Kapitel 52

Müde und mit einem wohligen Gemurmel, strecke sich Lilitha ausgiebig und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die ihre Haut kitzelten

Müde und mit einem wohligen Gemurmel, strecke sich Lilitha ausgiebig und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die ihre Haut kitzelten. Der weiche Stoff der Decke fühlte sich wunderbar seidig an und umspielte ihre zarte, cremefarbene Haut.

Sie wusste nicht, welche Tageszeit es war, doch zum Glück stellte das Ausschlafen seit dem Haremstanz kein Problem mehr dar. Generell verbrachte sie die meiste Zeit in Kadens Gemach. Seitdem sie das schwarze Halsband trug, konnte sie ungeahnt bei ihm ein- und ausgehen, wann sie wollte, ohne dass sie von den Wachen aufgehalten wurde. Doch trotz der Nähe, die sie ihrerseits nun freiwillig bei ihm suchte, war er nie weiter gegangen, als sie wollte. Etwas, was Lilitha durchaus beruhigte und Vertrauen schenkte. Er schien der Meinung zu sein, dass sie es in ihrem Tempo machen würden. Dass er sie wollte, war allerdings keine Frage, denn das war eindeutig. Noch immer blickte er sie mit diesen Blicken an, die Lilitha eine Gänsehaut bereiteten.

Widerwillig schlug sie die Augen ein wenig auf und hätte es am liebsten nicht getan. Nicht nur, dass das Sonnenlicht sie blendete, sondern Kaden war auch nicht vorzufinden.

»Hm«, murmelte sie müde und rieb sich die Augen. »Kaden?«, fragte sie verschlafen und hatte nur wenig Lust, sich unter der Wärme der Decke hervorzuschälen.

Obwohl sich die Wintertage dem Ende neigten und der Frühling ganz langsam Einzug hielt, war es doch noch immer recht kühl. Auch wenn Kadens Zimmer eines der wenigen war, was dauerhaft beheizt wurde. Er besaß Feuerklappen außerhalb seiner Räume, sodass Dienstmädchen dort Holz nachlegen konnten, ohne ihn zu stören. Was durchaus praktisch war.

»Du bist schon wach?«, hörte sie seine angestrengte, auch teilweise müde Stimme, als er im nächsten Moment seinen Stuhl zurückschob und aufstand. Sie konnte die schweren Schritte hören, die von Erschöpfung kündeten. »Ich dachte, ich fange heute früher mit der Arbeit an, damit ich früher fertig bin«, erklärte er murmelnd und ließ sich fast schon auf Lilitha fallen, um sie samt Decke zu umarmen.

Lilitha verengte die Augen. »Wie lange bist du schon wach und am arbeiten?«, fragte sie und in ihrer Stimme klang Besorgnis mit. Er wirkte so erschöpft, dass sie ihn am liebsten in die Decke gewickelt und in den Schlaf geschaukelt hätte.




Tiefer vergrub er sein Gesicht in Lilithas Halsbeuge und grummelte widerwillig. »Seit Sonnenaufgang«, erklärte er, doch es klang eher wie eine Frage, als eine Antwort. Scheinbar war er sich selbst nicht mehr so sicher. Nach einem kurzen Kuss auf ihren Hals, löste er sich ein wenig von ihr, um sie ansehen zu können.

Lilitha blickte mit ihren großen, goldenen Augen musternd zurück. »Es ist nicht gut, wenn du dich so überarbeitest. Warum hast du denn schon wieder so viel Papierkram?«, fragte sie und klang sowohl neugierig als auch besorgt.

»Ach, nur unwichtiges Zeug«, wiegelte er ein wenig zögerlich ab und ließ sich zur Seite fallen, um neben Lilitha zu liegen. »Das Wichtigste ist doch, dass wir den ganzen Tag für uns haben«, versprach er grinsend und strich ihr das zerzauste Haar aus dem Gesicht, um sie zu küssen. Lilitha erwiderte den Kuss mit einer Selbstverständlichkeit, die Kaden anfangs nie erwartet hatte. Zwar war sie noch immer sehr schüchtern und zurückhaltend, doch bei einigen Dingen schon so vertraut, dass der Highlord sie gar nicht mehr missen wollte.

