Kapitel 34

Zögerlich begann sie sich zu wehren. Mit Händen und Füßen strampelte sie um sich und versuchte sich freizukämpfen, was jedoch wenig Wirkung zeigte. Er lief einfach unberührt weiter und hielt sie auf seiner Schulter fest. »Lasst mich sofort los!«, kreischte sie erneut und versuchte ihn zu kratzen, doch seine Kleidung schützte ihn.
»Du bist hier nicht gerade in der Position Befehle zu erteilen, meinst du nicht?«, war alles, was er sagte und Lilitha riss ängstlich die Augen auf, als sie merkte, dass er nicht ihre Räume ansteuerte, um sie in ihrem Zimmer einzusperren.
Noch größere Panik befiel sie und sie versuchte sich nur noch verzweifelter zu wehren. Doch sie war heute den ganzen Tag aktiv gewesen und der Tanz hatte sie eine Menge Kraft gekostet, was sich jetzt bemerkbar machte. Ihre Ausdauer war nicht gerade die beste und ihr taten auch die Arme und Beine weh. Dennoch würde sie nicht aufgeben.
Inzwischen versuchte sie mühsam sich kraftlos von ihm zu drücken, in der Hoffnung er würde sie fallen lassen, doch sie wusste selbst, dass das eher unwahrscheinlich war. Sie wusste, wo sie waren, noch bevor er die Tür aufstieß und sie auf das große, weiche Bett legte.
Was hatte er jetzt vor? Einer seiner kranken Machtbeweise, dass er die volle Kontrolle über sie hatte und sie es wissen sollte?
Kaum hatte er sie losgelassen, versuchte Lilitha vom Bett zu springen und auf den Ausgang zu zurennen. Doch es gelang ihr nicht, denn der Highlord griff nach ihr und riss sie zurück.
Fauchend strampelte sie und versuchte sich erneut loszureißen, um von hier wegzukommen.
Sie wollte nicht!
»Seit wann bist du denn so wild?«, presste er angestrengt hervor, als er immer wieder versuchte sie auf das Bett zu drücken, weil Lilitha immer wieder versuchte sich freizukämpfen.
Sie war ganz schön stark für ihr Alter und unglaublich ausdauernd. Kaum bot er ihr auch nur eine kleine Lücke, nutzte sie diese. Sie ging sogar so weit und rammte ihm, wahrscheinlich unbeabsichtigt, ihr Knie in den Magen.
»Na schön, das reicht!«, presste er mühsam hervor, da er den Magentritt nicht erwartet hatte.
Fest griff er nach ihren Handknöcheln, um diese mit einer Hand festzuhalten und mit der anderen die Fesseln rauszuholen.
Immer noch versuchte Lilitha ihn von sich zu treten, während er sie an das Bett kettete und dann nach ihren Beinen griff.
»Kaum schenkt man ihr eine neue Farbe, dreht sie durch«, murmelte er grummelnd und versuchte sie ruhig zu halten.
Lilithas Panik war bereits so stark, dass ihr die Tränen in den Augen standen und sie kaum verstand, was er sagte.
»Ihr wusstet, dass es genau das ist, was ich nicht wollte«, presste sie hervor und sah keine andere Möglichkeit, als sich zu ergeben. So gefesselt wie sie war, hatte sie sowieso keine Chance ihm zu entkommen.
»Ich habe nichts getan, was du nicht wolltest«, verteidigte er sich bestürzt, was Lilitha die Augen weiten ließ.
Er meinte das wirklich ernst … Wann sollte sie etwas dergleichen gesagt haben?
Dieser Mann war doch krank und bildete sich Sachen ein, nur weil jede andere Frau sich um seinen Hals warf.
»Dann habt Ihr mir nie zugehört«, knirschte sie mit den Zähnen. »Denn sonst wüsstet Ihr, dass ich niemals ein rotes Halsband wollte und ich mich Euch nicht zu Füßen werfen werde«, fügte sie hinzu und musste sich eingestehen, dass diese Situation ihr nicht nur unglaublich peinlich war, sondern sie auch wütend machte.
»Da bin ich anderer Meinung«, erklärte er und kam wieder näher an sie heran, was Lilitha zurückweichen ließ. »Ich weiß, dass du das wolltest«, beharrte er, was Lilitha schnauben ließ.
»Euer Ego beeinträchtigt Euer Urteilsvermögen«, zischte sie und schluckte sogleich wieder. So langsam hatte sie das Gefühl, ihre Zunge war schneller als ihr Verstand.
Doch er lachte nur und kam noch ein wenig weiter auf sie zu. »Das hat nichts mit meinem Ego zu tun«, murmelte er und fixierte Lilithas Blick.
»Nein heißt nein«, beharrte sie und zwang sich dazu, ihren Blick abzuwenden. Nur leider konnte sie damit nicht mehr sehen, was er tat. Allerdings spürte sie seinen Atem auf ihrer Haut und sie schauderte, während eine angenehme Gänsehaut sich über ihren Körper zog. Aber zum Glück war sie nicht mehr so empfindlich wie kurz nach ihrer Reife. Das war wirklich eine schwere Zeit gewesen, die ihre Nerven unglaublich strapaziert hatte.
Doch die Tatsache, dass sie den Highlord nicht hatte sehen müssen, machte es ihr einfacher diesen Prozess zu überstehen.
Wieder kam er grinsend ein Stückchen näher und neigte seinen Kopf ein wenig. »Nicht, wenn es gelogen ist«, hauchte er in ihr Ohr, als sie kurz darauf seine Lippen an ihrem Hals, unter ihrem Ohr, spürte. Lilitha keuchte auf, doch nicht, weil sie Angst hatte, sondern weil es sich so gut anfühlte.
