Mirani-Kapitel 41


~Asher~
Nachdem ich Mirani am Bad abgesetzt hatte, machte ich mich sofort auf den Weg zu meinem. Ich wollte sie nicht zu lange allein lassen, weshalb ich schnell meine Kleidung auszog, den Sand von meiner Haut schrubbte und eine neue Tunika überstreifte.
Ich brauchte keine halbe Stunde und als ich mit nassen Haaren aus dem Bad trat, stand sie bereits wartend im Flur.
Ihr Körper war in ein Kleid gehüllt, das ihre Rundungen betonte und einen verführerischen Schlitz an der Seite hatte.
Ich spürte, wie dieser Anblick mir Hitze durch den Körper jagte, doch ich konnte mich nur räuspern. »Willst du noch irgendwo hin?«, fragte ich mit rauer Stimme.
Mirani lächelte. Sehr verführerisch. »Ich dachte, wir genießen die Nacht draußen in der Wüste«, sagte sie unschuldig.
Wie sie ihre Augen aufschlug und mich von unten herauf anblickte, hatte etwas so Anziehendes, dass ich instinktiv auf sie zu bewegte.
Sanft legte ich meine Hand an ihre kühle Wange, um nur Sekunden später ihre Lippen auf meinen zu schmecken.
Ihr Duft umhüllte mich und ließ die Anspannung von mir abfallen.
Wusste sie, wie getrieben ich mich fühlte, wenn ich hier auf dem Anwesen war? Verstand sie meinen Drang hinauszugehen oder war es einfach nur Zufall?
»Um was zu tun?«, hauchte ich an ihre Lippen.
Peinlich berührt senkte sie ihren Blick. Ausweichend, aber nicht ganz abgeneigt.
»Ich weiß noch nicht«, murmelte sie, als wäre sie sich erst jetzt bewusst, dass sie eine Einladung ausgesprochen hatte.
Sie war süß und unschuldig. Gleichzeitig hatte sie aber auch eine starke, selbstbewusste Seite, die sie viel häufiger zeigte.
Als ich zu ihr hinaus in den Flur trat, konnte ich mein Schmunzeln nicht unterdrücken. »Dann schauen wir, wohin uns der Abend treibt«, sagte ich, entschied mich aber dazu, sie dieses Mal nicht wieder in das Viertel voller Freudenhäuser und Spielhöllen zu nehmen.
Ob sie vielleicht Interesse daran hatte, zu sehen, wie wir Nahrung anbauten? Oder sollte ich sie lieber in eine Gegend führen, in der wir allein waren?
Ich überlegte, während ich mit ihr zusammen durch die Innenhöfe lief. Dabei spürte ich immer wieder ein seltsames Schaudern. Fast so, als würde mich jemand beobachten, doch ich konnte niemanden sehen.
»Was ist?«, fragte Mirani besorgt, als wir das Anwesen verließen.
Ich blickte noch einmal zurück, konnte aber noch immer niemanden sehen, weshalb ich nur mit den Schultern zuckte. »Nichts Wichtiges«, versicherte ich und griff vorsichtig nach ihrer Hand.
Fast rechnete ich damit, dass sie zurückschrecken würde, doch stattdessen schenkte sie mir ein vorsichtiges Lächeln.
Die Wärme unserer Hände kämpfte gegen die nächtliche Kälte und feines Fell zog sich schützend über meine Arme. Ich erkannte Ähnliches bei Mirani. Es gab ihrer hellen Haut einen leichten Glanz. Als würde das Fell durch den Mond strahlen.
War sie als Wolf auch silbern, wie ihre Haare?
Die Vorstellung, mit ihr zusammen durch die Wüste zu rennen, ließ mich innerlich unruhig werden. Schon die Vorstellung fühlte sich richtig an und ich sehnte mich förmlich danach. Nicht nur, weil ich das Gefühl von Freiheit liebte, sondern auch, weil Mirani dann an meiner Seite wäre.
»Sicher?«, fragte Mirani, die meine Hand ergriff. »Du wirkst unruhig.«
Dass sie das so schnell erkannte, wunderte mich sehr. Normalerweise war ich gut darin, meine Gefühle zu verstecken.
Ich drückte sie leicht und schenkte ihr ein Lächeln. »Ich habe mir gerade vorgestellt, wie es wohl wäre mit dir zusammen durch die Wüste zu rennen«, gab ich offen zu. Es war zwar nicht der Grund, warum ich am Anfang unruhig gewesen war, doch das seltsame Gefühl hatte nachgelassen und jetzt war da nur noch die Vorfreude.
»Ich weiß nicht, ob das gehen wird«, bemerkte Mirani, die nachdenklich ihre Stirn runzelte. »In meiner Wolfsform bin ich noch empfindlicher auf Hautkontakt.«
Zuerst wusste ich nicht, was sie meinte, da ihr Fell sie sicher schützte, doch dann wurde mir klar, dass sie vermutlich damit ihre Pfoten meinte. Stellen, die ungeschützt waren.
»Das muss echt schwer sein«, bemerkte ich, denn ich war mit dem Drang als Wolf zu rennen aufgewachsen. Es war typisch für Wölfe. Mich nicht verwandeln zu können, war eine schreckliche Vorstellung.
Miranis Lächeln wurde schief. »Ich habe mich daran gewöhnt«, versicherte sie, doch mir war klar, dass sie mich damit nur beruhigen wollte. Niemand konnte sich daran gewöhnen. Es musste schmerzen.
»Willst du es trotzdem versuchen? Bei Berührungen von Gegenständen hast du auch nicht mehr so große Probleme«, schlug ich vor, während wir das Anwesen hinter uns ließen und die Lichter der Stadt uns empfingen.