Sie hob eine Hand und legte sie während des Kusses an seine Wange. Dann löste sie sich von ihm und blickte ihm tief in die Augen. »So gern ich auch Zeit mit dir verbringe, aber wenn du dich dafür tot arbeitest, dann habe ich auch nicht viel davon.«

Kaden rollte die Augen, wobei es, durch das Schmunzeln auf seinen Lippen, doch eher halbherzig wirkte. Allein die Tatsache, dass sie sich so um ihn sorgte, beruhigte ihn schon ungemein. Es bedeutete, dass er ihr wichtig war und dass sie ein anderes Bewusstsein für ihn hatte, als das einer Haremsfrau.

»Mir geht es gut, das siehst du doch und ich überarbeite mich schon nicht«, versprach er und küsste sie erneut.

Lilitha verengte die Augen, als er sich wieder löste. »Das, was ich sehe, sagt mir etwas anderes«, bemerkte sie und ließ nicht locker. »Du brauchst ein wenig Ruhe und vielleicht mal wieder eine entspannende Massage. Warum gehen wir nicht zusammen ins Bad?«, fragte sie und blickte Kaden dabei auffordernd an.

»An sich würde mich dieses Angebot sehr verlocken, hätte ich nicht die Befürchtung, du würdest mir wieder Löcher in den Rücken bohren«, entgegnete er skeptisch, erhob sich aber dennoch. Bei der Erinnerung, wie sie ihm erst vor einigen Tagen nach dem Training gedrängt hatte, sich von ihr massieren zu lassen und er fast schon vor ihr weggelaufen war, weil es ihm solche Schmerzen bereitet hatte, hätte sie fast gelacht. Aber seine Muskeln waren auch unglaublich verspannt gewesen. Und gezerrt hatte er sich auch das ein oder andere.




»Ich werde sanft sein«, versprach sie mit einem verführerischen Unterton, als würde sie ihn gleich ausziehen und überall küssen wollen. Was sie auch sehr gern tat, wenn er nackt unter ihr lag und sie ihn eigentlich massieren wollte.

Einige Sekunden blickte er sie prüfend an, als würde sie ihm das eine versprechen und das andere tun. Dennoch willigte er scheinbar stumm ein, indem er sich erhob und seufzend in das Bad schlurfte.

Lilitha nahm das als Anlass, sich aus der warmen Decke zu schälen und Kaden zu folgen. Auf dem Weg zum Bad nahm sie sich eine kleine Phiole, in der sich ein neu zusammengerührtes Öl befand. Es war lange her, seit sie ihn mit Ölen eingerieben hatte, um ihn zu entspannen und sie wusste noch immer nicht, wie er nun darauf reagieren würde. Seit der Sache mit dem Aphrodisiakum war er ein wenig misstrauisch. Was sie ihm nicht verübeln konnte.

Als Lilitha das Bad betrat, konnte sie gerade noch sehen, wie Kaden sein Hemd über den Kopf zog und sich die Hose von den Beinen strampelte. »Wäschst du mich auch wie in guten alten Zeiten?«, fragte er grinsend und füllte einen Eimer mit frischem, warmem Wasser.

Lilitha lächelte zurück. »Nur wenn du mir erlaubst, dich wie in guten alten Zeiten zu massieren«, sagte sie und stellte die Phiole zur Seite, ehe sie sich ihres Nachthemdes entledigte und dieses auf einen Kleiderständer warf. Dann trat sie auf Kaden zu, um nach einem Schwamm zu greifen, der in seiner Nähe lag. Zögerlich setzte er sich auf einen der Hocker und kippte sich den Eimer über den Kopf.

»Nur, wenn es sein muss«, grummelte er widerwillig und schüttelte kurz den Kopf, um die einzelnen Tropfen aus seinem Haar wegzuschütteln.

Lilitha machte ein wenig erfreutes Gesicht. »Du magst es nicht mehr, wenn ich dich massiere?«, fragte sie vorsichtig und auch ein wenig traurig.

»Natürlich mag ich es, wenn du mich massierst«, erläuterte er und legte ihr einen Arm um die Taille. »Nur versprich mir, dass du mich nicht wieder vergiftest«, merkte er leise an, wobei es eher wie eine harmlose Neckerei klang.

»Ich hatte nie vor, Euch zu vergiften«, murmelte Lilitha leise. »Ich habe das Mittel nicht ohne Grund an mir ausprobiert«, fügte sie leise hinzu und man konnte ihr anhören, wie leid es ihr tat.