Die Rothaarige dachte nach, was Laura gesagt hatte. Man solle etwas, was man nicht kannte, nicht verschmähen. Doch sie wollte nicht nur irgendein Spielzeug sein! Selbst, wenn es sich gut anfühlte.
Sie wollte zwar etwas auf diese vollkommen abwegige Verbesserung erwidern, doch sie vergaß es gleich wieder, als er weiter ihren Hals mit kleinen zärtlichen Küssen bedeckte. Seine Finger in die Bettdecke gekrallt, damit seine Hände da blieben, wo sie waren und sein heißer Atem, der ab und an auf ihrer Haut tanzte, wenn er atmete. Lilitha japste nach Luft und drückte sich unwillkürlich seinen Berührungen entgegen.
Es war ein unglaublich tolles Gefühl und dennoch sagte in ihrem Kopf jemand, dass sie es nicht zu mögen hatte. Dass sie kein weiteres Spielzeug des Highlord war. Dass er sie nicht einfach benutzen und wegwerfen konnte, wie Chiana.
Ihr Körper schrie nach mehr, während ihr Verstand rebellierte. Hatte er sie etwa manipuliert, weil er immer sagte, dass sie ihn wollte? Hatte er es absichtlich so oft gesagt, bis sie es selbst glaubte?
Sie wollte gerade wieder dazu ansetzen, etwas zu sagen, als seine Hand über ihre Wange strich und ihr rotes Haar durchkämmte. Dabei hob er sein Gesicht zu ihrem, wo er sie sanft, aber lange auf die Lippen küsste. Danach zog er sich allerdings wieder zurück. »Gibst du es zu?«, fragte er und blickte mit diesen hungrigen Augen auf sie hinab, die Lilitha einen angenehmen Schauer verpassten.
»Was machst du mit mir?«, keuchte sie und war sich ziemlich sicher, dass er sie manipulierte. Wie sonst war es möglich, dass er diese Gefühle in ihr weckte? Immerhin kannte sie ihn gar nicht und sie war nicht so ein Flittchen, dass sie ihre Beine für jeden Kerl breit machte. Oder doch? Nein, das konnte nicht sein!
»Ich geb dir nur, wonach du gebeten hast«, antwortete er schulterzuckend und rollte sich in einer fließenden Bewegung zur Seite, wo er ein gutes Stück neben ihr zum Liegen kam.
Mit noch immer flachem Atem schluckte Lilitha angestrengt und starrte die Decke an, in der Hoffnung, sich auf etwas konzentrieren zu können.
Was sollte das denn nun werden? Wollte er sie jetzt einfach hier so liegen lassen, nachdem er sie auf diese Weise geküsst hatte? Dieser Kerl machte sie wirklich fertig. »Ich habe nicht darum gebeten«, brachte Lilitha keuchend hervor. Ihr war ganz warm und ihr Puls ging noch immer schnell.
Der Blonde seufzte und lehnte sich auf die Seite, wo er seinen Kopf abstützte, um auf Lilitha herabzublicken.
»Eins muss man dir lassen, man schätzt dich wirklich nicht als Lügnerin ein«, erklärte er und hob die Brauen, als sein Blick kurz, aber eindringlich, über Lilithas Körper flog. »Aber vermutlich glaubst du selbst deine Lügen.«
»Ich lüge nicht«, jammerte sie.
Nun musterte er sie eindringlich und prüfend. »Soll das heißen, du willst nicht, dass ich dich küsse oder anfasse?«, fragte er nun langsam und beobachtete Lilitha sehr genau.
»Ich habe schon oft gesagt, dass ich das nicht möchte«, murmelte sie und versuchte den Blick abzuwenden.
»Aha«, machte er nur sichtlich ungläubig und legte sich wieder zurück auf den Rücken. »Ich bin mir sicher, dass du mich irgendwann anflehen wirst, dich zu berühren«, erklärte er nun, als wäre es ein unumgänglicher Fakt, dem Lilitha nicht ausweichen konnte.
»Nein, werde ich nicht«, murmelte sie selbstsicher, aber immer noch leise. Lilitha verstand diesen Mann einfach nicht. Wie konnte man dermaßen von sich überzeugt sein und so etwas behaupten, nachdem sie ihm doch abermals gesagt hatte, sie wollte nicht?
»Das werden wir noch sehen«, nuschelte er und lehnte sich zu der Rothaarigen, um ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu geben. »Versuch nicht wieder wegzurennen. Ich möchte gerne durchschlafen«, erklärte er seufzend und legte sich neben Lilitha, wo er sie sogleich an sich zog.
Wie selbstverständlich und diesmal nicht im Schlaf, vergrub er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge, während er offenbar versuchte zu schlafen.
Kurz fragte sich Lilitha, ob sie so dreist sein sollte und ihn die Nacht lang wach halten sollte, doch damit würde auch sie sich um den Schlaf bringen. Also nicht die klügste Idee. Außerdem würde er im Schlaf wenigstens nicht auf dumme Ideen kommen … hoffte sie zumindest. Er war wirklich unberechenbar.
Erst erzählten alle, er wäre inaktiv. Dann hatte sie ihn kennengelernt, wo er so nett und unscheinbar gewesen war. Doch nun zeigte er scheinbar sein wahres Gesicht.
