DBdD-Kapitel 34
Als Yelir nach dem Gespräch mit seinem Vater in das Schlafzimmer zurückkehrte, saß Zunae im Bett und blickte ihn mit ihren großen, goldenen Augen, die im seichten Licht einer einzelnen Kerze schimmerten, direkt an. »Habe ich dich geweckt?«, fragte er entschuldigend. Dabei hatte er extra leise gemacht, als er das Zimmer verlassen hatte.
Zunae schüttelte jedoch den Kopf. »Ich bin wach geworden und weil du nicht da warst, habe ich mir Sorgen gemacht. Ist etwas vorgefallen?«, fragte sie, blieb aber im Bett, denn sie fühlte sich zu ausgelaugt.
Yelir streifte die Sachen über, die er angezogen hatte und legte sie zur Seite, bevor er zu ihr ins Bett schlüpfte und sie in den Arm nahm. »Nicht direkt. Mein Vater kam heute Abend an, um uns zu unterstützen.«
»Ich wusste gar nicht, dass er kommen wollte«, bemerkte Zunae, die sich an ihn lehnte.
Yelir zog sie fest an sich und streichelte sanft ihren Rücken. »Ich auch nicht, deshalb war ich in Alarmbereitschaft«, gestand er seufzend. »Danach haben wir geredet.«
»Ein bisschen Hilfe kann nicht schaden«, bemerkte Zunae, die sich fragte, ob sie mit der Schwangerschaft in nächster Zeit immer so eine Last sein würde. Sie konnte ihre Magie zwar noch nutzen, doch da es schädlich für das Kind sein könnte, rebellierte ihr Körper dagegen.
Yelir streichelte zu Zunaes Nacken hinauf, den er leicht kraulte. »Es gibt ein paar Probleme«, murmelte er, auch wenn er nicht wollte, dass sie es wusste. Sie musste. »Irgendwie sind die Fürsten … Sie wollen, dass ich dich besser unter Kontrolle halte«, sagte er, wobei seine Stimme immer knurrender wurde, weil er einfach zu wütend wurde und diese nicht vor Zunae verstecken konnte.
Zunae öffnete ihre Augen und blickte zu ihm hoch. Da sie ihren Kopf auf seiner Brust gebetet hatte und es gerade gemütlich war, wollte sie sich nicht bewegen. Allerdings spürte sie das leichte Fell, das sich über Yelirs Brust zog an ihrem Ohr kitzeln. »Du sollst mich kontrollieren?«, fragte sie überrascht. »Habe ich etwas getan, dass ihnen … Angst macht?«, wollte sie zögerlich wissen. Sie erinnerte sich an nichts, es sei denn aus Kavalare ist etwas nach draußen gedrungen.
»Ich bin nicht sicher. Es scheint so. Ich wüsste nur nicht was.«
Zunae stieß die Luft aus und schmiegte sich noch mehr an Yelir. »Hast du schon überlegt, was wir machen könnten, damit sie keine Angst mehr haben?« Wenn dem so war, würde das all ihre Projekte stören und sie wusste auch, dass sie in Zukunft die Hilfe aller Fürsten brauchen würde. Ihre Kampfkraft war nicht zu unterschätzen.
»Ich könnte mir vorstellen, dass es mit Fürst Ladvarian zusammenhängt. Er scheint etwas zu planen. Vielleicht hat er die Fürsten aufgehetzt«, bemerkte Yelir, ohne auf Zunaes Frage einzugehen.
»Das ist möglich und sollten wir mit in Betracht ziehen«, murmelte Zunae, die ihre Hand auf seine Brust legte und vorsichig kleine Kreise zog. »Aber was machen wir dagegen?« Zunae hatte selbst keine Ahnung, wollte Yelir aber auch nicht drängen. Wenn er ihr sagte, dass es keinen Plan gab, dann würden sie zusammen einen finden. Allerdings hatte sie das Gefühl, er hatte noch mehr auf dem Herzen.
»Mein Vater kam mit einer Idee«, gab er widerwillig zu. »Ich wollte morgen mit dir darüber sprechen, aber wenn du jetzt schon wach bist …« Er seufzte, denn er wusste, das er damit sehr viel von ihr erwartete.
Langsam setzte er sich auf, was Zunae dazu veranlasste, sich etwas von ihm zurückzuziehen. Aber nur solange, bis er sich an das Gestell des Bettes gelehnt hatte.
