Kapitel 6 – Filmabend

Der Kontroller fällt Jubin vor Schreck aus der Hand, als die Zimmertür aufgerissen wird. Seine Schwester Lyra strahlt glücklich wie Engel und ihre Augen leuchten. Den Grund dafür brüllt sie ihm quer durchs Zimmer: „Pizza! Jubin! Pizza! Maxim bestellt Pizza!“

Mit einem genervten Schnauben hebt ihr Bruder den Gamepad auf und hofft, dass dieser den Sturz unbeschadet überstanden hat. Denn so ein Ding ist teurer als es aussieht, aber ohne das Steuerungswerkzeug wird er nicht spielen können.

 

Mitten im Spiel zu stecken, ohne einen Zwischenspeicher gesetzt zu haben, interessiert seine Schwester nicht im Geringsten. Dabei war der Weg durch das zombieverseuchte Areal keine Leichtigkeit. Es würde Jubin wahnsinnig frustrieren, den ganzen Weg neu zu durchlaufen. Aber Lyra ignoriert seinen warnenden Blick und rückt ihm verdächtig auf die Pelle.

„Lyra, aus!“

Ab und zu geht die Taktik auf, sie wie einen Hund zu behandeln. Nur heute nicht, denn sie reißt ihn aufgeregt hoch und will ihn einfach aus seinem Zimmer entführen, doch kurz vor der Tür hält Jubin inne. Das Spiel wird auf Pause geschaltet und der Kontroller ruht sich auf seiner dunklen Kommode aus. Kurz darauf meldet sich die Ungeduld seiner Schwester erneut und Lyra schleift ihn aus dem Zimmer. Sie tänzelt freudig zu seinem besten Freund.

 

Maxim steht an der Treppe und betrachtet Lyra glücklich, bevor er zu ihrem Bruder hinaufblickt.

„Pizza scheint es nicht oft bei euch zu geben oder?“

„Haben ja nicht alle so gut verdienende Eltern wie du.“

„Glaub mir, das ist auch kein Segen. Sucht euch etwas aus, ich bestelle und dann lasst uns einen Film schauen“, schlägt Maxim vor.

Jubin lächelt freudig. Das klingt nach einem Plan. Während er sich zurückhält, fällt Lyra Maxim glücklich um den Hals.

 

„Weißt du, ich habe Glück mit deiner Schwester, Jubin. Während andere Frauen teuren Schmuck und Kleider begehren, bekomme ich sie mit fettigen Essen zum Strahlen.“

„Sie liebt Pizza“, bestätigt Jubin ihm.

Maxim belächelt die Tatsache. „Kann ich verstehen. Ist ja auch lecker.“

Fast wäre Jubin mit den beiden hinunter ins Wohnzimmer gegangen, aber dann fällt ihm der aufwendige Kampf durch die Zombies wieder ein. „Okay, ich speichre kurz ab und komme zu euch.“



„Lass dir nicht zu viel Zeit, sonst bestellen wir ohne dich“, hetzt ihn sein Schwesterherz.

Maxim hingegen kennt seine Standartbestellung. „Diabolo extra scharf, richtig?“

Jubin begibt sich grinsend zu seinem Zimmer und ruft: „Siehst du, Lyra. Mein bester Freund kennt mich besser, als du es tust.“

„Das ist nicht das erste Mal, dass Maxim dich zu einer Pizza einlädt?“, hört sie daraus.

Jubin streckt ihr frech die Zunge heraus, bevor er im Zimmer verschwindet.

 

Es mag nur wenige Minuten zurückliegen, aber Jubin hat tatsächlich vergessen, wo er den Kontroller abgelegt hat. Nun beginnt die große Suche, bis er fluchend fündig wird. Einige Spielminuten später und der nächste Kontrollpunkt ist in Aussicht.

Endlich!

Dankbar sinken Jubins Arme hinab.

Was für ein Kampf!

Das war die schlimmste und nervigste Szene im ganzen Spiel. Er wurde von Feinden überrannt und es gab kaum eine Möglichkeit Schutz zu suchen. Von allen Seiten war er belagert. Aber wie durch ein Wunder hat er es aus diesem dunklen und komplexen Gebäude geschafft. Fern von dieser nervigen Jagd.