Sie hätte ihn wirklich mögen können. Eigentlich hatte sie ihn gemocht. Aber nicht mehr, seitdem er sie mit seinen Blicken ausgezogen hatte. Nicht, seitdem er sie immer so ansah wie ein Verdurstender einen Krug Wasser.
Sein Klammergriff um ihre Taille verstärkte sich, damit er sie noch fester an sich ziehen konnte und dann murmelte er etwas Unverständliches vor sich hin. Anscheinend sprach er öfter im Schlaf.
Wie sollte sie so Schlaf finden? Seinen festen Griff konnte sie nicht ignorieren. Als würde er befürchten, sie würde wegrennen, wenn er sie nicht festhielt, was sie definitiv tun würde!
»Du solltest auch schlafen«, murmelte er an ihre Schulter und kuschelte sich noch dichter an sie.
Lautlos schnappte sie nach Atem, als sie seinen kompletten Körper an ihrem spürte und ballte wütend die Fäuste, die gemeinsam über ihrem Kopf angekettet waren.
Lilitha spürte, wie sich die Wärme in ihrem Körper ausbreitete und zwischen ihren Beinen zusammenlief. Ein wenig unwillig schlug sie die Augen auf, obwohl sie gern noch in den Gefühlen ihres Traumes geblieben wäre. Sie blinzelte leicht, als sie bemerkte, dass etwas über ihren Körper glitt. Abwesend seufzte sie auf und versuchte ruhig zu atmen. Durch leicht gesenkte Lider blickte sie an sich herab, als sie eine Hand über ihr Kleid fahren sah, die sie streichelte. Träumte sie noch?
Noch am Dösen schloss sie die Augen wieder und genoss einfach die Berührungen.
Fühlte es sich immer so an, wenn ein Mann sie anfasste?
Sie hatte keine Erfahrungen in diesem Bereich, aber sie genoss es, wenn der Highlord sie streichelte. Es war für sie nur logisch, dass es der Highlord war, denn ein anderer Mann konnte sie gar nicht berühren. Und wenn er nicht der Highlord wäre und sie nicht in seinem Harem, hätten sie vielleicht so etwas wie eine Beziehung führen können. Doch nicht, solange er in ihr nur ein Spielzeug und einen Zeitvertreib sah.
Einige Sekunden nachdem sie die Augen geschlossen hatte, stoppten die Berührungen, was sie die Stirn runzeln ließ.
»Wenn du darum bittest, mach ich weiter«, murmelte er an ihre Schulter und hob seinen Kopf leicht, um zu ihr hinaufzublicken. Der dunkelbraune, verschlafene Blick des Mannes wirkte so gewöhnlich und nah, als wäre er nicht der gefürchtete Herrscher einer kompletten Dynastie.
»Warum sollte ich?«, murmelte Lilitha. »Irgendwann werdet Ihr sowieso die Lust an mir verlieren und ich will nicht enden wie Chiana«, erklärte Lilitha seufzend und wusste, dass es wohl schon zu spät war. Sie genoss die Berührungen zu sehr und wollte sie spüren. Doch sie zwang sich dazu, zu widerstehen. Sie wollte nicht abhängig werden.
»Vielleicht, weil es dir gefällt?«, fragte er mit gehobenen Augenbrauen, als seine Hand wieder zärtlich über ihren Körper, hoch zu ihrer Schulter, strich. Dort öffnete er ganz langsam einen Knopf nach dem anderen, der ihr Kleid geschlossen hielt und entblößte somit ihre Schulter.
Flüchtig strichen seine Finger über die nackte, blasse Haut. Lilitha erschauderte unter seinen Berührungen und ihr wurde klar, wie jemand wie Chiana so von ihm abhängig werden konnte. Es fühlte sich einfach zu gut an, um real zu sein.
Am liebsten würde sie sich diesen Streicheleinheiten hingeben und sie einfach nur genießen, doch ihr Kopf ließ das nicht zu. Sie konnte sich einfach nicht mit ihrer Lage abfinden. Wie lange würde es dauern, bis er das Interesse an ihr verlor? Ein Jahr? Oder vielleicht nicht einmal so lange?
Vermutlich nicht. Ein trauriger Gedanke in Anbetracht der Tatsache, dass er wohl der einzige Mann sein würde, dem sie so nah sein durfte.
Sie schluckte angestrengt, als sie merkte, wie seine Finger begannen, ihr Kleid ein Stück herunterzuziehen und er anfing, ihr Schlüsselbein mit den Lippen zu liebkosen. Dabei wanderten seine Hände nach unten über ihren Bauch zu ihren Hüften.
Seine warmen Berührungen hinterließen kribbelnde Spuren auf ihrer Haut und ihr wurde immer wärmer, während sie spürte, wie sich ihre Brustwarzen aufstellten und ihre Brust fest wurde.
Ihr Körper sehnte sich nach seinen Berührungen und sie wollte, dass er ihre Brüste berührte. Gleichzeitig aber wollte sie das nicht, denn sie wusste, dass sie abhängig werden würde, wenn sie einmal diese Berührungen probierte.
Ihre Wangen glühten, als er begann, über ihre nackten Beine zu streichen und sie hatte Mühe, sich nicht unter den Berührungen zu winden.
Am liebsten hätte sie die Ketten an ihren Händen losgerissen, als seine Hand unter den Stoff ihres Kleides schlüpfte und an ihrer Seite hochfuhr.
Doch als es plötzlich sehr laut an der Tür klopfte, hielt er knurrend inne. »Was?«, keifte er fast schon die Tür an und zog seine Hand zurück.
»Mylord«, erklang Sergejs ruhige Stimme. »Man erwartet Euch beim Frühstück. Wir haben heute einen straffen Zeitplan«, erklärte sein Berater mit lauter Stimme.
