Luana – Kapitel 27


Es vergingen nicht einmal drei Tage, als die Auswirkungen der angeblichen Gerüchte auch zu ihnen vordrangen.
Wie Amon befürchtet hatte, hatten sich Sklaven gesammelt und versuchten nun, auch auf sein Grundstück vorzudringen, kamen allerdings nicht gegen den Schild an.
Luana stand mit Sienna zusammen bei Amon auf dem Absatz der Treppe und blickte auf die Masse an Sklaven, die sich irgendwie befreit hatten. Warum griffen sie an und verschwanden nicht einfach? Hier würde man sie nur wieder einfangen.
Leicht schielte Luana zu Amon, der jedoch nicht wirkte, als würde er sie einfangen wollen. Hatte er vielleicht auch Angst, weil sie so viel waren? Oder war es ihm einfach egal?
„Lass die Sklaven frei“, forderten Stimmen der Männer und Frauen, die versuchten, durch das Schild zu dringen.
„Zieht weiter und verschwendet eure Zeit nicht hier“, rief Amon ihnen entgegen. Es wirkte, als wäre er es sogar schon gewohnt. Kam es vielleicht öfter zu solchen Fluchtversuchen? War Sienna bei einem solchen vielleicht schon einmal entkommen?
Statt zu gehen, ging der Angriff auf den Schild weiter. Die Lycaner, Werwölfe und Itaris nutzten sogar Magie, was Luana immer wieder zucken ließ. Manche schossen mit Feuerbällen auf die Barriere, die jedoch keinen Kratzer zu bekommen schien. Das beruhigte Luana irgendwie.
„Wenn ihr euch ihnen anschließen wollt, dann könnt ihr gehen“, bemerkte Amon leise. „Das Schild ist aktuell von hier aus durchlässig.“
Luana blickte ihn überrascht an, während Sienna ihn von der Seite her anschielte. „Seid Ihr Euch sicher, dass die Idee so gut ist?“, fragte die Itari leise. Luana war sich sicher, dass die anderen hier auf dem Anwesen irgendwie davon erfahren würden. Würde Seydon diese Möglichkeit nutzen? Luana selbst wollte nicht.
Die Masse an Sklaven machte ihr irgendwie Angst, weshalb sie sich nicht traute, von Amons Seite zu weichen. Zudem trug sie das Halsband und würde keine Magie nutzen können.
Die Sklaven schienen jedoch nicht nachlassen und den Schild kaputt machen zu wollen. Immer wieder schlugen sie magisch oder mit Magie auf den Schild ein. Luana zuckte jedes Mal zusammen, während sie die Menge betrachtete.
Irgendwann erkannte sie in der Menge ein bekanntes Gesicht. Ihr Herz setzte für einen Moment aus und sie sog erschrocken die Luft ein. „Ragnar“, flüsterte sie und rannte los. Während sie über das Gras lief, bemerkte sie, was sie tat und wurde langsamer. Sie blieb vor dem Schild stehen und starrte hinaus in die Masse. „Ragnar“, rief sie, wobei ihre Stimme brach. Hatte sie sich das eingebildet?
Luana spürte Sienna in ihrem Rücken, beachtete sie jedoch nicht. Sie war viel zu sehr auf die Menge konzentriert.
Vor ihr standen einige junge Männer, die versuchten, sie zu locken, doch auch auf diese hörte sie nicht. Stattdessen lief sie dem Schild entlang, um zu versuchen, Ragnar in der Menge auszumachen.
„War er das?“, fragte Sienna leise. Luana zuckte lediglich die Schultern.
„Ich weiß es nicht“, flüsterte sie heiser. War er das oder war er es nicht?
Luana lief weiter und weiter, während sie die Masse absuchte. „Ragnar“, rief sie erneut, als sie bemerkte, dass sich ein Mann zu ihnen vorkämpfte.
„Luana?“, drang eine Stimme durch die Menge zu ihrem Ohr. Erneut setzte ihr Herz kurz aus. Das war seine Stimme!
