Du musst mir verraten, warum.«
»Ich will nicht darüber reden.«
»Das weiß ich. Aber vielleicht tut es dir gut, das mal zu tun. Lass es raus.«
»Ich weiß nicht.«
»Spring über deinen Schatten, Mama. Lass mich an deinem Leben teilhaben. Bitte.«
Kerstin seufzte tief. »Also gut. Wo soll ich anfangen?«
»Natürlich am Anfang.« Annika lehnte sich bequem zurück. »Ich höre.«































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