Lilitha, die Mühe hatte, um Atem zu kämpfen, versuchte keinen Laut von sich zu geben. Sie wollte nicht, dass irgendjemand erfuhr, was hier drin vor sich ging und besonders nicht, dass sie hier geschlafen hatte oder wegrennen wollte.
»Sag alles ab«, rief der Highlord augenrollend zurück und lehnte sich wieder über Lilitha, um sie anzusehen.
Diese schluckte hart und blickte ihn mit großen Augen an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. »M … Mylord«, stammelte sie leise.
Der blonde Mann grinste und kam ihrem Gesicht immer näher, drehte sich dann aber so, dass er ihr etwas ins Ohr flüstern konnte. »Wenn ich gehe, werde ich dich an einer Leine mit mir nehmen. Das möchtest du doch sicher nicht, oder?«, fragte er lieblich und ließ Lilitha dadurch erschaudern.
Die Vorstellung, ihm wie ein Hündchen hinterherlaufen zu müssen, ließ sie zittern. Und leider im Moment nicht gerade unangenehm. Sein Grinsen wurde noch breiter, als er begann an ihrem Hals zu saugen und sie seufzend die Augen schloss.
»Das ist leider nicht möglich, Mylord«, erklang erneut die Stimme des Beraters, welche den Highlord genervt aufseufzen ließ.
»Ich kümmere mich darum. Gib mir noch ein paar Minuten«, rief der Vampir zurück. Es klang ziemlich endgültig.
Wenig begeistert setzte er sich wieder auf und begann Lilithas Ketten zu lösen. »Du vermisst doch deine Stelle als Dienstmädchen. Du hast die Ehre mich für heute fertig zu machen«, erklärte er mit einem Grinsen und stand vom Bett auf, um der Rothaarigen den Weg ins Bad zu deuten.
Diese rang nach Luft und brauchte ein paar Minuten, um seine Worte zu verstehen.
»D… Das kann nicht Euer Ernst sein«, sagte sie schon fast entrüstet. Die Vorstellung ihn nackt zu sehen ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen und sorgte dafür, dass ihr Magen neugierig kribbelte. Bisher hatte sie seinen Körper nie mit den Augen einer Frau angesehen, sondern immer nur mit denen eines Kindes. Das machte sie nervös.
Mit einem einfachen Schulterzucken wandte er sich ab, um das Bad zu betreten, ließ die Tür jedoch offen und sah sie erwartungsvoll an. »Mein voller Ernst«, beharrte er und deutete Lilitha, die noch immer auf dem Bett saß, zu ihm zu kommen.
Diese schloss ergeben die Augen, senkte den Blick und erhob sich, um auf ihn zuzulaufen.
»Du solltest dich auch ausziehen und waschen«, erklärte er, als sie in dem Kleid das Bad betreten wollte.
Die Rothaarige wurde augenblicklich rot im Gesicht. »N… Nein«, murmelte sie leise.
Ungläubig hob er die Augenbrauen und blickte sie an, als sie vor ihm zum Stehen kam.
»Wenn du es nicht machst, mach ich es. Willst du das?«, fragte er nun und blickte auf ihre nackte Schulter, die noch immer entblößt war.
»N… Nein«, stammelte sie erneut und fühlte sich sichtlich überfordert. Dieser Mann machte sie wahnsinnig!
»W… Warum seid Ihr so auf mich fixiert? Ihr habt genügend andere Frauen«, murmelte Lilitha leise und senkte den Blick, um den Highlord nicht ansehen zu müssen und das Thema zu wechseln. Sie wollte nicht nackt zusammen mit ihm ins Bad!
»Sollte ich nicht?«, fragte er nun und näherte sich ihr, weil sie stehengeblieben war. »Fühlst du dich gar nicht geschmeichelt? Die anderen Frauen lasse ich nie bei mir übernachten«, erklärte er und blieb dicht vor ihr stehen, während er darauf wartete, dass sie ihn entkleiden würde.
»Wahrscheinlich wären sie sehr geschmeichelt, wenn Ihr sie über Nacht an das Bett kettet wie ein Haustier. Ich bin es nicht«, erklärte sie nicht sonderlich gut gelaunt. Was dachte dieser Kerl nur? »Warum sollte ich mich deshalb geschmeichelt fühlen?«, fragte sie und klang ziemlich gereizt, während sie sogar leicht mit den Zähnen knirschte.
Er bemerkte es eindeutig, doch er lachte nur leise. »Weil du dieses Privileg genießen darfst. Nicht so die anderen Roten. Nicht mal der Favoritin erlaube ich das«, erklärte er und kam ihr immer näher, während er seine Hand auf ihre nackte Schulter legte. Langsam und unbemerkt schlichen sich seine Finger unter den sanften Stoff des Kleides.
»Für mich ist es kein Privileg, sondern eine Strafe«, erwiderte sie leise und ließ die Berührungen über sich ergehen. Seine Hände, die sanft über ihre Haut strichen, jagten ihr immer wieder Schauer über den Rücken und sie mochte es. Doch das sollte sie nicht. Er empfand überhaupt nichts für sie. Sie war lediglich ein Spielzeug
Erneut lachte er, während sich seine Hand nun komplett in ihrem Kleid verirrte und dieses von ihrer anderen Schulter streifte. Allein die Art, wie er sie auszog, drohte bei Lilitha einen Ausfall in ihrem Gehirn zu verursachen.
