DBdD-Kapitel 41

Es vergingen Tage, in denen Dainte sich um Zunae kümmerte. Nur mit Kräutern und Ruhe war eine Erkältung wirklich schwer zu behandeln. Wäre Yelir hier, hätte er mit ihm geredet, damit sie vielleicht eine der Schwestern holen gingen, die auch Heilung beherrschte. Aidina und er hätten zusammen sicherlich mehr ausrichten können.
Da Yelir allerdings nicht da war, blieb Dainte nichts anderes übrig, als Belle anzuweisen, kalte Umschläge zu machen und die Kräuter in Tees zu verkochen, die sie Zunae gaben.
Die ersten Tage waren besonders schlimm, da sie kaum allein trinken konnte. Erst am dritten Tag ging das Fieber soweit runter, dass sie klarer sehen konnte.
Ihr Kopf schmerzte noch immer und sie fühlte sich ausgelaugt, doch zumindest ließ der Husten langsam nach.
»Vorsichtig«, flüsterte Arcas, der sie das erste Mal seit ihrer Krankheit besuchen kam. Er hielt ihr vorsichtig den Tee an die Lippen, damit sie trinken konnte.
Zunae fühlte sich nicht wohl. Noch nie war sie so schwach gewesen und sie konnte nicht vergessen, dass es sich bei Arcas und Dainte um Nordländer handelte.
Bisher hatte sie sich immer auf ihre Visionen und ihre Magie verlassen, doch jetzt, wo sie das Gefühl hatte, zu schwach zu sein, musste sie ihnen vertrauen. Das konnte sie nur nicht.
Vorsichtig nahm sie einen Schluck, aber nicht, ohne ihre Magie die Flüssigkeit zu entschlüsseln. Es war ein erschöpfendes Prozedere, doch es half ihr herauszufinden, ob Gift im Tee war.
Sie wusste, dass es besser wäre, wenn sie ihre Kräfte schonte, doch sie konnte das Risiko, vergiftet zu werden, einfach nicht eingehen.
Dainte war ein Heiler und kannte sich daher sicherlich mit Giften aus. Allerdings hoffte sie, dass er sich als Heiler nicht die Finger mit einem so reputationsbefleckenden Tod schmutzig machen würde.
Bei Arcas war sie sich da nicht so sicher. Er hatte zwar von Yelir die Aufgabe bekommen, auf sie aufzupassen, doch das hieß nicht, dass Zunae ihm vertraute.
Erschöpft schloss sie ihre Augen, während sie spürte, wie sich ihre Magie in ihr bewegte. Sie nahm die Flüssigkeit förmlich auseinander, doch sie fand nichts. Nur Kräuter, welche die Heilung unterstützten.
Also entschied sie sich dazu, noch einen Schluck zu trinken. Dieses Mal ohne Magie.




