Kapitel 13
Jade
Auf den Rat von Lilly, habe ich wirklich entschieden, dass Fiona und ich heute an die frische Luft gehen. Da John und ich früher immer total gerne Picknicken gegangen sind, entschließe ich, dass Fiona und ich das heute auch machen.
Und da ein Waldweg nicht weit von meinem Haus beginnt, dachte ich mir, dass wir den ja entlang gehen können und dann im Wald ein schönes Plätzchen für das Picknick finden.
Die Tasche ist schnell gepackt und im Kinderwagen verstaut. Auch eine Decke, samt Extradecke für Fiona. Auch eine zusätzliche Jacke für mich packe ich ein, doch glaube ich nicht, dass ich sie heute brauchen werde, da es dafür tatsächlich zu warm heute ist. Aber man weiß ja nie.
Während wir uns also auf den Weg machen, brabbelt Fiona aufgeregt vor sich hin. Der Wald ist richtig schön herbstlich schon. Die ersten Blätter werden gelb, rot oder orange. Der Wind weht warm um meine Nase. Durch die Blätter der Bäume glitzert die Sonne.
Wir gehen einige Zeit, bis der Weg zu einer Lichtung führt und soweit ich es sehe auch endet. Ich schiebe den Wagen noch etwas über die Wiese, ehe ich die Decke ausbreite. Danach hole ich auch alle Sachen heraus und stelle sie auf der Decke ab. Zum Schluss hole ich Fiona aus dem Kinderwagen. Sie wäre mir bestimmt sonst davon gekrabbelt, um die für sie neue Welt zu erkunden.
Meine Schuhe ziehe ich aus und setzte mich dann zu Fiona. Ich setzte sie mir auf den Schoß und spiele schließlich mit ihr. „Na Krümel? Wie gefällt es dir hier? Ich weiß, du siehst deine Omas nicht mehr so häufig, aber du hast ja dafür Lilly und besonders Paul oder?“ Bei Pauls Namen schaut sie zu mir hoch, als hätte sie den Namen verstanden.
„Hast du Hunger?“ frage ich sie und hole eine Flasche mit Milch heraus, die ich mir heute morgen abgepumpt hatte. Gierig greift Fiona nach der Flasche und beginnt zu saugen.
Nachdem sie fertig ist und Fiona auch ihr Bäuerchen gemacht hat, lege ich sie neben mich ab. Schmunzelnd beobachte ich, wie Fiona angestrengt gegen ihre Müdigkeit ankämpft. Schließlich möchte sie noch so viel erkunden. Aber der Schlaf gewinnt und sie schläft ein.
Seelig schaue ich auf Fiona. Ich lege mich neben Fiona hin und streiche sanft über Fionas Bauch. Ein Lächeln in Fionas Gesicht lässt auch mich lächeln. „Sie ist großartig John. Du hättest sie vergöttert, wenn du sie hättest kennenlernen dürfen.“ Ich schweige einen Moment, bevor ich weiter spreche „Ich glaube, es würde mir auch leichter fallen, wenn wir dich beerdigt hätten und keinen leeren Sarg. Irgendwie kann ich es noch nicht ganz glauben, dass du tot sein sollst John. Ich vermisse dich mit jeder Faser meines Körpers.“
Eine Träne entkommt meinem Auge. Sanft streicht der Wind sie fort. Und wieder habe ich das Gefühl, dass John hier wäre. „Wärst du wirklich damit einverstanden, wenn ich irgendwann wieder einen Mann an mich heranlasse?“ frage ich. Der Wind weht sanft über mich hinweg. Die nächste Träne streiche ich mir weg und sage dann leise „Ich werde versuchen mich zu öffnen. Und irgendwann, wenn die Zeit dafür gekommen ist, werde ich bestimmt auch bereit dazu sein. Ich liebe dich John.“
Ich muss wohl auch eingeschlafen sein, denn das Kichern von Fiona holt mich aus der Traumwelt. Doch erst ein gefährlich klingendes Knurren, lässt mich wirklich wach werden. Alarmiert richte ich mich auf und erleide beinahe einen Herzinfarkt.
