AdD2-Kapitel 12

Obwohl Yuvan es nicht gern zugab, würde er einen Kampf mit Fürst Evet nicht unbeschadet überstehen.
Er schlug schnell und elegant mit dem kurzen Messer auf Yuvan ein und dieser wich oft im letzten Moment aus.
Fürst Evets Schnelligkeit war seine wahre Stärke, denn die Angriff selbst waren nicht sonderlich stark.
Yuvan fragte sich nur, ob seine eigene Stärke gegen diese Schnelligkeit etwas ausrichten konnte.
Als das Messer knapp sein Gesicht streifte, stieg ihm ein Geruch in die Nase, der ihn schaudern ließ.
Er war süßlich, doch trotzdem stechend, was Yuvan sofort an ein gefährliches Gift denken ließ. Ein Kratzer konnte also eine große Gefahr bergen.
Ihm war klar, dass er um Hilfe rufen sollte, denn dann würde sicherlich jemand kommen, doch sein Stolz verbot es ihm.
Ein Knacken lenkte ihn ab, weshalb Fürst Evet es schaffte, ihn von den Beinen zu reißen, bevor er jedoch mit dem Messer Yuvan stecken und damit vergiften konnte, wurde er von einem steinernen Wächter von den Füßen gerissen wurde.
Yuvan wollte bereits durchatmen, als ein Erdbeben die Umgebung erschütterte.
Plötzlich spielte die Magie in der Luft verrückt und wirbelte umher, als wäre sie panisch.
Yuvan brauchte einen Moment, um dieses Szenario zu verstehen, doch da geschah es bereits. Der Golem zersprang, obwohl Fürst Evets Tritt gar nicht sonderlich stark sein konnte. Nur wenige Sekunden später gab es eine magische Explosion, die dafür sorgte, dass sich die Bäume bogen und Fürst Evet von den Füßen gerissen wurde.
Yuvan drückte sich auf den Boden und entkam so dem starken Wind, hörte aber, wie Luenara aufschrie.
Dann hörte er Giori fluchen und wusste, dass etwas ganz und gar nicht gut verlaufen war. »Jemand hat das Siegel gebrochen«, rief Giori ihm zu, was Yuvan sofort erstarren ließ. Kalter Schweiß brach ihm aus, denn er wusste sehr genau, dass dieser Jemand sehr stark sein musste.
Fürst Evet lachte, während er sich langsam wieder aufrichtete.
Yuvan wurde klar, dass er nur eine Ablenkung gewesen war und der wahre Täter sich vermutlich so eingeschlichen hatte.
Was sollte er jetzt tun?
Er blickte zurück, um zu sehen, was Giori tat, doch in den Bäumen konnte er niemanden erblicken.
»Lass dich nicht ablenken, ich bin dein Gegner«, lachte Fürst Evet, der erneut angriff.




Yuvan wich aus und ging nur direkt zu einem Angriff über. Statt nur zu blockieren, schlug er fester zu und versuchte damit, den Fürsten zu entwaffnen.
Er konnte zwar den Siegelbrecher nicht stellen, könnte aber Fürst Evet gefangennehmen und ausfragen. War er sich überhaupt bewusst, was er hier tat? Er beging Verrat an der Krone!
Yuvan spürte Ärger in sich aufsteigen, denn seine Tante hatte ihm vertraut. Sonst hätte sie ihm nie die Führung eines Dorfes überlassen. Selbst wenn es so klein war, wie seines.
»Wie kannst du es wagen?«, knurrte Yuvan, der sich auf den Mann zustürzte.
Er war fest davon überzeugt, dass er ihn schlagen konnte, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass er ein Ass im Ärmel hatte.
Auf Fürst Evets Lippen tauchte ein Lächeln auf, das Yuvan warnte, doch er konnte nicht schnell genug reagieren.
Das Messer des Mannes leuchtete auf und versprühte einen seltsamen Nebel, den Yuvan instinktiv einatmete.
Sofort spürte er, wie sein Blick verschwamm und ihn ganz mulmig wurde.
Seine Kraft war plötzlich dahin und mit einer schnellen Bewegung gelang es Fürst Evet, ihn von den Beinen zu reißen.
Erneut brach er in schallendes Gelächter aus. »Du bist wirklich naiv«, kicherte Fürst Evet. »Ich habe mehr von einem Raenac erwartet.«
Diese Beleidigung traf Yuvan unvorbereitet und mit Wucht. Er war immer stolz darauf, ein Raenac zu sein und hatte trotz der Tatsache, dass er gabenlos war, immer hart daran gearbeitet, in anderen Bereichen zu glänzen.
Politik und Schwertkampf waren sein Steckenpferd und reiten konnte er auch sehr gut. Er hatte immer nur Lob dafür bekommen, doch wie es schien, reichte das nicht aus, um einen Gegner zu besiegen, der ein Artefakt trug.
Dabei half es nichts, das er ebenfalls eines hatte. Damit würde er gegen die lähmende Wirkung nicht ankommen.
Verärgert, dass er so schwach war, kämpfte er dagegen an. Irgendwas musste er doch tun. Giori war sicher mit dem eigentlichen Drahtzieher beschäftigt. Yuvan musste diesen Fürst gefangennehmen, damit sie ihn verhören konnte.
Nur gelang es ihm nicht, wenn er sich nicht endlich wieder erhob.
»Was für eine Verschwendung, aber so sei es«, lachte Fürst Evet, der sein Messer zum letzten Schlag erhob, während Yuvan am Boden lag.




