Kapitel 27

Mit einem zufriedenen Lächeln wirbelte er das Kleid ein wenig umher, während er sich auf das Bett zubewegte und sich auf dieses legte. Er schien sichergehen zu wollen, dass sie es sich nicht einfach schnappen konnte, wenn er gerade nicht aufpasste.
»Wenn du dich benachteiligt fühlst, kann ich meine Hose auch ausziehen«, bot er ihr grinsend an und beobachtete, wie Lilitha noch immer neben dem Bett stand.
»Wenn Ihr das tut, werde ich Euch nicht massieren«, erklärte sie und es hatte etwas Endgültiges.
Sie ließ mit sich spielen, aber das ging zu weit.
Damit kam er einen Schritt zu weit an ihr letztes Eigentum heran.
Der Mann lachte bei dieser ernsten Aussage und beobachtete sie weiterhin.
»Beruhig dich. Ich will dich ja nur necken«, erklärte er mit einem eindeutig ironischem Unterton. Als hätte er das nicht schon längst getan. »Etwas Belebendes, bitte«, erklärte er mit einem Lächeln und sah zu ihr auf.
Er schien ihr bereits belebt genug, dass sie ihm am liebsten etwas zum Einschlafen gegeben hätte. Doch als sie ihm das letzte Mal eine beruhigende Massage gegeben hatte, war es auch anders verlaufen, als sie dachte. Mit diesem Aufzug wäre das wohl noch intimer als letztes Mal.
Wieder kribbelte ihre Haut bei der Vorstellung, die sie gleich verdrängte.
Chiana würde heute Abend zu ihm kommen und wenn er erneut mit ihr im Arm einschlafen sollte, würde sie wohl durchdrehen.
Lilitha atmete tief durch und trat näher an ihn heran, ehe sie vorsichtig auf das Bett kletterte. Immer darauf bedacht, dass ihr Handtuch nicht verrutschte.
Ob es eine gute Idee war, ihm eine Massage zu geben, die dafür sorgte, dass er mehr Lust auf Chiana verspürte? Wobei diese Lust sich auch auf sie richten könnte. Was nicht unbedingt praktisch wäre.
Aber dennoch war es einen Versuch wert.
Verklemmt setzte sie sich neben ihn, statt auf seine Oberschenkel und zog noch einmal sicherheitshalber das Handtuch fest, damit es auch nicht herunterrutschen konnte, während sie zugange war.
Sie vernahm ein tiefes, gedämpftes Lachen, das aus seiner Brust kam.
»Ich hab eine Hose an, also beruhig dich wieder. Außer du willst das Kleid doch nicht?«, fragte er nun ein wenig trällernd.
Augenrollend kniete sie sich auf die Oberschenkel und versuchte ihn dabei so wenig wie möglich zu berühren.
Gott, wieso zwang er sie dazu?
Sie hielt ihren Hintern gehoben, sodass sie sich nicht auf ihn draufsetzen musste, denn sie trug keine Unterwäsche und hätte sonst seine Oberschenkel mit ihrer nackten Haut berührt. Auch wenn es nur seine Hose gewesen wäre.
Leider war das eine sehr unbequeme Position und sie wusste, dass sie morgen davon unheimliche Rückenschmerzen davontragen würde.
Dennoch versuchte sie sich zu beruhigen und begann damit, ihn sanft zu kneten.
Er seufzte zufrieden und legte wieder seine Arme parallel zu seinem Körper.
»Fühlst du dich von mir so sehr abgeneigt, dass du mich nicht mal mehr berühren willst?«, fragte er nach einer Weile murmelnd, hielt die Augen jedoch geschlossen, um zu entspannen.
»Wenn ich einen Mann auf diese Weise berühre, dann weil ich es möchte, nicht weil ich es soll«, entgegnete sie leise und meinte damit ihren nackten Unterkörper. »Ihr seid ein attraktiver Mann. Das will ich nicht bestreiten. Aber ich suche mir meinen Mann lieber selbst und lass ihn mir nicht diktieren«, erklärte sie murmelnd.
