Kapitel 10
Aufgeregt zwitschern und hüpfen die kleinen Meisen um Sina herum, die winzigen Vögel sind ihr gegenüber zutraulich. So schön der Anblick auch sein mag, ändert dies nichts an der Tatsache, dass Sina mal wieder die Fenster öffnete. Ob Gärtner, Bedienstete oder sonst wer. Die Gefahr, aufzufliegen besteht. Drei weitere Tage sind vergangen. Alles nur, weil er per Bote mit dem Magisterturm kommunizieren muss und die Erlaubnis zur Weiterreise benötigt. Die Antwort von seinem Arbeitgeber erhielt er vor nicht mal eine Stunde. Der Magisterturm hat den Verlust von Linus gemeldet und akzeptiert das Angebot vom Grafen, dass dieser einen Paladin für einen ihrer Schüler zur Verfügung stellt. Sicherlich spielte hier das lange Empfehlungsschreiben vom Grafen eine Rolle, dass auf die Rettung seiner Tochter und das Vermeiden einer Hungernot durch die befallene Ernte hindeutet. Ein Kriegsgebiet mag gewagt sein und doch sehen die großen Alchemisten eine großartige Gelegenheit für einen angehenden Heiler wie Clive, sich auf dem Schlachtfeld zu beweisen. Aber vorher muss er Sorge tragen, dass Sina nicht auffliegt. Und zuerst kämpft Clive mit dem Gewicht eines beladenen Tontopfes. Voll mit Erde. Ziel ist die Fensterbank. Aber für ihn erweist sich diese Aufgabe als große Herausforderung. Anders als bei Cuno fehlen dem jungen Alchemisten die Muskeln. Während der Paladin ein striktes Training Tag für Tag praktiziert, benutzt Clive lieber seinen scharfen Verstand.
Kaum schreitet er keuchend durch die Tür, entdeckt Sina ihn. Freudig steht sie auf und nimmt ihm den Blumentopf mit Leichtigkeit ab. Frustriert beobachtet Clive, wie sie das Gewicht ohne große Anstrengung durch die Räumlichkeit trägt.
„Oh danke, danke, danke, Clive“, freut sie sich und stellt den Tontopf auf die Fensterbank.
Er wünschte, er könne sich darüber freuen. Doch es beschämt ihn, wie sehr er mit dem Gewicht des Topfes kämpfte und selbst Sina mehr Kraft in den Armen aufweist.
„Darf ich nun den Grund für diese ungewöhnliche Bitte in Erfahrung bringen?“
Doch er wird jedoch gekonnt ignoriert, erneut. Sina hegt viele Geheimnisse und behält ihre Gedanken oft für sich. Sie ist ein geschlossenes Buch voller Mysterien. Statt ihm zu antworten, lächelt sie ihren tierischen Freunden zu und spricht sogar zu ihnen: „So, meine Kleinen. Gleich könnt ihr euch die Bäuche vollhauen.“
Sie umfasst entschlossen die Tonschale mit ihren Händen. Clive tritt respektvoll zurück, als ein Leuchten aus der Erde dringt. Etwas fängt in der Erde an zu keimen. Sina beschleunigt den Wachstumsprozess und innerhalb weniger Sekunden erwacht eine junge Rankpflanze, die stetig wächst.
„Oh, hast du …“, mehr braucht Sina nicht sagen.
Clive handelt schnell genug, er dreht sich um und greift nach langen Stöcken, die er bereits vor dem Topf organisierte. Er steckt die Rankenhilfe in die Erde und hilft schnell nach, bevor der dornige Stängel umknickt.
Mit Sinas Wundermagie schlingt sich die Pflanze um das Gestell, sodass diese nicht festgebunden werden muss. Auch wenn ihre Magie das Unmögliche möglich macht, würde er am Ende doch noch nachhelfen und mit Schnüren für Stabilität sorgen. Nur zur Sicherheit. Innerhalb kurzer Zeit erwacht eine prächtige Himbeerpflanze im Topf mit bereits reifen Früchten.
Hexerei!
Anders kann er sich das nicht erklären.
Sina kichert vergnügt, bevor sie sich eine reife Himbeere in den Mund steckt und sich an dem Geschmack erfreut. Schließlich füttert sie die Vögel mit den Beeren.
„Unfassbar! Du behauptest felsenfest, keine Hexe zu sein, doch einfach alles spricht da …“, will er sie darauf ansprechen.