 

Schnell ist das Spiel abgespeichert und die Konsole hinuntergefahren. Der Bildschirm wird schwarz und spiegelt ihn und das Zimmer wieder. Ein Moment, um eigentlich aufzuatmen. Aber Jubin fährt vor Schreck in sich zusammen, als er hinter sich Joleens Gestalt erblickt. Die Tote hat sich zu ihm hinuntergebeugt und blickt wie er auf die schwarze Bildfläche. Seine Angst lässt sie böse lächeln, sodass ihre nun schwarzen Zähne hervorkommen.

 

„Scheiße! Joleen! Hör auf damit!“, wird er biestig.

Er wagt es nicht, sich umzudrehen, denn die Furcht wurzelt tief. Die Tote ist ihm viel zu nah und jetzt, wo er sie im Bildschirm zu Gesicht bekommen hat, riecht er ihr verwesendes Fleisch. Ihr Haar ist zerzaust, ihre Haut totenbleich.

Da sie ihm nicht antwortet, fragt er sie nun etwas ruhiger: „Was willst du von mir?“

 

Joleens Gestalt schwindet und im nächsten Moment entsteht ein ohrenbetäubender Lärm. Mit Entsetzen beobachtet Jubin, wie der Bildschirm zerkratzt und der Name Lyra dort sichtbar wird. Mit brodelnder Wut erhebt sich Jubin und schüttelt erzürnt den Kopf.



„NEIN! Bleib Lyra fern!“

Joleen kichert teuflisch. Sie nimmt ihn nicht ernst. Die Tote ist der festen Überzeugung, sie wäre überlegen. Dann wird sie sich wundern, denn wenn die Ratschläge stimmen, kann sich Jubin gegen ihre Streiche wappnen. Warum auch immer, aber Salz soll wirksam gegen negative Energie sein. Es reinigt und hinterlässt eine ätzende Wunde auf paranormale Besucher. Die Hausmittel gegen böse Geister bestehen überwiegend aus Materialien, die in jedem Haushalt zu finden sind. Einfache Dinge, die eine große Wirkung entfesseln. Jubin juckt es in den Fingern, alles auszuprobieren. Joleen hat ihn lang genug verängstigt und nun ist es Zeit, zurückzuschlagen. Entschlossen verlässt der Junge sein Reich, um sich für einen Krieg zu wappnen.

 

Unten vor der Küche befindet sich ein kleiner Lagerraum, dort findet Jubin gewöhnliches Tafelsalz. Allein die Packung in der Hand zu halten gibt ihm Sicherheit. Maxim hingegen betrachtet Jubin mit hochgezogener Augenbraue.

„Alter! Willst du deine Pizza etwa salzen?“

Eine eklige Vorstellung und doch kommt Jubin ihn mit Sarkasmus. „Aber klar doch! Ich mach voll die fette Salzschicht drauf. Bombastisch!“

Maxim macht ein angewidertes Gesicht und auch Jubin schüttelt sich bei der Vorstellung.

„Also wozu das Salz?“

„Ich will einen bösen Geist vertreiben“, spricht er die Wahrheit aus.

Sein bester Freund lacht, Jubin stimmt mit ein und am Ende klopft Maxim ihm kumpelhaft auf die Schulter, bevor er sich abwendet.

 

Während Lyra einen Film heraussucht, begibt sich Maxim zur Tür. Seine Mutter schaut tatsächlich vorbei und bringt ihm ein paar Sachen für die nächsten Tage. Eine sehr ungewöhnliche Geste, denn eigentlich machen seine Eltern keinen Finger krumm. Selbst für ihr Kind nicht. Kalt wie Eis ist der Blick der hübschen Dame an der Tür. Die Frisur ist akkurat und streng wie der Kleiderstil. Alles ist perfekt und ohne Makel. Rubin ist ihr ein paar Mal begegnet und doch fiel kaum ein Wort. Ab und zu grüßte sie ihn sehr förmlich und trotzdem abwertend. Wollte sie etwas, sprach sie nur mit ihrem Kind. Manchmal fühlte sich Jubin bei seinem besten Freund wie Ungeziefer im Haus. Einfach nicht erwünscht. Zum Glückt hat Maxim kaum Ähnlichkeiten mit seinen Eltern.