»Das weiß ich doch«, besänftigte er sie und zog sie an sich, um ihren Bauch zu küssen. Er mochte es nicht, wenn sie sich selbst solche Schuldgefühle einredete. Da war es ihm sogar lieber, wenn sie so aufsässig wurde, aber das war bei ihm nicht vertretbar. Sie traurig zu sehen nagte immer an seinen eigenen Gefühlen und meist fühlte er sich ebenfalls traurig bei ihrem Anblick. Das wollte er nicht.

Lilitha seufzte und ließ zu, dass er sie küsste, wo ihm der Sinn danach stand. Manchmal drehte sie sich sogar ein wenig, sodass er einige Stelle besser erreichen konnte, bis sie letztlich die Arme um seine Schultern legte, um ihm in die Augen zu schauen.

Kaden lächelte sie aus halb gesenkten Lidern an und stupste ihre Nase mit seiner an. Eine gewohnte Geste, die zwischen ihnen schon so normal war, dass es Lilitha das Herz erwärmte. »Ich vertrau dir«, flüsterte er versprechend und küsste ihre Nasenspitze.

Ein paar einfache Worte, die dafür sorgten, dass sich Lilitha am liebsten in seine Arme geworfen und ihn nie wieder losgelassen hätte. Doch statt das zu tun, lächelte sie nur selig und stupste seine Nase ebenfalls an.

»Dann lass mich dich jetzt massieren, damit du dich ein wenig entspannen kannst«, flüsterte sie, ehe sie seine Mundwinkel küsste und sich dann wieder gerade aufrichtete, um hinter Kaden zu treten.

»Soll ich mich nicht hinlegen?«, fragte er und wartete, bis Lilitha das Öl auf den Schwamm auftrug und kurz innehielt.

»Nein, das musst du nicht. Ich denke heute Morgen geht es so«, erklärte sie und nutzte den Schwamm, um das Öl auf seinem Körper aufzutragen und in seinen Rücken einzureiben, ehe sie damit begann, ihre Finger knetend über seinen muskulösen Oberkörper wandern zu lassen. Dabei widmete sie sich besonders seinem Nacken und seinen sehr verspannten Schultern.

»Was hältst du davon, wenn wir den Tag im Garten verbringen?«, fragte er nach einer Weile, in der er stillschweigend Lilithas Berührungen genossen hatte. »Der Frühling naht und die Blumen fangen langsam wieder an zu blühen.«

Lilitha lächelte. »Ja, das wäre wunderbar«, murmelte sie.

Die kalten Tage hatte sie meist Kaden begleitet, wenn sie konnte und war ansonsten in seinen Räumen, oder ihren eigenen geblieben. Bisher hatte sie sich noch nicht zu den anderen Haremsfrauen getraut. Noch immer wusste sie nicht, was dieses Halsband bedeutete.




Und die Tatsache, dass er seine anderen Haremsfrauen nicht mehr zu sich rief, würde wohl doch unangenehme Aufmerksamkeit auf Lilitha lenken. Ob er es wirklich wegen ihrer Bitte nicht mehr tat? Oder fand er generell keinen Gefallen mehr an ihnen? Das war eine Frage, auf die Lilitha lieber keine Antwort haben wollte. Womöglich wollte sie die Antwort nicht wissen, sollte sie enttäuschend sein.

»Wie fühlst du dich?«, fragte sie und beendete ihre Massage, um sich über Kadens Schulter zu beugen, auch wenn das nicht viel brachte, da sie ihn kaum sehen konnte. Doch sie nutzte es als Ausrede, um ihre nackten Brüste gegen seinen Rücken zu pressen und seine Haut auf ihrer zu spüren.

»Mhh«, grummelte er und legte mit geschlossenen Augen seinen Kopf in den Nacken. Das sollte dann wohl etwas Positives heißen. »Am liebsten würde ich mit dir den Tag im Bad verbringen«, murmelte er und schlug die Augen ein wenig auf, um sie müde anzusehen.

Lilitha lächelte bei seinem Anblick. »Das können wir doch. Niemand hindert uns daran«, sagte sie und strich sanft über seine Schultern. Einfach nur, weil sie seine Nähe mochte.

»Ein anderes Mal«, flüsterte er, zog sie aber dennoch nach vorn auf seinen Schoß. Sanft strich er ihr rotes Haar zurück und begann ihre Schulter zu küssen.

Lilitha lehnte sich vertrauensvoll an seine Brust und genoss die Berührungen seiner warmen, weichen Lippen.