Sina schnauft und bläst die Wangen auf. „Ganz Recht! Ich bin eine Fee! Das ist einfache Magie, Clive. Nichts, wofür du so ein verwundertes Gesicht ziehen musst. Hast du so etwas wirklich noch nie gesehen?“
Die Thematik beschwört immer aufs Neue ihren Zorn herauf. Dabei will er der Sache auf den Grund gehen und sie gleichzeitig vor einer Hinrichtung schützen.
„Es war nicht meine Absicht, dich zu erzürnen, Sina. Wirklich nicht. Jedoch bitte ich dich deine Magie nicht in der Öffentlichkeit zu wirken. Nur ein falscher Augenzeuge und du wirst für Hexerei angeklagt.“
„In was für eine Welt bin ich nur gefallen“, ärgert sich Sina leise.
„Gefallen?“, wiederholt er überrascht.
„Ja! Mein Dorf wurde angegriffen. Einer der Angreifer packte mich und warf mich über den Rand der Insel. Er wurde mich durch ein Portal los. Daher gehe ich davon aus, dass er es geöffnet hat. Das ist auch der Grund, warum ich nicht glaube, dass du mir helfen kannst, zurück nach Hause zu kommen. Oder kannst du etwa Portale öffnen?“
Kaum spricht sie zu Ende, rückt sie ihm verdächtig auf die Pelle. Mit einem prüfenden Blick, der bereits all ihre Zweifel untermauert.
Die Flut an Informationen müssen zuerst verarbeitet werden. Clive kribbelt es, alles niederzuschreiben. Doch Notizbücher sind teuer und wertvoll. Papier gehört zu einem seltenen Gut, das nur Adelshäuser und Männer der Schriften zu Teil wird. Erneut Tagträumt Clive wie sich zeigt, denn Sina nimmt enttäuscht von ihm Abstand, aber nur kurz. Sie kehrt zurück zu ihm und richtet ihm die Fliege.
„Deine Schleife saß schief.“
Eine beiläufige Geste. Sicherlich ohne Hintergedanken und doch schlägt sein Herz wie wild, wenn sie ihm nah ist. Wenn auch nur kurz.
„Danke.“
Ein Wort, das ihn mehr als Keuchen entrinnt und seine Wangen zum Glühen bringt.
„Gern geschehen.“
Am Ende lächelt sie wieder freudig, bevor sie die nächste Himbeere nascht.
Stille wurde zu Sinas engstem Feind. Und zu Clives Glück berichtet sie ihm noch mehr von ihrer Welt. „Naja weißt du, vielleicht bereue ich meine Rolle. Ich bin keine Kriegerfee, denn ich beschäftige mich eher mit der Pflanzenkunde und habe eine gute Beziehung zu Tieren. Ehrlich, eine Kriegerin wäre nie aus mir geworden. Ich bin da zu tollpatschig und viel zu laut.“
Sie kichert erheitert über ihre eigenen Worte. Sie strahlt und schwelgt in der Vergangenheit, was ihn zum Starren auffordert. Er wünschte, er könnte seinen Blick von ihr nehmen. Doch allein Sinas Anblick wärmt sein Herz.
„Ach, Clive. Siehe mich doch nicht an, als wäre ich ein Geist.“
Sie mag ihn tadeln, aber am Ende kichert sie wieder.
Ertappt fällt sein Blick hinab. „Entschuldige.“
Er kratzt sich verlegen am Hinterkopf und erinnert sich an ein anderes Detail, was er bei all der Aufregung verdrängte.
„Bei unserer ersten Begegnung fragt ich dich nach dem Namen der Blume, die du bei dir trugst.“
Sina schnippt freudig und erinnert sich. „Stimmt! Das war ein Schrecken. Ich sah dieses Funkeln in deinen Augen und dachte, du wolltest mir meine Meeresbohne schon aus der Hand reißen.“
Wie befürchtet. Clive lächelt bitter und verflucht sein fehlendes Feingefühl an jenem Tag.
„In der Tag hegte ich großes Interesse an dem Exoten. Doch nie käme mir in den Sinn, diesen aus deiner Hand zu reißen. Ich hatte Hoffnung, ein ehrliches Gespräch über die Pflanze könnte dir die Gefangenschaft etwas erleichtern. Du könntest kurz den Käfig vergessen und dich mit Dingen befassen, die dich aufheitern.“
„Ach so…“ Sina staunt kurz. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“
„Ich habe es versucht…“ Eine Ausrede, wie ihm selbst im Nachhinein scheint. „Entschuldige. Ich hätte mir mehr Mühe geben sollen.“
Ein Nicken und Sina begibt sich zu ihrem aufgehängten Gürtel, wo die exotische Pflanze schlummert. Sina trägt den Gürtel zu ihm, wo er feststellt, dass in einem kleinen Hohlraum Erde gefüllt wurde, sodass ihr Schatz ordentlich versorgt wird.