»Ja, das Thema hatten wir schon. Du suchst nach der wahren Liebe. Bemerkenswert«, nuschelte er wenig begeistert durch die Bettdecke.
Lilitha knirschte ein wenig mit den Zähnen, als sie plötzlich erschrocken zusammenzuckte, weil etwas über ihr Bein strich.
Blinzelnd sah sie zu der betroffenen Stelle. Hatte er sie gerade mit der Hand gestreichelt? Diese lag zwar ruhig neben ihrem Bein, doch sie hatte sich das nicht eingebildet! Ihr Herz hämmerte und sie versuchte sich wieder zu beruhigen. Wahrscheinlich hatte sie nur die Bettdecke gestreift. Ja, das war sicher nur die Bettdecke gewesen. Sie musste sich keine Sorgen machen.
Oder?
Sie schluckte und versuchte sich wieder auf die Massage zu konzentrieren, um es endlich hinter sich zu bringen.
»Also bis jetzt ist das wirklich die schlechteste Massage, die ich von dir bekommen habe«, gab er zu bedenken und hob ein wenig enttäuscht die Augenbrauen.
Lilitha knurrte innerlich, doch sie versuchte ihren Groll nicht herauszulassen. Da war sie ja auch nicht nackt gewesen!
Sie versuchte sich wieder zu fangen und sich auf die Massage zu konzentrieren. Vielleicht war es gar keine schlechte Idee, seine Triebe ein wenig anzuregen, wenn Chiana bald hier auftauchen würde. Dann konnte er sich auf diese stürzen.
Ihre Hände fuhren über seine Haut und sie entschied sich dazu, es einfach zu probieren. Sie hoffte nur, dass er nicht über sie herfallen würde. Obwohl diese Massage auch eine Weile brauchte, bis sie Wirkung zeigen würde. Bis dahin sollte sie wieder weg sein.
»Nicht alle Massagen wirken sofort«, murmelte sie leise.
Sie spürte, wie sein Körper unter ihren Berührungen an Wärme gewann und hoffte inständig, dass es nicht an ihrer Massage lag.
Sie hatte wirklich schon genug Probleme, als dass die Kur jetzt schon Wirkungen zeigte.
»Hm«, murmelte er wohlig gedämpft durch die Matratze und atmete tief durch.
Wirkte es wirklich jetzt schon?
Oder lag es daran, dass sie sich jetzt wieder auf ihn konzentrierte. »Hast du das Kleid schon gesehen?«, fragte er nuschelnd und genoss sichtlich ihre Berührungen.
Skeptisch hielt Lilitha inne. »Ja«, sagte sie und war sich bewusst, dass er das Kleid meinte, das bei ihr im Zimmer gelegen hatte. »Warum habt Ihr es mir dorthin gelegt?«, fragte sie neugierig.
»Der hundertste Geburtstag ist doch was Besonderes. Ich dachte, du hast dir was Schönes verdient«, antwortete er und ließ seine Muskeln entspannen. »Außerdem könntest du es vielleicht für deine Aufführung tragen«, erklärte er mit einem hörbaren Lächeln in der Stimme.
Lilitha hielt nun inne. »Woher wisst Ihr, dass heute mein hundertster Geburtstag ist?«, fragte sie sichtlich verwirrt. Dass sie das Kleid zu ihrem Auftritt tragen sollte, hatte sie sich schon gedacht, doch dass es ein Geburtstagsgeschenk war, hatte sie nicht erwartet.
Er zuckte bloß die Schultern und seufzte entspannt. »Ich kriege so manches mit«, sagte er, als sie schon wieder etwas am Bein berührte und sie zusammenzucken ließ. In Anbetracht der Tatsache, dass sie ihr Gesäß noch immer in der Luft hielt, machte es ihre Situation nicht wirklich einfacher.