»Hast du etwas anderes geplant?«, fragte sie und schloss leicht die Augen, um zu genießen, was Kaden mit ihr tat.

»Möglich«, lachte er leise und drehte Lilitha an ihrer Taille zu sich, um sie an sich zu ziehen. Dieses kleine Wort wurde bei ihnen beiden wie ein Startschuss genutzt für ein weiteres kleines Spiel, sodass Lilitha sofort wusste, worauf sie sich vorbereiten musste. Dabei versuchte er sie wahrscheinlich abzulenken, indem er seine Küsse von ihrer Schulter zu ihrem Hals wandern ließ. Und seine Strategie hatte Erfolg. Heute fühlte sich Lilitha besonders kuschelbedürftig, sodass sie es einfach genoss, was er mit ihr anstellte.

Selbst als seine Lippen über die empfindlichen Stellen an ihren Brüsten strichen, zuckte sie nicht zusammen, oder zur Seite. Sie ließ ihn einfach küssen, was auch immer er küssen wollte. Es fühlte sich viel zu gut an, als dass sie ihn davon abhalten wollte.




Erwartungsvoll richteten sich ihre Brustwarzen auf, als sein blondes, leicht zerzaustes und teilweise nasses Haar, sie streiften. Noch immer saß Lilitha seitlich auf seinem Schoß, während er mit der einen Hand ihren Rücken stützte und mit der anderen auffordernd über ihre Beine strich.

»Ich hab eine Überraschung für dich«, murmelte er gegen ihr Schlüsselbein und hielt inne. Seine Hand lag auf ihrem Oberschenkel und es wirkte, als müsse er sich selbst ermahnen, nicht weiterzugehen. Und dabei schien sie es heute zu wollen.

»Hm?«, gab Lilitha fragend von sich und war so versunken, dass sie ihm nicht ganz zugehört hatte.

»Zieh dir was an, wir setzen das hier wann anders fort«, forderte er sie auf und klopfte ihr kurz auf die Oberschenkel, um ihr zu symbolisieren, sie solle aufstehen.

»Was?«, brachte sie irritiert hervor und blickte ihn aus ihren goldenen Augen heraus an, während sie sich widerwillig von ihm erhob.

Er tat es ihr gleich und griff nach einem der Handtücher, um sich abzutrocknen. »Ja, ich wollte dir etwas zeigen«, wiederholte er und legte sich das Handtuch auf den Kopf, um damit wild über seine Haare zu rubbeln.

Lilitha blinzelte ihn noch immer reichlich verwirrt an. »Und das ist dir so wichtig, dass du uns absichtlich unterbrichst?«, fragte sie und verengte etwas skeptisch die Augen.

Er lachte bei dem Gesicht, das sie machte und noch mehr über den Grund dafür. »Ja, ist es«, stimmte er ihr vielversprechend zu und warf das Handtuch auf eine Bank, um wieder sein Zimmer zu betreten.

Lilitha, die nur von dem Wasserdampf nass geworden war, trocknete sich ebenfalls ein wenig ab und folgte Kaden in sein Gemach. Dort hatten sich bisher einige ihrer Kleider gesammelt und so hatte sie eine kleine Auswahl an Gewändern, die sie heute anziehen konnte.

Während sich Kaden also ebenfalls ankleidete, zog sich auch Lilitha an. Dabei schielte sie ab und an kurz zu Kaden, der sich scheinbar blindlings irgendetwas überwarf. Er schien es wohl doch recht eilig zu haben, obwohl es erst früher Mittag war.

Als Kaden vor ihr fertig war, hielt er inne und sah zu, wie Lilitha sich noch das Kleid schnürte.

Sie hatte eine Vorliebe für Korsette entwickelt, die sie sehr gern über dem Kleid trug. Es betonte ihre Figur, auch wenn Kaden nicht ganz verstand, warum sie dieses unpraktische Teil trug. Dennoch musste er zugeben, dass es ihr stand. Es war eines, was ihre Brüste gut betonte. Nicht so wie das, was Chiana ihr anfangs angezogen hatte.




»Können wir noch frühstücken?«, wollte Lilitha leicht quengelnd wissen.

Er seufzte und hielt bereits startklar seine Jacke in der Hand, während er ihr entgegenblickte. »Jetzt sofort oder kannst du noch warten?«, fragte er hoffnungsvoll und lief sogar schon langsam rückwärts, um das Zimmer zu verlassen.

