Der gestiefelte Kater beim Finanzamt

»Name?« »Gestiefelter Kater.« »Vorname?« »Gestiefelter.«

Der Finanzbeamte schaut über seine Brille hinweg und schüttelt langsam den Kopf. »Also gut, Herr Kater. Sie sind hier, weil Ihre Steuererklärung… sagen wir mal… unklar ist.«

Der Kater sitzt lässig auf dem Stuhl, die Stiefel poliert, den Hut schräg auf dem Kopf. Er lächelt charmant, die Pfote lässig auf dem Tisch. »Ich habe nichts zu verbergen, mein Herr.«

»Das sagen sie alle.« Der Beamte blättert durch die Akte. »Sie haben Einnahmen aus ›Erpressung‹, ›Vermittlung von Königshäusern‹, ›Märchenlizenzen‹ und… ›Mäusesammeln?‹«

»Strategische Mäusesicherung. Rohstoffhandel quasi.«

»Und dann dieser Posten hier: ›Schutzgeld – freiwillige Spenden‹. Was genau soll das sein?«

Der Kater lächelt schief. »Ich sorge für… Sicherheit im Märchenwald. Gegen kleine Gefälligkeiten.«

»Also Erpressung.«

»Nennen Sie es Servicepauschale.«

Der Beamte atmet tief durch. »Dann steht hier: ›Kostenerstattung für Stiefelpflege‹. 500 Goldstücke im Jahr?«

»Exzellente Pflege hat ihren Preis. Ein Auftritt ist nur so gut wie der Glanz meiner Stiefel.«

»Und dann die Bewirtungskosten – ›Schnecken in Knoblauchbutter für den König‹?«

»Networking. Ohne gutes Essen kein guter Deal.«

»Und wo ist Ihr Wohnsitz?«

»Mal da, mal dort. Ich bin viel unterwegs. Im Schloss, im Wald, manchmal im Märchencamp.«

Der Beamte reibt sich die Schläfen. »Sie sind… schwer einzuordnen, Herr Kater.«

»Ich bin ein Freigeist. Ein Unternehmer mit Schwert, Charme und klarem Blick für Gelegenheiten.«

»Steuern zahlen Sie aber nicht nach Gelegenheiten, sondern nach Gesetz.«

»Dann schicken Sie mir die Regeln. Ich tanze gerne… auch steuerlich, wenn die Musik stimmt.«

»Wir schicken Ihnen den Bescheid. Und lassen Ihre Einnahmen nachverfolgen.«

»Natürlich.« Der Kater steht auf, verneigt sich tief. »Ich liebe Transparenz. Nur nicht bei meinen Tricks.«

Der Beamte seufzt. »Und ziehen Sie bitte beim nächsten Mal keine Spuren von Matsch auf den Teppich. Sie haben Stiefel, keine Sondergenehmigung.«

»Verstanden. Und wenn Sie jemals Hilfe brauchen… ein Kater mit Verstand ist nur eine Audienz entfernt.«

Er zwinkert, dreht sich um und verlässt das Büro – mit dem leisen Klackern frisch geputzter Stiefel. Der Beamte schaut ihm nach und murmelt: »Der nächste Bescheid wird ein echter Kratzbaum für ihn.«