»Du willst gar nicht wissen, wie ich dich bestrafen würde«, hauchte er und zog das Kleid noch ein Stück über ihre Brüste. Diese Aussage bescherte Lilitha ein Gefühl im Magen, von dem sie sich nicht sicher war, ob es sich gut oder schlecht anfühlte.
Vielleicht hatte er recht und sie wollte es nicht wissen. Aber gleichzeitig wollte sie wissen, was auf sie zukam. Immerhin hatte er sie für die Ohrfeige, die sie ihm verpasst hatte, auch nicht bestraft. Nach seiner Aussage hatte er sie dafür eigentlich sogar belohnt. Ein sehr eigenartiger Mann. Ein Mann, der noch immer dabei war, sie langsam und genussvoll auszuziehen.
Sie wünschte sich, sie würde nicht so sehr genießen, wie er ihr nach und nach das Kleid abstreifte. Doch das tat sie. Die Hitze, die in ihr aufstieg, schob sie auf den heißen Dampf, der sie umhüllte. Auch wenn sie sich da nicht so sicher war.
Wieder zog er ihr Kleid weiter nach unten zu ihrer Hüfte. Sie schluckte und ballte angestrengt die Fäuste, als das Verlangen in ihr aufkam, ihn zu berühren. Doch diese Genugtuung wollte sie ihm nicht gönnen.
Mit einer weiteren Berührung schob er das Kleid über ihr Becken hinweg, wo es, wie das Stück Stoff, das es war, zu Boden fiel. Lilitha schluckte hart und ließ den Blick auf die Fliesen gesenkt.
Sie trug keine Unterwäsche, da sie vorher das Kleid für den Tanz getragen hatte. Das hieß, sie war nun komplett unbekleidet und spürte deutlich seinen Blick. Ihre ganze Haut wurde heiß und sie spürte den Drang, sich vor ihm zu verstecken.
Doch sie hatte gelernt, dass es das nur schlimmer machte. Also zwang sie sich dazu zu warten, bis er sich sattgesehen hatte. Immerhin konnte das nicht allzu lange dauern. Sie sah immerhin nicht anders aus als die anderen Frauen seines Harems.
»Hat dich schon mal ein Mann berührt?«, fragte er leise und trat näher an sie heran. Sein brauner Blick starr auf ihr Gesicht gerichtet, als wäre sie noch nicht komplett entblößt. Flüchtig strich sein Handrücken über ihre Brust, hoch zu ihrem Gesicht.
Lilitha erschauderte und schluckte. Die flüchtige Berührung sprach alle ihre Sinne an und so brauchte sie ein bisschen, bis sie die Worte hervorbrachte. »War die Frage ernst gemeint?«, hauchte sie. Als würde es in diesen Wänden einen Mann, außer ihm geben, der sie berühren würde. Und das wusste er ganz genau. Warum also fragte er sie?
»Bevor du herkamst«, fügte er hinzu und berührte ihr Gesicht mit seiner Hand, um mit den Fingern darüberzustreichen.
Sie spürte, wie sein Gesicht ihrem immer näher kam, als sie sogar schon seinen Atem auf ihrer Wange spüren konnte. Dennoch wartete er und küsste sie nicht.
Lilitha schluckte. »Ich war ein Kind«, flüsterte sie. »Nur wenige wollten es riskieren«, fügte sie leise hinzu. »Ich hatte gute Beschützer.«
Nochmal strich er ihr mit der Hand über die Wange, bis er diese zurückzog. »Jetzt bist du dran«, flüsterte er und deutete auf seine Kleidung, um scheinbar das Thema zu wechseln.
Lilitha war zwar verwundert über diesen plötzlichen Entschluss, doch offenbar war er wieder ganz der hochnäsige Highlord, der er nun einmal war.
Sie seufzte, senkte den Blick und begann dann damit, ihn schon fast hastig zu entkleiden. Dabei versuchte sie ihn einfach nicht anzusehen und als sie zu seiner Hose kam, hob sie den Blick, um ihm ins Gesicht zu sehen. Dabei glitten ihre Augen über seine Brust und sie musste zugeben, dass er sehr gut gebaut war.
»Hast du es dir jetzt anders überlegt?«, fragte er mit einem Grinsen, als er ihren Blick bemerkte. Vermutlich spielte er dabei wieder auf die Bemerkung an, als er sie das erste Mal geküsst hatte. Sie solle ihm nur Bescheid geben, wenn sie es sich anders überlegen sollte und sich ihm hingab.
»Nein«, war die nüchterne Antwort und sie schaffte es irgendwie, ihn seiner Hose zu entledigen, ohne dabei Dinge zu sehen, die sie nicht sehen wollte. Ihr Blick lag dabei möglichst unbeteiligt auf seinem Gesicht.
Sie war sich ziemlich sicher, dass das nicht das letzte Mal sein würde, dass sie diese Frage zu hören bekam.
Zum Glück setzte sich der Highlord auf einen Hocker, doch er blickte kurz darauf auch schon erwartungsvoll zu der ehemaligen Sklavin. Dabei warf er ihr einen Schwamm zu, was wohl eine eindeutige Aufforderung sein sollte, ihn zu waschen.
Lilitha atmete tief durch. Das konnte sie. Das hatte sie schon sehr oft getan. Chiana und auch den Highlord hatte sie schon einmal gewaschen. Es war nichts dabei.
Kein Grund, nervös zu sein.
Langsam lief sie über die Fliesen, die teilweise schon feucht waren. Der Wasserdampf, der aufstieg, fühlte sich wunderbar warm auf ihrer Haut an und eigentlich mochte sie den Hamam sehr. Nur waren dort oft die anderen Frauen zugegen, sodass sie nie ihre Ruhe hatte. Und jetzt, da sie das rote Halsband trug, würde es wohl noch schlimmer sein.
