Mulan in der Bundeswehr
»Name?« »Mulan.« »Rang?« »Rekrut. Aber wenn’s nach mir geht, bald General.«
Der Ausbilder hebt eine Augenbraue. »Sie sind also die, die sich damals als Mann ausgegeben hat, um in den Krieg zu ziehen?«Mulan nickt. »Und ich hab damit das Kaiserreich gerettet. Also, kein Grund zur Skepsis.«
»Das hier ist nicht das Kaiserreich, Frau Mulan. Das hier ist die Bundeswehr. Und da läuft’s etwas anders.«
Mulan steht stramm, doch innerlich kocht sie. Statt Trainingsplatz im Morgengrauen, Kung-Fu und Kampftraining gibt’s hier erstmal endlos Papierkram. Formulare. Vorschriften. Sicherheitsbelehrungen. Und dann die Bürokratie.
»Ihre Bewerbung war unvollständig«, sagt der Personalreferent. »Wir brauchen Nachweise über Ihre militärische Erfahrung.«
»Ich hab eine ganze Hunnen-Armee besiegt. Reicht das nicht?«
»Ohne Zeugnisse leider nein. Und wer ist eigentlich Ihr Drache? Da war doch was.«
»Mushu. Mein kleiner Berater. Er wollte mitkommen, aber… Tiere sind in der Kaserne verboten.«
Der Offizier seufzt. »Vielleicht auch besser so.«
Am ersten Tag auf dem Übungsplatz versucht Mulan mitzuhalten. Doch stattdessen gibt’s eine PowerPoint-Präsentation zur Gefahreneinschätzung und eine Unterweisung im ordnungsgemäßen Tragen der Schutzweste.
»Und wann kämpfen wir endlich?« fragt Mulan.
»Wir kämpfen nicht, wir sichern den Frieden«, erklärt der Ausbilder.
Mulan schaut ihn an. »Aber wenn der Feind kommt?«
»Dann schreiben wir erstmal einen Einsatzbefehl. Danach Genehmigung vom Bundestag.«
Sie schüttelt den Kopf. »Im Kaiserreich war das einfacher.«
Abends im Mannschaftsheim ruft Mulan Mushu per Videoanruf an.
»Und? Wie läuft’s? Bist du schon General?«
»General? Ich bin froh, wenn ich weiß, wo ich morgen sein muss. Wir haben mehr Stempel als Schwerter. Ich hab sogar ein Formular ausgefüllt, um marschieren zu dürfen.«
Mushu lacht. »Und der Drill?«
»Wir haben eine App für Fitnessübungen. Und beim Schießen gibt’s nur Übungsmunition. Ich dachte, ich komm in eine Krieger-Ausbildung – stattdessen hab ich einen Crashkurs in Verwaltung bekommen.«
Mushu grinst. »Vielleicht solltest du einen neuen Song singen: ›Ich mach aus dir einen Beamten‹.«
Mulan stöhnt. »Weißt du was? Vielleicht geh ich zurück nach China. Da weiß man wenigstens noch, wie man ein Schwert schwingt, ohne vorher drei Unterschriften einzuholen.«
Mushu hebt den Daumen. »Oder du gründest deinen eigenen Verein. ›Kung-Fu für Überregulierte‹.«
Mulan lacht. »Klingt besser als mein aktueller Einsatz: Büro Ost.«
»Immerhin musst du nicht mehr so tun, als wärst du ein Mann.«
Mulan nickt. »Stimmt. Aber vielleicht sollte ich jetzt so tun, als wär ich Sachbearbeiterin. Da krieg ich wenigstens einen eigenen Schreibtisch.«






























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