Ich konnte Miranis Zögern sehen, doch sie wirkte nicht ganz abgeneigt von der Idee.
»Schauen wir dann«, sagte sie, bevor sie näher an mich herantrat.
Ich schlang einen Arm um sie, damit sie nicht versehentlich in andere hineinlief.
Der Drang, sie vor unerwünschten Berührungen zu schützen, wurde so groß, dass ich sogar meine Aura nutzte. Normalerweise unterdrückte ich diese, damit man mich nicht sofort als Alpha erkannte und aus dem Weg ging, doch heute nutzte ich sie, um uns den Weg frei zu machen.
Jeder, der sie spürte, drehte sich sofort um und ging dann aus dem Weg.
So gelang es mir, Mirani sicher durch die Stadt zu führen, bemerkte jedoch, dass die Leute uns beobachteten.
Mir war das egal, doch so wie Mirani den Kopf einzog, mochte sie derartige Aufmerksamkeit nicht. Was mich nicht wunderte. So zurückgezogen wie sie lebte, war es für sie vielleicht schon zu viel in einer Stadt zu sein.
Noch ein Grund mehr, warum ich sie aus der Stadt hinaus und einen kleinen Pfad entlang führte. Dieser führte aus dem ausgetrockneten Flussbett hinauf in die Wüste, war aber kaum benutzt. Nur ein paar junge Wölfe nutzten ihn, war er doch für keine Karawane geeignet.
Die Steigung und der rutschige Sand sorgten dafür, dass es nicht leicht wurde, doch Mirani schlug sich gut.
Obwohl sie es nicht gewohnt war, brauchte sie nur ein paar Minuten, um sich an die Situation anzupassen.
»Euer Nachthimmel ist so schön«, bemerkte sie irgendwann.
Sie sah ich den Himmel und bewunderte die Sterne, während sie sich von mir führen ließ. Eine Geste, die Vertrauen ausdrückte.
Ich erlaubte mir, stehenzubleiben, obwohl die Steigung es nicht gerade einfach machte. Trotzdem vertraute ich auf meine Kräfte, denn Mirani zu bewundern hatte Vorrang.
Es war wunderschön, wie ihre Augen mit den Sternen um die Wette funkelten.
Mit einem Lächeln löste sie sich von mir. Silbernes Fell, das im Schein des Mondes leuchtete, zog sich über ihren Körper.
Es dauerte nur einen Wimpernschlag, da stand eine riesige Wölfin vor mir.
Ihr Fell verlief zu einem Nebel, den ich nicht fassen konnte und ein sanftes Kribbeln legte sich auf meine Haut. Wie Wasserperlen in der Luft.
Sie stand zögernd vor mir und machte einen kleinen Schritt, als wäre der Boden unter ihr Lava.
Sie zuckte, doch gleich darauf machte sie noch einen Schritt. Dann noch einen und noch einen, bevor sie wie ein Kind voller Aufregung um mich herumsprang. Dass sie mich dabei um das Doppelte überragte, störte mich kaum. Es passte zu der Stärke, die ich in ihr gesehen hatte.
Ihr Tollen steckte mich an. Ich ließ zu, dass mein Wolf die Kontrolle übernahm.
Fell zog sich über meine Haut, meine Knochen verformten sich und wenig später stand ich vor ihr. Noch immer kleiner als sie, was meinen Bruder sicher zur Weißglut gebracht hätte. Mir zeigte es jedoch, dass ich noch einiges zu lernen hatte. Außerdem verstand ich jetzt, dass sie mit ihren Alter nicht gelogen hatte. Nicht nur die Kraft, sondern auch die Zeit, sorgten für eine solche Größe.
Trotzdem fühlte ich mich nicht unwohl.
Mirani stupste mich mit ihrem Kopf an und forderte mich zum Spielen auf, als wäre sie ein Kind, das gerade seine Wolfsform entdeckte.
Ich stupste zurück und dann rannten wir beide los.
Unsere Pfoten flogen über den sandigen Boden und wir jagten hinaus in die Wüste, während wir versuchten, uns gegenseitig umzuwerfen.
Einmal gelang es mir, auch wenn ich glaubte, dass Mirani sich absichtlich fallen ließ.
Spielerisch biss ich ihr ins Ohr und rollte mich mit ihr über den Sand.
Sie versuchte, mich abzuschütteln, doch sonderlich viel Mühe gab sie sich nicht damit.
Ohne auf unsere Umgebung zu achten, rollten wir uns durch den Sand, genossen die Zweisamkeit unter dem Sternenhimmel und bauten unsere aufgestaute Energie ab, bis wir schwer atmend liegenblieben.
Mirani drückte mich mit einer Pfote ein wenig nach unten und rieb ihren Kopf an meinem. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Körper lag schwer auf meinem.
Ich leckte ihr in einer liebevollen Geste über die Schnauze, als mich plötzlich ein seltsames, kaltes Gefühl erfasste.
Mein Fell stellte sich auf, während mich eine Angst packte, die ich nicht sofort verstehen konnte.
Ohne groß darüber nachzudenken, schlüpfte ich aus Miranis Umarmung und stellte mich über sie. Mein Blick in die tiefe Dunkelheit der Wüste gerichtet.
In einer drohenden Geste stieß ich ein tiefes Knurren aus und machte mich bereit für einen Angriff.
Ich wusste nicht, was es war, das über meine Haut kroch, doch da war irgendwas im Sand. Etwas, das mir mehr Angst machte, als der Wüstenskorpion, der unsere Anreise verzögert hatte. Doch was war es und was wollte es von uns?






























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