DBdD-Kapitel 66

Es war Andras, der es seltsam fand, dass Yelir noch immer nicht aufgetaucht war.
Das war nicht normal für ihn, weshalb er sich in die Burg begab und auf Yelirs Arbeitszimmer zuhielt. Dort sollte er sein, wenn er sich fertig machte, um mit ihnen auf die Suche nach den Banditen zu gehen. Als er jedoch anklopfte, reagierte niemand. Das war der Moment, in dem sich Andras wirklich Sorgen machte.
Wo war ihr König? Er hatte heute keine anderen Termine und wenn etwas dazwischen gekommen wäre, hätte er Bescheid gegeben.
Weil Andras nicht wusste, ob Yelir vielleicht sogar noch mit Zunae beschäftigt war, machte er sich auf den Weg zu ihren Räumen.
Da er viel als ihr Leibwache unterwegs war, kannte er diese mittlerweile, doch als er dort klopfte, reagierte auch niemand.
Waren sie vielleicht zusammen unterwegs?
Andras fuhr sich frustriert durch die Haare. Wo konnten sie sein? Waren sie vielleicht spazieren gegangen und hatten die Zeit vergessen?
Da Andras ansonsten nichts tun konnte, als zu warten oder zu suchen, entschied er sich dazu, die Innenhöfe zu kontrollieren.
Da er in der Burg aufgewachsen war, kannte er sie so gut, dass er selbst die entlegensten Innenhöfe kannte. Er erwartete zwar nicht, dass Yelir diese nutzte, doch einfach nur herumstehen und warten war nicht Andras Art.
Schließlich hatte er fast die ganze Burg abgesucht und sich in die letzten Winkel dieser begeben. In den Bereich, der früher einmal für die Dienstboten war, mittlerweile aber nicht mehr genutzt wurde. Es gab nicht mehr genug und dieser Teil war auch sehr heruntergekommen. Teilweise bröckelten die Wände schon und Andras konnte sich nicht vorstellen, dass Yelir hier war.
Gerade, als er seine Suche abbrechen wollte, spürte er den Boden begeben. Ein Schrei drang leise an sein Ohr und dann krachte es.
Sofort wirbelte Andras herum, griff sein Schwert und stürmte los.
Als er in einen Gang einbog, musste er stehenbleiben. Der Boden, die Wände und sogar die Decke waren mit Kristallen bedeckt, die wunderschön schimmerten, den Gang aber zu einem tödlichen Labyrinth machten.
Andras besah sich die, eindeutig durch Magie entstandenen, Kristalle. Sie schimmerten in allen möglichen Farben und erinnerten Andras an den Kristallsee, an dem er ab und an vorbeikam. Gleichzeitig waren diese Kristalle vil schöner. Magie sammelte sich darin und brachte sie noch mehr zu leuchten. Von innen heraus und nicht durch reines Sonnenlicht.
Schluckend streckte er seine Hand aus. Er musste hier durch, wenn er die Quelle des Schreis ausmachen wollte. Aber wie sollte er das bewerkstelligen? Vielleicht brauchten sein König und Zunae seine Hilfe.
Kurz, bevor seine Finger den Kristall berühren konnten, wich dieser zurück, als hätte er Angst vor Andras Finger.
Dieser blinzelte irritiert und machte einen vorsichtigen Schritt nach vorn.
Die Kristalle gingen ihm aus dem Weg und ließen ihn durch, schlossen sich aber hinter ihm wieder.
Es war ein ganz seltsames Gefühl, denn er wusste, dass er sterben würde, sollten die Kristalle nicht mehr zurückweichen. Trotzdem setzte er seinen Weg fort. Er war die Leibwache der Königin und wenn diese geschrien hatte, musste er sich vergewissern, dass es ihr gut ging. Die Kristalle in den Fluren waren ein deutliches Zeichen dafür, dass etwas vorgefallen sein musste.
Das spornte Andras nur noch weiter an und er beschleunigte seine Schritte. Die Kristalle ließen ihn gewähren und führten ihn schließlich in einen Innenhof. Dieser war ebenfalls voller Kristalle, doch das Schockierenste war ein riesiger Kristall, in dessen Inneren Arcas eingeschlossen war. Eindeutig in Angriffsposition.
