Mirinia-Kapitel 13

Kapitel 13

Die Tage vergingen, in denen Mirinia jeden Tag zur Baustelle ging, Brot und Fisch verteilte und mittlerweile sogar sang.

Die Arbeiter waren anfangs sehr skeptisch gewesen, doch sie Aussicht auf ein gutes Essen hatte sie irgendwann doch zu ihr getrieben und so war ihr Plan aufgegangen.

Lediglich der Stand auf dem Dorfplatz gestaltete sich schwieriger, als sie gedacht hatte.

Magarith und auch Sean kauften ihr ab und an Fisch ab, doch ansonsten fand sie keine Materialien und auch keinen wirklich guten Platz. Der Markt, der sich eigentlich rund um den Brunnen befand, war in einem so schlechten Zustand, dass es gar nicht so leicht war, dort irgendwas hinzustellen.

Sie hatte herausgefunden, dass Lucius eigentlich ein Schreiner war, der jedoch aufgrund mangelnder Baumaterialien schon lange nicht mehr als solcher arbeiten konnte. Mittlerweile sorgte er dafür, dass Seans Taverne genug Holzkrüge und Schalen hatte.

Es gab sogar eine Töpferin mit dem Namen Rissina. Sie töpferte ab und an noch, doch ihre Waren fanden keinen Absatz, da sie schneller kaputt gingen als die Holzschalen.

Am schlimmsten hatte es, ihrer Meinung nach, jedoch Eric getroffen. Der Hirte hatte bis vor einigen Monaten noch eine große Herde Schafe besessen, doch diese waren von einem wilden Tier gerissen wurde. Was Mirinia jedoch nicht glaubte. Sie ging eher davon aus, dass es ähnlich wie bei Micas gewesen war. Vermutlich hatte er die Schmiergelder nicht mehr zahlen können.

Das alles machte Mirinia zu schaffen, doch sie hatte bereits Ideen, wie sie helfen könnte. Dazu mussten jedoch als erstes die Sklavenhändler und alle, die mit ihnen unter einem Dach steckten, zur Strecke gebracht werden.

Mirinia fühlte sich schlecht, weil sie das auf Evel abwälzte, doch die Vampirin war am besten dafür geeignet, Informationen zu sammeln.

Allerdings war sie keine Kriegerin. Es war nicht ihre Aufgabe. Trotzdem wollte sie helfen.

„Guten Morgen“, grüßte Magarith, die ihr die Brote hinhielt, die sie heute Morgen gebacken hatte.

„Guten Morgen“, erwiderte Mirinia gut gelaunt. „Ich habe gehört, dass heute Abend die Einweihung sein soll“, sagte sie. In ihrer Aussage schwang die Frage mit, ob dem wirklich so war.



Magarith nickte. „Ja. Wir wollen das heute Abend feiern“, erklärte sie gut gelaunt. „Du bist natürlich auch eingeladen.“

Als sie aus der Bäckerei trat, wanderte sie Richtung See. Eine Station, die sie mittlerweile jeden Tag ansteuerte.

Auf den Weg dorthin blickte sie an die kaputte Mauer und war überrascht, dass Dylan nicht dort war. Sie hielt sofort an, denn das war das erste Mal, dass sie ihn nicht entdeckte.

Mirinias Herz begann schneller zu klopfen. Wo war er?

War er vielleicht schon am See?

Obwohl Mirinia ein schlechtes Gefühl hatte, setzte sie sich wieder in Bewegung, um am See nach Dylan zu schauen.

Sie spürte, dass sie ihn schon jetzt vermisste, was sie überraschte.

Ohne es zu bemerken war Dylan ein Freund für sie geworden und sie machte sich Sorgen. Was, wenn er in irgendwelche Dinge hineingerutscht war, aus denen er nicht mehr herauskam?

Als Mirinia am See ankam, sah sie sich suchend um, als plötzlich Evel neben ihr landete. Dass diese das tat hieß, dass niemand sonst in der Nähe war. Also auch kein Dylan.

„Ich habe die meisten der Sklavenhändler identifiziert“, erklärte sie ohne Umschweife und faltete ihre schwarzen Flügel auf ihren Rücken.

Evel sah man nicht an, dass sie tagelang gearbeitet hatte. Lediglich ihre roten Augen glühten ein wenig hungrig. „Das hast du sehr gut gemacht“, erwiderte Mirinia, die ihr Oberteil zurückschob und ihren Kopf schieflegte. Eine Einladung für Evel, die sofort einen Schritt auf Mirinia zumachte.

Als sie sich vorbeugte, flüsterte sie: „Ihr hattet recht: Dylan steckt mit drin, aber nicht freiwillig.“

Mirinia schluckte und ballte die Fäuste. Wenn sie also die Bande hopsnahm, musste sie Dylan in Sicherheit wissen.

Evel legte ihre Lippen an Mirinias Hals, bevor sie ihre Zähne in dieser vergrub.

Das hatten sie schon mehrere Male gemacht und Mirinia störte es nicht. Evel war ihre Freundin und Vertraute. Sie brauchte Blut zum Überleben, also gab sie es ihr.

Mirinia schlang ihre Arme um Evel und nutzte die Sekunden, um sie zu umarmen. Etwas, was Evel normalerweise nicht oft zuließ. „Danke für deine ganze Mühe“, flüsterte Mirinia, denn sie wusste, dass Evel in der Luft immer an ihrer Seite war.



Die Vampirin löste sich langsam von ihr und blickte Mirinia aus ihren roten Augen an. „Bitte seid vorsichtig“, bat sie leise. „Irgendwas soll heute Abend passieren, aber ich weiß nicht was.“

Mirinia nickte. „Misch dich bitte erst ein, wenn ich dich rufe“, bat sie, denn sie wusste, dass Evel dazu neigte, sich viel zu schnell einzumischen.

Evel zögerte, doch dann nickte sie. Mirinia konnte ihr ansehen, dass es ihr nicht gefiel, doch Evel würde tun, was ihre Königin wollte.

Die Vampirin trat zurück und streckte ihre Flügel aus, um wieder abzuheben.

Mirinia blickte ihr kurz hinterher, bevor sie sich dem See widmete und leise seufzte. Sich allein um die Fische zu kümmern war nur halb so spaßig, doch sie würde deshalb nicht aussetzen.

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