DBdD-Kapitel 35

Yelir wachte am nächsten Morgen sehr früh auf, während Zunae noch immer in seinen Armen schlief. Sie hatte sich zusammengekuschelt und ihr Gesicht an seiner Schulter vergruben, während sie ruhig atmete.
Es war so ein süßer Anblick, dass er liegenblieb und Zunae sanft durch die Haare fuhr. Sie würden bald aufstehen müssen, denn es gab viel zu tun. Trotzdem wollte er ihr noch ein wenig Zeit geben. Wenn er aufstand, würde sie erwachte, da war er sich sicher.
Gestern Abend hatte er geglaubt, dass er zu laut gewesen war, doch wenn er zurückdachte, dann war sie immer wach, wenn er zurückkehrte. Manchmal hatte sie zwar getan, als würde sie schlafen, doch er hatte es an ihrem Atem erraten.
Fühlte sie sich vielleicht ohne ihn unsicher?
Ein leises Grummeln erklang, bevor sich Zunae bewegte, sodass ihr Gesicht frei wurde und sie blinzelnd die Augen öffnete.
»Guten Morgen«, flüsterte sie verschlafen und rieb sich eines ihrer Augen.
Yelir lachte leise, denn es sah so süß aus, dass er sie am liebsten küssen wollte. »Guten Morgen. Du kannst noch ein bisschen schlafen, aber ich muss aufstehen«, erklärte er sanft, während er ihr durch die zerzausten, roten Haare fuhr.
Zunae brummte unwillig. Sie wollte, dass er noch liegenblieb, doch sie wusste, dass sie einiges zu tun hatten.
»Schade, dass wir nicht mehr auf dem Schiff sind«, murmelte sie, denn das hätte sie fast vergessen.
Als Yelir sich daran zurück erinnerte, was sie die letzten Wochen gemacht hatten, grinste er und küsste ihre Stirn. »Ich bin sicher, wir können uns so eine Auszeit wieder nehmen, wenn alles geklärt ist«, sagte er, denn auszuschlafen war nicht das einzige, was er wollte.
»Bestimmt«, murmelte Zunae, gähnte und erhob sich langsam.
Das durchsichtige Kleid schmiegte sich perfekt an ihren Körper, weshalb er den kleinen Bauch erkannte, der sich darunter wölbte.
Yelir kam nicht sofort auf die Idee, dass sie schwanger sein könnte. Er war einfach nur zufrieden damit, dass sie nicht mehr wie Haut und Knochen aussah, sondern etwas zulegte. Das hieß, dass es ihr gut ging, was ihn beruhigte.
Yelir blieb liegen, während sich Zunae auszog und dann im Kleiderschrank nach passender Kleidung suchte.
Wie jeden Morgen würde sie ins Bad gehen und sich dort frischmachen, bevor sie sich anzog und auf den Weg zu ihrer Arbeit machte.




