Kapitel 42

Jade

Die Fahrt ist genauso turbulent, wie den Rollstuhl die Stufen hinab zubekommen. Doch schafft Ted die Strecke in kürzester Zeit.

„Ich kümmere mich um Fiona, gehe du zu Mathias.“ spricht Ted. Dankbar nicke ich ihm zu und renne los.

Tatsächlich finde ich Mathias wieder auf dem Versammlungsplatz. Drei knurrende und die Lefzen hochziehende Wölfe stehen sich gegenüber. Mathias erkenne ich, aber die anderen beiden Wölfe nicht.

Das Rudel steht unschlüssig um die Wölfe herum, nicht wissend ob sie eingreifen sollen oder nicht. Ich will gerade dazwischen gehen, als mich Kai mit einem Arm abhält. Im anderen Arm trägt er einen Karton mit einem Feuerlöscher.

„Wenn du da jetzt dazwischen gehst, wirst du zerfetzt. Das ist auch der Grund, warum keiner eingreift. Mathias ist gerade nur noch voll und ganz ein Alpha, dessen Luna beinahe umgebracht werden sollte.“ erklärt mir Kai.

„Aber wir müssen doch etwas tun?“ frage ich verzweifelt. „Aber wenn du so dazwischen gehst, verletzt du dich nur selber.“ hält er mich wieder auf. Angespannt überlege ich.

Dann fällt mein Blick auf den Feuerlöscher von Kai. „Darf ich mir den Ausleihen?“ „Klar, aber wofür?“ stimmt er zu. „Sag den Kriegern Bescheid, dass sie gleich die Beiden festhalten sollen.“ befehle ich Kai und gehe dann entschlossen auf die Wölfe zu.

Ich sehe, wie sich die Wölfe anspannen, um auf einander zu zu gehen. Doch bevor das passiert, sprühe ich mit dem Feuerlöscher auf die Wölfe. Zum Glück ist das ein Wassersprüh-Feuerlöscher. Das irritiert die Wölfe.

„Habt ihr euch jetzt wieder beruhigt?“ frage ich leicht wütend. Einer der für mich fremden Wölfe will auf mich zu kommen, doch ich sprühe entschlossen weiter. „Verwandelt Euch zurück in eure menschliche Gestalt.“

Mathias knurrt leicht, woraufhin ich auch ihn nochmal besprühe. „Sofort!“ wiederhole ich mich. Ich höre selbst, wie sich meine Stimme verändert hat. Ein Zittern geht durch die Wölfe und wenig später sind sie wieder Menschen.

Die Krieger handeln sofort und werfen Decken über die Körper, ehe sie tatsächlich die Eltern festhalten. Auch Mathias verwandelt sich nun und bekommt eine Decke umgehängt.

„Du kannst doch nicht einfach dazwischen gehen. Weiß du was..“ weiter lasse ich ihn nicht reden und sprühe wieder mit dem Feuerlöscher. Dies lässt ihn verstummen.



Ich wende mich den Eltern zu und spüre, wie mich eine unglaubliche Wut erfasst. „So, nun komme ich zu Ihnen. Was ist in sie geraten, dass sie eine Mutter umbringen wollten und somit ein Baby zur Vollwaise gemacht hätten?“

Die Frau antwortet mir gehässig „Einem wertlosen Mensch antworten wir nicht.“ Wütend sprühe ich Beide wieder an. „Dieser ‚wertloser‘ Mensch ist eure zukünftige Luna. Ich dachte diese Person wäre euch Werwölfen heilig.“ „Ja, wenn diese Person eine Werwölfin ist“ unterbricht mich der Mann. Mit einem erneuten Stoß aus dem Feuerlöscher unterbreche nun ich ihn.