Ein wenig zögerlich begann sie damit, den blonden Mann mit dem Schwamm einzuseifen. Dabei versuchte sie so wenig Körperkontakt wie möglich herzustellen. Sie wollte ihm nicht noch mehr Anreize geben, sich auf sie zu stürzen, erst recht nicht, da sie auch noch nackt war.
Gerade, als sie dabei war seine Schulter einzuseifen, packte er jedoch ihren Arm und zog sie fast schon über seine Schulter, sodass ihr Körper an seinen Rücken gedrückt war und er sie über die Schulter hinweg ansehen konnte. Dabei trug er wieder dieses verspielte Grinsen, welches sie nicht entschlüsseln konnte.
Als hätte er gewusst, was sie dachte und genau das getan, was sie versuchte zu vermeiden.
Lilitha schnappte erschrocken, doch lautlos, nach Luft und ihr Körper verspannte sich unter der unerwünschten, wenn auch sehr interessanten, Position.
Schauer rannen ihr über den Rücken, weil sie das Gefühl ihrer Brüste, die an seine warme Haut gedrückt waren, mochte.
»Bitte lasst mich los, Mylord«, sagte sie leise und versuchte distanziert zu bleiben.
Der Griff wurde jedoch keinesfalls lockerer und er ließ sie auch nicht los. Ganz im Gegenteil. Sein Grinsen verwandelte sich in ein leises Lachen, während sein brauner Blick auf ihrem Gesicht lag, während sie versuchte, genau diesem Blick auszuweichen.
»Ich kann nicht. Du siehst einfach zu süß aus, wenn dein Gesicht rot anläuft«, gestand er und legte den Kopf ein wenig schief, um eben jenes besser sehen zu können.
»Ihr macht Euch über mich lustig«, bemerkte Lilitha und versuchte keine Regung in ihre Stimme zu legen. Vielleicht entkam sie diesem Spiel, wenn sie sich unbeteiligt zeigte. Auch wenn sie sich sicher war, dass ihr heftig klopfendes Herz sie eindeutig verriet.
Einem Vampir konnte man auch schlecht etwas verheimlichen. Auch wenn sie hoffte, dass er gerade einfach nicht auf ihren Herzschlag achtete, so war sie sich doch sicher, dass man diesen durch das Echo im Raum sehr gut vernehmen konnte.
»Das würde ich doch nie tun, Mistress«, versicherte er ihr und ließ ihre Hand mit einem Mal los.
Das Mistress sorgte dafür, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief und sie schlucken musste. Die Erinnerung, auf welcher Stufe sie sich befand, gefiel ihr nicht sonderlich.
Außerdem verwunderte es sie, dass er sie einfach losließ. Hatte es doch funktioniert?
Stumm griff Lilitha wieder zu dem Schwamm und begann ihn zu Ende zu waschen. Das alles war eine reine Tortur und er wusste es auch noch. So uneinsichtig konnte er nicht sein, dass er es nicht gemerkt haben konnte.
Gerade, als sie ein Handtuch holen wollte, packte er sie wieder am Handgelenk und brachte sie somit zum Stehen.
»Ich werde sowieso nass werden, wenn ich dich wasche. Das kannst du später machen.«
Lilithas stockte der Atem. Er wollte sie waschen! »A… Aber Mylord …«, setzte Lilitha stammelnd an. Er konnte sie doch nicht waschen. Das gehörte sich nicht für den Highlord! Außerdem würde er sie dann überall berühren.
»Hättest du dich ausgezogen, hätten wir dieses Problem nicht«, erinnerte er sie und stand auf, um auf einen Hocker zu deuten.
Lilitha schluckte und versuchte den goldenen Blick starr auf das Gesicht des Blonden zu halten.
Konnte er sich nicht wenigstens etwas anziehen? Aber der Highlord blieb unnachgiebig und deutete weiterhin auf den Hocker.
Ihr blieb wohl keine andere Wahl. Nicht sonderlich begeistert nahm sie Platz, wie er es von ihr wollte.
Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, strich er ihre langen roten Haare über ihre Schulter nach vorne und begann ihr warmes Wasser über die Schultern zu kippen.
Auch wenn es noch eine recht harmlose Geste war, so spannte sich ihr Körper, in Erwartung auf das, was noch kommen würde, an. Wieso machte er das nur? Weil er es als Unterhaltung ansah, wenn sie verlegen wurde?
Nach dem vierten Eimer stellte er diesen ab, als sie plötzlich spürte, wie der Schwamm über ihre Haut kreiste.
Wenigstens benutzte er nicht direkt seine Hände.
»Sobald du es dir anders überlegt hast, könnten wir das jeden Tag machen. Ich würde dich auch massieren, wenn du das möchtest«, erklärte er und schien bereits Pläne für die nicht vorhandene Zukunft zu schmieden.
Sobald … als wäre es ein Ereignis, das unausweichlich war.
»Damit ich mich an etwas gewöhne, was Ihr mir wieder nehmen werdet, sobald ich langweilig für Euch werde?«, fragte sie, genoss allerdings die Bewegungen des Schwamms auf ihrer Haut. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass er jemals eine seiner Frauen gewaschen hatte.
Doch nach den Bewegungen zu urteilen, war er daran gewöhnt, mit einem Schwamm umzugehen. Er musste also schon mehr als einmal jemanden damit gewaschen haben. Und wenn er sagte, dass er massieren konnte, hatte er bestimmt auch darin schon Erfahrung gesammelt.
