Kapitel 38
Jade
Die Türen zum Op-Saal gehen auf und der Arzt kommt heraus. Aufgeregt eilen wir zu ihm. Er seufzt schwer, ehe er sich dann einmal übers Gesicht wischt.
„Lilly hat unglaublich viel Blut verloren. Durch die Trennung vom Rudel war ihr Wolf auch nicht so stark, wodurch sie noch mehr geschwächt war.“ Der Arzt seufzt wieder schwer.
„Setzten Sie sich Doc. Sie sind bestimmt erschöpft.“ spricht Mathias in aller Ruhe. In dem Moment könnte ich ihn. Ich will wissen, wie es Lilly geht.
„Ihre Halsverletzung war schwer. Die Kehle war angerissen. Wir müssen schauen, ob sie noch sprechen kann. Ihre Wölfin hätte es bei ihrer vollen Kraft mit links geheilt. Aber zusammen mit dem Blutverlust und der Schwäche, müssen wir abwarten, ob sie die heutige Nacht überlebt. Wenn sie das tut, bin ich sehr optimistisch, dass sie wieder ganz gesund wird.“ endet schließlich der Arzt.
Einen Moment brauche ich, um seine Worte zu realisieren. „Also lebt sie?“ frage ich nach. Der Arzt nickt „Ja, sie können Lilly auch besuchen. Es wird ihr bestimmt gut tun, wenn ihr Mate und das Alphapaar bei ihr bleiben. Das wird ihrer Wölfin Hoffnung geben.“
„Natürlich bleiben wir bei ihr.“ spreche ich für Alle. Mathias räuspert sich zaghaft. „Ähm, ich kann nicht die ganze Zeit..“ Da unterbreche ich ihn „Stimmt. Du musst dich um die Eltern von Lilly und Chris kümmern.“ Verwirrt schsut mich Mathias an. „Oh, hat Chris dir nicht über das Rudel-Dings mitgeteilt, was er gemacht hat?“ frage ich und verbinde unsere Köpfe mit den Händen, so als würde ein Band zwischen ihnen bestehen.
„Nein, er meinte nur, er müsse zusammen mit dir mit mir sprechen.“ spricht Mathias. „Ohh.“ da kommt mir eine Idee „Wie würdest du reagieren, wenn jemand mich beleidigt und droht?“
Mathias knurrt auf und seine ganze Haltung wird bedrohlich „Derjenige sollte sich auf was gefasst machen.“ Ich tätschle seine Brust, was ihn komischerweise wieder beruhigt „Ich hab es gar nicht so aufgefasst, als hätte er mich beleidigt, also beruhige dich bitte und rede mit Chris. Der hat irgendwas gemacht, bezüglich der Pflichten oder so.“
Mathias nickt knurrend und geht dann, entschlossenen Schrittes nach draußen. Ich schaue mich nach Ted um, kann ihn aber nicht sehen. Meinem Gefühl folgend gehe ich zu Lilly, wo ich auch Ted finde.
Er sitzt neben Lillys Bettseite und hält ihre Hand. Nach einem prüfenden Blick auf Lilly, wende ich mich Ted zu. „So mein Freund.“ fange ich flüsternd an. „Du schaust mir nicht so aus, als hättest du heute vom Übernatürlichen erfahren.“
Unwohl reibt sich Ted den Nacken. Doch sobald Paul im Schlaf murrt, hält er ihn wieder fester an sich gedrückt. „Ich wollte es euch nicht verheimlichen, aber..“ fängt er an. „Oh das werfe ich dir auch gar nicht vor. Ich hätte dir nie geglaubt ohne triftige Beweise, wie eine Verwandling in einen Wolf.“ unterbreche ich ihn.
Ted grinst „Damit hätte ich nicht aufwarten können. Mein Vater ist ein Mensch und meine Mutter eine Fee. Ich bin wie mein Vater ein Mensch, kann aber etwas besser sehen und hören, als einer. Meine Geschwister kommen aber alle nach meiner Mutter und sind Feen.“ erklärt er.
Mit leuchtenden Augen frage ich „Fee? So wie in spitze Ohren und Flügel mit magischen Kräften?“ Ted lacht leise auf. „Lass das bloß nicht meine Mutter hören. Feen haben keine spitzen Ohren, aber Flügel. Zudem können Sie Magie wirken, je nachdem welche Fee sie sind. Im Grunde gibt es zwei Haupt-Arten von Feen: Jahreszeitenfeen und Elementfeen. Beide leben an unterschiedlichen Orten, sind sich aber sehr ähnlich.“
Verstehend nicke ich. Doch bevor ich noch mehr fragen kann, wird die Tür schwungvoll geöffnet. „Verzeiht Luna, aber wir brauchen Ihre Hilfe. Der Alpha, er..“ bringt der Arzt zwischen Luftholen raus. „Ted, kann ich dir Fiona hier lassen?“ Ted nickt und nimmt mir Fiona ab.
