Kapitel 29
Jade
Schnell krame ich mein Handy hervor und nehme den Anruf an. „Hallo?“ „Hi Jade. Schon wieder nicht aufs Display geschaut?“ „Hi Ted. Wie geht es dir?“ frage ich ihn erfreut.
„Oh wow, du klingst ja begeistert, dass ich anrufe. Dabei dachte ich, es ist bald schon zu lange her.“ Schnell rechne ich nach „Aber es sind doch nur zwe.. dre.. verdammt vier Wochen seit unserem letzten Telefonat.“ „Du sagst es. Also, wie läuft die Wohnungssuche?“
Von seinem Themawechsel verwirrt, muss ich kurz überlegen. „Nun, viele Wohnungen oder Häuser gibt es, aber leider ist keins davon Rollstuhlgerecht.“
Ted bleibt einen Moment still. „Jade, was ist los? Du klingst irgendwie niedergeschlagen.“ Ich seufze, ehe ich ihm dann die Situation erzähle, wobei ich den Werwolf-Teil weglasse.
„Also, ich fasse zusammen. In Scranton gibt es einen Kerl, der an dir interessiert ist und den du auch gut findest. Er ist nett, gut aussehend und kommt sogar mit Fiona klar. Habe ich was vergessen?“ „Ted, ich habe nie gesagt, dass er gut aussieht.“ beschwere ich mich bei ihm. „Das schwang aber in deiner Stimme mit. Warum zögerst du?“ fragt er.
„John war mein Seelenverwandter. Ich würde mich fühlen, als würde ich alles, was ich mit John erlebt habe verraten, wenn ich der Chance nachgehe. Außerdem dachte ich, dass ich das, was ich mit John hatte, nur einmal erleben würde.“ teile ich ihm meine Gedanken mit.
„Mhm.“ höre ich Ted und kann mir bildlich vorstellen, wie er dabei nickt. „Okay Jade, du hörst mir jetzt mal zu. Als bester und längster Freund von John, kann ich dir eins sagen. Er hätte gewollt, dass du wieder glücklich wirst. Und wenn das ein Mann schafft, dann würde er dich anfeuern, dass ihr auf ein Date geht. So hart es auch klingt, aber die Zeit mit John ist vorbei und wenn er die Chance hätte, jetzt einmal noch mit dir zu sprechen, würde er dich ermutigen, dass du mit dem Mann ausgehst. John hätte nie gewollt, dass du für immer alleine bleibst, nur weil ihr etwas Besonderes hattet. Du wirst das nicht mehr so erleben, wie mit John, aber du kannst etwas neues Besonderes mit dem Mann erleben. Also schwing deinen Arsch ins Auto und frage ihn nach einem Date.“
Schniefend spreche ich „Danke Ted, das habe ich gebraucht.“ Ich fühle mich ein Stückweit freier, das Gefühl von Verrat ist leichter geworden. „Immer wieder gerne. Aber ich meine es Ernst, setzt dich ins Auto und frag ihn nach einem Date, am besten jetzt sofort, damit du nicht kneifst.“ neckt er mich.
Ich überlege einen kurzen Moment, doch dann fasse ich den Entschluss. „Okay, du hast Recht. Ich sollte es tun.“ „So kenne ich dich. Gib John und mir einen Kuss und dann packe das Foto wieder ein und fahre los.“ spricht Ted.
Verwundert halte ich inne „Woher weißt du das ich unser Foto in der Hand habe?“ „Weiß ich nicht, ich hatte irgendwie so ein Gefühl, dass ich dich jetzt, in diesem Moment anrufen musste.“ Ich schluchze auf. „Danke John.“ flüstere ich und weiß nun sicher, dass John damit mehr als einverstanden ist, da er mir Ted schickte.
„Bis Bald Ted.“ verabschiede ich mich von Ted und lege auf. Wie Ted es mir gesagt hat, gebe ich John und Ted einen Kuss, ehe ich die Kiste schließe und mich beeile, zum Auto zu kommen.