„Eine Meeresbohne“, wiederholt er sie zögerlich, „Was hat es hiermit auf sich?“
Sina drückt die Pflanze direkt an ihre Wange, als würde sie mit einer süßen Katze schmusen wollen und berichtet ihm voller Stolz: „Die Strandbohne kriecht auf sandigen Boden und bildet auf Dünen Teppiche. Sie lässt sich in Küstenregionen finden und wird für spirituelle Rituale genutzt. Ich nutzte sie aber auch als Beetpartner, denn ihr Wurzelwerk lockert die Böden und hilft beim Belüften. Gleichzeitig versorgt sie mit essentiellen Nährstoffen den Boden. Wir rösten die Samen an, für ein leckeres Heißgetränk. Manche hingegen bereiten diese lieber als Tee zu, ich nasche die Bohnen zwischendurch, um mein Mana aufzufüllen.“
Aus Gewohnheit zuckt Clive sein Tagebuch und schreibt alles nieder.
„Was genau meinst du mit Mana?“
„Mein Energiespeicher für Magie.“
Clive seufzt und quält sich damit, dieses Detail nicht aufzulisten. Aber das könnte ihn in Schwierigkeiten bringen.
„Oh, Sina! Wir müssen dieses Gespräch unbedingt später fortführen, sobald ich ein neues Notizbuch ergattert habe. Ich würde zu gern mehr über deine Magie und das Mana in Erfahrung bringen, doch allein diese Notizen könnten in falschen Händen unfassbaren Schaden anrichten.“
Sina nickt verständnisvoll und nähert sich neugierig, denn auch wenn er zu ihr sprach, blieben seine Finger nicht still. Im Nu fertigt er gekonnt eine Skizze über die Meeresbohne an. Beeindruckt pfeift Sina.
„Du kannst richtig gut zeichnen.“
Clive hebt den Kopf und gesteht: „Das Skizzierungen unserer Forschungen gehört zu einer wichtigen Aufgabe.“
Damit kommen sie zurück zu seiner Ausbildung und Sina nutzt die Chance, um etwas in Erfahrung bringen zu wollen.
„Hat sich etwas ergeben? Hast du eine Antwort von diesem Turm?“
Sie unterhalten sich oft bis spät in die Nacht über diverse Themen. Auch über seinen Beruf und über den Magisterturm. Auch den Berichten seiner Reise horchte sie mit großer Neugier, gleichzeitig konnte konnte in Erfahrung bringen, dass diese Kunstwerke auf ihrer Haut zu ihren Bräuchen gehören. Je nachdem, für welche Richtung sich eine Fee entscheidet, bekommt sie die entsprechende Tätowierung.
Mit Magenschmerzen blickt Clive in die Zukunft. Denn Kriege mied er bislang. Und doch will er helfen. Nur zieht er Sina mit in die Sache.
„Die Reise wird fortgesetzt“, gesteht er mit gemischten Gefühlen.
„Du wirkst angespannt“, erkennt sie.
„Gerade in einem Kriegsgebiet kann ich mich als Alchemist beweisen, aber damit bringe ich dich in Gefahr“, berichtet er ihr von seinem Zwiespalt.
Sie winkt jedoch locker ab und hebt stolz ihre Brust. „Ach mache dir keine Sorgen um mich, ich bin taff und kann dir gleichzeitig unter die Arme greifen.“
„Wenn du Magie wirkst, bringst du uns in Schwierigkeiten“, erinnert er sie mit strengem Ton.
„Spielverderber“, flüstert Sina etwas gedankenverloren, während sie ihre Tierfreunde beobachtet.
„Ich verstehe, dass es nicht leicht ist, solch eine Gabe zu verstecken. Aber deine Sicherheit geht vor“, äußert er sich dazu.
Wie ein trotziges Kind legt sie den Kopf in den Nacken, bevor sie ihn schroff erinnert: „Wir hatten bereits darüber gesprochen, Clive. Hab etwas mehr Vertrauen.“
Er möchte nur zu gern kontern, jedoch unterbricht sie ein Klopfen. Ein Blick zurück zeigt den offenen Durchgang und ihren Gast. In all dem Trubel vergaß Clive, die Tür zu schließen, so wie es eigentlich von ihm verlangt wurde, um die Neugier unter dem Personal nicht weiter zu füttern.