An den Arzt gewandt sage ich „Bringt mich zu ihm.“ Er nickt und führt mich eilig weiter. „Wir können ihn kaum noch aufhalten. Der Alpha steht kurz vor einer Verwandlung. Sein Wolf ist mehr als wütend und da kann jetzt nur noch seine Mate helfen. Verzeiht.“
Ich winke ab. „Schon gut. Aber..“ was kann ich tun, will ich fragen, doch werde ich von einem bestialischen Brüllen unterbrochen. Erschrocken bleibe ich stehen. „Keine Sorge Luna, er würde Ihnen nie etwas antun.“ versichert mir der Arzt.
Etwas zögerlich nicke ich, doch folge ich dem Arzt weiter. Auf einer Art Versammlungsplatz stehen viele aus dem Rudel.
Mathias ist ziemlich leicht zu finden. Er wird von vier starken Männern gehalten, die aber trotzdem sichtbar Mühe haben, ihn festzuhalten. Vor Mathias stehen die Eltern von Chris und Lilly. Jedenfalls nehme ich an, dass die Frau an der Seite vom Vater, die Mutter ist. Merkwürdigerweise kommt sie mir von irgendwoher bekannt vor.
Aber darum kümmere ich mich jetzt nicht. Das Rudel macht mir sofort Platz, als sie mich sehen. Dadurch gelange ich schnell zu Mathias. „Mathias, hey, sieh mich an.“ fordere ich, denn er hat seinen Blick auf die Eltern fokussiert und dieser Blick ist gruselig.
Eine Art Schatten wandert über seine Augen und er bäumt sich auf, im Versuch los zu kommen. Einem Instinkt folgend überwinde ich meine Furcht, die ich in diesem Moment vor ihm habe und gehe auf ihn zu.
Ich packe mit beiden Händen seinen Kopf und zwinge ihn dazu, mich anzuschauen. Mit Schrecken sehe ich, dass seine Zähne schon Reißzähne sind. Trotzdem presse ich meinen Mund auf seinen.
Fast sofort, weicht seine Anspannung. Die Männer, die ihn festhielten, atmen erleichtert auf. Anfangs erwidert Mathias den Kuss nicht, doch je mehr er sich beruhigt, desto mehr küsst er mich.
So hatte ich mir meinen ersten Kuss seit langem auch nicht vorgestellt. Vorsichtig löse ich mich von Mathias, was ihn knurren lässt. „Ich fühle mich unwohl hier.“ hauche ich kaum hörbar und schaue mich um.
Das Rudel steht um uns herum und schaut zu. Einige Lächeln und andere nicken wissend. Auch Mathias scheint es zu bemerken. Doch anstatt dass er etwas dagegen tut, wirft er mich über die Schulter und stapft davon, Richtung seinem zu Hause.
Zuerst bin ich viel zu sprachlos, um zu reagieren. Doch dann bricht es regelrecht aus mir heraus. „Sag mal spinnst du? Du kannst mich doch nicht einfach zu über deine Schulter werfen, du Grobian. Hast du sie noch alle?“
Doch Mathias ignoriert mich und läuft fast schon ungerührt weiter. All mein Geschimpfe bringt nichts. Erst in seinem Schlafzimmer wirft er mich auf sein Bett und klettert, wie ein Raubtier sofort über mich.
Ich schlucke schwer. Soweit bin ich ganz sicher nicht. Mathias will mich erneut küssen, doch ich drehe meinen Kopf weg. Dies lässt ihn aufknurren.
„Soweit bin ich noch nicht.“ teile ich ihm meine Gedanken mit und schaue in seine Augen. In ihnen herrscht wieder ein Kampf. „Bitte.“ flehe ich.
Mathias schließt seine Augen und atmet schwer. Als er sie schließlich wieder öffnet, erkenne ich nur Mathias. „Verzeih.“ flüstert er.
„Schon gut, du hast jetzt die Kontrolle wieder.“ spreche ich und lege meine Hand an seine Wange. Mathias lehnt sich in diese. „Wenn du so etwas machst, kann ich nur schwer widerstehen. Gerade nach dem, was ich erfahren habe. Mein Wolf würde dich am liebsten“ er unterbricht sich selbst.
Erschöpft vergräbt Mathias sein Gesicht in meiner Halsbeuge. „Lass mich bitte einen Moment dir Nahe sein.“ bittet er.



























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