Ich fahre nun also wieder den selben Weg zurück, den ich vor zwei Stunden gekommen bin. Mein Herz pocht aufgeregt in meiner Brust, je näher ich der Siedlung komme.
Ich parke wieder am Rand, mache mich dann aber selber auf den Weg zum Haus von Mathias. Angekommen klingle ich und warte gespannt.
Doch nichts passiert, im Haus bleibt es still. Was soll ich jetzt tun? Hilfesuchend blicke ich mich um und bemerke, dass das Haus etwas weiter entfernt steht, zu den anderen Häusern.
Ich gehe also wieder etwas zurück in die Siedlung hinein. „Cap, was machen Sie denn hier?“ höre ich dann Kai fragen, der neben mir auftaucht. „Ich suche Mathias.“ sage ich ehrlich. „Ah, er hilft gerade beim Bau vom neuen Rudelhaus. Komm ich bringe dich hin. Lass mich nur kurz was anziehen.“ Ich nicke und bemerke dann erst, dass er nur eine Jogginghose trägt.
Kai joggt zu einem Haus in der Nähe von Mathias Haus. Nur wenige Augenblicke später kommt er angezogen wieder. „Na dann komm mal mit.“
Wir gehen einmal durch die gesamte Siedlung. Dieses Mal fallen mir aber die Blicke der Menschen auf. „Kai, warum schauen die alle so?“ flüstere ich ihm zu. Sofort sehe ich, wie die meisten den Blick abwenden. „Wir haben ziemlich gute Ohren. Flüstern bringt nicht viel.“ lacht Kai, ehe er mir antwortet „Das Rudel hat gespürt, dass unser Alpha seine Luna gefunden hat. Du warst die einzige fremde Frau, die wir seitdem mit Mathias sehen. Also liegt der Schluss nahe, dass du es bist. Aber da Mathias allen verboten hat, dich anzusprechen, solange du es nicht akzeptierst, schauen alle eben nur.“
Von der Antwort überrumpelt, nicke ich nur. Je näher wir einer Ecke kommen, desto lauter werden Hammerschläge. Dann erscheint auch schon ein Gebäude aus Holz zwischen den Bäumen, welches sich im Bau befindet.
Oben sehe ich Mathias auf einem Querbalken sitzen und hämmern. „Immer wieder erstaunlich, wozu ein Werwolf in der Lage ist, wenn er seinen Wolf beruhigen muss.“ höre ich von einem älteren Mann bewundernd sagen. Fragend schaue ich zu Kai, welcher schmunzelt. „Vor zwei Stunden hatten wir erst drei Stämme übereinander bei den Wänden.“
„Er hat die gesamte untere Etage in zwei Stunden gebaut?“ frage ich erstaunt. Mathias schlägt als er meine Stimme hört, auf seinen Daumen. Dabei verliert er sein Gleichgewicht und rutscht seitlich vom Balken.
Ächzend richtet er sich auf und dreht sich dann in meine Richtung. Ich sehe, wie die anderen Beteiligten sich ein Lachen verkneifen müssen. Mit großen Schritten kommt Mathias auf mich zu. Seine schnelle Bewegung lässt mich instinktiv einige Schritte rückwärts gehen, wodurch Mathias sofort stoppt. „Was machst du hier? Ich meine ich freue mich, aber nach vorhin hätte ich nicht gedacht, dich so schnell wieder hier zu sehen.“ spricht er.
„Ich wollte dich etwas fragen.“ teile ich ihm mein Anliegen mit. Mathias nickt und hört interessiert zu. Mit Blick auf die Anderen frage ich „Können wir vielleicht woanders sprechen?“ „Natürlich“ bestätigt Mathias und führt mich etwas tiefer in den Wald.
„Hier können wir sprechen.“ äußert Mathias und schaut mich abwartend an. Nervös fahre ich über meine Handgelenke. „Nun, ähm, also ich wollte dich fragen, ob du mit mir auf ein Date gehst?“ Zum Schluss werde ich immer schneller, wodurch ich befürchte er hat mich nicht verstanden.




































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