 

Bei einem kurzen Abschied zwischen Mutter und Kind scheint es diesmal nicht zu bleiben. Maxim stellt den Koffer mit einem lauten Seufzen hinein. Er tut Jubin wahrlich leid. Sicherlich ist sein Freund gleich gefrustet und braucht ein paar Minuten, bis sich seine Laune besser. Mit hängendem Kopf dreht sich Maxim zu seiner Mutter. Noch ehe die Haustür zufällt, bekommt Jubin das Gesicht seines besten Freundes zu Gesicht. Sein sonst so warmer Ausdruck ist getauscht durch ein Herz aus Eis. Das Verhältnis in seiner Familie mag angespannt sein und doch staunt Lyras Bruder über diesen extrem krassen Wandel. Es ist, als sei sein Freund mal eben ausgetauscht worden.

 

Fast wäre Jubin über eine Flasche Apfelschorle und ein Stapel Becher gestolpert. Wie aus dem Nichts stehen die Sachen plötzlich im Weg, dabei erinnert er sich, diese oben im Flur zwischen seinem und Lyras Zimmer stehen gelassen zu haben. Vielleicht sollte er dankbar sein, dass Joleen mitgedacht hat und doch erinnert er sich, wie sie ihre DNA zurücklässt. Vorsichtig begutachtet er die Flasche und die Tassen und siehe da, die Tote verliert noch mehr Haare mit Fleischresten. Geekelt entfernt er diese an der nächsten Mülltonne und begibt sich zu seinem Schwesterherz ins Wohnzimmer.

 

Lyra lächelt ihm nur kurz zu, während sie die DVD Sammlung betrachtet.

„Sag mal, Lyra. Du hast nicht darüber gesprochen, aber was ist bei Maxim passiert?“

Seine Schwester erstarrt augenblicklich zur Salzsäule. Ihre gute Laune schwindet mit ihrem Lächeln. Angst spiegelt sich in ihren Augen wieder. Ein flüchtiger Blick zu ihm und schon stellt sie fest: „Du hast nur zwei Becher mitgebracht.“

„Was?“ Jubin blickt überrascht hinab und betrachtet sein Mitbringsel. „Ach ja. Ich hole gleich noch einen, aber weich meiner Frage nicht aus.“

Lyra atmet genervt aus und erhebt sich, um kurz darauf zu zicken: „Weißt du, ich habe keine Ahnung, was ich da gesehen habe. Anscheinend verarbeite ich Joleens Tod nur schwer. Aber ich möchte jetzt nicht darüber reden!“

 

Das Machtwort ist gesprochen. Jubin kennt seine Schwester zu gut. Sie braucht Zeit, um das Geschehen zu verarbeiten. Daher drängt er sich ihr nicht auf und hält sich zurück.



Aber seine Schwester blickt beunruhigt umher.

„Wo ist Maxim?“

„Seine Mutter hat seine Sachen vorbeigebracht.“

„Ach so.“ Erschöpft pflanzt Lyra ihren Hintern auf das Sofa. „Such du einfach einen Film aus. Du weißt ja, was er am liebsten schaut.“

„Ich glaube, er würde alles in deiner Anwesenheit schauen.“

„Such jetzt schon aus, Jubin!“

Mit erhobenen Händen begibt er sich zu den Filmen und schaut sich das Angebot an.

 

Maxim kehrt wenige Minuten später zu ihnen zurück. Durch das Fenster kann Jubin hören, wie seine Mutter ins Auto steigt und losfährt.

„Was ist los?“, fragt Lyra ihren Freund besorgt.

Jubin dreht sich überrascht um, aber Maxim meidet sämtliche Blicke. Sein Gesicht ihr rot angelaufen und sein Kiefer ist noch immer angespannt.

„Naja, meine Mutter weiß, wie sie mir auf die Nerven geht.“

Wenigstens hat er seine Mutter noch und das sollte er besser wertschätzen. Es vergeht schließlich kein Tag, an dem Jubin das verstorbene Familienmitglied vermisst.

