Kapitel 25

Jade

Meine Gedanken kreisen wild durcheinander. Werwölfe gibt es echt? Ich glaube es einfach so? Aber wenn nicht, wieso sah ich Paul dann nicht mehr, sondern nur einen Welpen? Sind sie gefährlich? Muss ich umziehen?

Dies geht stundenlang so. Durch das Gedankenkarussel komme ich gar nicht mehr zum schlafen. Auch Fiona schläft nicht wirklich gut. Sie spürt meine Ruhelosigkeit.

Trotzdem ist die Nacht nun vorbei und der Morgen beginnt. Ich habe heute eine Tagschicht. Was mache ich mit Fiona? Ich kann sie jetzt nicht zu Mathias rüber bringen. Nicht solange ich noch ein Gedankenkarussel habe und nicht weiß, was ich von Werwölfen halten soll.

Seufzend packe ich ihr eine Tasche und nehme Fiona kurzerhand mit auf die Feuerwache. Ich gehe in die Halle und werde direkt begrüßt. „Morgen Cap, ist das Fiona?“ fragt Sandy freundlich. „Morgen, ja das ist meine Tochter Fiona. Ich habe heute keinen Babysitter und musste sie mitnehmen.“ erkläre ich ihren Aufenthalt hier.

Travis kommt dazu „Das macht doch nichts. Vielleicht haben wir Glück und sie müssen nicht mit ausrücken Captain.“ spricht er und spielt mit Fiona, was sie lachen lässt.

Dann kommt auch Kai auf uns zu. Sofort fällt mir ein, dass er ebenfalls in der Siedlung wohnt. Das muss ja bedeuten, er ist auch ein.. Ich kann es noch nicht mal denken. Geschockt weiche ich seiner Hand aus, die mit Fiona spielen wollte. Verwundert schauen mich alle an.

„Ähm, ich gehe dann mal in mein Büro.“ erkläre ich mich und beeile mich, in mein Büro zu kommen. Ich werfe einen kurzen Blick zurück und sehe, dass Kai ausschaut, wie ein getretener Hund.

Im Büro breite ich die Spieldecke für Fiona aus. Fiona setzte ich hin und begebe mich dann an meinen Schreibtisch. Relativ schnell ist Fiona eingeschlafen. Kein Wunder, so wenig wie sie heute Nacht geschlafen hat. Ich muss sie nur wieder rechtzeitig wecken, damit sie heute Nacht noch etwas schlafen kann.

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Ich hatte Glück. Ich musste heute nicht mit ausrücken, auch wenn ich es ohne Fiona gemacht hätte. Ich finde nur, weil ich Captain bin, bedeutet es nicht, dass ich nur zu den interessanten Fällen mitfahre, sondern ebenso auch zu den kleineren Einsätzen. Ich bin ein Teil des Teams und das gehört für mich ebenfalls zur Aufgabe.



Heute waren aber alle verständnisvoll, dass ich nicht mitfahre. Kai ging ich heute bestmöglich aus dem Weg. Aber das kann ich auch nicht immer. Die Anderen haben es auch bemerkt und für das Team ist es nicht gut. Aber heute konnte ich einfach nicht mit ihm interagieren.

Zu Hause angekommen, bemerke ich Lillys Wagen in ihrer Einfahrt. Dann muss sie wieder zurück sein. Mit Fiona auf den Arm, gehe ich in mein Haus. Ich räume die Tasche aus. In der Küche sehe ich den Eintopf noch auf dem Herd stehen.

Es wäre so schön, wenn ich jetzt nicht kochen bräuchte. Aber irgendwas hält mich zurück. Nach einem Blick in den leeren Kühlschrank, wandert mein Blick doch wieder zum Eintopf.

Da ich heute scheinbar einkaufen muss, habe ich danach erst recht keine Lust zu kochen. Mit einem Löffel in der Hand stehe ich vorm Eintopf. „Komm schon Jade, er wird da ja nichts reingetan haben.“ spreche ich mir selbst Mut zu, ehe ich einen Löffel probiere.

Genießend schließe ich die Augen. Wow ist der gut. Ich hole mir einen Teller und befülle ihn. Während der Teller seine Runden in der Mikrowelle dreht, achte ich auf meinen Körper. Aber ich fühle mich nicht komisch oder so.

Freudig nehme ich den Teller nach ein paar Minuten wieder hinaus und setze mich zum essen. Er schmeckt wirklich sehr gut. Gerade als ich fertig werde, klopft es.

Verwundert, wer es sein könnte, gehe ich zur Tür. Diese schließe ich aber mit einem Knall wieder. Vor der Tür stand Lilly mit Einkaufstüten.

„Jade, höre mir bitte zu, ja?“ bittet Lilly. Unschlüssig bleibe ich hinter der Tür stehen. „Da du noch hinter der Tür stehst, nehme ich an, du wirst mir zu hören?“ fragt sie. Ertappt zucke ich zusammen und mache einen Schritt weg von der Tür.

„Ich kann mir vorstellen, was das für ein Schock gewesen sein muss. Aber Jade, ich bin immer noch Lilly. So wie du mich kennengelernt hast. Ja, ich habe noch einen Wolf in mir, aber wir würden dir nie etwas tun. Du bist unsere… unsere Freundin. Ich gebe zu, es gibt bessere Arten, wie man von uns erfährt, aber bitte gib mich nicht auf. Du bist meine einzige Freundin.“ spricht Lilly.

In den letzten Wochen ist Lilly auch für mich zu einer treuen Freundin geworden. Langsam nähere ich mich wieder der Tür. Tief durchatmend öffne ich sie.



Lilly lächelt mich an und übergibt mir die Einkaufstüte. „Mathias meinte, du hättest nichts mehr und ich wollte nicht mit leeren Händen kommen.“ erklärt sie die Tüte. „Das hättest du nicht machen müssen.“ spreche ich gerührt und umarme Lilly dann.

„Danke dass du mir vertraust. Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn ich dich auch noch verloren hätte.“ schluchzt sie. „Komm rein und dann reden wir.“ lade ich sie ein. Lilly nickt und hebt Paul, den ich bisher noch nicht gesehen hatte aus dem Kinderwagen.

„Keine Sorge, er wird sich nicht verwandeln. Dafür braucht es Mathias.“ erklärt mir Lilly. „Wieso braucht es dafür Mathias?“ frage ich nach, während ich die Lebensmittel einräume.

„Mathias ist nicht nur so eine Art Bürgermeister, wie ich dir schon erzählte, sondern er ist unser Alpha. Er ist der stärkste Wolf bei uns im Rudel und führt es mit starker und gerechter Hand.“ erklärt Lilly.

Und so wird es ein langer Abend, an dem mir Lilly alles erklärt, was es mit Werwölfen auf sich hat. Dadurch schafft sie es, mein Gedankenkarussel zum stoppen zu bewegen.

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