Als Andras weiter eintrat und dem Ziel von Arcas folgte, schnappte er nach Luft.
Am Boden lag Zunae. Der einzige Punkt im Raum, der nicht in Kristalle gehüllt war. Hinter ihr lag, eingeschlossen in einem Kristall, Yelir.
Sein Körper war voller Blut und Teile davon regelrecht zerfetzt.
Sofort stürmte Andras auf ihn zu und bemerkte die schimmernden Flecken im Kristall, welche die Wunden von Yelir umschlossen. Außerdem sah er, wie sich sein Brustkorb langsam hob und senkte.
Er war am Leben.
Aber was war hier vorgefallen?
Was sollte er jetzt tun?
Ein leises Stöhnen erklang und Andras wandte sich sofort Zunae zu. Sie zitterte und schnappte schwer nach Atem, doch sie war am Leben.
Erleichterung ergriff ihn, bis er sich daran erinnerte, was Yelir ihm erzählt hatte. Magie wirkte bei ihr nicht. Das hieß, er konnte ihr nicht helfen, selbst wenn er Dainte her holte. Aber Yelir …
Er sah zu seinem König, der scheinbar versorgt war. Zumindest wirkte es auf Andras so, als würden die Kristalle ihn heilen. Also würde er nicht sofort sterben.
Andras atmete tief durch, bevor er sich Zunae widmete und sie vorsichtig auf den Rücken drehte. Ihr Kleid war völlig zerfetzt, doch ihre Haut wirkte makellos, was Andras nervös machte. Er sollte sie nicht so sehen. Sie war eine Frau, die seinem König gehörte, doch sie war verletzt.
Während er mit sich kämpfte, tastete er vorsichtig ihren Körper ab. Es schien nichts gebrochen und auf den ersten Blick erkannte er auch keine offenen Wunden.
Er bemerkte, dass die Spitzen von Zunaes Haare ein seltsames Blau angenommen hatten und auch eine Strähne diese Farbe aufwies. Allerdings wunderte er sich nicht darüber, da er schon einmal gehört hatte, dass bei Nachfahren der Göttertiere eine solche Verfärbung vorkommen konnte, wenn die Magie im Körper außer Kontrolle geriet.
Andras ließ von ihr ab und atmete erleichtert aus. Sie schien zwar Schmerzen zu haben, doch zumindest konnte er keine offensichtlichen Verletzungen feststellen. Er ging also davon aus, dass sie überlebte. Das war gut.
Andras sah sich um, während er das Bild in sich aufnahm. Was auch immer hier geschehen war, war keine normale Magie. Er brauchte Zunaes veränderte Haarfarbe nicht, um zu begreifen, dass hier etwas außer Kontrolle geraten war. Vermutlich hatten sie Glück gehabt. Zumindest Yelir. Arcas schien von den Kristallen nicht geheilt zu werden. Wenn er jedoch die Szenerie richtig verstand, dann war es Arcas, der Yelir und Zunae angegriffen hatten. Allerdings erlaubte er sich in diesem Punkt keine Wertung.
Er musste jemanden holen, der sich mit diesen Dingen auskannte und leider kam ihm nur Yelir, Arcas oder Degoni in den Sinn. Yelir war verletzt, Arcas gefangen und Degoni nicht da.
Andras rieb sich die Schläfen. Seitdem Zunae hier war, geschahen ganz seltsame Dinge in der Burg und Umgebung. Er ging zwar nicht davon aus, dass sie etwas damit zu tun hatte, wusste aber einfach nicht damit umzugehen.
Frustriert wandte er sich ab. Er würde Dainte holen. Ihm wollte niemand anderes einfallen. Für solche Situationen war er einfach nicht ausgebildet und das ärgerte ihn sehr.
Ihm wurde wieder einmal klar, wie viel schwächer er im Gegensatz zu den Nachkommen der Göttertiere doch war. Dabei war er in der Lage ein Artefakt zu tragen, doch selbst, wenn er zeitiger gekommen wäre, hätte er überhaupt nichts tun können.






























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