„Ähm, Cuno, nicht wahr?“, spricht Sina an Clive vorbei und lächelt dem Besucher freundlich an.
Sie steckt sich sorglos die nächste Himbeere in den Mund, während der Paladin eintritt.
Cuno schließt mit einem vorwurfsvollen Blick die Türen, bevor er wortlos an ihnen vorbeischreitet. Gezielt zu den Fenstern, bis er die vielen Meisen im Raum entdeckt.
„Wie in aller Welt sind die vielen Vögel hier reingekommen?“, fragt er verblüfft nach.
„Sie leisten mir Gesellschaft und haben Hunger. Hier möchtest du eine Himbeere?“, bietet sie ihm mit unschuldiger Mine an.
Cuno wendet sich verzweifelt von ihr ab und atmet laut aus.
„Clive? Versteht ihr den Ernst eurer Lage? Hatten wir nicht über die Türen und Fenster gesprochen?“, wendet sich der Paladin vorwurfsvoll an den Alchemisten.
„Entschuldige …“, will Clive beginnen.
„Du musst dich nicht für mich entschuldigen, Clive! Ich allein habe die Fenster geöffnet“, unterbricht Sina ihn.
„Und ich habe die Türen vergessen“, erinnert er sie sanft.
Sina legt ihren Kopf schief, bevor sie amüsiert lächelt.
„Du hast Recht, wir beide waren kopflos.“
Am Ende kichert sie freudig.
„Keine Haustiere“, schimpft Cuno streng.
Seine Worte richten sich gezielt an Sina, die ihn beleidigt anblinzelt.
„Ist ja gut“, bringt sie schmollend hervor.
Der Paladin will gerade zu Clive sprechen, da landet ein Vogel auf seiner Schulter. Sina muss lachen, als Cuno sich zum Affen macht. Er bekommt den Vogel nicht verscheucht, stattdessen hüpft die Meise immer näher zu seinem Gesicht, um sich gegen seine Wange zu drücken. Als der Paladin nach dem Vogel greifen möchte, fliegt diese auf die andere Schulter. Schnell gibt sich Cuno geschlagen, woraufhin Sina sich ihm nähert. Das scheint dem Paladin nicht geheuer zu sein.
Er droht ihr: „Wenn du mich verhext, dann schmeiße ich dich aus dem Anwesen.“
„Ich bin keine Hexe, ich bin eine Fee“, berichtet sie ihm augenrollend.
„Was ist eine Fee? Ein Narr unter den Hexen?“, eine ernstgemeinte Frage von Cunos Seite.
Zornig blitzen ihre Augen auf.
„Ich bin keine Hexe!“, erinnert sie ihn wütend daran.
„Schwer vorstellbar“, brummt der Paladin.
Sina nimmt mit erhobenen Händen Abstand und beschließt: „Gut, das reicht mir. Ich wollte dir den Vogel von der Schulter holen, aber jetzt ist es mir egal. Die kleine Vogeldame hat dich gern und schon länger im Auge, du wirst sie so schnell nicht los.“
Empört stiert Cuno zu ihr hinüber. „Was? Du erlaubst es dir zu scherzen!“
„Nein, ganz und gar nicht. Es tut mir nur für den Vogel leid, dass sie sich in so einem Brummbär verliebt hat“.
Hilfesuchend blickt der Paladin zu Clive, der Alchemist versucht schließlich sein Glück. Doch der Vogel lässt sich einfach nicht einfangen, selbst mit einer Beere nicht. Woraufhin Cuno in dem Punkt aufgibt.
„Das Gefieder muss hier raus, Hexe! Und lass die Fenster zu und die Vorhänge geschlossen!“, tadelt er Sina.
Sie erwidert seinen zornigen Blick, bevor sie sich bei den Vögeln verabschiedet. Ihre Vogelfreunde fliegen tatsächlich davon, alle außer der gefiederten Dame auf Cunos Schulter. Widerwillig schließt Sina das Fenster und zieht die kirschroten Samtvorhänge zu.
Hoffnungsvoll blickt der Paladin auf, als die Vogeldame zu der Himbeerpflanze fliegt. Seine Hoffnung wird schnell niedergeschmettert, seine Verehrerin kehrt mit der Beere zurück und hält ihm diese vor der Nase.
„Hat er gar nicht verdient“, spricht Sina zu der Meise.
„Ich will auch nicht“, gesteht Cuno etwas verbittert.
„Du musst! Es ist ein Geschenk nur für dich, ein Ausdruck ihrer Zuneigung“, betont Sina streng.