 

Lyra scheint eine beruhigende Wirkung auf Maxim zu haben. Zuerst drückt sie ihn feste und betüdelt ihn wie einen Hund. Wenig später ist Maxims Frust wie weggeblasen und das Pärchen albert herum, während Jubin sich mit der Filmauswahl noch immer schwertut. Eigentlich würde er sich ja für einen Horrorstreifen entscheiden, aber Horror hatten sie genug. Comedy könnte nicht schaden. Der Film ist gerade ausgesucht, als plötzlich seine Schwester aufschreit. Erschrocken erhebt sich Jubin und beobachtet, wie Maxim verwundert ihr Handy aufhebt. Lyra hingegen rutscht ans Ende der Couch und hält sich erschrocken den Mund zu. Ihre Haut hat einen kränklichen Farbton angenommen.

 

Maxim blickt konzentriert auf das Handy. Die Skepsis steht ihm ins Gesicht geschrieben und weckt Jubins Neugier.

„Das muss ein Fehler sein, Lyra“, behauptet sein bester Freund.

„Ein Fehler?“, beginnt Lyra hysterisch. „Das ist nicht dein Ernst! Ich habe genug von der Scheiße! Ich will, dass das aufhört!“

Jubin tritt nun an das Handy heran und blickt seinem Freund in die Augen. „Was ist denn los?“

Zögernd reicht Maxim ihm das Handy. Anders als seine Schwester wirkt er gelassen. „Irgend so ein Fehler und doch sehr creepy.“



„Oh mein Gott! Ich habe die Schnauze voll!“, jault Lyra.

Sie blinzelt eine einzelne Tränen weg.

Jubin betrachtet das Foto, das sie vor wenigen Sekunden auf dem Sofa gemacht haben. Während die beiden ein albernes Partnerfoto schossen, befindet sich hinter ihnen Joleen. Wie zuvor auf seinem Bildschirm sieht die Tote mitgenommen aus und doch lächelt sie in die Kamera.

„Was zur Hölle“, wispert Jubin erschrocken, denn er wusste nicht, dass die Tote auch seine Schwester terrorisiert. Aber Lyras Verhalten und ihre Sätze deuten genau das an.

 

Lyra erhebt sich aufgebracht und donnert das Kissen aufs Sofa. „Ja! Danke! Ich habe genug!“

„Beruhige dich, Lyra“, spricht Maxim ruhig auf sie ein.

Eigentlich war ihr Ziel die Tür und doch verharrt Lyra. Nervös friemelt sie an ihrer Kleidung.

„Du hast sie doch auch gesehen, Maxim. Ich meine bei dir Zuhause, wie sie plötzlich da stand mit Mikas schlagendem Herz in den Händen“, spricht sie apathisch zu ihrem Schwarm.

Jubins bester Freund legt die Stirn in Falten und blickt grimmig zu der Stelle, wo Joleen auf dem Foto stand. Er schweigt eine Weile und macht Lyra sicherlich damit noch nervöser.

Mikas Blut!

Jubin betrachtet die Stelle, wo Joleen den Handabdruck zurückließ. In diesem Moment hat es ihn kalt gelassen, nun aber kriecht die Magensäure hinauf. Kurz vor dem Treffen am Grab muss der Mord passiert sein.

 

Die Erkenntnis trifft Jubin wie bei einem Blitzschlag.

„Was sagst du da?“, richtet er seine Frage an seine Schwester.

Lyra schlägt den Blick nieder und nickt eingeschüchtert. „Sie sah aus wie Joleen, aber sie verhielt sich nicht wie sie. Etwas war anders. Meine tote, beste Freundin verhielt sich wie ein rachsüchtiges Monster.“

Eine treffende Aussage.

Maxim schaltet sich ein, er lächelt verzweifelt und sucht nach anderen Erklärungen. „Ich denke nicht, dass wir Joleen wirklich gesehen haben. Mika hat sicherlich gekifft und die Dämpfe haben unser Wahrnehmungsvermögen beeinflusst.“

„Ja genau!“ Lyra blickt zornig auf. „Rede dir das nur weiter ein, Maxim!“

 

Jubins bester Freund seufzt erschöpft, als wäre er diese Unterhaltung leid.

Deshalb schaltet sich Jubin ein und hebt die Packung Salz an. „Ich hätte da etwas, was helfen könnte. Du sagst, du siehst Joleen? Es mag vielleicht nur ein Aberglaube sein, aber Salz soll eine effektive Wirkung haben. Ich streue es einfach vor deinem Bett und deiner Tür und du bist sicher, Schwesterherz.“



Bewusst verheimlicht er ihr, dass Joleen auch vor ihm sichtbar wird. Allein, um seine Schwester nicht weiter zu verängstigen.