„Ich war nicht fertig.“ knurre nun ich wütend zwischen den Zähnen hinaus. „In welchem Jahrhundert leben Sie? Das was ich bisher mitbekomme, würde ich sagen, sie sind verdammt nochmal im Mittelalter geblieben. Ich kann mich nicht in einen wunderschönen Wolf verwandeln? Ja und? Ich habe andere Talente, wie mit einem Feuerlöscher umzugehen. Aber sie Beide? Sie verdienen es nicht sich verwandeln zu können. Sie haben ihre eigene Tochter und wunderbaren Enkel verbannt. Und weswegen? Weil ein Mann die Situation ausgenutzt hat, in der Lilly war. Und nicht nur, dass sie Lilly verbannt haben, sie haben auch dafür gesorgt, dass das gesamte Rudel sie ausgestoßen hat. Was sind sie bloß für Menschen?“

Ich hole tief Luft. „Ich weiß noch nicht, welche Regeln hier im Rudel herrschen, aber für mich sind sie wegen mehrmals versuchten Mord schuldig.“ Den Kriegern gebe ich ein Zeichen, woraufhin diese die Beiden wegbringen.

An Mathias gewandt frage ich „Wie heißen die Beiden eigentlich?“ Mathias lächelt mich stolz an. „Walt und Judy Belford.“ erzählt er mir.

„Luna verzeiht, aber können Sie erklären, was sie meinten mit Lilly?“ fragt ein Rudelmitglied. Die anderen Rudelmitglieder nicken und wollen es scheinbar auch wissen. „Habe ich auch über Lilly geredet? Oh, das wollte ich nicht. Es ist Lillys Entscheidung wann und Was sie erzählen möchte. Ich war jetzt nur so wütend auf die Beiden.“ spreche ich ausweichend.

„Das verstehen wir vollkommen.“ ergreift Kai das Wort und nimmt mir sanft den Feuerlöscher aus der Hand. Ich habe gar nicht bemerkt, dass ich ihn noch gehalten habe.

„Was passiert mit den Belfords?“ frage ich Mathias. Bei der Erwähnung des Namens knurrt er wieder auf. „Soll ich den Feuerlöscher wieder nehmen?“ frage ich ihn etwas scherzhaft.



Allein die Frage beruhigt ihn wieder. „Nein danke.“ wehrt er ab. Mathias seufzt „Sie haben eine unserer heiligsten Regeln missachtet und versucht eine Luna mehrfach umzubringen.“ Bei seinen Worten, knurrt das gesamte Rudel kollektiv auf.

„Zudem haben sie ihr eigenes Kind verstoßen und für Gerüchte im Rudel gesorgt, sodass Lilly auch noch vom Rudel verstoßen wurde.“ Nun senken die Meisten beschämt den Kopf. Na immerhin wissen sie, dass es falsch war.

„Allein der erste Punkt reicht für die schärfste Bestrafung.“ überlegt Mathias. Währenddessen spaltet sich das Rudel. Einige finden die Strafe angemessen, andere zu wenig und wieder andere zu viel.

„Was ist das für eine Strafe?“ frage ich dazwischen. „Eine Hetzjagd. Wir treiben sie als Wölfe aus unserem Gebiet. An der Grenze wartet das nächste Rudel, was sie jagen wird und soweiter und weiter, bis sie nicht mehr können und sterben.“ erklärt mir Mathias. Bei dem Gedanken verziehe ich das Gesicht.

„Das hört sich furchtbar an.“ äußere ich. „Mag sein, aber du musst bedenken, wenn sie Erfolg gehabt hätten und dich umgebracht hätten, dann hätten Sie damit auch langfristig das gesamte Rudel getötet. Denn sobald ein Alpha seine Luna erkennt, kann er nicht mehr ohne sie. Einzig wenn dieser Alpha von Luna gesegnet sei und eine zweite Mate auftaucht, wäre das Rudel gerettet.“ widerspricht Mathias.

Jetzt wo ich das Ausmaß kenne, verstehe ich auf verdrehte Art und Weise die Strafe. „Aber sie haben es nur versucht. Sie waren nicht erfolgreich. Kann man die Strafe nicht abmildern?“

Mathias Augen funkeln, als hätte ich gerade den Weltfrieden gebracht. „Die Luna als Ziel der Belfords spricht sich für eine Abmildrung aus. Dem Wunsch meiner Luna komme ich nach. Demzufolge werden Judy und Walt Belfords aus dem Rudel verbannt. Sie müssen fortan als Rouges leben. Gibt ihnen 10 Minuten zum packen, dann müssen sie das Rudelgebiet verlassen. Sollten sie wieder kommen, wird mit ihnen wie mit wilden Rouges umgegangen.“ spricht Mathias mit einer leicht dunkleren Stimme.

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