Außerdem wusste sie, dass sie nicht mehr lange so sitzen konnte, denn ihre Beine zitterten schon vor Anstrengung und sie sank immer tiefer. Sie spürte bereits seine Hose an ihrer Haut und das gefiel ihr nicht. Auch wenn ihr Körper warm wurde und sich ihre Brüste erneut auf eine Art anspannten, die sie absolut nicht gewohnt war.
Sie schluckte angestrengt und holte so leise wie möglich tief Luft.
»Hast du es denn schon anprobiert?«, fragte er nach einer Weile, als sich Lilitha widerwillig vorsichtig auf seine Beine sinken ließ.
Wenn sie Glück hatte, würde er es einfach nicht bemerken und sie damit nicht provozieren.
»Nein«, antwortete sie leise. »Ich bin noch nicht dazu gekommen«, erklärte sie, auch wenn das nur zum Teil der Wahrheit entsprach. Die Zeit, in der sie es hätte anprobieren können, hatte sie sich einfach nicht getraut.
»Ich hoffe, es passt dir. Du hast dich ja schließlich noch weiter entwickelt seit der letzten Anprobe«, bemerkte er mit einem Lächeln in der Stimme, das Lilitha ihm am liebsten aus dem Gesicht geohrfeigt hätte.
Allein das Gefühl, mit blankem Hintern auf ihm zu sitzen, brachte ihre Wangen zum Glühen, worauf sie sich wiederum selbst ohrfeigen könnte.
Verdammter Körper!
»Das werde ich sehen«, murmelte sie leise und versuchte ihren Körper unter Kontrolle zu bringen.
Wenn sie noch länger hierblieb, würde sie verrückt werden.
Dieser Mann brachte sie total aus dem Konzept. Nicht nur mit seinem Körper, sondern auch mit seinen Fragen. Was interessierte es ihn, ob das Kleid passte oder wie sich ihr Körper entwickelt hatte?
Sie würde die Massage ein wenig schneller hinter sich bringen, doch sie wollte den Highlord damit nicht verstimmen, sollte er es merken.
»Ich hoffe doch, dass ich es auch irgendwann zu Gesicht bekommen darf?«, fragte er nun und genoss die Auflockerung zum Schluss, mit der sie die Massage beenden wollte.
»Das weiß ich noch nicht«, sagte sie ehrlich, da sie mit dem Gedanken gespielt hatte, es beim Tanz anzuziehen. Aber wahrscheinlich würde sie es nicht tun. Es war einfach viel zu aufreizend.
Zögerlich beendete Lilitha ihre Massage und hoffte, dass sie ihre Wirkung entfaltete, sobald Chiana bei ihm war. Schnell erhob sie sich, um sich an den Bettrand zu setzen und sich das Handtuch noch enger um die Brust zu ziehen. Sie wollte endlich ihren Verdienst haben!
»Kann ich … mich jetzt anziehen … bitte?«, fragte sie ein wenig schüchtern und versuchte seinem Blick auszuweichen, auch wenn sie die braunen Augen in ihrem Rücken spürte.
»Ja, wieso nicht«, stimmte er ihr zu, was sie erleichtert ausatmen ließ. Auffordernd drehte sie sich zu ihm um, was sich als Fehler herausstellte, denn sein Blick heftete sich an ihrem fest. »Nimm es dir«, sagte er herausfordernd.
Automatisch rutschte Lilithas Blick auf seinen nackten Oberkörper, unter dem es begraben lag, ohne dass auch nur ein Zipfel heraushing.
Sie starrte ihn ungläubig an und hielt das Handtuch eisern fest. »Mylord«, stammelte sie ziemlich verwirrt und überfordert.
Hatte sie das richtig verstanden?
Am Ende würde sie das Kleid noch kaputt machen, wenn sie versuchte, es unter ihm hervorzuziehen.
Doch er hielt einfach ihrem goldenen Blick stand und machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen. »Ja?«, fragte er leise und fast schon unschuldig.
Wieso tat er das? Weil er wusste, wie sehr es sie aus dem Konzept bringen würde? Wo war ihr verdammter Welpenschutz hin?
