Mirinia-Kapitel 9
Kapitel 9
Mirinia zog sich in das kleine Zimmer zurück, in dem sie heute Nacht schlafen würde.
Es war zwar sauber, doch wirkte abgewohnt. Das Bett sah aus, als würde es keinen sehr schweren Gast aushalten und auch die Decke wirkte eher alt und besaß das ein oder andere Loch.
Ansonsten gab es einen kleinen Tisch ohne Stuhl und eine hölzerne Truhe. Mehr nicht.
Zuerst verstaut Mirinia ihre Sachen in der Truhe, bevor sie das Fenster weit öffnete, um die kühle Nachtluft hereinzulassen. Außerdem wollte sie so dafür sorgen, dass Evel sie besuchen konnte, sobald es dunkel genug war.
Es war schon sehr praktisch, dass Vampire keinen wirklichen Schlaf brauchten und auch kein Essen. Zumindest nichts anderes als Blut.
Allerdings war das nicht der einzige Grund, warum sie das Fenster offenließ. Vermutlich war es nicht nötig, eine solche Einladung auszusprechen, doch sie wollte den Sklavenhändlern eine Vorlage geben, die sie nicht so einfach ignorieren konnten. Hoffentlich vermasselte es ihr Dylan nicht erneut.
Sie war zwar dankbar über seine Hilfe und, dass er sich anscheinend um sie sorgte, doch sie wusste, was sie tat. Auch, wenn Evel und Cassian ihr das vermutlich absprechen würden.
Im Moment war für Mirinia wichtig, dass sie herausfand, wer alles zu den Sklavenhändlern gehörte und wer nur von ihnen schikaniert und bedroht wurde. Sicherlich gab es auch einige Dorfbewohner, die mitmachten, weil sie keine andere Wahl hatten. Mirinia wollte niemanden verurteilen, der nicht aus freien Stücken handelte.
Als sie sich auf das einfache Bett setzte, knarzte es ein wenig, doch es war nicht so unbequem, wie sie erwartet hatte. Im Gegenteil. Es lud sie regelrecht zum Schlafen ein.
Kurz schloss Mirinia die Augen, ließ aber ihre Magie um sie herum über den Boden kriechen. Eine leichte Schicht aus Sternenstaub sammelte sich und würde reagieren, wenn sich ihr jemand näherte. Ob nun durch das Fenster oder durch die Tür. Notfalls würde sie Evel informieren, doch Mirinia glaubte nicht, dass das nötig war.
Obwohl Mirinia eine Königin war, fühlte sie sich doch eher zur Klasse der Heilerin hingezogen. Sie war also gegen das Kämpfen und eher passiv eingestellt. Dennoch, oder gerade deshalb, kannte sie einige Dinge, die Männer kampfunfähig machten. Außerdem hatte sie es hier mit Imps zu tun. Ihre magischen Waffen waren gefährlich, ja, aber sie selbst waren nur kleine Fische.
Mirinia spürte, wie sie langsam in den Schlaf abglitt, doch dann reagierte ihr Zauber und ließ sie aufhorchen. Vor der Tür war jemand. Sie spürte seine Präsenz, weshalb sie den Wind bündelte, um zu hören, was dort vor sich ging.
„Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich von ihr fernhalten, sie gehört mir“, hörte sie Dylans Stimme, was sie schaudern ließ.
„Der Boss will wissen, wann du sie endlich bringst“, erwiderte eine leicht ängstlich klingende, raue Stimme. „Du kannst nicht ewig mit ihr spielen.“
Mirinia spürte einen Schauer, der ihr über den Rücken wanderte. Dylan hing da mit drin? Das konnte sie irgendwie nicht glauben.
„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass es wichtig ist, dass ihr herausfindet, wen ihr da entführt“, knurrte Dylan leise. „Was, wenn jemand sie vermisst und sich dann an uns rächt?“, fragte er, als wäre sein Gegenüber dumm.
Mirinia hörte den Mann schlucken. „Schon gut, ich gebe es weiter. Aber der Boss wird nicht begeistert sein, wenn du viel länger brauchst.“
Mirinia kniff ihre Augen zusammen, während sie versuchte, ihre Atmung zu beruhigen, als sie Schritte hörte. Ein paar entfernten sich und das andere kam ihr näher.
Leise erklang die Tür, was sie schaudern ließ. Dennoch versuchte sie so zu tun, als würde sie schlafen.
Ein bekannter Geruch stieg ihr in die Nase. Es roch nach Kräutern, die sie mit Dylans Zigaretten in Verbindung brachte. Das beruhigte sie nur nicht wirklich.
Mirinia spürte, dass sich Dylan an ihr Bett stellte und sie betrachtete. Sie hatte wirklich Mühe, sich schlafend zu stellen, doch da Dylan nicht reagierte, schien er wohl zu glauben, dass sie es tat.
„Du musst wirklich besser aufpassen“, flüsterte er, bevor Mirinia spürte, dass er ihr sanft mit den Knöcheln über die Wangen fuhr.
Was sollte das? Was dachte er sich dabei?
Mirinia war kurz davor, ihre Augen zu öffnen und ihn zur Rede zu stellen, als sie hörte, wie er sich umdrehte und wieder ging.
Angespannt lauschte Mirinia, doch die Tür erklang nicht. Er war vermutlich stehengeblieben.
Mirinia kämpfte gegen den Drang zu schielen an, entschied sich dann aber dagegen.
Irgendwann hörte sie ein leises Seufzen. „Ich hoffe, du bist den Aufwand wert“, murmelte Dylan, bevor er das Zimmer verließ und die Tür leise ins Schloss fiel.
Mirinia schlug die Augen auf und schnappte angespannt nach Luft. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust und die Stelle an ihrer Wange, die er berührt hatte, fühlte sich an, als würde sie brennen.
Was bei allen Schicksalsgöttern war hier los?




























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