»Wieso denkst du die ganze Zeit, dass du mir langweilig werden könntest?«, fragte er neugierig und seine Bewegungen wurden zwar immer langsamer, doch gewannen dafür eine Intensität, die Lilitha nicht beschreiben konnte. Sie sorgten dafür, dass sie sich entspannte, auch wenn sie das nicht wollte.
Obwohl er sie nicht direkt berührte, so fühlte sich jede kreisende Bewegung an, als würde er damit ihren kompletten Körper ertasten.
»Weil Ihr einen Harem an Frauen besitzt und jede davon liegt Euch zu Füßen«, erklärte Lilitha und versuchte mühsam zu denken. »Ich bin nur eine von vielen für Euch. Ich möchte nicht irgendwann wie Chiana enden und in Eifersucht ertrinken, weil ich Euch mein Herz geschenkt habe und Ihr es weggeworfen habt.«
Er hielt kurz inne, als Lilitha plötzlich etwas über den Boden schaben hörte. Vermutlich hatte er einen Hocker zu sich gezogen, um sich hinter sie zu setzen, doch sie wollte nicht nachsehen, um nicht aus Versehen mehr zu erblicken, als ihr lieb war.
Sie war sich nicht sicher, ob es sie beunruhigen oder besänftigen sollte, doch vermutlich war es irrelevant und er hatte einfach Rückenschmerzen.
»Ich würde dein Herz nie wegwerfen«, hauchte er in ihr Ohr, rutschte dicht an ihren Rücken und begann mit dem Arm über ihren Bauch und ihre Beine zu schrubben.
Lilitha schnappte nach Luft. Das hatte sie nicht erwartet und es tat ihr weh, dass er das sagte. Denn im Grunde war es eine Lüge.
Niemand, nicht einmal er selbst, konnte ihr versichern, dass er ihr Herz nicht wegwerfen würde.
Als Herrscher war er gezwungen, sich mit den Frauen seines Harems abzugeben und mit diesen Kinder in die Welt zu setzen. Sie war eine von vielen und würde es auch bleiben. Ganz gleich, welche Privilegien er ihr vielleicht durch seine Aufmerksamkeit gab.
Dieser Mann würde, mit egal welcher Frau, keine monogame Beziehung führen. Auch wenn sie glaubte, dass es für ihn durchaus Schlimmeres gab, so tat ihr die Frau doch leid, die mit ihm dieses Theater mitmachen würde.
Als sich dann auch noch seine Lippen in ihren Nacken legten und der Schwamm über ihre Brust fuhr, sank sie fast reflexartig nach hinten, gegen die starke Brust des Highlords.
Sein Geruch, die Wärme, die Berührungen und die Küsse waren einfach zu viel. Für den Bruchteil einer Sekunde gab sie sich der Vorstellung hin, er würde sich in sie verlieben und ihr Herz wahren wie ein Juwel.
Für einen kleinen Augenblick, in dem sie so lag, fühlte sie sich beschützt, geborgen und begehrt. Aber auf eine Weise, die sie nicht zurückschrecken ließ.
Sie schloss die Augen und ließ sich einfach halten. Wie wunderbar sich das anfühlte. Sie wünschte, sie könnte noch länger so verweilen. Doch bald würden die Bedenken zurückkehren.
Seufzend schlang er die Arme um ihren Bauch, unmittelbar unter ihren Brüsten und zog sie noch dichter an sich.
Seine Küsse waren langsam, aber intensiv, bis er schließlich innehielt und ihre Nähe genoss. »Ich werde es dir beweisen, wenn du mir nicht glaubst«, hauchte er in ihr Ohr und strich mit dem Daumen über die Seite ihrer Brust.
Worte, die dafür sorgten, dass ihr Herz einen Satz machte. Doch es waren nur Worte. Sie konnten so daher gesagt sein, damit sie sich ihm fügte. Wer wusste das schon?
Und warum sollte er sich überhaupt die Mühe machen? Sie war nichts Besonderes. Weder war sie schön, noch stark oder hatte irgendetwas an sich, was ihn anziehen könnte.
Dennoch entschied sie sich dazu, für den Moment dieser Lüge zu glauben und genoss es einfach, wie er sie hielt.
Als würde sie ihm wirklich etwas bedeuten.
Diese Ruhe war wirklich wie hypnotisierend.
Wenn diese Illusion lange genug halten würde, könnte sie den ganzen Tag so verbringen. Doch er war der Highlord und er hatte, unabhängig von ihr, noch andere, wichtige Dinge zu erledigen.
Das war auch der Grund, warum er sich nur sehr widerwillig von ihr löste.
Dann griff er nach einem Eimer Wasser und entleerte ihn über ihren Schultern.
Lilitha kreischte atemlos auf, als das kalte Wasser sie berührte, ehe er sich selbst damit abwusch.
Mit aufgerissenen Augen drehte sie sich zu ihm um und spürte, wie ihr Herz erschrocken hüpfte. Doch der Highlord stand nur da und wickelte sie fest in ein Handtuch.
Dabei drückte er ihr einen Kuss auf die Lippen und sah ihr anschließend eindringlich in die Augen.
»Ich muss jetzt gehen. Aber ich will nicht, dass du auf dumme Gedanken kommst«, erklärte er ernst. Die zärtliche Stimme, mit der er eben noch zu ihr gesprochen hatte, war weg. Das sorgte dafür, dass sich Angst in ihr breit machte. Würde er sie, wie er es angedroht hatte, mit einer Leine mitnehmen oder sie wieder irgendwo festbinden?
