Luana – Kapitel 37

Luana ging mit Ragnar über die Hauptstraße, um auf den Marktplatz zuzugehen. Es war nicht wichtig, doch Luana brauchte etwas frische Luft, um alles zu verarbeiten. Es war viel zu viel geschehen.
„Glaubst du, Sienna geht es gut?“, fragte sie mit zittriger Stimme. Sie machte sich wahnsinnig Sorgen um sie. So sehr, dass sie schon ein nervöses Kribbeln im Körper spürte.
Als sich Ragnar jedoch anspannte, bemerkte Luana, dass sie dieses Kribbeln nicht in sich spürte, sondern der Sternenstaub auf dem Markt in Unordnung geriet.
Mächtige Magie wurde gewirkt und raubte Luana förmlich den Atem.
Amon kam angestürmt, während Ragnar Luana an sich zog, um sie wohl zu schützen.
Auch Amon stellte sich in Kampfposition.
Plötzlich erschien mitten auf dem Marktplatz ein Wesen, das dafür sorgte, dass jeder automatisch einen Schritt zurück machte. Sein Körper war voller schwarzer Schuppen und doppelt so groß wie der größte Einwohner von Yama.
Seine violetten Augen, die einen roten Augapfel hatten, wanderten umher.
Dann streckte er die Flügel, die Luana vorher für einen Mantel gehalten hatte.
Die violette Membran wurde sichtbar. Dazu die langen, krallenartigen Finger. Doch das war es nicht, was Luanas Herz aussetzen ließ. Es war die rothaarige Frau, die er durch diese Geste freigab. Sie lehnte an ihn und wurde gehalten. Zudem wirkte Sienna verwirrt und desorientiert.
Trotzdem konnte sie einen Schritt von dem Wesen wegmachen.
Dieses ließ seinen Blick schweifen und fixierte für einen Moment Amon. Dann schien es sich in Sternenstaub aufzulösen, bis es wieder ganz verschwunden war.
Zurück blieb Sienna, die ihre goldenen Augen rieb.
Sofort stürzte Luana auf sie zu und umarmte sie. Dabei nutzte sie ihre Magie, um die junge Frau auf Verletzungen zu untersuchen.
„Mir geht es gut“, versicherte Sienna mit belegter Stimme. „Ich bin nur diese Art zu reisen nicht gewohnt. Er hat mir nichts getan“, sagte sie beruhigend, aber such müde.
Amon kam zu ihnen gestürzt und nahm Sienna sanft in den Arm, als Luana sich zögerlich von ihr löste.
„Was ist passiert?“, wollte er mit leicht bebender Stimme wissen.
„Ganz schön viel“, murmelte Sienna, der man ansehen konnte, dass sie müde war.




„Vielleicht sollte sich Sienna erst einmal ausruhen“, schlug Luana vor. Zudem waren die Leute, die mitbekommen hatten, was geschehen war, kurz davor Sienna mit ihren Fragen zu löchern. Das konnte Luana an der Art, wie diese immer näher kamen, abschätzen.
Amon wandte sich an diese. „Wir kümmern uns um Sienna. Danach erklären wir euch alles“, versprach er, bevor er Sienna einfach auf den Arm nahm und in Richtung Gemeinschaftshaus trug.
Dort war jedoch gerade die Neuankömmlinge, weshalb Luana nicht genau wusste, ob Sienna dort ihre Ruhe haben würde.
Amon trug sie dennoch in das Haus und zu dem einzigen, abgetrennten Raum.
„Mir geht es wirklich gut“, murmelte Sienna immer wieder, schmiegte sich jedoch an Amon, als würde sie das beruhigen.
„Vielleicht, aber du hast vieles zu erklären“, sagte Amon ernst, bevor er sie auf das Bett setzte und dann Luana deutete, die Tür zu schließen. Hier hatten sie ein bisschen Ruhe.
„Was war dieses Wesen?“, fragte Ragnar direkt, aber leise.
Sienna biss sich auf sie Lippen, blieb aber liegen. Sie sah an die Decke und für einen Moment wirkte es, als würde sie schweigen. „Der Fürst der Hölle“, bemerkte sie zögerlich.
„Ernsthaft?“, fragte Amon, der mehr perplex als ungläubig klang. Luana hingegen hatte das Gefühl, Sienna würde scherzen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass dieses Wesen der Höllenfürst sein sollte. Zudem dachte sie, dass dieses gottähnliche Wesen eine Legende war.
Sienna nickte ernst. „Er hat mich … in die Hölle mitgenommen“, sagte sie, wobei sie atemlos klang. So, als könnte sie es selbst noch nicht glauben.
Luana schüttelte leicht den Kopf. Das konnte nicht ihr Ernst sein. Warum sollte dieser mächtige Mann sie einfach so wegschnappen?
„Was hat er dir gesagt?“, fragte Amon, der klang, als würde er ihr glauben.
Das sorgte dafür, dass Luana ihre Ohren spitzte. Wenn Amon ihr glaubte, war vielleicht etwas dran.
Sienna fuhr sich durch die Haare. „Diese Gabe“, begann Sienna zögern. „Er hat gesagt … dass ich die neue Planetenmutter bin“, flüsterte sie und klang dabei verstört.
Luana bemerkte, dass Amon sich versteifte. „Wie kann das sein?“, fragte Amon zögerlich.
Sienna zuckte die Schultern. „Meine Blutlinie geht bis zur allerersten Hüterin zurück. Er sagt, ich hätte ihre Gabe geerbt.“




„Das erklärt diese Aura“, antwortete Amon nüchtern, bevor er sich zu ihr setzte und sie sanft in den Arm nahm. „Du hast doch gewusst, dass du nicht wie andere bist und du warst immer stolz darauf“, bemerkte er sanft und beruhigend.
„Ja, aber da war es noch nicht mit so vielen Pflichten verbunden“, sagte Sienna, die komplett überfordert. „Er hat zu mir gesagt, dass ich dieses Chaos auf unseren Planeten richten soll. Wie soll ich das denn anstellen?“, fragte sie überfordert, während ihr die Tränen kamen.
Amon streichelte sie beruhigend. „Was hast du in der Hölle gesehen?“, fragte Amon, der sie wohl ablenken wollte.
Sienna atmete tief ein, bevor sie begann, zu erzählen.
Luana traute ihren Ohren nicht.
Das, was Sienna erzählte, kam ihr bekannt vor.
Sie erzählte von den Seelen, die in der Hölle gereinigt wurden. Luana musste sofort an den Mutterbaum denken. War das nur auf ihren Planeten so? Gingen die anderen Seelen in die Hölle über?
Es war schwierig, aus Siennas gemusterten Worten viel zu verstehen. Sie war eindeutig überfordert. Zudem weinte sie viel.
„Du solltest dich ausruhen“, sagte Luana sanft, bevor sie ihr durch das Haar strich. „Was auch immer er von dir wollte: Du hast Zeit. Lass dich nicht drängen. Was du kannst und was du willst, wirst du schon noch sehen“, sagte sie sanft und beruhigend.
Sienna kuschelte sich erschöpft an Amon, der sie schon die ganze Zeit streichelte.
„Luana hat recht. Ruh dich erst einmal aus. Wir sind für dich da und passen auf“, versprach Amon, der sehr sanft klang.
Luanas Herz schmerzte. Sienna war so überfordert, dass sie ihr nur glauben konnte. Was war noch passiert? Hatte Sienna vielleicht irgendwas verschwiegen?

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