DBdD-Kapitel 69

Zunae bemerkte nicht, dass es bergab ging und sie sich zu einer Höhle unterhalb des Tempels begaben. Stattdessen erkannte sie in der Ferne etwas, das aussah wie ein Nebel aus hunderten Glühwürmchen.
Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, empfing sie eine Höhle, deren Decke aus transluzentem Stein bestand, sodass überall ein angenehmes, diffuses Licht herrschte.
Staunen stieg in Zunae auf, als sie erkannte, dass es keine Glühwürmchen waren, wie sie angenommen hatte. Es war der Dampf der Quelle.
Diese befand sich in einem großen, unregelmäßig geformten Becken, der von glänzenden Steinen eingerahmt wurde. Das Wasser lag kristallklar und schimmernd vor ihnen, als würde es sie magisch anziehen wollen. Die blauen und silbernen Mineralien, die sich überall bildeten, schimmerten ebenfalls und wiesen den Weg.
Der Boden der Quelle war mit leuchtenden Steinen versehen, sodass auch hier der Sternenhimmel schimmerte.
Die Priester waren sehr bedacht darauf, künstliche Sternenhimmel zu imitieren, weil der Gott der Seelenkatzen als Gott des Sternenhimmels anerkannt war.
Yelir führte sie zu einer kleinen Niche, die durch einen fast transparenten Vorhang abgetrennt war.
Hier gab es ein kleineres Becken, einen Hocker und einige Eimer. Dazu einen Kleiderständer.
Zunae bemerkte erst jetzt die Wärme, die hier herrschte. Dadurch, dass sie noch immer einen Mantel trug, begann sie zu schwitzen und legte ihn ab. Darunter trug sie lediglich ein einfaches Nachtgewand, da sie nicht vor hatte, danach noch viel zu tun.
Yelirs Blick wurde dunkel, als er den nachtblauen Stoff mit den kleinen Kristallen bemerkte.
Es war ihm vorher schon aufgefallen, dass sie begonnen hatte, die Farben seines Reiches zu tragen, doch noch nie hatte er sie in einem solch wunderschönen Blau gesehen.
»Möchtest du dich allein waschen, bevor wir ins Becken gehen, oder soll ich dich waschen?«, fragte er mit rauer Stimme und hoffte auf Zustimmung.
Zunae wandte sich mit einem Lächeln zu ihm um. »Nur, wenn ich dir ebenfalls den Rücken waschen darf«, erwiderte sie, wobei ihr nicht entging, dass Yelir ein wenig rot um die Nase war. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, sie danach zu fragen, aber da Zunae es anbot, konnte er kaum ablehnen.




Also zog auch er sich den Mantel aus und hing ihn über den Ständer.
Die Diener hatten bereits Kleidung für sie aufgehängt. Darunter auch dicke Bademäntel aus kuscheligem Stoff, die sie sich überwerfen konnten, wenn sie auf dem Rückweg waren.
Für einen Moment herrschte Stille, die erst durch Zunae unterbrochen wurde. Das leise Rascheln ihres Stoffes erklang, als sie sich ihres Nachthemdes entledigte.
Yelirs Augen wurden groß, als ihm bewusst wurde, dass sie keine Unterwäsche trug und nun völlig nackt, wie die Natur sie geschaffen hatte, vor ihm stand.
Ein leichtes Kribbeln breitete sich in ihm aus und die Vorfreude, diese zarte Haut zu berühren, wurde immer größer.
Er hatte sie schon viele Male berührt. Immer mit einer Ausrede verbunden. Ob er ihr ine Strähne aus dem Gesicht gestrichen hatte, oder ihre Hand genommen, um sie zu führen, doch nichts davon hatte gereicht. Er wollte mehr. Wollte ihren weichen Körper in seinen Armen wissen und sie einfach nur halten.
Als Yelir bewusst wurde, dass er mit seinen Augen jeden Zentimeter ihres Körpers entlangglitt und sie es auch noch zuließ, räusperte er sich schließlich.
»Setz dich«, wies er rau an, obwohl er eigentlich nicht vor hatte, sie herumzukommandieren. Allerdings waren ihm seine Gefühle so neu, dass er nicht damit umzugehen wusste. Die Angst, dass seine Berührungen sie verschrecken würden, war allgegenwärtig. Nachdem, was ihr geschehen war, wäre das eine völlig nachvollziehbare Reaktion.
Trotzdem ließ sie sich langsam und so elegant wie es nur ihr zu eigen schien, auf dem Hocker nieder. »Du solltest dich such ausziehen, sonsz wirst du nass«, bemerkte sie mit einem Lächeln, das eindeutig auffordernd war.
Yelir schluckte, denn er wusste nicht, ob er in der Lage war, ihren Blick so einfach zu ertragen. Sie war viel selbstsicherer in diesen Dingen als er. Bisher hatte er sich aber auch nie für Frauen interessiert. Er hatte also auch keine Erfahrungen. Was er aber auf keinen Fall zugeben würde.
»Das wirst du dir verdienen müssen«, sagte er schließlich, um sie etwas zu ärgern. Es ließ sie lediglich leide lachen.
Yelir griff nach dem kleine Eimer, in dem sich ein weicher Schwamm befand, bevor er sich eine Lavendelseife von einem kleinen Gestell griff.




