Kapitel 24

Jade

Ein Lichtstrahl weckt mich und blinzelnd öffne ich meine Augen. Ich richte mich etwas erholter auf. Den Schlaf aus den Augen reibend, schaue ich auf den Wecker.

Fünf weitere Stunden Schlaf taten gut. Die Bettdecke zurückschlagend, stehe ich auf. Kurz rieche ich an der Bettwäsche und denke mir, dass ich die auf jeden Fall neu beziehen muss. Obwohl ich geduscht habe, klebt der Geruch von Waldbrand an meinen Haaren und vor allem der Kleidung.

Leider war mein Shampoo alle, was auch den Geruch verschwinden lässt. Bevor ich mich aber dem Bett widme gehe ich ins Bad und mache mich frisch.

Als ich fertig angezogen ins Schlafzimmer zurückkomme, bleibe ich überrascht stehen. Das Bett ist frisch bezogen und neu aufgeschüttelt.

Schmunzelnd gehe ich auf die Suche nach Mathias und den Kindern. Bei der Suche entdecke ich einen Topf voll kräftigem Eintopf auf dem Herd köcheln. Bei dem leckeren Geruch knurrt mein Magen.

Kinderlachen lockt mich schließlich auf die Terrasse hinterm Haus. Durch die Terrassentür gehe ich hinaus. Mathias sitzt mit den Kindern auf einer Picknickdecke.

Verwundert ziehe ich eine Augenbraue hoch „Warum ist Paul nackt?“ Mathias zuckt ertappt zusammen. „Äh, also,“ er räuspert sich, „Sie haben mit Filzstiften gespielt und die Kleidung von Paul war ruiniert und.., ja.“ endet er.

Nicht ganz glaubend, setzte ich mich zu Ihnen auf die Decke. Als ich schließlich meinen Blick von den Kinder zu Mathias wandern lasse, stocke ich. „Warum hast DU kein T-Shirt an?“ Ich bemühe mich, ihm in die Augen zu schauen und nicht auf die Bauchmuskeln.

Mathias schaut an sich herab und springt erschrocken auf. Er geht zu den Stühlen auf der Terrasse, wo ich auch sein T-Shirt entdecke. „Naja, als ich die Kinder sauber gemacht hatte, wurde ich dabei ziemlich nass.“ erklärt er sich schließlich.

„Ah“ mache ich und wende schließlich meinen Blick ab. Über mein klopfendes Herz reibend, widme ich mich Fiona zu. „Hey Krümel. Ich hab dich ja gefühlt ewig nicht mehr gesehen.“ Ich breite meine Arme aus und warte darauf, das Fiona zu mir krabbelt.

Bei mir angekommen, schließe ich sie in eine Umarmung, in die sie sich auch krallt. Mathias setzt sich wieder zu uns auf die Decke.



Gerade als ich mich nach Paul umsehe, bleibt mir die Luft weg vor Schock. In der einen Sekunde spielt Paul mit einem Schmetterling und in der nächsten sitzt dort ein kleiner Welpe.

„W.? Wa..? Was?“ frage ich sprachlos und schaue zu Mathias, der ebenso geschockt zu Paul oder dem Welpen schaut.

Doch Mathias scheint den Schock schneller zu verarbeiten, denn er springt auf und rennt zu Paul/Welpe. „Verdammt Paul, wie hast du das geschafft. Oh Luna.“ flucht er und packt dem Welpen im Nacken und knurrt dann. Ehe ich blinzeln kann, sitzt wieder Paul in seiner ganzen Pracht vor uns.

Paul gluckst fröhlich vor sich hin und krabbelt zu mir und Fiona. Mit schockgeweiteten Augen weiche ich zurück. Doch Fiona streckt ihre Arme zu Paul aus. Sie windet sich so stark in meinen Arm, dass sie sich tatsächlich hinauswendet und zu Paul krabbelt. „Fiona.“ rufe ich sie besorgt. Doch Paul und Fiona spielen freundlich miteinander.

Als ich endlich beruhigter bin, dass Paul ihr nichts tun wird, wende ich mich langsam Mathias zu.

„Was zum Henker ist da gerade passiert?“ will ich todernst von ihm wissen. Unwohl reibt Mathias sich den Nacken. „Du hättest niemals so davon erfahren soll.“ „Was! Hätte ich nicht so erfahren sollen?“ frage ich und merke selber, wie gefährlich ich gerade klinge.

Mathias schluckt merkbar. „Ich glaube das beste wäre, ich sage es direkt und rede nicht viel um den heißen Brei herum. Leugnen lässt es sich sowieso nicht mehr. Wie sollte man das auch erklären.“ Scharf unterbreche ich ihn und zische „Dann rede nicht um den heißen Brei und spreche es aus!“

Mathias fährt mit seiner Hand über sein Gesicht. Seufzend sagt er „Wir sind Werwölfe.“ Nicht wissend ob das ein Scherz sein soll, schaue ich ihn an. „Ich sage die Wahrheit. Wir sind Werwölfe. Wir können uns in einen Wolf verwandeln. Paul dürfte es eigentlich auch noch gar nicht. Keine Ahnung, wie er das geschafft hat.“ verfällt Mathias wieder in einen Redeschwall.

„Was heißt Wir?“ frage ich dazwischen. Mathias schaut auf. „Wir? ‚Wir‘ ist die Siedlung im Wald. Das ist mein Rudel. Alle die da leben sind Werwölfe, genau wie Lilly und Paul hier.“

Seine Aussage lässt mich nach Luft schnappen. Mathias will näher kommen, was mich aufspringen lässt. „Würdest du bitte gehen, mit Paul?“ frage ich und versuche verzweifelt, meine Nerven bei mir zu behalten.



Mathias sieht aus, als hätte ich ihn geschlagen, doch er nickt und hebt Paul hoch. Zusammen gehen sie zu Lillys Haus. Sobald sie im Haus verschwunden sind, widme ich mich Fiona zu, die schmollt.

Mit ihr auf dem Arm, schüttle ich die Decke aus und gehe dann rein. Im Wohnzimmer kommt mir ein Gedanke „Habe ich jetzt einfach akzeptiert, dass es Werwölfe gibt?“

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