»Warum tut Ihr das?«, traute sie sich zu fragen und senkte den Blick, ehe sie einen Schritt zurücktrat.
Sie hatte wirklich das Gefühl, dass er bisher nur so nett zu ihr gewesen war, weil sie noch zu jung war. Doch jetzt sah er in ihr scheinbar kein hilfloses Kind mehr, egal wie viel Mühe sie sich gab.
»Was meinst du?«, fragte er stirnrunzelnd und schien sich weiterhin unbeteiligt zu geben.
Lilitha war sich nicht sicher, ob sie froh sein sollte, dass er nicht aufstand oder nicht, weil er somit immer noch ihr Kleid verdeckte.
»Warum spielt Ihr mit mir?«, fragte sie leise und fühlte sich zunehmend unwohler.
Sie war sich fast sicher, dass er wusste, was sie meinte. Allerdings schien er noch nicht fertig mit dem, was auch immer er mit ihr geplant hatte.
»Wieso denkst du, dass ich mit dir spiele?«, fragte er nicht gerade glaubwürdig. Nun erhob er sich langsam, nahm das Kleid jedoch in die Hand, um es bei sich zu behalten.
Langsam kam er Schritt für Schritt auf sie zu, was Lilitha immer weiter zurückweichen ließ.
»Was sonst macht Ihr hier gerade?«, fragte sie leise und hob den Blick, um ihn anzusehen.
Was genau sollte das hier werden? Warum tat er das und warum machte es ihren Körper so verrückt?
Bei jedem Schritt, den er auf sie zutrat, wich sie weiter zurück. Sie wusste nicht, was von ihr erwartet wurde. Sie war sichtlich überfordert.
Hilflos zuckte sie zusammen, als sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß und er vor ihr zum Stehen kam.
Sie schluckte, als ihr Herzschlag immer schneller ging und sie einfach nicht den Blick von seinen Augen abwenden konnte.
Wie bereits vorhin, senkten sich seine Lider ein wenig, als er seinen Blick auf ihre Lippen richtete. Auch wenn sie nicht wusste wieso, hatten sich diese leicht geöffnet und blickten ihn erwartungsvoll, geradezu einladend an.
Ruckartig schlugen seine Augen wieder hoch zu ihren, als er ihr das Kleid auf die Schulter legte.
Lilitha konnte einfach nicht verhindern, dass ihre Beine unter dem plötzlichen Schock nachgaben und sie an der Wand nach unten rutschte. Ihr Herz klopfte heftig in ihrer Brust, ihr ganzer Körper fühlte sich unglaublich heiß an und spannte.
War das normal? Er war doch nur ein Mann. War es normal, dass sie auf das andere Geschlecht dermaßen reagierte?
Ihre Mutter hatte gesagt, die ersten Tage nach der Reife wären unglaublich anstrengend. Hatte sie das damit gemeint? Aber das erklärte nicht, warum ihr Körper Dinge tat, die sie nicht kontrollieren konnte.
Benommen sah sie zu, wie er langsam vor ihr in die Hocke ging und sie mit schrägem Kopf musterte. »Ich würde mich mehr bedecken, wenn ich du wäre, sonst glaube ich wirklich noch, dass du mich verführen willst«, flüsterte er und senkte den Blick zwischen ihre Beine, als Lilitha mit hochrotem Kopf ihre Knöchel zusammenschob und sie schützend vor ihren Körper presste.
Dieser Satz löste in ihr eine Flut an Gefühlen aus, die sie absolut nicht verstand und die ihr die Tränen in die Augen trieben.
Sie fühlte sich, als hätte sie irgendwelche seltsamen Kräuter genommen.
War das normal?
Das Handtuch war ihr viel zu warm und die Berührungen auf ihrer Haut brannten schon fast. Dabei war es doch unglaublich weich.
Sie war vollkommen überfordert mit allem und er schien das auch noch lustig zu finden. Was erwartete er denn von ihr? Dass sie sich das Handtuch vom Leib riss und sich auf ihn stürzte?
Das konnte er vergessen.