Die Priester waren recht fortschrittlich und so gab es Rohre, durch die Wasser floss, das mit magischen Kristallen besetzt waren. Dadurch war das Wasser, das Yelir in den Eier fließen ließ, bereits angenehm temperiert.
Scheinbar gelassen und mit Ruhe tauchte er den Schwamm ein und rieb die Seife darauf. Er ließ sich Zeit, weil er nicht wusste, wie er reagieren sollte, wenn er sie wusch. Die Vorstellung zog ihn an, ängstigte ihn jedoch auch. Es war das erste Mal, dass er so intim wurde.
Irgendwie schaffte er es schließlich, den Schwamm auf Zunaes Rücken zu legen. Diese hatte ihre Haare nach vorn genommen und zuckte nicht einmal, was Yelir Mut fassen ließ. In vorsichtigen Kreisen begann er damit, ihren Rücken zu waschen.
Immer wieder wanderte er zu ihrem Hals hinauf und ein Stück nach vorn zu ihrem Dekolleté, oder an ihren Seiten entlang zu ihrem Bauch.
Obwohl der Schwamm zwischen seiner Hand und ihrer Haut war, spürte er doch das Kribbeln in sich aufsteigen. Er spürte einen ungeahnten Hunger, der ihn sich vorstellen ließ, wie er sich zu ihr beugte und an ihrem Hals knabberte.
Yelir riss sich zusammen, wusste er doch, dass es ungut enden konnte, wenn er diesem Hunger nachgab. Als Abkömmlinge der Seelenkatzen war er kein einfacher Liebhaber und auch nicht immer sanft. Nur konnte er sich das im Moment nicht leisten. Zunae hatte sein bestes verdient, bis sie beide wussten, wie weit sie gehen konnten.
Er spürte, wie sie sich unter seinen Berührungen entspannte, was ihm zeigte, dass er alles richtig machte.
Er wusch ihren Rücken gründlicher, als er es gemusst hätte, doch er wollte sie weiter berühren. Am liebsten noch sehr viel mehr. Allerdings hielt er sich zurück.
»Dreh dich ein Stück«, hauchte er in ihr Ohr, damit er auch noch den Rest ihres Körpers waschen konnte. Er traute sich nicht, um sie herumzugehen, weil er sie netscheiden lassen wollte, was sie ihm zeigte. Allerdings hatte er sich völlig umsonst Sorgen gemacht.
Zunae wandte sich ihm ohne Scham zu. Ihre Augen waren jedoch vor Entspannung geschlossen, was Yelir schmunzeln ließ. »Ich kann auch sehr gut massieren«, bemerkte er, weil er festgestellt hatte, wie verspannt sie war. Eine Massage würde ihr sicher gut tun.