Lilitha verengte die Augen. »Wir können kurz im Speisesaal vorbeischauen und uns etwas auf die Hand mitnehmen. Maya hat heute zum Frühstück diese leckeren, gefüllten Brötchen gemacht«, erklärte sie und bei dem Gedanken daran lief ihr das Wasser im Mund zusammen und ihr Bauch knurrte vernehmlich.

»Ich bestelle uns etwas auf dem Weg, aber jetzt komm«, erklärte er drängend und griff nach ihrem Handgelenk, um sie mit sich in den Flur zu ziehen. Was war denn nur los mit ihm? Sie hatten doch noch genug Zeit, doch er tat so, als würde jede Sekunde die Sonne untergehen, oder er hätte etwas zu tun. Doch er hatte doch bereits seine Arbeit für den Tag fertig, dachte sie.

»Renn nicht so«, bat sie, als sie ihm stolpernd folgte, während sie versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Warum war er denn so aufgeregt? Normalerweise drängelte er doch nicht so sehr. Dieser Morgen war wirklich merkwürdig. Dennoch folgte sie ihm weiter, als er sein Tempo ein wenig runterschraubte und kurz bei einem der Dienstmädchen innehielt.

»Ich bestelle uns etwas, geh du schon mal nach draußen und warte vor der Tür«, wies er sie an, während er bereits zum Dienstmädchen ging und keine Widerworte von Lilitha entgegennahm.

Wo wollte er denn überhaupt essen? In seinem Gemach, wenn sie zurückkamen? Oder draußen in der Frühlingskälte? Lilitha wusste es nicht, was sie dazu veranlasste zu seufzen und seinem Wunsch zu folgen. Sie wollte jetzt nicht schon wieder diskutieren, dass er schon wieder zum Highlord wurde, wenn er etwas wollte. Dazu war er zu aufgeregt und er schien auch sehr gute Laune zu haben. Was er ihr wohl zeigen wollte? Er hatte etwas von einer Überraschung erzählt und so langsam wurde auch Lilitha neugierig.

Gerade, als sie zurückblickte, sah sie, wie Kaden auf sie zugelaufen kam und sich das Dienstmädchen auf den Weg machte. Lilitha hatte nicht hören können, was genau er zu ihr gesagt hatte, doch vermutlich hätte sie das tun sollen. Andererseits würde sie so oder so erfahren, wo genau er denn hin wollte.




Bei ihr angekommen, bot er ihr lächelnd seinen Arm an und als sie ihn annahm, schlenderten sie gemütlich weiter über die Kieswege. So waren sie schon oft gelaufen und daher kam Lilitha auch nichts seltsam vor. Lediglich sein flotter Schritt. Fast so, als wäre er auf der Flucht.

»Ich hoffe du hast einen verdammt guten Grund, mich so durch den Harem zu hetzen«, meinte sie und versuchte trotzdem die frische Luft zu genießen.

»Ja, hab ich«, grinste er schelmisch und verlangsamte seine Schritte ein wenig, um ein angenehmeres Tempo für Lilitha zu halten.

Diese betrachtete die frisch aufkeimende Natur und genoss sie sichtlich. Gleichzeitig aber beobachtete sie Kaden und fragte sich, wohin er wollte. »Was ist denn?«, fragte er und drehte ihr sein Gesicht zu, um sie ein wenig unsicher anzublicken.

»Du bist sonst nie so …«, begann sie, wobei sie nach den richtigen Worten suchte. Sicher war sie sich jedoch nicht, als sie den Satz fortsetzte: . »… aufgedreht? Ich frage mich nur, was los ist.«

Nun blieb er plötzlich stehen und wandte sich ihr zu. »Vertraust du mir?«, fragte er und löste ihren Arm von seinem, um ihre Hand in seine zu nehmen.

»Voll und ganz«, antwortete sie, ohne Zögern und blickte ihm tief in die braunen Augen.

Er lächelte zufrieden und Lilithas Vertrautheit ließ sein Herz schneller schlagen. »Dann mach die Augen zu«, flüsterte er und küsste sanft ihre Stirn.

Lilitha seufzte erfreut über den Kuss und folgte vertrauensvoll seiner Anweisung, ehe sie seine Hand fester griff. Um ihr zu symbolisieren, dass er bei ihr blieb, verschränkte er seine Finger mit ihren und zog sie vorsichtig einen steilen Weg hinauf.

