Kapitel 4. Leora

Wir legten am Steg an und ich sprang aus dem Boot. Es fühlte sich gut an, endlich festen Boden unter den Füßen zu haben. Für einen kurzen Moment schien sich die Welt um mich zu drehen, als wäre ich seekrank, doch das flaue Gefühl verschwand schnell wieder.

„Leora, nimm bitte deine Sachen“, rief Tom mir zu. Ich drehte mich um, zurück zum Boot und schnappte mir meinen großen Koffer, die schwere Reisetasche und meine Handtasche. Tom hob zwei der großen Kisten aus dem Boot und wir machten uns daran, den schmalen Steg zu überqueren.

Wir kamen an einem wunderschönen Sandstrand an. Die Luft war warm und still, nur der leichte Wind, der durch die Bäume pfiff, brachte etwas Bewegung in die Szenerie. Am Ende des Stegs begann ein schmaler Kiesweg, der uns weiter ins Innere der Insel führte. Um uns herum breitete sich eine weite Wiese aus, die von allerlei Pflanzen bedeckt war – Gräser, Sträucher und Blumen in allen Farben.

Am liebsten hätte ich angehalten, um jede einzelne Pflanze genauer zu betrachten. Ich hatte zwar keinen grünen Daumen – meine Zimmerpflanzen hielten selten länger als ein paar Wochen –, aber das hielt mich nicht davon ab, sie zu lieben.

Doch der Weg lag vor mir und ich hatte noch genügend Tage, um all das in Ruhe zu entdecken. Jetzt musste ich erst einmal weiter.

Der Kiesweg gabelte sich ein paar Mal, doch Tom führte mich entschlossen den Pfad hinauf, der einen kleinen Hügel hinaufging. Mit jedem Schritt spürte ich, wie ungeeignet meine Schuhe für diesen Aufstieg waren. Der steinige Untergrund und die Steigung machten es mir nicht leicht, aber ich biss die Zähne zusammen und folgte ihm.

Nach einiger Zeit tauchten die ersten Konturen eines Gebäudes am Horizont auf. Zunächst sah man nur Teile, doch bald erkannte ich das ganze Ausmaß. Es war nicht einfach nur ein Haus – es war fast ein kleines Schloss. Meine Schritte wurden langsamer, als ich versuchte, das imposante Gebäude zu begreifen. Die hohen Türme, die steinernen Mauern und die unzähligen Fenster wirkten, als wären sie einem Märchen entsprungen.

Doch Tom lief weiter und ich wollte ihn nicht aufhalten. Schließlich würde ich genug Zeit haben, das Gebäude in den nächsten Wochen zu erkunden.



Also ging ich weiter. Das Schloss war in einem sanften Gelb gestrichen, mit großen, hohen Fenstern, die von grauen, alten Fensterläden umrundet wurden. Auch das Dach, in dem gleichen dunklen Grauton, passte perfekt zur alten, herrschaftlichen Fassade. Es hatte etwas Geheimnisvolles und ich spürte, dass hinter diesen Mauern Geschichten und Geheimnisse verborgen lagen, die ich erst noch entdecken würde.

Ich konnte mir schlecht vorstellen, dass in diesem Haus so wenige Lebten.
Dieses Anwesen musste ein Vermögen gekostet haben. Die ganze Insel mit diesem prunkvollen Gebäude war so weit entfernt von dem, was ich kannte, dass ich mich fehl am Platz fühlte. Was, wenn ich nicht in diese Welt passte? Ich schüttelte den Gedanken ab, während Tom mit seinem Ellenbogen die Türglocke betätigte – die Glocke selbst war so kunstvoll und aufwendig gestaltet, dass sie wie ein antikes Schmuckstück wirkte. Alles hier schrie nach Luxus und Reichtum und das machte mich nervös.

Nach ein paar Sekunden öffneten sich die riesigen Holztüren. Sie waren so groß, dass man ohne Probleme fünf Leute nebeneinander durchschleusen könnte. Dahinter stand ein Ehepaar, das mich mit durchdringenden, skeptischen Blicken musterte.

Die Frau war klein, vielleicht gerade so 1,60 groß, mit blondem Haar, das zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebunden war. Ihre Haut war von der Sonne leicht gebräunt und die paar wenigen Falten verrieten ihr Alter – irgendwo zwischen vierzig und fünfzig, schätzte ich.