Er musterte sie noch eine Weile, bis er sich wieder aufrichtete und ihr eine helfende Hand reichte. Doch aus Angst, was ihr Körper machen würde, wenn sie die Hand nahm, erhob sie sich, ohne diese zu berühren.
Ihre Beine zitterten ein wenig und sie blickte sich unsicher um.
Noch immer lag der braune Blick auf ihr und sie hatte fast das Gefühl, als erwarte er, dass sie sich hier, vor ihm, umzog. Doch das würde sie nicht tun!
Mit der Schnelligkeit eines Vampirs flitzte sie in das private Bad des Highlords und schlug die hölzerne Tür hinter sich zu. Erleichtert atmete sie aus und versuchte ihren schweren Atem zu beruhigen.
Dieser Mann war wirklich unmöglich! Und er schaffte es immer wieder, sie total zu verunsichern. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, den Tanz aufzuführen. Vielleicht sollte sie doch lieber die Möglichkeit nutzen und aus diesem Palast verschwinden und wieder zurück auf die Straße. Möglicherweise konnte sie ihre Fähigkeiten nutzen, um einen Laden zu eröffnen, in dem es das ganze Jahr über frisches Obst gab? Ob so etwas Käufer finden würde?
Während Lilitha darüber nachdachte, begann sie das Handtuch abzulegen und das Kleid anzuziehen. Es war das grüne Kleid, welches ihr die Verkäuferin das letzte Mal gezeigt hatte. Das, was sich perfekt an ihre Rundungen schmiegte, weil es aus magischem Stoff war. Auch wenn die beiden Schlitze an ihren Seiten Haut zeigten und auch deutlich machten, dass sie keine Unterwäsche trug, war es um Längen besser, als das Handtuch.
Sie atmete tief durch und schloss die Augen, als sich ihre Hand um den Griff der Tür legte. Dennoch öffnete sie diese nicht.
Sie wollte ihm nicht nochmal unter die Augen treten …, aber irgendwie auch schon.
Es war alles sehr seltsam. Vor allem, weil sie sich jetzt auch noch an den Morgen zurückerinnerte, als der Highlord sie im Arm gehalten hatte. An dem Tag, an dem sie bei ihm im Bett geschlafen hatte. Irgendwie hatte sie das Gefühl genossen, dass er sie gehalten hatte.
Lilitha atmete tief ein und verließ das Badezimmer wieder.
Direkt merkte sie, wie der Highlord den Blick zu ihr hob und sie anlächelte. Ein echtes Lächeln, das ihr Herz unweigerlich wärmte. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte.
»Du siehst hübsch aus«, flüsterte er leise, als sein Blick abwesend über sie glitt.
Lilitha hatte nicht erwartet, dass er so etwas sagte und sie musste zugeben, dass sie sich geschmeichelt fühlte, denn die Ehrlichkeit war deutlich zu hören.
Er hatte es nicht einfach nur so gesagt. Er meinte es so.
Eine leichte Röte legte sich auf Lilithas Wangen. »Vielen Dank, Mylord«, sagte sie und dieses Mal fühlte sie sich nicht ganz so unwohl unter seinen Blicken.
Vielleicht weil sie sich ihm so schon einmal gezeigt hatte oder weil sie mehr als ein Handtuch trug? So oder so, sie war geschützt und das sorgte dafür, dass sie sich sicherer fühlte. Es war nicht mehr so, dass ein falsches Zucken dafür sorgen würde, dass sie entblößt vor ihm stand und das allein ließ sie bereits entspannen.
Ohne den Blick von ihr abzuwenden, hielt er ihr eine Flasche Blut entgegen, die Lilitha zögerlich musterte.
War das ein Versuch sich bei ihr zu entschuldigen oder lag es vielleicht doch daran, dass sie in gewisser Form noch immer seinen Beschützerinstinkt weckte?
Mit einer langsamen Bewegung griff sie nach der Flasche, auch wenn sie nicht sicher war, ob sie etwas davon trinken sollte. Lilitha hatte zwar lange kein Blut mehr zu sich genommen, doch nach dem letzten Mal wusste sie, dass dieses Blut hier nicht sonderlich lecker schmeckte.
