DBdD-Kapitel 43

Zunae starrte den Banditen an, während dieser sich eher auf Aaron und Arcas fokussierte, die ihre Schwester zogen. »Gebt ihnen die Steine«, flüsterte sie leise, denn so würde sie Zeit schinden.
Aaron blickte sie entsetzt an, doch bevor er etwas sagen konnte, erwiderte sie: »Wir können neue kaufen. Aber ein Leben kann man nicht ersetzen.«
Noch während sie das sagte, fokussierte sie sich auf den Mann. Ein gezielter Treffer konnte ihn töten, ohne Luenara zu gefährden. Doch noch während sie darüber nachdachte, begann das Katzenartefakt an ihrem Hals zu glühen und ihre Magie zu unterdrücken.
Blitze zuckten durch ihren Körper, die sie leise keuchen ließen.
Entsetzt stellte sie fest, dass sie nicht in der Lage war, anzugreifen. Die Kette sah die Banditen als Bewohner der Nordlande, weshalb sie ihnen nicht schaden konnte.
Daran hätte sie denken müssen, aber was sollte sie jetzt tun?
Sie konnte nicht ahnen, dass die Kette noch einen weiteren Effekt hatte.
Weit entfernt blieb Yelir plötzlich stehen. Sein Gesicht wurde blass, als er spürte, wie die Kette reagierte und ihn warnte, dass Zunae einen Fehler gemacht hatte.
Sofort fragte er sich, ob er sie unterschätzt hatte und wandte sich um. »Wir müssen sofort zurück«, sagte er an Degoni gewandt, der ihn nur verständnislos ansah.
Yelir ignorierte es und sprang auf sein Pferd, um sofort zurück zu reiten.
Hoffentlich war es nicht zu spät.

Zunae starrte den Mann an. Was sollte sie nur tun?
Während sie darüber nachdachte, erkannte sie die Dorfbewohner, die langsam die Magiekristalle zusammentrugen.
Ein Bandit kontrollierte diese mit einem Glanz in den Augen. »Wie kann ein kleines Dorf wie dieses nur an so mächtige Magiesteine gelangen«, sagte er, während er all die Möglichkeiten bedachte, die er damit anstellen konnte.
Zunae dachte darüber nach, was sie tun konnte. Sie musste sie irgendwie zurückdrängen, sonst würden sie die Dorfbewohner töten. Doch solange sie eine Geisel hatten, würde das nicht funktionieren.
Ihr Blick richtete sich auf Luenara, die panisch weinte und sich keinen Zentimeter bewegte.
Wenn Zunae nicht in der Lage war, andere zu verletzen, dann konnte sie diese vielleicht trotzdem schützen. Bisher hatte die Kette nur ein einziges Mal reagiert, als sie ihre Magie genutzt hatte. Allerdings war es wirklich gefährlich, sich darauf zu verlassen.