Der Mann neben ihr war fast das genaue Gegenteil: groß, mindestens einen Kopf größer als seine Frau, mit breiten Schultern und einem Gesicht, das von einem kurzen, leicht ergrauten Bart umrahmt war. Sein dunkles Haar war an den Schläfen ebenfalls von grauen Strähnen durchzogen.

Beide sahen mich mit einer gewissen Kühle an, was meine Anspannung nur noch verstärkte. Ihre Mienen waren ernst, fast grimmig und ich spürte, wie mir das Herz bis zum Hals schlug. Mein erster Eindruck war alles andere als beruhigend und die Frage, ob ich hier wirklich willkommen war, bohrte sich tiefer in meinen Kopf.

Aber ich hoffte, dass ich mich irrte. Vielleicht war es nur die lange Reise oder die fremde Situation, die die beiden so ernst erscheinen ließ. Schließlich hatten sie mich eingestellt, also mussten sie ja irgendein Vertrauen in mich haben.



„Hallo Tom, du weißt ja, wo du die Kisten abstellen kannst. Das Geld liegt wie immer in einem Umschlag daneben“, sagte die Frau, ihre Stimme scharf und ohne jeden Anflug von Freundlichkeit. Es fiel mir sofort auf, dass sie sich nicht einmal bei ihm bedankt hatte. Der arme Tom nickte nur stumm und verschwand mit den Kisten im Schloss, ließ mich allein mit dem Ehepaar zurück.

„Du musst dann Miss Benet sein“, sagte der Mann und musterte mich kurz mit einem prüfenden Blick. Ich fühlte mich unbehaglich unter dieser forschenden Inspektion, als ob ich auf den Prüfstand gestellt wurde. Am liebsten hätte ich mich umgedreht und wäre sofort wieder gegangen, aber das war keine Option – nicht auf dieser Insel und schon gar nicht, wenn ich das Geld brauchte.

„Ja, das bin ich. Sie können mich ruhig Leora nennen“, stellte ich mich vor und versuchte, ein freundliches Lächeln aufzusetzen. Doch nur der Mann erwiderte es halbherzig. Die Frau hingegen blickte mich weiterhin mit misstrauischen Augen an, als würde sie mir jeden Moment ein Verhör unterziehen wollen.

„Ich bin Johannes und das ist meine Frau Rebecca. Komm doch bitte rein. Wir haben nicht viel Zeit. Wir müssen in einer Stunde los und sollten dir noch alles erklären“, fuhr Johannes fort, während er die Tür weiter öffnete. Die beiden traten ohne weiteres Wort in das imposante Gebäude und zögernd folgte ich ihnen.

Der Boden im Inneren bestand aus polierten Fliesen, die in einem eleganten Muster verlegt waren. Wir liefen auf einem breiten, tiefroten Teppich, der sich durch den Vorraum zog. Der Raum selbst war beeindruckend hoch und als wir weitergingen, kamen wir in eine Halle, die mein Atem kurz stocken ließ.

Zwei geschwungene Treppen führten in einem Bogen nach oben und waren ebenfalls mit dem luxuriösen Teppich ausgelegt. Das weiße Geländer glänzte, als wäre es regelmäßig poliert worden. Über uns hing ein riesiger Kronleuchter, alt und reich verziert, der fast majestätisch von der hohen Decke herabhing.

Bevor ich mich jedoch weiter umsehen konnte, durchbrach Rebeccas Stimme die Stille. „Du hast die nächsten Wochen genügend Zeit, die Lampe anzustarren. Stell deine Sachen ab und folg uns“, sagte sie, genervt von meinem Zögern.



Schnell tat ich, was sie verlangte, stellte meine Taschen in einer Ecke ab und folgte ihnen weiter ins Innere des Schlosses.

„Deine Aufgabe wird es sein, dieses Haus zu putzen und sauber zu halten. Unten im sechsten Raum rechts gibt es eine Putzkammer, in der du alles finden solltest. Abgesehen von dem Putzen solltest du dich auch draußen um die Hühner und die wenigen Tiere kümmern, die wir haben. Aber keine Sorge, wir haben dir eine genaue Anleitung dazu geschrieben, die du in der Küche finden wirst“, zählte Rebecca auf, während sie mir mit einer Handbewegung die Richtung wies.

Die Vorstellung, mich um Tiere zu kümmern, machte mir ein mulmiges Gefühl. Ich liebte Tiere, aber ich wusste nicht einmal, wie man Fische fütterte. Sie verlangten von mir, dass ich ihre Tiere versorgte? So schwer kann das nicht werden, versuchte ich mir selbst Mut zuzusprechen, auch wenn ich innerlich unsicher war.