Yelir brauchte nicht so lange, weshalb er auch den Anblick, den seine Frau ihm bot, genoss.
Seine Augen fuhren über jeden Zentimeter ihrer reinen Haut, was Zunae einen Schauer über den Rücken wandern ließ. Es war ein angenehmer Schauer, der sie fast zurück in seine Arme trieb. Aber sie hatten viel Arbeit vor sich. Nicht nur Yelir, sondern auch sie.
»Ich gehe jetzt ins Bad«, bemerkte Zunae, die ein passendes Kleid gefunden hatte.
Yelir nickte und erhob sich. Es wurde Zeit, dass auch er sich fertig machte, weshalb er sich die Kleidung aus streifte, während Zunae ins Bad ging.
Er selbst kämmte sich nur kurz die Haare und wusch sich sein Gesicht in einer Schüssel Wasser, die neben dem kleinen Schminktisch stand, den Yelir Zunae geschenkt hatte.
Als er fertig angezogen war, kam auch Zunae aus dem Bad. Sie trocknete sich gerade die Haare und war nur in einen Bademantel gekleidet.
»Ich mache jetzt los«, sagte Yelir, der zu seiner Frau trat und ihr einen Kuss auf die Stirn drückte.
»Überarbeite dich nicht«, bat Zunae, die durchaus bemerkt hatte, dass Yelir recht starke Augenringe hatte. Trotzdem wirkte er nicht zu müde, weshalb sie sich noch keine Sorgen machte. Zunae ahnte aber auch nicht, dass er sie die halbe Nacht lang beobachtet hatte.
Obwohl Yelir nicht wollte, verließ er sein Zimmer, um zu seinem Arbeitszimmer zu gehen. Dort angekommen seufzte er, denn die Dokumente stapelten sich nicht nur auf seinem Schreibtisch, sondern auch daneben.
Degoni war niemand, der gern las, weshalb es ihm auch sehr schwerfiel das zu tun. Also hatte Yelir schon mit viel Arbeit gerechnet, doch sicher nicht mit so viel. Er würde Hilfe brauchen, um alles zu sichten. Zunae konnte er allerdings nicht fragen, denn diese hatte alle Hände voll mit ihren eigenen Sachen zu tun.
Also setzte er sich und begann, die Briefe zu öffnen.
Schon nach dem ersten war er frustriert. Er ähnelte den Briefen, die Degoni ihm schon gezeigt hatte, weshalb er ihn zur Seite warf. Allerdings nicht in den Papierkorb. Er würde dort die Briefe sammeln, die Zunae verunglimpften. Immerhin wollte er sich die Fürsten genauer ansehen und merken.
Während Yelir einen Brief nach dem anderen öffnete, bemerkte er gar nicht, wie lange er eigentlich schon arbeitete.




Irgendwann klopfte es leise.
Überrascht sah er auf und runzelte die Stirn. »Herein«, sagte er, war aber überrascht, dass Ariel eintrat.
Sie trug ein Tablett bei sich, auf dem dampfender Kaffee und eine Kleinigkeit zum Essen standen. »Ich dachte mir, Ihr braucht vielleicht einen Wachmacher«, sagte sie und stellte das Tablett auf einen kleinen Nebentisch.
Ariel musterte Yelir vorsichtig und bemerkte die tiefen Augenringe.
Yelir sah in Ariel jedoch eine Möglichkeit. »Hast du gerade etwas zu tun?«, fragte er, denn im Moment konnte er jede Hilfe gebrauchen.
Überrascht blinzelte Ariel. »Eigentlich nicht«, erwiderte sie, denn im Moment beschäftigte sie sich lediglich damit, Kerzen zu ziehen, um sich die Langeweile zu vertreiben.
»Dann setz dich und hilf mir bei den Briefen«, wies Yelir sie an, denn dann musste er sie wenigstens nicht alle selbst öffnen.
Ariel blickte ihn überrascht an, zog sich aber einen Stuhl hervor. »Was soll ich tun?«, fragte sie, da sie nicht ganz wusste, was Yelir von ihr wollte.
»Die Brief öffnen und mir hinlegen, damit ich sie sichten kann«, erklärte er, denn das war eine einfache Aufgabe, die ihm jedoch sehr half.
»Sehr gern«, erwiderte Ariel mit einem Strahlen, dass Yelir sie mit einband.
Sie hatte die Zeit mit ihm sehr genossen und hatte seine Rückkehr herbeigesehnt, auch wenn sie nicht angenommen hatte, dass sie gleich einen Tag später mit ihm die Zeit im Arbeitszimmer verbringen würde.
Aril ging begeistert der Aufgabe nach, die Yelir ihr gegeben hatte. Sie arbeiteten stumm nebeneinander, bis Ariel alle Briefe geöffnet und auf einen Stapel gelegt hatte. Sie war zwar neugierig, doch kam nicht auf die Idee, sich die Inhalte anzusehen. Dafür beobachtete sie Yelirs Reaktion und den Stapel von Briefen am Boden. Sie alle ärgerten Yelir, was Ariel beunruhigte. »Ihr seht müde aus. Bitte überarbeitet Euch nicht und macht eine Pause«, bat Ariel, die sich erhob. »Ich bringe Euch einen weiteren Kaffee«, erklärte sie, was Yelir nicken ließ.
Erst, als Ariel den Raum verlassen hatte, rieb er sich die Schläfe. Seine Augen schmerzten und er merkte, wie müde er war.
Eigentlich hatte Ariel recht und er sollte sich ausruhen. Erst einmal trat er jedoch ans Fenster und öffnete es.