Fiona hat sich etwas von der Decke entfernt. Vor ihr pirscht sich ein schwarzer Wolf an sie heran. Als er vor ihr zum stehen kommt, hebt er seine Pfote und will sie schlagen. „Fiona“ hauche ich. Ich will zu ihr laufen und sie beschützen, doch ich bin erstarrt und kann nur mit Schrecken zusehen.
Fiona patscht das Bein vom Wolf an. Mit kindlicher Neugier streicht sie über sein Fell am Bein. Dies lässt die Pfote des Wolf innehalten. Fiona zieht sich am Fell des Wolfes in eine aufrechte Position.
Als sie schließlich vor ihm sitzt, bewegt sie ihre Finger. Es schaut fast so aus, als würde sie den Wolf zu sich herunter winken. Der Wolf lässt langsam seine Pfote sinken und dann tatsächlich auch seinen Kopf. Alarmiert, aber immer noch erstarrt, ziehe ich die Luft ein.
Kaum begreiflich, aber Fiona streichelt den großen Wolfskopf und dem Wolf scheint es zu gefallen, denn er schließt die Augen. Als Fiona aufhört ihn zu streicheln, stupst er sie vorsichtig an, sodass Fiona weiter streichelt. Dann richtet sich der Wolf auf und legt sich so um Fiona, dass sie an seinem Bauch sitzt.
Begeistert quietscht Fiona und fängt an, den großen Wolf am Bauch zu streicheln.
Nicht ganz sicher, was ich da beobachte, kann ich mich aus meiner Erstarrung lösen. Scheinbar kommt für den Moment keine Gefahr von dem Wolf. Ohne jedoch den Wolf aus den Augen zu lassen, fange ich an, alle Sachen wieder zusammen zu packen.
Als schließlich alles im Kinderwagen verstaut ist, bewege ich mich vorsichtig näher zum Wolf heran. Als ich nach Fiona greifen will, knurrt er mich kurz an. Erschrocken ziehe ich meine Hände zurück. Langsam hocke ich mich neben den Wolf hin. Jetzt von nahmen erkenne ich, dass er nicht komplett schwarzes Fell hat, er hat auch braune Flecken, was ihn dann doch freundlicher aussehen lässt.
Für mich später unbegreiflich, halte ich dem Wolf meine Hand hin, sodass er an dieser schnuppern kann. Dies macht er auch und leckt dann über diese. Ich verziehe etwas das Gesicht, doch ignoriere es ansonsten.
„Hey Großer,“ fange ich an, mit dem Wolf zu sprechen, der daraufhin freudig mit seiner Rute wedelt. „Ich würde mit Fiona gerne wieder nach Hause.“ Ich traue mich und streiche ihm nun ebenfalls sanft über den Kopf. Er schmiegt sich in meine Bewegung. Von seinem Kopf streiche ich über seinen Körper zu Fiona. Bei ihr angekommen, greife ich ihr unter die Arme und hebe sie vom Wolf hoch. Fiona saß so gut wie auf dem Wolf.
Ganz langsam stehe ich mit Fiona auf und gehe rückwärts zum Kinderwagen. Der Wolf steht auf und schüttelt sich, was mich leicht zusammen zucken lässt. Den Kinderwagen schiebe ich mit einer Hand, da ich Fiona auf dem Arm behalte, falls wir doch flüchten müssen.
Immer wenn ich einen Blick zurück werfe, kann ich den Wolf entdecken. Doch er hält genügend Abstand. Es ist fast so, als würde er sicherstellen wollen, dass wir sicher zurück kommen.
Das ist alles so verrückt. Mehr als verrückt. Was habe ich mir bloß dabei gedacht den Wolf auch noch zu streicheln?
































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