„Außerdem solltest du an den heißen Tagen dafür sorgen, dass die Pflanzen im Garten nicht austrocknen und der Rasen nicht zu braun wird. Und wir haben ein paar Katzen, die du zweimal am Tag füttern musst“, fügte sie hinzu und ich hörte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Es schien, als würde die Verantwortung immer größer werden.

Während wir durch die Flure liefen, hatte ich längst die Orientierung verloren. Jeder Raum, den wir passierten, sah ähnlich aus und ich konnte nur hoffen, dass sie irgendwo eine Karte dieses riesigen Schlosses hatten. Andernfalls war ich aufgeschmissen.

„Du darfst alles verwenden. Egal ob Essen oder Bücher. Du darfst auch fast überall hin, außer in die Räume, an denen wir einen Zettel geklebt haben. Die sind tabu und darfst du auf keinen Fall betreten!“ erklärte Johannes mit einem strengen Ton, der mir signalisiert, dass ich diese Regel besser befolgen sollte.

Rebecca öffnete eine alte Holztür, die genauso aussah wie alle anderen und wir traten in einen Vorraum, der zu einem anderen Raum führte. Hier standen ein paar alte Möbelstücke und rechts von uns befand sich ein großes Badezimmer.

„Aber kommen wir mal zu deiner eigentlichen Aufgabe. Hinter dieser Tür befindet sich unser Neffe Eryon, der krank ist. Er spricht nicht, läuft nicht und muss den ganzen Tag in seinem Zimmer bleiben“, erklärte sie mir und ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Magen bildete.



Ab diesem Moment war mir klar, dass ich hier vor Langeweile und Einsamkeit sterben würde. Wenn ich nicht einmal jemanden hatte, mit dem ich sprechen konnte, was würde ich dann den ganzen Tag tun?

„Du musst ihm zweimal am Tag eine Spritze in seinem Arm geben“, sagte sie mir, während wir ins Badezimmer gingen. Dort entdeckte ich einen Medikamentenschrank, der hauptsächlich mit Fläschchen und kleinen Dosen gefüllt war.

„Auf dem Zettel hier“, sagte Rebecca und deutete auf ein Papier, das an dem Medikamentenschrank hing, „steht genau, wie du die Medizin in die Spritze geben musst und wie viel. Es ist nicht schwer, aber du darfst es auf keinen Fall vergessen! Sonst hat es für Eryon schlimme Folgen“, warnte sie mich mit einem ernsten Blick.

Ich nickte und versuchte, die Informationen in meinem Kopf zu verankern. So schwer konnte es ja nicht sein, daran zu denken, jemandem eine Spritze zu geben. Schließlich hatte ich es schon ein paar Mal in meiner einjährigen Pflege FSJ gemacht, aber die Vorstellung, das bei einem Menschen zu tun, der so ernsthaft krank war, ließ mich zögern.

„Du darfst ihn unter keinen Umständen mit deiner Haut berühren. Wir haben hier überall Handschuhe herumliegen. Das hat ebenfalls etwas mit seiner Krankheit zu tun. Außerdem solltest du ihn alle zwei Tage oder jeden Tag in seinem Bett waschen. Unten ist ein Zettel, auf dem steht, was er zum Essen bekommt. Er bekommt zwei Mahlzeiten am Tag“, fügte sie hinzu, während wir aus dem Badezimmer traten.

Johannes öffnete die Tür zu dem Zimmer, das zu ihrem Neffen führte. Als wir eintraten, fiel mir sofort auf, dass die dicken, roten Vorhänge komplett zugezogen waren und es ziemlich dunkel in dem Raum war. Der Geruch war abgestanden und die Atmosphäre war drückend. Das Zimmer war sehr groß und voller alter Holzmöbel sowie ein paar Ölgemälde, die an den Wänden hingen.

Rebecca schaltete die Nachttischlampe neben dem riesigen Bett an, in dem mindestens vier Personen Platz gehabt hätten. Das Licht flutete den Raum und enthüllte die Details, die in der Dunkelheit verborgen waren. „Er hasst das Tageslicht, weswegen wir immer die Vorhänge zugezogen haben“, erklärte Johannes mit einer Stimme, die ich nicht recht einordnen konnte. Die Situation war mir unheimlich und ich spürte ein leichtes Unbehagen, das in meinem Magen nagte.