»Erinnerst du dich noch an unser Gespräch, wo ich dich mal gefragt habe, was du dir wünschen würdest, hättest du die Wahl?«, fragte er, während er immer weiter lief und Lilitha keine Sekunde losließ.

»Ich bin mir nicht mehr so sicher. Wir haben oft über dieses Thema gesprochen«, murmelte sie und lief ihm unsicher hinterher. So blind zu sein, war eine völlig neue Erfahrung für sie. Dennoch vertraute sie Kaden und fühlte sich sicher bei ihm.

»Das stimmt«, lächelte er und Lilitha konnte trotz der geschlossenen Augen erkennen, wie er sie ansah. »Aber es gab ein Gespräch, für diesen Anlass«, erklärte er und blieb stehen.




Lilitha konnte deutlich hören, wie sein Herz vor Aufregung hämmerte, als er ihre Hand losließ und sich hinter sie stellte. Sie spürte seine Arme, die sich sanft um ihre Taille legten und ihren Rücken an seine Brust zogen. »Du darfst jetzt schauen«, hauchte er ihr ins Ohr und wartete.

Zögerlich, aber auch neugierig, öffnete Lilitha ihre Augen und musste erst einmal überlegen, was genau sie hier vor sich hatte. Sie blickte auf ein Gebäude, das komplett aus Glas gebaut worden war. Die Tür zu diesem Gebilde war offen und man konnte rechteckige Abgrenzungen auf dem Boden erkennen, die mit Erde gefüllt waren. So etwas hatte sie schon einmal gesehen.

Als sie mit ihren Eltern in einem anderen Dorf einkaufen gewesen war, hatte sie ein Geschwisterpaar getroffen, das in einem Gewächshaus Heilkräuter züchtete. Jedoch war dieses hier um Längen ausgebauter und es gab auch einen aus Holz angebauten Hinterbereich.

Ein wenig irritiert legte sie den Kopf schief und überlegte, was genau das denn nun zu bedeuten hatte. 

»Ge… gefällt es dir nicht?«, fragte Kaden unsicher und begann nervös mit dem Stoff von Lilithas Kleid zu spielen.

Hatte ihr Kaden ein Gewächshaus bauen lassen? Damit sie auch im Winter einen Bereich hatte, an den sie sich zurückziehen konnte? War das möglich, oder interpretierte sie zu viel hinein? Möglicherweise war dieses Gewächshaus ja auch für alle zugänglich. »I… Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, gestand sie. »Ist das für mich?«, fragte sie sichtlich überrascht und auch ein wenig ängstlich über die Antwort.

»Ähm … ja. Es gehört dir allein«, erklärte er ein wenig unschlüssig und beobachtete Lilithas Reaktion, als würde diese alles entscheiden. »Wir können auch reingehen, wenn du möchtest. Außer es gefällt dir nicht. Dann würde ich es abreißen lassen«, erklärte er und schien gedanklich schon einen Trupp zu beauftragen, der das Bauwerk niederreißen sollte.

»Was? Nein!«, rief sie und packte seine Hand fester. »Nicht abreißen«, erklärte sie und drehte sich zu ihm um, um ihm in die Augen zu sehen. Kaden wollte etwas sagen, doch es blieb ihm nicht die Zeit den Mund zu öffnen, denn Lilitha schenkte ihm einen Kuss, der es in sich hatte. Mit so viel Leidenschaft und solch einem Feuer hatte sie ihn noch nie geküsst. Schon gar nicht in der Öffentlichkeit, wo man sie sehen konnte.




Wenn auch etwas zögerlich, erwiderte Kaden den Kuss und schloss zufrieden die Augen. Erleichtert zog er die Arme enger um ihre Taille, aus Angst sie würde den Kuss lösen. Er genoss das Feuer, das langsam aber sicher auch von ihm Besitz ergriff. Da wurde ihr Kuss plötzlich sanfter und liebkosender, während ihre Zunge vorsichtig über seine strich.

Noch nie hatte sie ihn so geküsst. Das eine Mal, als er es versucht hatte, war sie zurückgeschreckt und er hatte es gelassen.

Gerade, als er den Kuss erwidern wollte, zog sie sich zurück und blickte ihn, mit glühendem Blick und roten Wangen, direkt ins Gesicht. »Es tut mir leid, aber mir fehlten die Worte«, erklärte sie leise und ein wenig verlegen. War sich Kaden darüber im Klaren, dass er ihr einen Ort geschaffen hatte, der für sie wichtig war? Ein Rückzugsort, der ihr gehörte?

