Kapitel 39

Jade

Von den ersten Sonnenstrahlen werde ich wach. Eine angenehme Wärme umgibt mich, in die ich mich weiter hineinkuschel.

Ein sanftes Knurren ertönt und ich werde stärker an die Wärme heran gezogen. Es ist so gemütlich, dass ich zufrieden seufze.

„Wir müssen bald aufstehen.“ flüstere ich etwas wacher zu Mathias. „Ich weiß.“ murmelt er zurück. „Lass uns noch einige Moment so bleiben, ja?“ Ich nicke bestätigend.

Die Ruhe währt jedoch nicht lange und Mathias stöhnt auf. „Ich muss los, Alpha-Pflichten.“

Müde richte ich mich auf. „Schon gut, ich sollte eh zu Ted und Lilly gehen. Fiona hatte ich bei Ted gelassen. Hast du vielleicht ein T-Shirt, was ich anziehen kann?“

Bei der Frage friert Mathias in seiner Bewegung ein. „Du willst ein T-Shirt von mir anziehen?“ Von seiner Reaktion verwundert, rudere ich zurück. „Wenn du das nicht möchtest ist das auch in Ordnung. Ich kann auch..“

Doch da unterbricht er mich hastig. „Das ist es nicht. Wenn du mein Shirt trägst, trägst du auch meinen Geruch an dir. Durch die Nacht ist er eh an dir, würde aber immer mehr verblassen. Für andere Wölfe würde es bedeuten, du gehörst dann zu mir und hättest unsere Bindung akzeptiert, wenn du meinen Geruch den Tag über an dir haben wirst.“

Die Reichweite der Bedeutung hätte ich nicht erwartet. Ich gehe in mich und denke nach. In der Zwischenzeit holt Mathias mir ein schlichtes weißes Shirt von ihm und legt es auf das Bett. „Denk in Ruhe darüber nach und entscheide dann, ob du bereit bist, mein Shirt zu tragen.“ Dankbar nicke ich und denke darüber nach.

Mit Blick auf das Shirt gehe ich in mich. Bin ich wirklich für etwas Neues bereit? Ich hätte nie gedacht, dass ich so früh wieder jemanden treffen würde, mit dem ich mir eine Beziehung vorstellen könnte. Ich habe John geliebt und liebe ihn auch jetzt noch. Doch es ist irgendwie anders, jetzt wo er nicht mehr da ist. Und Mathias ist einfach unglaublich. Und das in allen Möglichen Bereichen.

Zudem akzeptiert Mathias Fiona auch bedingungslos. Welcher Mann würde das so einfach?
Meine Finger wandern langsam zum T-Shirt. Kurz bevor sie es berühren stoppe ich.

Akzeptiere ich wirklich das Leben an der Seite von Mathias, beziehungsweise das Leben als Luna? Es wird ganz anders werden, als ich es mir vorgestellt hätte. Aber könnte ich mit meinem Wissen wieder zurück kehren in mein altes Leben?




Nein, könnte ich nicht. Ich mag Marhias wirklich gerne. Lieben tue ich ihn noch nicht, aber ich spüre, dass der Funken für Liebe entzündet ist und mit jedem Tag mehr und mehr wächst.

Mit einem entschlossenen Lächeln wandert meine Hand wieder zum T-Shirt. Doch dieses Mal stoppt sie nicht, sondern ergreift das Shirt.

Im Bad mache ich mich frisch und gehe danach in die Küche. Dort treffe ich auf Mathias, welcher am Herd steht. „Ich dachte du musst weg?“ frage ich ihn. „Ja, aber Zeit für Frühstück mit meiner Ma..“ Mathias dreht sich um und stoppt, als er mich sieht.

Er kommt die paar Schritte auf mich zu. „Heißt das..?“ fragt er. Ich lächle sanft und nicke. Mathias strahlt und legt dann seine Hände zärtlich an meine Wange. „Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich damit machst.“ haucht er, mir tief in die Augen schauen.

Wir sind uns so nah, dass mein Blick von seinen Augen zu seinen Lippen wandert. Soll ich?
Mir einen Ruck geben, küsse ich ihn. Das Gefühl, welches sich dann wie ein Lauffeuer in mir ausbreitet bestärkt mich, dass es richtig war, sein T-Shirt zu ergreifen.

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Nach meinem Klopfen trete ich ein. Ted ist, wie gestern neben Lillys Bett. Paul und Fiona sind in einem Reisebett untergebracht. Dort sitzen sie sich gegenüber und brabbeln miteinander, so als hätten sie ein wirklich ernstes Gespräch zu führen. Grinsend gehe ich zu Ted.

„Wie geht es dir?“ frage ich ihn. „Ganz gut. Lilly hat die Nacht überstanden, das beruhigt mich. Aber sie ist noch nicht wach.“ spricht er besorgt. „Lass ihr Zeit. Das war eine ziemlich anstrengende Nacht für sie.“

„Du hast Recht“ seufzt er. „Sie hat uns mit ihrem Leben verteidigt.“ murmelt er. „Das hätte jede Frau getan, deren Kinder und Mann im Haus waren.“ spreche ich. „Ja, aber ich hätte auch was tun müssen.“ braust er auf.

Gerade als ich ihm widersprechen will, hören wir ein gekrächzte „Hast du.“ Sofort schauen wir zu Lilly. Sie hat die Augen auf.

Ted drückt Lilly wieder in die Kissen, aus denen sie sich aufrichten wollte. „Du musst noch liegen bleiben. Außerdem sollst du deine Stimme schonen, du hättest sie beinahe verloren.“ erklärt Ted Lilly.

Lilly nickt. „Hättest du die Kinder nicht in Sicherheit gebracht, hätte ich mich nicht konzentrieren können.“ krächzt Lilly aber noch, bevor sie dann schweigt.



„Beim nächsten Mal unterstütze ich dich. Zwar war John der Scharfschütze, aber schießen kann ich trotzdem.“ beteuert Ted. Lilly lächelt schwach und nickt vorsichtig.

Bevor wir weiter reden können, klingelt mein Handy. Nach einem Blick aufs Display, hebe ich verwundert ab. „Guten Tag General Grant.“ begrüße ich ihn. Ted horcht auf.

„Guten Tag Lieutenant Atkins. WIe geht es Ihnen?“ fragt er mich. „Gut und Ihnen?“ frage ich ebenfalls. „Auch gut. Nun ich rufe aus einem bestimmten Grund an. Es geht um John Atkins. Wir haben Ihn gefunden.“

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