Luana ging immer weiter, bis sie plötzlich und unbeabsichtigt aus dem Schild hinausgetreten war. Jemand packte sie und zog sie in die Menge hinein. Luana keuchte, versuchte sich zu wehren und zu Ragnar zu kommen. Sie wollte doch gar nicht aus dem Schild heraus!
„Pfoten weg“, knurrte ein Mann, bevor jemand ihren Arm packte und sie an eine muskulöse Brust gedrückt wurde. Sofort stieg ihr Ragnars Geruch in die Nase. Etwas, was ihr Tränen der Erleichterung in die Augen trieb.
Er schlang seine Arme um sie, was sofort eine innere Ruhe in ihr auslöste. Sie wandte sich in seinen Armen, um ihr Gesicht an seiner Brust zu vergraben.
Plötzlich zog Ragnar sie mit sich. „Verdammt, sie greifen an“, murrte er plötzlich, als es in ihrer Nähe krachte. Luana zuckte zusammen und versuchte, irgendwas zu sehen. Das war gar nicht leicht, denn die Masse an Sklaven stoben auseinander.
Ragnar zog sie mit sich, doch da sie mitten in der Masse an aufgebrachten Wesen standen, kamen sie nicht sonderlich weit. Alle machten sich für den Kampf bereit, als der Boden wackelte. Luana keuchte und krallte sich entsetzt an Ragnar fest. Dieser zog sie fest an sich, bevor er sich umwandte. Er wurde von irgendwas getroffen und krachte mit Luana zusammen zu Boden.
Er fluchte leise, doch mit schmerzverzerrter Stimme. Luana blickte auf und bemerkte einige Vampire, die auf sie zukamen und wild mit Magie um sich warfen.
Ragnar rappelte sich auf und versuchte, Luana mit sich zu ziehen, war aber am Bein verletzt.
Panisch schloss Luana ihre Augen. Sie kam gedanklich nicht hinterher. Noch nie war sie in einem solchen Kampf gewesen und irgendwas in ihr drängte sie dazu, die Wunden der Verletzten zu verarzten. Ein ganz seltsames Gefühl, doch es war sehr präsent.
„Verdammt, steht da nicht rum“, erklang eine verärgerte, weibliche Stimme, als sich ein Schild aus Wind schützend um sie legte und vor einem Feuerball schützte. „Hier lang“, sagte Sienna, die sich vor Ragnar und Luana stellte.
Ragnar knurrte, doch Luana versuchte ihn zu beruhigen. „Sie ist eine Freundin“, keuchte Luana, die Panik bekam. Was sollten sie machen? Sie wollte nicht kämpfen!
Sienna zog an ihnen, doch Ragnar wirkte nicht, als würde er ihr folgen wollten. „Wir gehen nicht zurück“, knurrte er und Luana wurde klar, in welche Richtung Sienna sie zog.
„Bitte“, bat Luana mit belegter Stimme. „Dort sind wir sicher“, versprach sie, als in ihrer Nähe ein weiterer Magieball einschlug und sie alle drei zu Boden riss. Die Vampire waren wirklich stark.
„Verflucht noch eins“, knurrte Amon, als er sich vor sie stellte und mit einer Handbewegung die Leute um sie herum wegzuwehen. Diese gingen reihenweise zu Boden. Egal ob Vampir oder Sklave.
Luana riss ihre Augen auf. Amon war stark! Das hatte sie überhaupt nicht erwartet. „Macht euch zurück in den Schild“, knurrte er, während er mit einigen Handbewegungen die auf sie zufliegenden Magiebälle abwehrte.
Ragnar drückte Luana fester an sich und schien sich erst jetzt gewahr zu werden, dass Amon ihnen half. Er erhob sich und folgte Sienna, die sie gemeinsam zum Schild brachte. Dort schlüpfte sie hindurch, als wäre es gar nicht da.
Luana, Ragnar und Sienna stolperten über die Wiese und gingen dann erschöpft zu Boden. Panisch blickte sich Luana um. Wo war Amon?






























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