Aber was sollte sie sonst tun? Arcas und Aaron waren Nahkämpfer und ansonsten bestand die Bevölkerung von Kavalare nur noch aus Alten und Jungen. Keiner von ihnen war mehr in der Lage zu kämpfen oder war einfach zu unerfahren.
Einen Versuch war es wert.
Zunae schloss ihre Augen. Durch den Ankauf der Steine war sie in der Lage gewesen, die Dorfbewohner kennenzulernen. Sie spürte ihre Auren, die sie recht deutlich von denen der Banditen unterscheiden konnte.
Wenn es ihr gelang, ein Schild um das Dorf zu legen und die Banditen auszusperren, konnten sie Zeit gewinnen.
Die Magie in Zunae baute sich auf. Die Kette an ihrem Hals reagierte jedoch nicht. Vermutlich, weil sie nicht vor hatte, jemanden zu verletzen. Sie wollte nur die Banditen von den Dorfbewohnern trennen.
»Versuch nichts Dummes«, rief einer der Männer, als Zunae ihre Augen aufriss und die Magie freisetzte.
Sie fegte über den Boden, riss den Banditen von Luenara los, während sie sich schützend um die Dorfbewohner legte.
Schreie erklangen, als die in Tücher gehüllten Männer von ihren Beinen gerissen und nach hinten geschleudert wurden.
Nur wenige Sekunden, nachdem sie auf dem Boden gelandet waren, erschien eine schimmernde Wand zwischen ihnen und dem Dorf. Eine Wand, die sich schützend einer Kuppel um das Dorf legte.
Luenara fiel zu Boden und schnappte erschrocken nach Luft, als ihr Vater Magnus auch schon auf sie zustürzte. »Lu. Bist du in Ordnung?«, fragte er besorgt und besah sich ihren Hals.
Er konnte keine Wunden finden. Nur ihr Atem ging panisch und ihr Körper zitterte, als er sie in den Arm nahm, um sie zu beruhigen.
»Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, sagte Zunae entschuldigend. Wäre diese Kette nicht gewesen, hätte sie die Banditen in wenigen Minuten mit ihrer Magie vernichtet, doch aktive Angriffszauber zu wirken, war einfach nicht mehr möglich. Daher hatte sie sich die Zeit nehmen müssen, um einen anderen Zauber vorzubereiten. Einen, gegen den die Kette nichts hatte.
Magnus schüttelte den Kopf, denn er war einfach nur froh, dass es seiner Tochter gut ging.
»Was hast du getan?«, fragte Arcas, der überrascht darüber war, wie schnell Zunae reagiert hatte.
»Ich habe ein Schutzschild um das Dorf gelegt«, erklärte Zunae verwirrt darüber, dass Arcas das nicht bemerkte.




Dieser schüttelte leicht den Kopf, da er einfach nicht damit gerechnet hatte, dass Zunae so etwas konnte.
»Das habt Ihr gut gemacht«, bemerkte Aaron, der sich umsah. »Aber jetzt sind wir eingesperrt und die Banditen werden sicherlich nicht so schnell aufgeben«, bemerkte er besorgt.
»Wir haben Wärme, Essen und Kleidung. Ich bin sicher, sie geben auf, wenn sie merken, dass sie nicht rein kommen«, erklärte Zunae, die ihrem Schild voll und ganz vertraute.
»Warum habt Ihr sie nicht gleich umgebracht?«, fragte Magnus, in dessen Stimme Wut mitschwang. Wut darüber, dass er seine Tochter nicht hatte beschützen können.
»Hätte ich, kann ich aber nicht«, erwiderte Zunae und zeigte auf ihre Kette. »Ich kann niemanden, der zu den Nordlanden gehört, verletzen. Nicht einmal diesen Abschaum.«
Magnus gab ein leises Knurren von sich, widmete sich dann jedoch wieder seiner Tochter.
Zunae konnte nicht ganz einschätzen, was er damit wollte, doch das konnte sie später herausfinden. »Erst einmal sind wir sicher«, sagte sie mit lauter Stimme und wandte sich so an die Bewohner von Kavalare. »Das Schild wird dafür sorgen, dass das Dorf abgeschirmt ist«, verkündete sie.
»Wie lange wird das Schild halten?«, fragte Leroy besorgt, denn er verstand weder die Magie der Artefakte, noch die der Göttertiere.
»Solange, bis ich es wieder auflöse«, erwiderte sie mit einem Lächeln. Es könnte auch zerstört werden, doch dazu brauchten sie eine Menge an Magie, von der Zunae nicht glaubte, dass sie diese aufbringen konnten.
Unter den Bewohnern von Kavalare wurde getuschelt, während die verwirrten Banditen von außen gegen den Schild schlugen und versuchten, zurück in das Dorf zu gelangen.
Währenddessen begann es zu schneien, was ihnen gerade recht kam. So würden die Banditen vielleicht eher aufgeben.

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