Ich trat näher an das Bett heran, in dem ihr Neffe lag. Zu meiner Überraschung handelte es sich um einen Mann in seinen Zwanzigern, was ich nicht erwartet hatte. Als ich die Stellenanzeige gelesen hatte, hatte ich eher an ein Kind oder einen Jugendlichen gedacht. Er schien zu schlafen, seine Augen waren geschlossen.

Seine Haut war unnatürlich blass – vermutlich eine Folge seiner Krankheit und der Tatsache, dass er kaum Tageslicht zu Gesicht bekam. Das dunkle Haar war kurz geschoren, wodurch seine feinen Gesichtszüge noch markanter wirkten. Doch es waren seine Lippen, die mir sofort ins Auge fielen – ein auffälliges, tiefes Rot, das seltsam leuchtete, obwohl sie spröde und trocken aussahen.

„Sonst gibt es zu ihm eigentlich nicht viel zu sagen. Wir haben alles, was du wissen musst, noch einmal auf einen Zettel geschrieben, der ebenfalls unten bei den anderen liegt“, erklärte Rebecca weiter, während sie mich dabei beobachtete.

Ich nickte erneut und versuchte, meine Nervosität zu verbergen. Während ich den schlafenden Mann betrachtete, fragte ich mich, was genau mit ihm nicht stimmte. Warum war er so krank? Und warum war die gesamte Situation so geheimnisvoll? Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Sie hatten echt viele Zettel geschrieben und sich viel Mühe gegeben. Wahrscheinlich hatten sie einfach nur Angst, dass ihrem Neffen in dem Zeitraum etwas geschehen würde und ich etwas falsch machte.

„Wir zeigen dir jetzt dein Zimmer, in dem du die nächsten paar Wochen schlafen darfst. Ach und du darfst wirklich auf gar keinen Fall seine Medizin und auch nicht die Handschuhe vergessen!“ Rebecca wiederholte diese Anweisung mit Nachdruck, während wir die Treppe hinuntergingen.

Wir gingen ein paar Räume weiter und ich konnte nicht anders, als mir vorzustellen, wie es wohl sein würde, in einem Schloss zu wohnen. Johannes zeigte auf eine Tür, die wie jede andere in diesem Haus aussah. „Wir haben jetzt wirklich keine Zeit dafür, dass du dir das anschaust. Schließlich müssen wir gleich los und wir müssen dir noch ein paar Sachen unten zeigen“, fiel Rebecca ihm ins Wort und eilte den Flur entlang, dicht gefolgt von uns.

Ich fragte mich, wie ich je wieder hierherfinden sollte, vor allem, weil ich nicht einmal wusste, wie mein Raum von innen aussah. Die Architektur des Hauses war beeindruckend, aber in dem Moment fühlte ich mich verloren.



Wir gingen wieder die Treppe nach unten und den Flur entlang. An vielen offenen Räumen kamen wir vorbei, bis wir schließlich in einer riesigen, hellen Küche hielten. Sie sah zum Teil modern aus, hatte aber auch einige alte Schränke, die viel von der Geschichte des Hauses erzählten.

„In dem Vorratsraum“, sie zeigte auf eine Tür, die neben dem Kühlschrank stand, „muss genügend Essen und Auswahl drin sein. Tom wird aber jede Woche am Dienstag, solange es das Meer zulässt, vorbeikommen und ein paar Kisten vorbeibringen. Draußen haben wir auch ein paar Pflanzen, an denen Essen wächst.“

Ich wollte gerade eine Frage stellen, als wir schon in einen weiteren Raum gingen, der direkt mit der Küche verbunden war. Es war ein riesiges Esszimmer. Der Tisch war aus altem, dunkelbraunem Holz und darüber hing eine große, rustikale Lampe, die den Raum in ein warmes Licht tauchte. Ich konnte mir vorstellen, dass an diesem Tisch dreißig oder vierzig Leute Platz fanden. Hatten sie so oft Besuch, dass sie dies benötigten?

„Wir feiern oft große Familienessen“, sagte Johannes, als hätte er meine Gedanken erraten. „Es gibt nur nicht viele Gelegenheiten in letzter Zeit.“ Seine Stimme klang nachdenklich und ich fragte mich, was das bedeutete.