Im Innenhof erkannte er Zunae, die gerade mit Luenara lachte. Allerdings blickte sie im nächsten Moment nach oben, wo sie Yelir entdeckte und ihn anstrahlte.
Yelirs Mundwinkel zuckten, doch da man ihn sehen konnte, wollte er seine Gefühle nicht zu deutlich zeigen.
In ihren vier Wänden war es noch etwas anderes als vor sämtlichen Angestellten. Als König durfte er nicht zu nahbar wirken. Außerdem wollte er auf keinen Fall, dass jemand dachte, Zunae wäre eine Möglichkeit, ihm zu schaden. Das würde sie nur noch mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.
Yelir beobachtete Zunae noch einen Moment, bevor er sich wieder zurückzog.
Er betrachtete den Stapel an Briefen, die am Boden lagen und seufzte. Der Stapel war zwar der größte, doch die anderen hatten es auch in sich. Vor allem der, der eigentlich für Zunae gedacht war. Es gab Händler und Handwerker, die um ein Darlehen baten. Sie hatten das aus Vereven gehört, wussten aber nicht, wie sie eines erhielten konnten, weshalb sie Yelir zögerlich und vorsichtig schrieben.
Allerdings hatte Yelir für sich entschieden, dass Zunae entscheiden sollte. Es war ihr Geld und das, was sie bei ihrer Hochzeit an ihn gegeben hatte, würde er nutzen, um die Burg wieder auf Vordermann zu bringen. Wenn Zunae ihr eigenes Geld in sein Land steckte, dann wollte er seines nutzen, damit sie ein gutes Leben hatte.
Vielleicht war das ein dummer Gedanke und er sollte, gerade als König, mehr an sein Land denken, doch wenn er ehrlich war, wusste er gar nicht, was diese Handwerker und Händler brauchten. Er konnte auch nicht richtig einschätzen, ob es verschwendetes Geld war oder nicht.
Als er sich zurück an seinen Schreibtisch setzte, ging die Tür und Ariel kam mit einem weiteren Kaffee.
Yelir bemerkte auf dem Tablett eine Kerze, was ihn die Stirn runzeln ließ. »Was ist das?«, fragte er neugierig, da er nicht verstand, was genau sie damit wollte.
»Eine Kerze, die ich selbst gemacht habe. Fürst Dainte hat mir Kräuter gegeben, die mir beim Einschlafen helfen sollen. Sie sind in die Kerze eingearbeitet. Ich dachte … sie könnte Euch vielleicht helfen«, sagte sie, wobei ihr Gesicht sich etwas rot färbte und sie den Blick abwandte.
Über Yelirs Gesicht huschte Überraschung. »Das ist sehr zuvorkommend«, sagte er, da er nicht mit einem derartigen Geschenk gerechnet hatte.




Ariel strahlte, als er das Geschenk annahm, weshalb sie das Tablett auf den Tisch stellte und knickste. »Ich werde mich dann jetzt zurückziehen, wenn Ihr mich nicht mehr braucht«, sagte sie, wartete aber noch auf Yelirs zustimmendes Nicken.
»Danke, du hast mir sehr geholfen«, sagte er, denn so konnte er seine Zeit nun mit den wichtigen Inhalten befassen und musste nicht erst alles öffnen. So würde er hoffentlich einiges nachholen können. Die richtige Arbeit kam aber erst noch, nachdem er alles sortiert hatte.

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