»Vielleicht im Wasser«, murmelte sie und dachte gar nicht daran, sich großartig zu bewegen.
Nicht einmal, als er mit dem Schwamm an ihren Brüsten entlangfuhr, auch wenn er versuchte, diese nicht direkt zu berühren.
Trotzdem erntete er ein zufriedenes Seufzen, was dafür sorgte, dass er vorsichtig und testweise mit dem Schwamm die Unterseiten ihrer Brüste wusch. Seine Finger fuhren dabei immer wieder über die sanfte Haut, was Zunae leicht schaudern ließ. Sie war an diesen Stellen unglaublich empfindlich, genoss aber Yelirs Berührung.
»Ich bin nicht aus Zucker«, flüsterte sie, um ihn etwas anzuspornen, weiter zu gehen.
Yelir beugte sich jedoch lediglich zu ihrem Ohr. »Ich bin hier, um dich zu waschen«, flüsterte er. »Den Rest heben wir uns für die Hochzeitsnacht auf«, bemerkte er, was Zunae leicht grummeln ließ. Sie genoss es zwar, von ihm so gewaschen und gestreichelt zu werden, doch sie wollte mehr.
Die Schmetterlinge in ihrem Bauch spielten verrückt und die Hitze zwischen ihren Beinen war nicht mehr zu ignorieren.
Sanft küsste Yelir ihr Ohr, was Zunae erschaudern ließ.
Das Gefühl auf seinen Lippen berauschte ihn. Ihren Duft in der Nase drückte er erneut seine Lippen auf ihre Haut. Dieses Mal jedoch auf die stelle unter ihrem Ohr. An ihren empfindlichen Hals.
Zunae seufzte auf und legte den Kopf auffordernd schief.
Von wegen er wusch sie nur! Seine Lippen ließen kleine Blitze durch ihren Körper wandern und sorgten dafür, dass eine Gänsehaut sich ausbreitete.
»Bist du dir sicher, dass du das willst?«, fragte Yelir leise. »Die Hochzeitsnacht ist zwar Tradition, aber wenn du das Gefühl hast … wenn du dich unwohl fühslt … Ich möchte nicht, dass du dich gezwungen fühlst.«
Das war etwas, das ihm durch den Kopf ging, seitdem sie ihn von der Vision erzählt hatte.
Die Männer hatten sie gegen ihren Willen genommen und diese Tatsache war nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Sie ließ seine Berührungen zwar zu, doch das hieß nicht, dass es ihr gefallen musste. Vielleicht war sie nicht in der Lage, mit ihm intim zu werden, auch wenn sie diese Streicheleinheiten zuließ. Er wollte, dass sie wusste, dass er es akzeptierte und ihr deshalb nicht böse war.
»Solange du es bist, ist es in Ordnung«, flüsterte sie, denn Yelirs Gegenwart und seine Berührungen sorgten dafür, dass sie sich sicher fühlte. Dass sie nicht an die Männer und den dunklen Raum denken musste. »Aber ich fühle mich noch nicht bereit für Kinder«, gestand sie leise.




Yelir, der sanft ihren Nacken küsste, hielt inne.
»Das verstehe ich«, sagte er, denn eigentlich fühlte auch er sich noch zu jung dafür. Allerdings war es ihre Pflicht, ihm Nachkommen zu schenken und die Fürsten erwarteten, dass sie zumindest intim wurden.
»Willst du dann die Hochzeitsnacht verschieben?«, fragte er, wobei er sie aus einem Instinkt heraus an seine Brust zog und seine Arme um ihre Taille schlang. Es fühlte sich gut an, sie so nah bei sich zu haben. Ihren würzigen Duft einzusaugen und einfach nur ihre Wärme zu genießen.
Zunae gab ein Geräusch von sich, das fast wie ein Schnurren klang. Ein Zeichen, dass es ihr gefiel. Seine starke Brust an ihren Rücken ließ sie fast vergessen, über was sie gesprochen hatten. »Nein, aber erlaubst du mir, einen Verhütungstrank zu nehmen?«, fragte sie zögerlich. Sie wusste nicht, ob in den Nordlanden Intimitäten nur zum Zeugen von Nachkommen üblich waren, oder ob sie diese auch zum Spaß nutzen. In den Südlanden war es nicht unüblich, einen solchen Trank zu nutzen.
Yelir stieß den Atem aus, denn so richtig kannte er sich damit nicht aus. Ob das ihren Körper schadete? »Gut, aber du musst mich darüber in Kenntnis setzen, wann du ihn nimmst und wann nicht«, sagte er schließlich, denn er wollte ihr die Entscheidung in dem Punkt nicht abnehmen, nur wissen, worauf er sich einließ.
Yelir spürte, wie sich Zunae an ihn lehnte. »Danke«, hauchte sie erleichtert. Sie hätte es auch ohne seine Zustimmung genommen, aber so war sie noch sicherer.
Yelir schmunzelte und erhob sich dann, wobei er Zunae in seinen Armen hielt. »Zeit für das heiße Wasser«, entschied er, denn sie zitterte leicht.
Da er sie im Arm gehalten hatte, fühlte er sich auch sauber genug, um ins Wasser zu gehen. Zudem sollte sie erst einschlafen, wenn sie eine gemütliche Position hatten.
Zunae gab einen überraschten Laut von sich, doch sie hielt sich lediglich fest, ohne ein Zeichen von Panik.
Yelir nahm das zufrieden zur Kenntnis und schritt mit ihr im Arm auf die heiße Quelle zu. Sie würde hoffentlich die Entspannung bieten, die beide so nötig hatten.
Es war nicht nur die Reise, die sie Kraft gekostet hatte. Es waren die Geschehnisse der vergangenen Wochen und Yelir war sich sicher, dass noch sehr viel Arbeit auf sie zukommen würde.



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