Prolog

Die Luft war seltsam schwer an jenem Morgen. Kein Windhauch ging durch die geöffneten Fenster, als hätte selbst die Atmosphäre den Atem angehalten. Dr. Halden Myles saß am Tisch, umgeben von Monitoren, die bereits ihren letzten Dienst taten. Das flackernde Licht der letzten funktionierenden Geräte ließ die Schatten in seinem Gesicht wie verzerrte Masken tanzen.
»Das Magnetfeld zeigt Anomalien,« murmelte Dr. Myles, als er vor das Holodisplay trat. Seine Stimme war brüchig, erschöpft. »Einen Sonnensturm dieses Ausmaßes … das gab es zuletzt im 19. Jahrhundert. Aber wir haben … so viel mehr zu verlieren.« Seine Stimme verlor weiter an Kraft, während er sprach. Ella starrte auf die Projektionskarte. Sie verstand nur teilweise, was ihr Vater sagte – aber sie wusste, wenn er nervös wurde, dann war das nie wegen Kleinigkeiten.
»Was passiert, wenn sie einschlägt?«, fragte sie leise. Er sah sie an, als wolle er lügen. Doch die Wahrheit wog zu schwer.
»Dann … fällt das Licht. Alles. Satelliten. Netze. Transport. Schutzfelder. Kommunikation. Alles was jemals internetfähig war, … wird nutzlos werden« Dr. Myles trat an ein versiegeltes Fach. Er zog zwei dicke, metallene Armbänder heraus – Offline-Interfaces. Altmodisch. Analog. Aus dem zweiundzwanzigsten Jahrhundert. Sie dachte immer, es wäre Altschrott, den ihr Vater aus sentimentalen Gründen aufbewahrt hatte. »Zieh das an. Wenn das Licht fällt… bleib nah bei mir.« Mit großen Augen starrte sie erst die Interfaces, dann ihren Vater an.
Doch sie blieb nicht. Als die Lichter im Labor stärker zu flackern begannen, ihre Synapsenimplantate stumm wurden und das erste dumpfe Beben durch die Wände ging, war Ella bereits auf dem Weg nach draußen. Sie wollte sehen, ob es wahr war. Ob der Himmel wirklich brannte.
Und er tat es.
Am Horizont krümmte sich die Sonne zu einer Spirale aus Flammen. Farben wie nicht von dieser Welt, wie sie sie nie im Tageshimmel gesehen hatte – Purpur, Schwarz, Silber. Dann Dunkelheit. Vollkommene, absolute Dunkelheit.
Und Stille.
Kein Summen der Technik. Kein Signal. Nur absolute, ohrenbetäubende Stille.
Sie spürte, wie ihre Synapsenimplantate deaktiviert wurden. Die kleinen Implantate in ihrem Kopf, die ihr Vater ihr eingesetzt hatte und ihr helfen sollten, mit dem Internet und W-LAN fähigen Geräten zu interagieren. Doch jetzt war da nichts mehr.
Und ihr Vater? Er hatte sich in seinem Quartier eingeschlossen.
Mit einer einzigen Notiz an der Tür:
›Verzeih mir. Du bist die Letzte, die rein ist. Vielleicht auch die Letzte, die heilt.‹





























Sehr schön atmosphärisch und gute Dialoge.
Es macht wirklich Lust auf mehr. Du hast einen sehr schönen Stil, in den man sich leicht fallen lassen kann.
Bin schon gespannt, was der Vater mit der Notiz meint.