»Erzähl es mir«, bat Zunae, die nicht wollte, dass Yelir sich allein mit dem Problem herumschlug, da es sie betraf.
Frustriert fuhr sich Yelir durch die Haare. »Er meinte, wir sollen das Artefakt erneut nutzen. Da es jetzt kaputt ist, solltest du keinen Schaden mehr nehmen und wenn ich keine Befehle gebe, ist es nichts weiter als eine Kette. Aber sie könnte die Fürsten beruhigen«, erklärte er schnell, weil er bemerkte, wie sich Zunae versteifte.
»Das Artefakt? Redest du von der Kette?«, fragte Zunae mit erstickter Stimme. Schon allein die Erinnerung daran, ließ sie zittern.
Yelir zog sie sofort wieder an sich und streichelte ihren Rücken. »Ich weiß, dass es dir nicht behagt und ich mag die Idee auch nicht«, versicherte er. Nur fiel ihm nichts anderes ein. Nichts, was so wirksam und leicht zu sehen war.
»Habt ihr kein anderes Artefakt in diese Richtung?«, fragte Zunae flüsternd und schluckte dann leise. Allein die Vorstellung ließ einen Kloß in ihrem Hals wachsen.
»Ich wüsste leider nicht, welches«, erwiderte Yelir entschuldigend. Hätte er das vorher gewusst, hätte er bei den Raben nachschauen können. Allerdings hatte er nur den Bogen Beachtung geschenkt.
Zunae begann erneut kleine Kreise auf Yelirs Brust zu ziehen, während sie nachdachte. »Ich … denke darüber nach«, versprach sie, während sie sich versuchte, die Sachen gedanklich schön zu reden. Sie verstand die Vorteile, doch die Angst, die sie jedes Mal packte, war schrecklich.
»Wir könnten eine Kopie herstellen lassen«, schlug Yelir nachdenklich vor.
»Spätestens die Fürsten, die ein Artefakt tragen, würden es bemerken«, gab sie zu bedenken.
Yelir stieß die Luft aus, denn das wusste er. »Ich hoffe nur, sie erkennen nicht, dass das Artefakt kaputt ist«, murmelte Yelir, der Zunae fest an sich zog. »Ich möchte es nicht, aber ich habe auch keine andere Idee.«
»Lass uns jetzt schlafen und morgen weiter sprechen«, sagte sie, denn langsam begann die Müdigkeit zu siegen.
»Du hast recht«, erwiderte Yelir, der nicht vor hatte, sie die ganze Nacht wach zu halten. Also zog er die Decke ein Stück zurück, schüttelte ihr das Kissen auf und wartete dann geduldig, bis sie sich bequem hingelegt hatte, bevor er sich zu ihr legte.
Nur wenig später kuschelte sich Zunae an ihn und war eingeschlafen.
Yelir strich Zunae sanft durch die Haare, während die Müdigkeit zwar an ihm zupfte, sie aber nicht in ihren Bann zog. Seine Gedanken waren einfach zu sehr auf die momentane Situation gerichtet und er wägte die Für- und Wider ab, die das Nutzen des Artefaktes mitbrachte.
Es gab mehr Vorteile als Nachteile, da die Kette kaputt war. Trotzdem wusste er nicht, ob es andere Nebenwirkungen geben könnte. Am liebsten würde er es probieren, damit er sichergehen konnte, dass Zunae auch wirklich nicht verletzt wurde. Sie noch einmal zu sehen, wie sie wegen ihm litt, war keine angenehme Aussicht.
Ihr Gesicht im Schlaf war so süß, dass er es die ganze Zeit anstarren musste. Sie wirkte entspannt, was ihn beruhigte. Er hoffte sehr, dass sie keine Albträume oder gar Visionen hatte.
Dieses Problem hatten sie auch noch auf der Liste. Er wollte es gern lösen, wusste aber nicht wie. »Ich wüsste gern, ob das Artefakt ihre Zeitsprünge verhindern könnte«, murmelte er zu sich selbst. Vermutlich konnten sie es nur versuchen.
Yelir spürte Kopfschmerzen, weshalb er sich die Schläfen rieb und seine Augen schloss. Es gab keine andere Lösung, um herauszufinden, ob es funktionierte, als es zu testen. Aber nur, wenn Zunae zustimmte.































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