Rebecca schob mich sanft weiter in den Raum. „Komm, wir müssen dir noch ein paar Dinge zeigen, bevor wir losmüssen.“

Sie führten mich durch einen weiteren Flur, der mit alten Familienbildern geschmückt war. Ich konnte die Augen nicht von den Portraits lassen, die Geschichten aus einer anderen Zeit zu erzählen schienen.

Wir gingen durch das Esszimmer hindurch zu einem großen Wohnzimmer. Auch dieses sah zum Teil alt, aber auch modern aus. Es gab viele große Fenster, die direkt nach draußen führten. Vor ihnen erstreckte sich eine Terrasse und ein bisschen weiter unten lag ein wunderschöner Rasen mit vielen bunten Blumen.

„So, die wichtigsten Räume kennst du jetzt. Die Zettel liegen in der Küche und wenn du eine Frage hast, ruf einfach an!“ sagte Rebecca, während sie ihre Handynummer auf einen Zettel schrieb und ihn mir in die Hand drückte.

„Es kann sein, dass an Tagen mit schlechtem Wetter das Handy-Signal und WLAN nicht funktionieren“, warnte Johannes mich.



Er wollte mir damit also sagen, dass ich hier an schlechten Wettertagen gefangen war und vor Langeweile sterben könnte. Diese Aussicht gefiel mir nicht besonders, aber ich hatte keine Wahl.
Sie gingen wieder zurück zur Eingangstür und ich folgte ihnen dicht auf den Fersen. Wir überquerten eine Wiese und standen nach ein paar Minuten auf einem Helikopter-Landeplatz, auf dem ein großer blau-weißer Helikopter stand.

„Hoffentlich haben wir nichts vergessen zu sagen“, murmelte Johannes besorgt. „Denk an alles, was wir dir gesagt haben und wenn wir wiederkommen und alles so ist, wie wir es verlassen haben und es Eryon gutgeht, dann können wir darüber reden, ob wir dir noch zusätzliches Geld überweisen werden. Ansonsten haben wir dir ein Drittel des Geldes schon auf dein Konto überwiesen.“

Überrascht sah ich sie an, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass sie mich im voraus bezahlten.
„Du musst hier noch unterschreiben“, meinte Rebecca und zeigte auf ein paar Zettel in ihren Händen, die sie anscheinend gerade eben geholt hatte. Sie wehten im schwachen Wind.

Ich nahm ihr die Zettel ab und bemerkte, dass es sich um einen Stapel voller Formulare handelte, die wahrscheinlich alles mit dem Geld und meinen Rechten zu tun hatten. Gerade wollte ich anfangen, die kleine Schrift zu lesen, da schüttelte Rebecca den Kopf.

„Dafür haben wir jetzt wirklich keine Zeit. Unterschreib einfach hier, hier und hier“, stresste sie, während sie auf die Zettel zeigte, an denen freie Linien für meine Unterschrift waren.
Mir war klar, dass es keine kluge Entscheidung war, aber am Ende setzte ich doch meine Unterschrift mit dem Kugelschreiber, den sie mir reichten. Schließlich machten die beiden nicht den Eindruck, als würden sie mich hinters Licht führen.

„Gut, das haben wir dann erledigt“, sagte Johannes erleichtert und steckte die Zettel in seine Tasche. „Wir müssen jetzt los. Denk daran, die Zettel in der Küche sind sehr wichtig.“
„Und vergiss nicht, die Medizin für Eryon! Gebe ihm diese immer zu selben Uhrzeit.“

Mit einem letzten Blick auf den Garten und die majestätischen Mauern des Schlosses stiegen sie in den Helikopter. Ein leises Summen erfüllte die Luft, während der Rotor anfing zu drehen. Der Helikopter hob ab und ich schaute zu, wie sie immer kleiner wurden, bis sie schließlich hinter dem Horizont verschwanden.



Ein tiefes Gefühl der Einsamkeit überkam mich, als ich auf dem Landeplatz stand. Jetzt war ich hier, allein auf dieser seltsamen Insel mit all den neuen Aufgaben und Verantwortung. Während ich mich umdrehte und in das Schloss zurückging, wurde mir bewusst, dass ich wirklich alles alleine bewältigen musste.

Ich atmete tief ein und ging zurück ins Schloss, um mich mit der Arbeit vertraut zu machen. Zuerst würde ich die Zettel in der Küche lesen und mir einen Plan machen. Ein Schritt nach dem anderen. Es war ein neuer Anfang, auch wenn er mir im Moment sehr überwältigend erschien.

Kommentare