Kaden schluckte angestrengt und versuchte seinen Herzschlag zu beruhigen, den sie sicherlich deutlich hören konnte. Ebenso wie er ihren schnellen Puls spüren konnte.

»Dann muss ich dir wohl öfter die Sprache verschlagen«, lachte er leise und rang nach Atem. »Willst du reingehen? Ich zeige dir alles.«

»Ja«, strahlte sie ihn erfreut an. Ihre Hand hielt seine noch immer fest, als würde sie ihn nie wieder loslassen wollen. »Es ist toll. Vielen Dank«, fügte sie aufgeregt hinzu. Auch wenn die Worte ihren Gefühlen nicht gerecht wurden. Irgendetwas musste sie sagen.

Kaden lächelte über ihre Sprachlosigkeit, denn es war genau das, was er damit erreichen wollte. Ihr eine Freude zu bereiten, brachte auch ihn zum Lächeln. »Es freut mich, dass es dir gefällt«, flüsterte er und ging langsam los, um sie zu dem Eingang zu führen. Wenn er ehrlich war, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Er hatte wirklich Angst gehabt, dass sie es vielleicht nicht mögen könnte. Auch wenn das unwahrscheinlich gewesen war.

Er hatte sich bewusst dafür entschieden, die Erde noch nicht bearbeiten zu lassen. Es gab noch keine Blumen, oder Bäume. Lediglich die Felder dafür waren mehr oder weniger angelegt. Lilitha war ein Naturmensch. Sie wollte das sicherlich alles selbst machen. Da war er sich sicher. Dennoch würde er ihr die entsprechende Unterstützung liefern, sollte sie denn welche brauchen.




»Du kannst dich bei den Blumenfeldern frei bedienen, oder wir gehen zusammen nochmal zum Blumenfeld, wo du dir Pflanzen holen kannst«, bot er an und schritt langsam an den, mit Erde befüllten, Kästen vorbei. Direkt auf eine hölzerne Tür am Ende des Glashauses zu, welches an das angebaute Holzhaus anschloss.

Dort konnte man nicht nur Gartengeräte lagern. Es war sogar so groß gebaut, dass man darin wohnen konnte. Wenn Lilitha es denn wünschte. Kaden hatte sie viel lieber bei sich und er wusste auch, dass sie seine Gemächer mochte, doch ihre eigenen schienen ihr nicht zu gefallen. Vielleicht war es hier anders. Er würde ihr auch nicht verraten, dass nur ein kurzer Gang über eine Wiese, sie von seiner Gartentür trennte. Allerdings würde er sich auch die Freiheit nehmen, sie hier zu besuchen, sollte sie es ihm erlauben. Dabei hoffte er, dass er sie überhaupt noch zu Gesicht bekommen würde, wenn sie sich in diesem Projekt verlor.

Vorsichtig öffnete er die Holztür und blickte zurück zu Lilitha, die noch immer die Erde befühlte. Vermutlich sagte ihr diese mehr als ihm. Für welche Pflanzen sie am besten geeignet waren, zum Beispiel. Ihr Gesicht war völlig entspannt, als sie ihre Hand in diese vergrub. Als würde sie gerade eine Art Kurbad nehmen, das er nicht verstand.

Ihre leicht geröteten Wangen, die eindeutig von ihrer Freude kündeten, machten sie noch niedlicher und Kadens Verlangen nach ihr stieg weiter. Würde es sich auch halten, wenn er erst einmal bekam, was er wollte? Vielleicht hielt er sich auch deshalb zurück. Das, was er bei Lilitha spürte, war so wundervoll und neu. Er hatte Angst, dass er es zerstörte, wenn er mit ihr schlief.

Und dann war da natürlich noch diese andere Sache, die er einfach nicht übers Herz brachte ihr zu sagen. Womöglich konnte er es ihr auch einfach verheimlichen und sie würde nichts erfahren, doch sie würde sich bestimmt wundern, weshalb er sie nicht zu sich rief, und dann war da noch die Sache mit dem Halsband. Es stand ihr frei hinzugehen, wo sie wollte, doch das konnte er natürlich auch aufheben. Nur würde das wohl noch mehr Öl ins Feuer gießen. Er sollte es ihr sagen … es wäre besser für sie beide. 

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