DBdD-Kapitel 27

Charlet lief unruhig im Raum hin und her, während sie auf ihrem Nagel herumbiss. Es war bereits weit nach Mitternacht, was sie besorgte. Fürst Ladvarian wollte punkt Mitternacht hier sein, was er aber nicht war. Das war untypisch. Ob er gefasst wurde?
Schnell schüttelte sie den Kopf. Nein, das war unmöglich. Niemand würde Fürst Ladvarian daran hintern können, hierherzukommen. Aber was hatte dafür gesorgt, dass er so lange brauchte?
Charlet rechnete schon nicht mehr damit, dass dieser heute doch noch kommen würde, da hörte sie ein Geräusch an ihrem Fenster, bevor ihr sehnlich erwarteter Besuch, hereingeschlüpft kam.
Zumindest klangen die Geräusche so. Das Fenster öffnete sich wie von Geisterhand und die Vorhänge blähten sich auf.
Charlet machte einen Schritt zurück und starrte auf das Schimmern, das sich in ihrem Zimmer aufbaute. Es sah aus, als würde eine Art Vorhang von Fürst Ladvarian abfallen.
Das blonde Haar wies einige weiße Flocken auf, was Charlet sagte, dass es draußen wieder geschneit haben musste.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Charlet besorgt, die einen Schritt auf Fürst Ladvarian zu machte. Seine Kleidung war nass und ihm musste kalt sein.
Charlet lief schnell zum Schrank und holte von dort ein Handtuch hervor, um es Fürst Ladvarian über den Kopf zu legen und sanft seine nassen Haare zu trocknen. »Bitte setzt Euch«, sagte sie, denn sie wollte, dass er sich wohlfühlte.
Der Mann schmunzelte über die Fürsorge und ließ sie zuerst seine Haare trocknen, bevor er sich setzte. »Entschuldigt die Verspätung. Es kamen unerwartete Dinge dazwischen.«
»Das sieht man«, erwiderte Charlet, die Fürst Ladvarian noch einmal eingängig musterte. Er trug an einem Mantel eine Brosche mit dem Emblem der Seelenkatzen. Ein Artefakt, das nicht sofort als solches erkannt wurde und dafür gesorgt hatte, dass er unsichtbar in die Burg hatte schlüpfen können.
»Eure Sicherheitsmaßnahmen sind sehr viel stärker als vor einigen Wochen«, bemerkte Fürst Ladvarian, der überrascht darüber war.
»Es gab wohl einen Vorfall, bei dem die Königin verletzt wurde«, sagte Charlet abwertend, wobei sie das Wort Königin förmlich ausspuckte.
Fürst Ladvarian nahm das Handtuch und rieb sich dabei den Hals trocken. »Das erklärt einiges. Hat sie es unbeschadet überstanden?«, fragte er recht emotionslos.




Charlet schnaubte. »Ja«, brummte sie.
Fürst Ladvarian stieß die Luft aus. »Schade. Aber kann man wohl nichts machen.« Mit diesen Worten zog er etwas aus der Tasche seines Mantels und legte es vor Charlet auf den Tisch. Direkt neben die unangetasteten Kekse und den Tee.
Überrascht blickte Charlet auf den kleinen, unscheinbaren Kettenanhänger. Ein Halbmond, auf dem eine kleine Katze saß.
Charlet runzelte die Stirn und stupste das Artefakt mit ihren Fingernagel an. »Wie seid Ihr an das Artefakt aus der Artefaktkammer gekommen?«, fragte sie, denn sie war sich sicher, dass es die Kette war, die Zunae getragen hatte. Aber war sie nicht beschädigt? Diese hier sah aus, als wäre sie in bestem Zustand.
»Sieh genauer hin«, forderte Fürst Ladvarian mit einem wissenden Lächeln.
Charlet kniff die Augen zusammen, bevor sie mit der Zunge schnalzte. »Eine Nachbildung?«, fragte sie, als ihr auffiel, dass die Farben nicht ganz stimmten.
»Nicht ganz. Dieses Artefakt hat die gleiche Fähigkeit wie das alte. Mit einer Ausnahme. Nicht derjenige, der sie umlegt hält die Fäden in der Hand.«
Charlet ließ sich diese Worte durch den Kopf gehen, während sich ein breites Lächeln auf ihre Lippen legte. »Ich verstehe. Wie praktisch«, hauchte sie, während sie all die Möglichkeiten betrachtete, die diese mit sich brachte.
»Ich bin mir sicher, dass du sie weise einzusetzen weißt«, sagte er. »Ein Tropfen deines Blutes reicht, um dich als ihren Meister festzulegen.«
In Charlet stieg Vorfreude auf. All die Möglichkeiten. Nur musste sie sich überlegen, wie sie es schaffen konnte, dass Yelir der Königin erneut die Kette umlegte.
»Klingt einfach, aber das wird es nicht«, sagte sie, denn so vernarrt wie Yelir in sie war, würde er das nie zulassen. Es sei denn, es war ihre Idee. Aber wie sollte sie die Königin dazu bringen?
»Keine Sorge, ich werde mich darum kümmern, dass du Hilfe bekommst. Sorge nur dafür, dass die alte Kette durch die Neue ersetzt wird. Der Rest wird sich ergeben.«
Charlet betrachtete die Kette nachdenklich. »Ich bin mir sicher, dass es nicht so leicht wird, aber ich werde mich darum kümmern.«
Fürst Ladvarian lächelte und hob seine Hand, um sie an Charlets Wange zu legen. Diese würde rot um die Nase und mied seinen Blick, während ihr Herz heftig in ihrer Brust schlug.




»Du machst das gut. Wir sind bald an unserem Ziel. Nur ein bisschen mehr«, flüsterte er, wobei Charlets Herz nur noch mehr klopfte.
Sie würde alles tun, was in ihrer Macht stand, um seine Wünsche zu erfüllen. Dann wäre sie endlich in der Lage, die volle Macht in den Nordlanden zu kontrollieren.

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