Die warme Flüssigkeit floss ihre Kehle hinab und ließ sie zufrieden seufzen. Als würde der Tee sie von innen heraus wärmen.
»Dainte sagt, du sollst versuchen, etwas mehr als nur die Brühe der Suppe zu essen. Er hat die Dinge darin gut zerkleinert«, erklärte Arcas besorgt. Es gefiel ihm nicht, wie blass Zunae geworden war und wie sehr sie abgenommen hatte. Allerdings war es ihr die letzte Tage kaum gelungen, mehr als Tee zu trinken. Selbst die Suppe, die Dainte für sie gemacht hatte, war oft zu schwer zu schlucken gewesen und sie hatte nur ein wenig Brühe getrunken.
Zunae nickte schwach. Sie hatte es schon die Tage vorher versucht, doch es hatte dafür gesorgt, dass ihr Hals so sehr geschmerzt hatte, dass es einfach nicht ging. Außerdem war ihr schlecht.
»Wenn es dieses Mal nicht geht, will Dainte Yelir zurückholen«, erklärte Arcas weiter, als er zu der Suppe griff. Dieses Mal war es eine mit Pilzen, die eher eine cremige Konsistenz hatte.
Während Arcas in ihr rührte, beobachtete er Zunae, die ihren Mund verzog. Ihr gefiel es nicht, dass Dainte Yelir benachrichtigen wollte. Er hatte Arbeit zu tun und sollte nicht ihretwegen zurückkehren müssen.
Arcas hingegen verstand nicht einmal, warum Dainte das wollte. Er wusste auch nicht, dass Yelir in der Lage war, Zunaes Magie bis zu einem gewissen Punkt zu unterdrücken, damit Dainte vielleicht doch heilen konnte. Sonst hätte er seine Meinung schon längst geändert. Aktuell ging er davon aus, dass Dainte Zunae so nur dazu bewegen wollte, es härter zu versuchen. Was auch zu funktionieren schien, denn sie öffnete brav den Mund, damit Arcas ihr vorsichtig einen Löffel einflößen konnte.
Zunae verzog beim Schlucken den Mund, kam aber nicht umhin den Geschmack der Suppe zu genießen. »Hat Dainte das gekocht?«, brachte sie krächzend hervor. »Es schmeckt so anders«, fügte sie hinzu, wusste aber nicht, ob das vielleicht einfach daran lag, dass ihre Nase zu war und sie kaum etwas schmecken konnte.
»Er sagt die Pilze, die er benutzt hat, sind gut für deine Gesundheit«, erklärte Arcas nickend, bevor er ihr einen weiteren Löffel hinhielt.
Er genoss es, so auf ihrem Bett zu sitzen und sich um sie zu kümmern.
Gemeinsam schwiegen sie, während Zunae aß. Erst, als die Schüssel leer war, schnitt Arcas das Thema an, das ihm schon lange auf der Zunge lag, da er nicht verstand, was es damit auf sich hatte. »Aaron Kaerel aus Kavalare hat dir geschrieben«, erklärte er besorgt. Yelir hatte ihm zwar gesagt, dass sie vermutlich Kavalare besuchen würden, doch dass Zunae dort jemanden kannte, störte ihn. Vor allem, da es ausgerechnet Aaron war. Obwohl sein Vater einst sein Lehrmeister gewesen war, weil er alle Kinder von Lacrew betreut hatte, war er doch nie wirklich ganz mit Aaron ausgekommen. Für ihn war Aaron ein Schwächling, da er das Kämpfen an sich nicht mochte und taktisch auch nicht so begabt war.




Zunaes Augen funkelten, denn sie hatte gehofft, dass er das tun würde. So konnte sie ihm antworten, damit er wusste, dass sie krank war. Eigentlich hatte sie vor gehabt, in den nächsten Tagen Kavalare zu besuchen, doch das würde in ihrem aktuellen Zustand nicht gehen. »Ich würde sie gern lesen«, flüsterte Zunae, deren Stimme noch immer rau war. Auch das Sprechen fiel ihr schwer.
Arcas zögerte. Er war neugierig, worum es ging, doch er traute sich nicht zu fragen. War das die Prüfung, die Yelir ihr gestellt hatte? Charlet hatte etwas in diese Richtung erwähnt. »Soll ich dir die Briefe vorlesen?«, fragte er hoffnungsvoll. So konnte er erfahren, was los war, ohne direkt zu fragen. Außerdem ging es Zunae nicht gut. In ihrem Zustand sollte sie nicht lesen. Er hatte also die perfekte Ausrede.
Einen Moment dachte Zunae nach, schüttelte dann jedoch den Kopf. Sie vertraute Arcas noch nicht ganz. Er war weder derjenige, der sie heiraten würde, noch war er eine wirklich bedeutende Figur in den Nordlanden. Zumindest nicht nach ihrem Wissen. Es gab also keinen Grund, ihn in die Dinge mit Kavalare einzuweihen. »Yelir hat mir das anvertraut. Das ist etwas, das ich allein machen muss«, brachte sie irgendwie hervor, auch wenn sie sich selbst kaum hörte.
Für Arcas bestätigte das seine Vermutung. Es war Yelirs Test und so neugierig wie er auch war, so geduldig konnte er sein. Wenn sie wirklich Kavalare besuchte, würde er sie begleiten müssen. Dadurch würde er sicherlich genug erfahren.

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