Der König der Löwen – Simba beim Psychologen

»Also gut, Simba… wir fangen ganz von vorn an. Sie sagen, Sie haben Schuldgefühle?« Der Psychologe schiebt seine Brille hoch, sein Notizblock liegt griffbereit. Simba liegt auf der Couch, die mächtigen Pranken nervös verschränkt, der Schweif zuckt unruhig.

»Ja, natürlich hab ich Schuldgefühle. Ich meine… mein Vater ist tot. Und ich war’s. Irgendwie.«

Der Psychologe notiert: ›Schuldkomplex Vaterverlust.‹ »Aber war es nicht eigentlich Ihr Onkel Scar, der…«

»Das schon, aber ich war ja da! Ich stand auf dem Felsen, ich hab geschrien, ich bin weggerannt. Hätte ich was anders machen können? Vielleicht. Und dann bin ich einfach abgehauen!«

»Und stattdessen haben Sie… was genau getan?«

»Hakuna Matata gelebt. Mit einem Erdmännchen und einem Warzenschwein.«

Der Psychologe schaut kurz auf. »Aha. Verdrängung durch hedonistisches Aussteigerleben. Interessant.«

Simba schüttelt den Kopf. »Ich hab versucht, alles zu vergessen. Aber dann kam Nala. Und dann Rafiki. Und dann… dann war ich plötzlich König. Ohne Training. Ohne Plan. Einfach: Zack – Thron.«

»Und? Wie geht es Ihnen damit?«

»Überfordert. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich lieber weiter Käfer gegessen und im Dschungel gechillt. Stattdessen hab ich jetzt Verantwortung. Ein ganzes Reich. Erwartungen. Und dauernd diese verdammten Sternennächte, in denen ich denke, Mufasa schaut mir zu. Als ob ich irgendeinen Plan hätte.«

Der Psychologe nickt verständnisvoll. »Sie fühlen sich vom Vater idealisiert und dadurch in Ihren eigenen Entscheidungen blockiert.«

»Ganz genau! Ich meine – er war Mufasa! Jeder hat ihn geliebt. Ich dagegen? Ich hab kaum eine Rede hingekriegt, ohne zu stottern. Und wenn mal eine Dürre kommt, dann schauen alle mich an, als ob ich es regnen lassen könnte.«

»Haben Sie darüber mit Mufasa gesprochen?«

Simba schaut ihn an. »Der Typ ist am Himmel, zwischen den Sternen. Ich kann nicht mal seine Nummer speichern.«

»Vielleicht schreiben Sie ihm einen Brief. Oder… malen Sie ein Bild? Ausdruckstherapie hilft.«

Simba schnaubt. »Ein Bild. Großartig. Der König malt mit Fingerfarben.«

»Es geht um die Symbolik«, erklärt der Psychologe. »Und um das Loslassen der Schuld.«

Simba denkt kurz nach. »Vielleicht. Oder ich schick einfach Zazu mit den Steuerunterlagen zu Scar in die Hölle. Mal sehen, ob der das hinkriegt.«



Der Psychologe lacht leise. »Sie unterschätzen sich, Simba. Vielleicht sind Sie kein Mufasa. Aber Sie sind immerhin der Löwe, der die Schatten seiner Vergangenheit an den Kragen packt. Und das, mein König, ist schon mehr als viele schaffen.«

Simba atmet tief durch. »Klingt gut. Und jetzt entschuldigen Sie mich – ich muss zurück ins Königreich. Vielleicht… adoptiere ich einen Affen als Berater. Die scheinen klüger als ich.«

»Solange es nicht Scar ist, bin ich einverstanden«, murmelt der Psychologe und notiert: ›Patient auf gutem Weg. Macht aber noch schlechte Witze.‹

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