Cinderella verklagt Uber

»Das war’s. Ich klage!« Cinderella wirft das Handy auf den Küchentisch. Die App zeigt ihr immer noch den Fahrtverlauf der letzten Nacht – eine Katastrophe in vier Akten.

Dabei hatte alles so gut angefangen: ein schickes Kleid, perfekte Haare, ein angesagter Club in der Stadt. Kein Kürbis, keine Mäuse, keine Kutsche – sondern ein Uber, gebucht per App. Fortschritt nennt man das. Doch dann kam der Fahrer. Und mit ihm der Albtraum.

»Erst war der Wagen zehn Minuten zu spät. Dann riecht es im Auto wie in einer Räucherkammer, und kaum sitzen wir, fragt er mich: ›Bist du das Aschenputtel?‹ Ich sag ja. Und er lacht und sagt: ›Hoffentlich verlierst du keine Schuhe, Prinzessin.‹«

Ihre Freundin Jasmin, die neben ihr am Tisch sitzt, schüttelt den Kopf. »Klassischer Fail. Schon der erste Spruch ein Griff ins Klo.«

»Und es wurde schlimmer«, zischt Cinderella. »Er fährt falsch, labert die ganze Zeit über Märchenfiguren, fragt, ob ich echt mal mit Tauben geredet habe, und ob ich den Prinzen eigentlich bei Tinder kennengelernt hätte. Als ich ihn bitte, schneller zu fahren, sagt er: ›Entspann dich, um Mitternacht ist doch noch Zeit.‹«

»Unfassbar«, murmelt Jasmin.

»Aber der Höhepunkt kam, als er eine Story für TikTok machte. Beim Fahren! ›Mit der echten Cinderella im Auto, Leute!‹ Und ich hock da, komplett genervt, weil ich weiß, dass ich den Club nie rechtzeitig erreichen werde. Und rate mal, wann wir ankamen? 00:02 Uhr. Zwei Minuten nach Mitternacht. Ich steh da, die Hälfte meiner Klamotten zurückverwandelt, und der Typ fragt: ›Kann ich trotzdem fünf Sterne kriegen?‹«

»Warte, was ist mit dem Schuh passiert?« fragt Jasmin.

»Natürlich verloren. Irgendwo zwischen Rücksitz und Bordstein. Der Typ hat den später auf TikTok gezeigt – mit dem Hashtag ›LostButNotForgotten‹. Ich hab jetzt einen scheiß Glasschuh auf Social Media, viral gegangen mit über einer Million Klicks. Und das Beste: Uber hat sich nicht mal entschuldigt. Keine Rückerstattung, nichts!«

Jasmin nickt ernst. »Also klagen?«

»Ja. Wegen Datenmissbrauch, Persönlichkeitsrechtsverletzung und einer verkorksten Nacht. Ich hab den besten DJ der Stadt verpasst, meine Klamotten sind halb Kürbis, und der Typ verdient Klicks mit meiner Peinlichkeit.«

Cinderella tippt energisch auf ihrem Handy. »Ich habe schon eine Anwältin. Die ist top. Hat auch Dornröschen vertreten, als die wegen öffentlicher Ruhestörung verklagt wurde.«

»Krass.«

»Und weißt du was? Beim nächsten Mal nehme ich wieder die Kutsche. Die hat wenigstens nie Livestream gemacht.«

Jasmin lacht. »Und dann klagt Uber am Ende gegen deine Tauben wegen schlechter Bewertungen.«

Cinderella grinst schief. »Sollen sie versuchen. Die Tauben wissen, wo der Kerl wohnt.«