Plötzlich schien die Zeit wie stillzustehen. Fürst Evet stoppte in seinen Bewegungen, doch Yuvan hatte das Gefühl, dennoch normal zu denken.
»Ich kann dir helfen. Nimm meine Macht an«, drang ein Flüstern an sein Ohr, als würde der Wind zu ihm säuseln.
Die Stimme ließ Gänsehaut über seinen ganzen Körper wandern.
//Wer bist du?//, fragte Yuvan, doch statt die Worte mit seinem Mund zu formen, brachte er sie nur in Gedanken hervor.
Die Stimme lachte, was ihr einen weiblichen Ton verlieh. »Diejenige, die dich retten kann«, sagte sie, als würden sie gerade einfach nur über das Wetter plaudern.
Yuvan hätte am liebsten die Zähne fest zusammengebissen, doch sein Körper regte sich nicht. Als würde er einfach einer fremden Stimme vertrauen, die ihm Macht anbot. Er wollte durch eigene Kraft stärker werden. Gleichzeitig war ihm aber auch klar, dass er in dieser Lage nur unterliegen konnte.
Seine jetzige Kraft reichte nicht aus und er sehnte sich nach mehr.
//Wieso willst du mich retten?//, fragte er mit einem frustrierten Knurren.
»Du hast Potential. Lass mich dir helfen«, säuselte die Stimme weiter.
Yuvan fragte sich, warum sie ihn um Einwilligung bat und es nicht einfach tat. Es fühlte sich nicht richtig an.
Er wollte nicht, dass andere ihm Kräfte liehen, um seine Schlachten zu schlagen. Ihm war jedoch auch klar, dass er sterben würde, wenn er diese Hilfe nicht annahm.
Yuvan spürte, wie die Zeit ganz langsam weiter lief. Das Messer kam näher und er konnte nichts tun.
//Gut, dann hilf mir//, brachte er hervor. Die Macht, die ihm geboten wurde, würde immerhin seinem Willen unterliegen und wofür er sie nutzte, war ganz allein seine Entscheidung. Was auch immer die Stimme wollte, er musste nicht erneut auf sie hören, oder?
Es war eine Verzweiflungstat, auf die Yuvan nicht stolz war, doch ihm bleib nichts anderes übrig.
Solange er sein Ziel nicht erreicht hatte, wollte er nicht sterben. Erst recht nicht durch die Hand eines zweitklassigen Fürsten.
Die Frauenstimme lachte leise und plötzlich spürte Yuvan Wärme in sich aufsteigen.
Sein Blut begann schneller zu pulsieren und sein Körper an Kraft zuzunehmen. Fast so, als würde sein Blut das Gift aus seinem Körper schließen.




Er weitete die Augen, als die Zeit wieder normal verlief und mit einer schnellen Drehung wich er dem Messer aus.
Yuvan verstand noch nicht ganz genau, was gerade geschehen war, doch er hatte das Gefühl, das Blut in seinen Adern würde anders fließen.
Plötzlich konnte er sich viel schneller bewegen und hatte das Gefühl, die Angriffe seines Gegners in Zeitlupe zu betrachten.
War das die Kraft, von der die Stimme gesprochen hatte?
Yuvans Lippen umspielte ein Lächeln, als er erneut auswich, dieses Mal jedoch nach dem Arm des Mannes griff.
Mit einer weiteren schnellen Bewegung, brachte ihm Yuvan diesen, sodass das Artefakt klappernd zu Boden fiel und Fürst Evet aufschrie.
Das Gefühl von Macht, das ihn durchfloss, hob seine Stimmung sofort wieder und mit einem Grinsen blickte er zu dem Mann, der auf die Knie gegangen war. »Du solltest mit deinen Aussagen nicht zu voreilig sein«, tadelte er, auch wenn er noch vor kurzem selbst kurz davor war, zu verlieren.
Der Dolch in seiner Hand schimmerte auf, bevor er zu einer langen Peitsche wurde, die Yuvan dazu nutzte, um den Fürsten zu fesseln.
Jetzt musste er nur noch schauen, was Giori trieb und ob die Feen unversehrt waren.

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