Maxim blickt enttäuscht auf. „Wirklich, Jubin? Das ist nicht hilfreich.“

Seine Schwester hingegen sieht dies anders: „Okay. Ich möchte es versuchen.“

Ihr Lover betrachtet sie entgeistert. „Was?!“

„Willst du lieber, dass ich den Verstand verliere?“

Lyra wird zickig. Eine ernstzunehmende Bedrohung. Es reicht aber nur für Platz zwei, denn Joleen übertrifft seine Schwester locker.

„Nein!“ Maxim streicht sich lässig die Haare aus dem Gesicht und nutzt den Moment, um kurz durchzuatmen. „Also gut, wenn es dich glücklich macht.“

Lyra nickt zufrieden. „Schön!“

 

Es klingelt erneut. Maxim dreht sich um und ist sich sicher: „Das ist bestimmt die Pizza, ich gehe und dann vergessen wir das. Lass dir nicht davon den Abend verderben, Lyra.“

„Ich weiß nicht!“, nörgelt Jubin Schwester.

„Es ist Pizza, Lyra“, erinnert Maxim sie. „Pizza.“

Sie rollt die Augen. „Ist ja gut!“

 

In dem Moment, als Maxim das Wohnzimmer verlässt, ist Jubin hin und her gerissen, all die bereits gesammelten Fakten seiner Schwester vorzutragen. Es fühlt sich falsch an, ihr Dinge zu verheimlichen. So wie die Tatsache, dass Joleen Gefühle für seine Schwester empfindet. Aber Lyra ist schnell reizbar und verzweifelt. Als großer Bruder mag er sie nicht noch weiter verängstigen. Allein ihr hilfesuchender Blick reicht aus, dass er alles stehen und liegen lässt, um schnell bei ihr zu sein.

 

Lyra kuschelt sich an ihn und obwohl Jubin das Thema begraben möchte, muss sie darüber reden.

„Was könnte Joleen nur von uns wollen? Ich meine, warum ist sie so wütend? Etwa wegen der Kette?“

Ihr Bruder legt den Kopf in den Nacken und starrt für einen Moment auf die Decke, bevor er vorsichtig antwortet: „Sie hat doch gelächelt oder?“

„Ja.“

„Lyra, du bist und warst ihr wichtig. Ich glaube, sie ist nicht wütend auf dich, sondern einfach nur frustriert über ihre Lage. Ich meine mich daran zu erinnern, wie oft sie dir sagte, dass du ihr wichtig bist.“

„Du glaubst, ich bin der Grund, warum sie nicht ruhen kann?“

Es wird kniffelig.



„Ich denke, sie fürchtet eine Welt ohne dich.“

Lyra wird sehr still und wirkt in sich gekehrt. Ein Anblick, der ihn immer an eine Puppe erinnert.

 

Es ist Maxim, der sie für den Rest des Abends abgelenkt bekommt. Trotz des Zwischenfalls haben die drei noch einen entspannten Abend. Jubin hält Wort und kümmert sich nach dem Film um die Salzlinie in Lyras und seinem Zimmer. Der Trick scheint zu wirken, dann abgesehen von ein paar unheimlichen Geräuschen in der Nacht, endet der Spuk nicht nur am nächsten Tag sondern auf langer Dauer. Als hätte Joleen erkannt, welchen psychischen Terror sie veranstaltet.

 

Zwar verliert Lyra Joleens Freundschaftskette und ärgert sich einige Tage darüber, aber in den nächsten zwei Wochen hören und sehen die Geschwister nichts mehr von der Toten. Die Stimmung entspannt sich, die Freude kehrt zurück ins Haus und Maxims Abschied kündigt sich an. Eigentlich schade, denn er sorgte für gutes Essen. Gemeinsam mit Lyra haben die beiden gekocht und ab und zu wurde sogar bestellt. Lyra war noch nie so glücklich. Maxim tut ihr gut. Nebenbei meldet sich der Betreiber der Seite tatsächlich bei Jubin, um ihn zur Vorsicht zu raten. Er bietet sogar seine Hilfe an. Aber Jubin hält dies nicht für notwendig, denn für ihn hat sich die Sache geklärt und fast wäre der ganze Spuk vergessen.

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