Wie selbstverständlich nahm er sich ein Handtuch, um sich abzutrocknen und zog sie kurz darauf mit sich zurück in sein Zimmer. Fast wie eine Puppe folgte Lilitha, wenn auch widerwillig, seinen Bewegungen und senkte den Blick, als er begann sich anzuziehen.
»Zieh das an«, wies er sie an und warf ihr ein Kleid zu, welches neben ihr auf dem Bett landete. Lilitha griff kommentarlos danach und erst, als sie es in der Hand hatte, fiel ihr auf, dass sie es gar nicht kannte. Es war lang und hatte ebenfalls lange, wenn auch halbdurchsichtige Ärmel. Der Kragen an sich war hochgeschlossen, was sie verwirrte. Eigentlich hatte sie etwas sehr viel Freizügigeres erwartet. Aber das hier war schon fast so schlimm wie das von Chiana. Als würde er sie verstecken wollen.
Mit einem kurzen Seitenblick zum Highlord, begann sie das Kleid anzuziehen und dabei so wenig von ihrem Körper zu zeigen wie möglich.
Sie verstand nicht, was das Ganze sollte. Erst wollte er sie in dem Tänzerkleid sehen und nun in diesem geschlossenen Gewand. Sehr merkwürdig.
Gerade, als sie fertig war und sich zu ihrem Gebieter umdrehen wollte, zuckte sie erschrocken zusammen, als sie bemerkte, dass er direkt hinter ihr stand.
Ohne ein weiteres Wort zog er eine Leine hervor und ließ diese in ihr Halsband einrasten.
»Was?«, brachte sie erschrocken und verärgert hervor. Automatisch griff sie nach dem Halsband, doch sie konnte nicht sagen, wie sie diese Kette wieder loswurde. Mit großen Augen drehte sie sich zu dem Blonden um und starrte ihn fragend an.
»Du glaubst doch nicht, dass ich dir glaube, wenn du mir sagen würdest, du bleibst hier«, erklärte er und umklammerte fest das andere Ende der Leine. »Abgesehen davon … wolltest du doch wissen, wie eine Strafe aussehen würde«, fügte er, mit einem diabolischen Grinsen auf den Lippen, hinzu und zog sie wie einen Hund hinter sich her in Richtung Tür.
Lilitha war so überrascht, dass sie ihm hinterher stolperte und ein wenig brauchte, bis sie wieder normal laufen konnte. »Aber, Mylord«, brachte sie mit rauer Stimme hervor. »Ich habe nie etwas in diese Richtung gesagt«, jammerte sie und die Röte stieg ihr ins Gesicht. Er wollte doch nicht wirklich so mit ihr durch den Palast laufen, oder?
»Ich weiß aber, dass du es wissen wolltest«, erklärte er sachlich und lief den Flur entlang, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
Noch im Stolpern erkannte Lilitha die merkwürdig dreinblickenden, taubstummen Wachen.
Anscheinend war es auch nicht üblich für den Highlord eine Haremsdame mit sich an der Leine herumzuführen. »Außerdem gefällt dir das doch«, grinste er und drehte sich im Laufen um, um vor ihr rückwärts zu laufen.
Gefallen? Wie kam er denn auf diese Idee? Ein wütendes Knurren und ein gesenkter Blick waren alles, was er dafür erhielt. Wie konnte er nur? Was dachte er sich dabei? Das war so unangenehm, dass sie am liebsten stehen geblieben wäre. Und um genau das zu testen, hielt sie einfach an. Einen Moment danach kam der Highlord ebenfalls zum Stehen und trat nach einer eindringlichen Musterung auf sie zu.
»Wenn du wüsstest, was diese Art von dir mit mir anstellt, würdest du sie nicht mehr auflegen«, flüsterte er ihr zu und ging leicht in die Knie, wo sein Gesicht nur einen Hauch von ihrem entfernt war.
»Was?«, fragte sie reichlich irritiert. »Welche Art?«, wollte sie murmelnd wissen, weil sie ihn nicht verstand. Er brachte sie mit seinen Aktionen regelmäßig aus dem Konzept und sie fühlte sich hilflos.
Er lachte leise auf und sah Lilitha direkt in die golden leuchtenden Augen.
»Nicht so wichtig«, wiegelte er ab und schüttelte leicht den Kopf, als er sich wieder umwandte und sie mit einem Ruck mit sich zog. Dieser kam so plötzlich, dass sie aufkeuchte und nach vorne stolperte, ehe sie sogar fast über ihre Füße fiel. Sie konnte sich allerdings wieder fangen und versuchte schnell Schritt zu halten.
»Keine Sorge, ich fang dich auf, wenn du fällst«, versicherte er ihr geradezu charmant, wäre er nicht, wer er war …
Lilitha knurrte leise. Diese Aussage wäre durchaus romantischer, wenn er sie nicht erst zum Fallen bringen würde.
Und wenn sie nicht dieses dämliche Halsband tragen würde. »Das war Eure Schuld.« Leider konnte Lilitha sich gar nicht auf eine richtige Antwort konzentrieren. Zu sehr war sie damit beschäftigt, Schritt zu halten und nicht hinzufallen.
»Du bist stehen geblieben«, verteidigte er sich schulterzuckend und stieß eine Tür auf, durch die Lilitha vorher noch nie gegangen war und kam in eine Art Vorraum, in dem der Berater des Highlords, Sergej, bereits auf ihn wartete.






























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