Ob der Highlord wohl von seinen Haremsdamen trank? Sie hatte schon einmal gesehen, wie er von Chiana getrunken hatte und auch die Dienstmädchen schienen es bereits gewöhnt zu sein, als lebende Kühe herumzulaufen.
»Wie kommst du in deiner Reife voran?«, fragte er unschuldig und überließ ihr die Flasche.
Die Frage verwirrte sie und Lilitha entschloss, dass sie einfach nicht darauf antworten würde. Wahrscheinlich war es wieder ein Versuch, sie zu ärgern. Er schien sich ja köstlich über ihre Reaktionen zu freuen.
Lilitha atmete tief ein und nahm dann einen Schluck aus der Flasche. Gleich darauf noch einen und noch einen, bis sie diese zur Hälfte geleert hatte. Mehr würde sie nicht trinken. Das war genug.
»Vielen Dank, Mylord«, sagte sie und reichte die Flasche zurück. Sie würde einfach weiter so tun, als hätte sie seine Frage nicht gehört.
Er lachte leise und nahm die Flasche entgegen. »Ausweichen ist auch eine Antwort«, war alles, was er sagte und trank den Rest der Flasche aus, während er sie über den Rand hinweg im Auge behielt.
Lilitha senkte den Blick und zuckte etwas die Schultern. »Es gibt nichts, was ich auf diese Frage antworten könnte, was Ihr nicht sowieso schon wisst«, erklärte sie ausweichend. Was sollte sie ihm auch sagen? Dass ihr Körper gerade dabei war? So schien es ihr zumindest. Es ging viel schneller, als sie erwartet hatte. Hoffentlich hielt das nicht so lange an. Sie wollte nicht jedes Mal fast vergehen, wenn sie in der Nähe des Highlords war oder wenn jemand sie berührte.
»Ach so?«, fragte er und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, um die Flasche abzustellen. »Ich wollte dir noch eine Chance geben, aber wenn du es so sagst«, erklärte er und ging mit überraschend schnellen Schritten auf sie zu, um sie erneut gegen die Wand zu drängen.
Links und rechts neben ihrem Kopf stützte er seine Hände ab, um auch den letzten Funken Hoffnung auf Flucht zu eliminieren.
Lilithas Herz, welches sich eben erst beruhigt hatte, schlug schon wieder so heftig gegen ihre Brust, dass es drohte hinauszuspringen.
Er betrachtete sie ununterbrochen aus halbgesenkten Lidern, als er ihrem Gesicht immer näher kam.
Vielleicht war diese Massage doch keine so gute Idee gewesen.
Lilithas Herz klopfte immer heftiger und sie spürte, wie die Wärme immer schlimmer wurde.
Dann spürte sie seine Lippen auf ihren und es fühlte sich an wie ein Stromschlag, der durch ihren Körper sauste.
Ihre Beine gaben nach, als sie für einen Augenblick nur noch Sterne sah. Schließlich fand sie sich am Boden vor dem Highlord wieder, der sich nicht von ihr gelöst hatte und nun vor ihr kniete.
Ihr Herz hämmerte und sie kam kaum hinterher nach Atem zu schnappen.
Langsam löste er sich von Lilitha, als er kurz innehielt, um ebenfalls zu Atem zu kommen. Es war zwar nur einer, aber dafür ein langer … ihr erster Kuss.
Seine Lippen streiften ihre Wange, als er bei ihrem Ohr innehielt.
»Wenn du es dir anders überlegst, brauchst du mir nur Bescheid zu geben«, flüsterte er leise in ihr Ohr und zog sich ein wenig zurück, um Lilitha ansehen zu können.
Sie konnte in seinen dunklen, braunen Augen einen Hunger erkennen, den er nur mit Mühe bändigen konnte.
































Kommentare