Dornröschen – Diagnose: Narkolepsie

»Und dann… bin ich einfach wieder eingeschlafen. Mitten im Gespräch.« Dornröschen sitzt im weißen Sessel einer schicken Privatklinik, umgeben von Zimmerpflanzen und beruhigenden Pastellfarben. Gegenüber sitzt eine Neurologin mit ernstem Blick und Klemmbrett.

»Wie oft passiert das, Frau Röschchen?«

»Ziemlich oft. Beim Frühstück, in Meetings, letztens sogar beim Zähneputzen. Zack – Augen zu, und weg war ich.« Sie wirkt erschöpft, unter den Augen tiefe Schatten. »Am Anfang dachte ich: Okay, ich hab ein Schlafdefizit, immerhin war ich hundert Jahre weg. Aber langsam… glaub ich, ich hab einfach ein Problem.«

Die Ärztin nickt. »Wir haben einige Tests gemacht. Und ja – ich kann Ihnen jetzt bestätigen, dass Sie unter Narkolepsie leiden. Das ist eine neurologische Erkrankung, bei der das Gehirn die Schlaf- und Wachphasen nicht richtig reguliert.«

»Ich wusste es!« ruft Dornröschen. »Ich hab’s gewusst!« Und dann kippt sie zur Seite und schläft ein.

Die Ärztin bleibt ruhig, wartet einen Moment, dann klatscht leicht in die Hände. Dornröschen schreckt hoch. »Wie lange war ich weg?«

»Sieben Minuten.«

»Na super.« Dornröschen reibt sich die Augen. »Und was jetzt? Ich kann doch nicht mein Leben lang alle sieben Minuten einnicken. Die Leute fangen schon an, Witze zu machen. ›Da pennt die Prinzessin wieder‹, ›Schläft die sich wieder schön‹, ›Morgenmeeting? Besser ein Wecker pro Minute.‹ Ich kann nicht mehr!«

Die Ärztin blättert in ihren Unterlagen. »Es gibt Medikamente, die die Wachphasen stabilisieren. Und Methoden zur Schlafhygiene. Regelmäßige Powernaps, ein klarer Tagesrhythmus…«

»Powernaps? Ich BIN ein wandelnder Powernap!« stöhnt Dornröschen.

»Und psychologische Betreuung kann helfen, um mit der Belastung umzugehen.«

»Klingt super. Vielleicht mach ich auch gleich ein Café auf: ›Nickerchen & Co.‹, Schlafplatz mit Kaffee. Ich leg mich neben die Gäste.«

Die Ärztin lächelt. »Oder Sie machen es wie viele Betroffene: Offen damit umgehen. Vielleicht öffentlich. Bewusstsein schaffen.«

»Eine Schlaf-Influencerin? ›Röschchen schnappt sich den nächsten Nap‹?«

»Warum nicht? Sie haben immerhin Erfahrung. Hundert Jahre Schlaf – das ist Rekordniveau.«



Dornröschen lacht müde. »Stimmt. Und ich kann jedes Kissen blind bewerten.«

»Fangen Sie damit an«, schlägt die Ärztin vor. »Und vergessen Sie den Wecker nicht.«

Dornröschen grinst schief. »Wenn ich den nicht verschlafe.«

Dann sackt sie wieder weg – mitten im Gespräch. Die Ärztin seufzt, notiert: ›Therapie begonnen. Müdigkeit konstant. Humor bleibt erhalten.‹

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