Kapitel 32
Jade
Leicht verzweifelt wippe ich Fiona auf dem Arm. Seit gestern Abend weint oder wimmert sie und kann nicht schlafen. Der Schlafmangel von zwei Nächten macht sich auch bei mir langsam bemerkbar.
Zum Glück habe ich morgen nur die Tagschicht. Gerade hat sich Fiona soweit beruhigt, dass sie nur wimmert. Ich lasse mich erschöpft aufs Sofa sinken, als es an der Tür klingelt. Dies lässt Fiona wieder anfangen zu weinen.
Stöhnend richte ich mich auf und schleppe mich zur Haustür. Ich öffne die Tür und sehe einen grinsenden Mathias. Doch sobald er einen Blick auf uns beide wirft, verschwindet sein Grinsen.
„Oh was hast du den Süße?“ fragt er und nimmt mir Fiona ab, die schon ihre Arme nach Mathias ausgestreckt hat. Sie kuschelt sich an ihn, wimmert aber weiter. An mich gerichtet fragt er besorgt „Was hat sie?“ „Ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Sie weint seit gestern Abend.“ gestehe ich erschöpft.
Wir gehen ins Wohnzimmer, wo ich mich wieder aufs Sofa fallen lasse. „Hm“ macht Mathias nichtsahnend und steckt Fiona seinen Finger in den Mund. Sofort beginnt sie auf dem Finger zu kauen. „Sie zahnt wahrscheinlich. Hast du einen Beißring? Am besten einen, den du kühlen kannst.“ erklärt er.
„Woher weiß du das?“ frage ich ihn erstaunt. Verlegend schaut Mathias hinunter zu Fiona. „Im Rudel sind alle für die Kindererziehung zuständig. Als Jungwolf kam es nicht selten vor, dass ich ein Kind in den Arm gedrückt bekam. Fand ich damals furchtbar, schließlich passte es nicht zu dem Badboy-Image welches ich damals hatte. Aber jetzt bin ich ganz froh über die Erfahrung.“
Schmunzelnd schaue ich zu ihm. „Danke dir. Aber abgesehen vom beruhigen, was hat dich hergeführt?“ Mathias schaut wieder auf. „Ich wollte diese kleine Dame um ein Date bitten. Was hälst du davon Fiona, gehst du mit mir auf ein Date?“ während er fragt, kitzelt er Fiona am Bauch, was sie kichern lässt. Ich selbst bin etwas überrumpelt, dass er Fiona um ein Date bittet.
„Das nehme ich dann mal als ein Ja. Ich danke dir, dass du mit mir gehst. Hättest du was dagegen, wenn deine Mutter auch mitkommt?“ Fiona verstummt und schaut dann zu mir. Sie strahlt mich freundlich an, was mich auch lächeln lässt. „Super, dann ist das abgemacht, wir gehen alle auf ein Date. Eigentlich wollte ich fragen, ob ihr heute Zeit hättet, aber ich bin mir nicht so sicher, ob Fiona heute dafür in Stimmung ist?“ wendet sich Mathias wieder mir zu als Gesprächspartnerin.
„Naja, wenn du einen Ort kennst, wo es egal ist, wenn sie auch wieder schreit, wäre es für mich auch heute in Ordnung.“ gebe ich von seiner Umsicht beeindruckt zu. Mathias überlegt und scheint dann auch eine Idee zu haben.
„Hatte ich zwar nicht für heute geplant, aber es ist schönes Wetter. Wie wär es mit Picknick im Wald, in einer Stunde? Ich kenne den perfekten Ort dafür und im Wald kann Fiona so viel schreien, wie sie möchte.“ „Das klingt gut“ stimme ich ihm zu. „Sehr schön, dann lass mich nur kurz alles fürs Picknick besorgen. Decke und Korb hast du auch oder?“ Ich nicke und nehme wieder Fiona von ihm ab.
„Solange du keinen Beißring hast, reicht auch erstmal ein eiskalter Löffel.“ gibt er mir noch den Tipp, bevor er Fiona auf die Stirn küsst, mich auf die Stirn küsst und geht.
Ich schaue ihm verwundert hinterher. „Hat er gerade?“ frage ich verwirrt und befühle meine Stirn, wo ich immer noch seine Lippen spüren kann. „Hat er es überhaupt selber mitbekommen?“ frage ich mich selber und schüttel den Kopf.
„Egal, ich sollte uns fertig machen, nicht wahr Krümmel?“ spreche ich meine Gedanken laut aus. Nachdem ich also einen Löffel ins Gefrierfach gelegt habe, mache ich uns Beide fertig.
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Genau rechtzeitig, bin ich fertig, als es auch schon wieder an der Tür klingelt. Mathias steht mit zwei Tüten vor mir. „Was hast du denn alles besorgt?“ frage ich verblüfft.
Verlegen hebt Mathias die Schultern an „Alles was für ein Picknick notwendig ist.“ „Ich bezweifle, dass es so viel ist, aber gut, du trägst es ja dann.“ sage ich schmunzelnd.
„Genau. Außerdem habe ich hier auch noch etwas für Fiona. Seid ihr Beide ansonsten fertig?“ fragt er und ich nicke. Mathias überreicht den Beißring an Fiona, welche ihn freudig entgegennimmt und darauf herumkaut. Mit Fiona auf den Arm, machen wir uns auf den Weg. „Und ich soll wirklich keinen Kinderwagen nehmen?“ hake ich nach. Mathias schüttelt mit dem Kopf. „Der wäre nur hinderlich. Zu dem Ort, wo wir hingehen, gibt es keine Wege. Wir achten als Rudel darauf, dass kein Mensch dahin findet.“
Verwundert bleibe ich stehen „Und Fiona und ich?“ Mathias wirft mir einen lächelnden Blick zu „Sofern du irgendwann zustimmst, gehörst du zu meiner Familie und somit zu meinem Rudel. Die anderen Wölfe erkennen Fiona schon als meine Tochter an.“ gesteht Mathias zum Schluss.
„Wie das?“ hake ich nach. Mathias schaut auf den Boden. „Nun ja, ähm, also, das..“ druckst er herum. „Spuck es aus!“ fordere ich ihn streng auf. Was hat er mit Fiona gemacht?
„Erinnerst du dich an den Wolf, der euch beim letzten Picknicken gestört hat?“ spricht Mathias schließlich. Ich denke kurz nach, ehe ich bejahe. „Nun, der Wolf war ich. In dem Moment habe ich Fiona als meine Tochte anerkannt. Sie hatte keinen männlichen Geruch an sich, den ich als Vater identifiziert habe. Für die Wölfe haftet nun mein Geruch an Fiona und der von Paul, weil sie so viel Zeit miteinander verbringen.“ erklärt er.
Zweifelnd rieche ich an Fiona. „Sie riecht aber wie immer.“ Mathias schmunzelt. „Als Mensch kannst du es nicht wahrnehmen, aber wir können über die Gerüche die Familienzugehörigkeit erfahren. Man könnte zwar auf den ersten Geruch denken, dass Paul und Fiona Geschwister sind, doch sobald man genauer riecht, erkennt man, dass die Gerüche sich doch stärker unterscheiden.“ klärt er mich auf.































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