„Bitte sag mir, dass ich träume, Clive“, verzweifelt der Paladin.
„Nimm die Beere jetzt entgegen“, spricht Sina mahnend zu ihm.
„Die Himbeere ist sicherlich lecker“, will Clive ihn dazu ermutigen.
„Wirklich? Schon gekostet? Du vertraust der Hexe doch, also bitte koste doch vor“, kommt der Paladin ihm so.
Clive will kontern, doch Sina stoppt neben ihm. Sie hält ihm eine Himbeere vor die Nase. Ihrem Blick nach zu urteilen, duldet sie keine Widerworte. Also greift er danach und hofft, diesen Snack zu überleben.
Zögernd landet die rosa Beere in seinem Mund, wo sich ihre Süße sofort bemerkbar macht. Es zaubert ihm ein Lächeln auf die Lippen, Sina nickt ihm zufrieden zu. Sie tätschelt ihm über den Kopf wie bei einem Tier, woraufhin er auffallend räuspert.
Cuno scheint ebenfalls überzeugt und nascht die vom Vogel geschenkte Beere, woraufhin die Meise glücklich um ihn herum flattert.
„Hexe, sag mir …“, will er beginnen.
„Sina!“, fällt sie ihm ins Wort.
„Na schön, Sina. Woher kommst du?“
„Von weit, weit und noch weiter her“, antwortet sie ihm frech.
Er seufzt und geht vom Falschen aus: „Also eine halbe Weltreise.“
„Sag mir, Brummbär, weißt du, was ein Portal ist?“, fragt Sina ihn herausfordernd.
„Bitte was?“, auch Cuno scheint mit dem Begriff nicht viel anfangen zu können.
Sie lächelt verzweifelt und beschwert sich im Nachhinein: „Ich bin verloren.“
„Sie ist eine Hoffnärrin oder eine Märchenerzählerin oder?“, fragt Cuno den Alchemisten.
„Sie sagt, sie wäre eine Fee“, antwortet Clive ihm.
Ein Begriff, der Cuno nicht weiterbringt und sichtlich überfordert. „Was zum Geier ist eine Fee?“
„Ich bin kein Mensch, kein Dämon, kein Geist und keine Hexe. Habe ich etwas vergessen? Wir Feen beherrschen den Umgang mit Magie, wir konzentrieren uns auf viele Gebiete. Unsere Kraft beziehen wir aus der Energie, die uns umgibt“, erklärt Sina ihnen.
„Ich verstehe kein Wort“, gesteht der Paladin.
Sina seufzt erschöpft. „Das war zu erwarten!“
Cuno umfasst sein Kinn und spricht mit seiner nächsten Frage unüberlegt: „Kann man dich töten?“
Empört öffnet Sina den Mund, auch Clive bereitet diese Frage Magenschmerzen. Anscheinend weiß Cuno nichts mit Sina anzufangen und er schüchtert sie unbewusst mit seinem kalten Kriegerherzen ein.
„Bist du immer so unhöflich?“, konfrontiert sie den Paladin.
„Das ist keine Antwort auf meine Frage“, gestattet Cuno keinen Themawechsel.
Sina kommt jedoch auf etwas anders zurück: „Ein Portal ist eine Tür in eine andere Welt. Stellt euch vor, ihr öffnet diese Türen und landet in einer völlig fremden Welt ohne Menschen.“
„Gut, du hast mich überzeugt. Du kannst den Leuten unterwegs Märchen erzählen, du hast eine blühende Fantasie“, reagiert der Paladin anders wie erwartet.
Da sich Cuno zur Tür begibt, fragt Sina ihn: „Wohin gehst du?“
„Verzeih mir, wenn ich mir nicht den ganzen Tag hier deine Märchengeschichten anhören kann. Ich habe noch einiges zu tun, entschuldigt mich bitte!“
Sina steigt die Zornesröte ins Gesicht. Sie beobachtet genervt, wie Cuno hinter den Türen verschwindet.
„Glaubst du mir wenigsten, Clive?“, fragt sie den Alchemisten hoffnungsvoll.
„Selbstverständlich“, versichert Clive ihr.
„Er ist gemein“, schimpft sie.
Doch Clive zeigt großen Optimums. „Er ist ein ehrvoller Krieger, ein Beschützer des Volkes und sehr pflichtbewusst. Du änderst deine Meinung sicher noch über ihn.“
Die anstehende Reise wird sicher alle drei verändern, daran zweifelt der Alchemist nicht.






























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