Askan-Kapitel 22
Tage vergingen und Naoki machte sich an die Arbeit. Jeden Tag hatte sie eine Handvoll Patienten und die beiden Drachen achteten sehr strickt darauf, dass sie genügend Pausen machten, aß und sich nicht übernahm. Es hatte sie Stunden gekostet, sie überhaupt dazu zu überreden, mit der Heilung weitermachen zu dürfen. Daher nahm sie diese Restriktionen an. Sie meinten es nur gut.
Außerdem arbeiteten sie beide unermüdlich, um ihr zu helfen. Reolan kümmerte sich darum, dass alle Menschen ordentlich einreisten und geduldig warteten, während Seolan die schwierigen Fälle von denen trennte, die leicht zu heilen waren.
Sobald die Heilung beendet war, mussten die Menschen noch einige Zeit in dem nahegelegenen Dorf bleiben. Dort war jedoch alles einrichtet, damit sie es in dieser Zeit gut hatten. Niemand wollte, dass sie sich sofort wieder ansteckten. Solange Naoki nicht sagen konnte, ob sie rückfällig werden konnten, wollten sie kein Risiko eingehen.
»Wir bekommen heute eine Fuhre mit sehr vielen stark Infizierten«, informierte Seolan am Morgen. Er klang alles andere als begeistert, doch er wusste, dass er nichts dagegen tun konnte. Naoki hatte darauf bestanden, dass diese ebenfalls hierherkommen sollten, damit sie diese heilen konnte. Daher mussten sie es irgendwie schaffen, sie einzusperren. »Shao bringt sie. Er hat berichtet, dass sie während des Fluges sehr schnell, sehr stark abgebaut haben«, fügte er besorgt hinzu.
Naoki verstand noch immer nicht, wie die Drachen sich miteinander unterhielten, doch sie wusste, dass es auf eine sehr lange Strecke funktionierte.
»Was genau heißt das?«, fragte Naoki nach, die sich unsicher war, was sie davon halten sollte. Noch saß sie beim Frühstück und machte sich für den Tag bereit. Hektik und Verausgabung waren keine gute Idee, sonst würde sie nicht durchhalten. Trotzdem fiel es ihr immer schwer, am Abend ins Bett zu gehen oder am Morgen ruhig zu frühstücken. Daher hatten sie sich entschieden, immer am Morgen eine kurze Tagesbesprechung abzuhalten.
»Ich weiß es selbst nicht so genau. Aber Shao meinte, sie wären in den Korb gestiegen und hätten sich sogar unterhalten. Dann wäre einer plötzlich durchgedreht und hätte die anderen angegriffen. Jetzt sind sie alle mehr oder weniger wild«, erklärte Seolan, der einen Schluck Wein nahm. Das alles gefiel ihm gar nicht, denn davon hörte er auch das erste Mal.
Eigentlich verlief die Krankheit langsam und unauffällig. Es war jedoch auch möglich, dass sie bisher einfach nur nicht lange genug beobachtet hatten, um Zeuge eines solchen Ausbruchs zu werden.
Naoki runzelte die Stirn. »Das sollte eigentlich nicht sein. Die Krankheit läuft sehr langsam«, bemerkte sie nachdenklich. »Darum haben wir auch genug Zeit. Aber wenn sie jetzt plötzlich schneller wird …« Das wäre gar nicht gut, denn das würde ihren gesamten Zeitplan durcheinanderbringen.
»Kann ich sie mir ansehen?«, fragte Naoki, die neugierig war, ob das vielleicht nur eine Laune der Natur war.
»Wir sollten sie abseits der anderen unterbringen. Nicht, dass es sich ausbreitet«, bemerkte Reolan nachdenklich.
»Wie bringen wir sie aus dem Korb? Sie sind nicht gefesselt. Sollen wir die noch nicht so stark Infizierten bitten?«, fragte Seolan, der ein Problem darin sah, die Wilden hierherzubringen. Wenn es nach ihm ginge, würde er sie gern irgendwo anders unterbringen, doch das war nicht so leicht.
»Daran habe ich gar nicht gedacht. Können sie aus dem Korb klettern?«, fragte Naoki, die überlegte, ob sie alle im Korb behandeln sollte. Dort würden sie hoffentlich niemand anderem schaden.
»Nein. Die Körbe sind so gemacht, dass man ohne Leiter weder hinein, noch hinauskommt«, antwortete Reolan, der extra darauf geachtet hatte. Naoki selbst hatte die Körbe noch nicht gesehen, da sie zu sehr auf die Heilung konzentriert war.
Naoki leerte ihren Teller und erhob sich. »Sind sie schon da?«, fragte sie, was Reolan dazu brachte, seinen Kopf kurz zu drehen. Dann runzelte er die Stirn.
»Shao setzt sie im Hof ab«, erklärte er und erhob sich, bevor er Terna die Anweisung gab, alle Türen in den Innenhof zu verschließen.
Naoki spürte ein aufgeregtes Kribbeln. Diese Heilung würde nicht so einfach sein, wie die anderen. Besonders, wenn die Patienten nicht fixiert waren.
Bisher hatte man Naoki die Unannehmlichkeiten erspart, die Infizierten zu sehen, bevor sie für die Heilung bereit waren. Sie wusste also nicht, was für ein Kampf dahinterstand. Diejenigen, die nur leicht infiziert waren oder noch nicht so sehr fortgeschritten, kämpfen in Gruppen mit den Untoten, um sie zu fesseln, damit sie keine Gefahr mehr waren. Früher, bevor bekannt war, dass es eine Heilung gab, hätten sie diese sogar selbst hingerichtet, bevor sie sich ebenfalls in den Tod gestürzt hatten.
Ein Infizierter war sich bewusst, wie gefährlich er für andere war. Daher wollte niemand seine eigene Familie in Gefahr bringen und separierte sich von diesen. Doch es gab Ausnahmen. Daher hatte sich die Krankheit auch weiter verbreitet. Zudem wusste niemand, wie man sich infizierte.
Bevor Naoki den Raum verlassen konnte, legte Reolan ihr eine Hand auf die Schulter. »Wenn etwas schiefläuft, wirst du wegrennen«, sagte er ernst.
Naoki, die wusste, dass in diesem Punkt eine Diskussion nichts bringen würde, nickte. »Aber auch Ihr müsst euch in Sicherheit bringen«, sagte sie ernst.
Seolan spannte sich an, denn er wusste, dass seine nächsten Worte nicht auf Freude stoßen würden. »Sollten sie eine zu große Gefahr sein, werden wir sie töten müssen.«
Reolan blickte, genau wie Seolan, zu Naoki. Beide rechneten damit, dass sie Einspruch einlegte, doch sie schwieg. Obwohl es ihr nicht leichtfiel, verstand sie, warum beide das wollten. Wenn einer von den stark Infizierten freikam, würde er ein Chaos anrichten, das viele Tote forderte. Trotzdem gefiel es ihr nicht. Daher hoffte sie, dass alles gut lief.





























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